Zusammenfassung
In transdisziplinären und transformativen Forschungsprojekten arbeiten Akteure zusammen, deren Handeln verschiedenen Wertsystemen und Regeln folgt, die unterschiedliche Dinge als Risiko und Chance begreifen und nicht dieselben Strategien im Umgang mit Risiken anwenden. Die Herausforderung besteht darin, das Potenzial dieser Vielfalt fruchtbar zu machen und mit den Konflikten, die daraus entstehen können, konstruktiv umzugehen. Voraussetzung dafür ist, die Unterschiedlichkeit der Handlungslogiken und Risikokulturen zu verstehen und sie nicht (allein) an den Individuen festzumachen. Der Beitrag stellt dafür einen systemtheoretischen Analyserahmen zur Verfügung, in dem die Projektbeteiligten als Angehörige gesellschaftlicher Teilsysteme verstanden werden und der bei der Planung eines Projekts oder zur Selbstreflexion während der Durchführung verwendet werden kann. Der Analyserahmen wird vorgestellt und auf die Teilsysteme Wissenschaft, Politik, Recht, Wirtschaft und Zivilgesellschaft angewendet. Am Beispiel kommunaler Akteure wird gezeigt, dass ein Akteur mehreren Teilsystemen angehören kann. Anhand vielfältiger Erfahrungen wird diskutiert, was das Zusammentreffen von Teilsystemen für die Arbeit und das Risikomanagement in einem Projekt bedeutet.
Chapter PDF
Similar content being viewed by others
Schlüsselwörter
Literatur
Arnold, A., & Piontek, F. (2018). Zentrale Begriffe im Kontext der Reallaborforschung. In R. Defila & A. Di Giulio (Hrsg.), Transdisziplinär und transformativ forschen. Eine Methodensammlung (S. 143–154). Wiesbaden: Springer VS. https://doi.org/10.1007/978-3-658-21530-9_8.
Baecker, D. (2016). Wirtschaft als funktionales Teilsystem. In A. Maurer (Hrsg.), Handbuch der Wirtschaftssoziologie (S. 163–180). Wiesbaden: Springer VS.
Bechmann, G., & Stehr, N. (2000). Risikokommunikation und die Risiken der Kommunikation wissenschaftlichen Wissens: Zum gesellschaftlichen Umgang mit Nichtwissen. GAIA, 9 (2), (S. 113–121).
Beecroft, R. (2019). Das „Transformative Projektseminar“ – didaktische Ansätze und methodische Umsetzung. In R. Defila & A. Di Giulio (Hrsg.), Transdisziplinär und transformativ forschen, Band 2. Eine Methodensammlung (S. 293-337). Wiesbaden: Springer VS.
Bonß, W. (2011). (Un-)Sicherheit in der Moderne. In P. Zoche, S. Kaufman & R. Haverkamp (Hrsg.), Zivile Sicherheit. Gesellschaftliche Dimensionen gegenwärtiger Sicherheitspolitiken (S. 43–109). Bielefeld: transcript.
Brugger, P. (2009). Der IT Business Case. Wiesbaden: Springer.
Callies, G.-P. (2006). Systemtheorie: Luhmann/Teubner. In S. Buckel, R. Christensen & A. Fischer-Lescano (Hrsg.), Neue Theorien des Rechts (S. 57–74). Stuttgart: Lucius & Lucius.
Crouch, C. (2008). Postdemokratie. Frankfurt a. M.: Suhrkamp.
DIN ISO 31000 (2018). Risikomanagement – Leitlinien (ISO 31000:2018). https://doi.org/10.31030/2880923.
Douglas, M. (1992). Risk and blame essays in cultural theory. London: Routledge.
Egner, H. (2008). Warum konnte das nicht verhindert werden? Über den (Nicht-)Zusammenhang von wissenschaftlicher Erkenntnis und politischen Entscheidungen. In C. Felgentreff & T. Glade (Hrsg.), Naturrisiken und Sozialkatastrophen (S. 421–433). Berlin, Heidelberg: Springer.
Fischer, S. (2016). Risiko und Risikokultur – Konzepte für die Beschreibung und Analyse des gesellschaftlichen Umgangs mit Unsicherheit. Zeitschrift für Außen- und Sicherheitspolitik, 9 (2), (S. 191–200).
Hanebuth, A., Lee, R., Meschke, S., & Nicklas, M. (2015). Schlussbetrachtung. In A. Hanebuth, R. Lee, S. Meschke, & M. Nicklas (Hrsg.), Forschungskooperationen zwischen Wissenschaft und Praxis. Erkenntnisse und Tipps für das Management (S. 225–233). Wiesbaden: Springer Gabler.
Heldrich, A. (2015). Die zivilrechtliche Haftung für Schäden durch wissenschaftliche Betätigung. Ordnung der Wissenschaft, (3), (S. 155–164).
Hill, H. (2016). Innovationsmanagement in der Verwaltung. In Innovativer Staat 2017. Das Jahrbuch für die Verwaltung der Zukunft (S. 66–67). Berlin: Wegweiser Media & Conferences GmbH.
Hoitsch, H. J., Winter, P., & Bächle, R. (2005). Risikokultur und risikopolitische Grundsätze: Strukturierungsvorschläge und empirische Ergebnisse. Controlling und Management, 49 (2), (S. 125–133).
Huber, I. (2013). Wissenschaft als Beruf? Das Paradox des heutigen Wissenschaftsverständnisses. Bulletin der Vereinigung der Schweizerischen Hochschuldozierenden, 3 (4), (S. 34–37).
Jahner, S., & Kremar, H. (2005). Risikokultur als zentraler Erfolgsfaktor für ein ganzheitliches IT Risk Management. IM Information Management & Consulting, (2), (S. 47–54).
Joas, H. (2005). Die kulturellen Werte Europas. Eine Einleitung. In: H. Joas & K. Wiegandt (Hrsg.), Die kulturellen Werte Europas (S. 11–41). Frankfurt: Fischer Taschenbuch.
Kepplinger, H.-M. (2009). Politikvermittlung. Wiesbaden: Verlag für Sozialwissenschaften.
Köglberger, K., Dietz, R., Eller, C., Piontek, F. M., Albiez, M., & Potthast T. (2019). Schutz in der Exposition, Schutz für die Exposition – Wie man in transdisziplinären und transformativen Forschungsformaten mit Ungewohntem und erhöhter Aufmerksamkeit umgeht. In R. Defila & A. Di Giulio (Hrsg.), Transdisziplinär und transformativ forschen, Band 2. Eine Methodensammlung (S. 93-138). Wiesbaden: Springer VS.
Kromschröder, B. (2003). Risiko – Risikoforschung – Risikokommunikation. In J. Geiss, D. Wortmann & F. Zuber (Hrsg.), Nachhaltige Entwicklung – Strategie für das 21. Jahrhundert? (S. 123–142). Wiesbaden: VS Verlag für Sozialwissenschaften.
Link, P. (2001). Risikomanagement in Innovationskooperationen. Ein Ansatz zur fairen Aufteilung von Chancen und Risiken. Dissertation, ETH Zürich.
Luhmann, N. (1984). Die Wirtschaft der Gesellschaft als autopoietisches System. Zeitschrift für Soziologie, 13 (4), (S. 308–327).
Luhmann, N. (1988). Die Wirtschaft der Gesellschaft. Frankfurt a. M.: Suhrkamp.
Motel, J., & Richter, M. (2016). Risikomanagement in einer Bundesbehörde. VM Verwaltung & Management, 22 (2), (S. 73–82).
Möller, H., & Bruck, E. (1980). Kommentar zum Versicherungsvertragsgesetz und zu den Allgemeinen Versicherungsbedingungen unter Einschluss des Versicherungsvermittlungsrechtes. Berlin: De Gruyter.
Puttrowait, E., Dietz, R., Gantert, M., & Heynold, J. (2018). Der Weg zum Realexperiment – Schlüsselakteure identifizieren, Kooperationsstrukturen aufbauen, Projektideen auswählen. In R. Defila & A. Di Giulio (Hrsg.), Transdisziplinär und transformativ forschen. Eine Methodensammlung (S. 195–232). Wiesbaden: Springer VS.
Rayner, S. (1992). Cultural Theory and risk analysis. In S. Krimsky & D. Golding (Hrsg.), Social theories of risk (S. 83–115). Santa Barbara: Praeger Publishers.
Reichel, A. (2012). Die Zivilgesellschaft der Gesellschaft? Systemtheoretische Beobachtungen eines unruhigen Funktionssystems. In S. Jansen, E. Schröter & N. Stehr (Hrsg.), Bürger. Macht. Staat? – Neue Formen der gesellschaftlichen Teilhabe, Teilnahme und Arbeitsteilung (S. 53–73). Wiesbaden: Springer Fachmedien.
Renn, O. (2008). Concepts of risk: an interdisciplinary review part 1 – disciplinary risk concepts. GAIA, 17 (1), (S. 50–66).
RLSS (Reallabor Space Sharing, ABK Stuttgart) (Hrsg.). (2018). One Space Fits All – Space Sharing Report. Erfahrungsbericht und Empfehlungen aus zwei Jahren Betriebserfahrung des Reallabor Space Sharing-Pilotprojekts. Staatliche Akademie der Bildenden Künste Stuttgart.
Rudzio, W. (2015). Das politische System der Bundesrepublik Deutschland. Wiesbaden: Springer Verlag.
Schimank, U. (2007). Theorien gesellschaftlicher Differenzierung. Wiesbaden: VS Verlag für Sozialwissenschaften.
Schimank, U. (2012). Wissenschaft als gesellschaftliches Teilsystem. In S. Maasen, M. Kaiser, M. Reinhart & B. Sutter (Hrsg.), Handbuch Wissenschaftssoziologie (S. 113–123). Wiesbaden: Springer Fachmedien.
Schmitz, T., & Wehrheim, M. (2006). Risikomanagement. Grundlagen – Theorie – Praxis. Stuttgart: Kohlhammer.
Schneidewind, U., & Singer-Brodowski, M. (2014). Transformative Wissenschaft: Klimawandel im deutschen Wissenschafts- und Hochschulsystem. Marburg: Metropolis.
Trenks, H., Waitz, C., Meyer-Soylu, S., & Parodi, O. (2018). Mit einer Realexperimentreihe Impulse für soziale Innovationen setzen – Realexperimente initiieren, begleiten und beforschen. In R. Defila & A. Di Giulio (Hrsg.), Transdisziplinär und transformativ forschen. Eine Methodensammlung (S. 233–268). Wiesbaden: Springer VS.
VDI 4006 Blatt 1 (2015). Menschliche Zuverlässigkeit – Ergonomische Forderungen und Methoden der Bewertung. VDI Richtlinie, hrsg. vom Verein Deutscher Ingenieure e. V. Düsseldorf.
Weißensteiner, C. (2014). Reputation als Risikofaktor in technologieorientierten Unternehmen. Status Quo – Reputationstreiber – Bewertungsmodell. Wiesbaden: Springer Fachmedien.
Author information
Authors and Affiliations
Corresponding author
Editor information
Editors and Affiliations
Rights and permissions
Open Access Dieses Kapitel wird unter der Creative Commons Namensnennung 4.0 International Lizenz (http://creativecommons.org/licenses/by/4.0/deed.de) veröffentlicht, welche die Nutzung, Vervielfältigung, Bearbeitung, Verbreitung und Wiedergabe in jeglichem Medium und Format erlaubt, sofern Sie den/die ursprünglichen Autor(en) und die Quelle ordnungsgemäß nennen, einen Link zur Creative Commons Lizenz beifügen und angeben, ob Änderungen vorgenommen wurden.
Die in diesem Kapitel enthaltenen Bilder und sonstiges Drittmaterial unterliegen ebenfalls der genannten Creative Commons Lizenz, sofern sich aus der Abbildungslegende nichts anderes ergibt. Sofern das betreffende Material nicht unter der genannten Creative Commons Lizenz steht und die betreffende Handlung nicht nach gesetzlichen Vorschriften erlaubt ist, ist für die oben aufgeführten Weiterverwendungen des Materials die Einwilligung des jeweiligen Rechteinhabers einzuholen.
Copyright information
© 2019 Der/die Herausgeber bzw. der/die Autor(en)
About this chapter
Cite this chapter
Gonser, M., Eckart, J., Eller, C., Köglberger, K., Häußler, E., Piontek, F.M. (2019). Unterschiedliche Handlungslogiken in transdisziplinären und transformativen Forschungsprojekten – Welche Risikokulturen entwickeln sich daraus und wie lassen sie sich konstruktiv einbinden?. In: Defila, R., Di Giulio, A. (eds) Transdisziplinär und transformativ forschen, Band 2. Springer VS, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-658-27135-0_3
Download citation
DOI: https://doi.org/10.1007/978-3-658-27135-0_3
Published:
Publisher Name: Springer VS, Wiesbaden
Print ISBN: 978-3-658-27134-3
Online ISBN: 978-3-658-27135-0
eBook Packages: Social Science and Law (German Language)