Zusammenfassung
Dieser Beitrag wendet sich dem Verhältnis von digital edierten Texten und erklärender Annotation zu. Im Kontext der digitalen Editorik spielen Annotationen insbesondere bei der grundlegenden Modellierung von Texten eine bestimmende Rolle, etwa bei der Auszeichnung der Texte mittels TEI. Der Fokus gilt jedoch nicht primär dieser viel diskutierten Einrichtung von Texten mit Hilfe von strukturierendem Markup, sondern einer bislang weit weniger in den Fokus der Diskussion gerückten Form der Annotation, die gleichwohl bereits eine klassische Komponente der editorischen Texterschließung darstellt: Erklärende Annotationen reichern den Text in der Form eines Kommentars an. Im digitalen Medium ist es möglich, durch gestufte Annotationen, wie sie im Projekt TEASys (Tübingen Explanatory Annotations System) entwickelt wurden, etwa implizite Wissensannahmen von Leser*innen offen zu legen sowie Worterklärungen in Abgrenzung von intertextuellen Verweisen und Kontextinformationen zu benennen.
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1 Einleitung
Annotationen gehören ohne Zweifel zu den charakteristischsten Techniken des Umgangs mit Texten im digitalen Zeitalter, und zwar auf so vielen Ebenen, dass sie vielleicht sogar überhaupt als gemeinsamer Nenner aller Bemühungen auf dem Gebiet der digitalen Textaufbereitung und -analyse angesehen werden können. Annotiert wird bei der computerlinguistischen Auswertung von grammatikalischen Textstrukturen und der Identifizierung von Features, bei der Aufbereitung von Texten für Editionen, bei der semantischen Textanalyse, beim Aufspüren von Entitäten im Text und auch bei der eher in der Soziologie verbreiteten Inhaltsanalyse.
Bereits John Unsworth hat das Annotieren zu der von ihm zusammengestellten Liste der „scholarly primitives“Footnote 1 in den Geisteswissenschaften gezählt, also zu jenen Techniken, die so grundlegend sind, dass sie über die Disziplinen hinweg als elementare Bausteine der geisteswissenschaftlichen Arbeit angesehen werden können. Annotating erscheint bei ihm gleichberechtigt neben den allgemeinen Tätigkeiten des Discovering, Comparing, Referring, Sampling, Illustrating und Representing. Es stellt sich aber die Frage, ob dem Annotieren, zu dem Unsworth in seinem Überblick interessanterweise in der Folge deutlich weniger Worte verliert als zu anderen ‚primitives‘, nicht allein schon aufgrund seines geringeren Abstraktionsgrades eine besondere Rolle in dieser Aufstellung zugehört: Anders als etwa das Auffinden und Vergleichen von Textstellen ist Annotieren explizit an einen Schreibvorgang und eine entsprechende Tätigkeit gebunden. Annotationen sind nicht nur gedankliche Konzeptionen, sondern Texte, die an andere Texte herangetragen werden und sich dementsprechend auch materiell in Prätexte einschreiben.Footnote 2 Sie stehen damit in einem Mittelbereich zwischen Lesen und Schreiben, im wissenschaftlichen Kontext dann aber vor allem zwischen Primärtext und Analyse oder Interpretation. „Mesotexts“ hat Peter Boot daher Annotationen genannt,Footnote 3 und in der Tat lässt sich die Annotation als die vielleicht bestimmende paratextuelle Form des digitalen Zeitalters bezeichnen.
Annotationen haben – als Text – dementsprechend immer auch eine mediale Komponente, was mit ein Grund dafür ist, dass sie als digitale Arbeitstechnik so bestimmend hervortreten, aber auch dafür, dass man sich mit ihnen unter dem Aspekt des Medienwandels näher beschäftigen sollte. In Arbeiten insbesondere zur semantischen Textanalyse ist immer wieder hervorgehoben worden, dass digitales Annotieren letztendlich die Fortsetzung der altehrwürdigen Kommentar- und Glossierungspraxis in analogen Büchern darstellt, die bis in die Antike zurückreicht und sogar bis zu der Verfestigung und Erstellung von neuen Texten geführt hat, die sich an den zu kommentierenden Text anlagern.Footnote 4 Auch die literaturwissenschaftliche Arbeit selbst wird oftmals unter diesem Gesichtspunkt als Fortführung traditioneller, ans Buchmedium gebundener Arbeitstechniken wie dem Hervorheben von wichtigen Textstellen durch Unterstreichen oder dem Beifügen von Notizen am Seitenrand angesehen.Footnote 5 Die Ubiquität der digitalen Annotation richtet also die Aufmerksamkeit auch auf diese im literaturwissenschaftlichen Betrieb oft schamhaft verschwiegene Tätigkeit des Lesens und Durcharbeitens, und zwar so stark, dass mitunter vernachlässigt wird, dass das Annotieren zumindest in der konventionellen Literaturwissenschaft ja nur eine Vorstufe der interpretatorischen Arbeit darstellt, die insbesondere durch die narrative Ausformulierung einer Interpretationserzählung ergänzungsbedürftig ist.Footnote 6 Ähnlich wie bei der Wittgenstein’schen Leiter, die nach getaner Arbeit umgestoßen wird, werden die Vorarbeiten zumeist durch diese Interpretationserzählung aufgehoben, und nicht zuletzt deshalb mag heute noch Literaturwissenschaftlern der Gedanke, diese Annotationen als Forschungsdaten zu sammeln, ziemlich fremd vorkommen.
Jedoch ist das wahre Potenzial von Annotationen für digitale Methoden bekanntlich nur dann nutzbar, wenn diese nicht idiosynkratisch erfolgen, sondern Standards entsprechen, die die Annotationen dann auch intersubjektiv bzw. interoperational austauschbar und formalisierbar machen.Footnote 7 Damit verschiebt sich die Aufmerksamkeit von der Interpretationsnarration auf die Annotationsarbeit, denn Standards und Formalisierung fördern die Abstraktion und nicht die übergreifende Erzählung. Jene digitalen Annotationsformen, die im Fokus der Diskussion der Digital Humanities stehen, sind dementsprechend meist punktuell und kurzgefasst, und nicht, wie manche der angerufenen Vorbilder aus der Kommentartradition, die als Annotationen bereits in die Narration übergreifen, ausschweifend und individuell.Footnote 8
Durch diesen Zusammenschluss von Annotationstechniken und literaturwissenschaftlicher Arbeit, wie er durch die formalisierenden Methoden der Digital Humanities gefördert wird, kommt nun auch die Frage nach der determinierenden Wirkung von Annotationen und allgemein von Analysetechniken in den Blick. In dem Moment, in dem Annotationen einen so hohen Stellenwert bei der literaturwissenschaftlichen Arbeit bekommen, dass sich die Modellierung von Texten in das Markup verlagert,Footnote 9 stellen sich nicht nur Fragen der Standardisierung und Formalisierung einer früher mehr oder minder wild wuchernden Praxis, sondern auch sozusagen als Gegenbewegung die Frage, wie trotz all dieser Kategorisierung und Vereinheitlichung die potenzielle Bedeutungsfülle von Texten im Annotationsmodell bewahrt werden kann. Wenn die literaturwissenschaftliche Praxis wesentlich aus Annotation besteht, dann liegt der Gedanke nahe, nach Formen eines Hermeneutic Markups zu suchen, also nach einem Annotationskonzept, das formalisiert und trotzdem zugleich nicht-deterministisch ist und unterschiedliche Sichtweisen auf einen Text zulässt.Footnote 10
Interessanterweise sind Hermeneutic-Markup-Modelle jedoch vor allem im Kontext von Annotationsansätzen erprobt worden, die sich auf formale oder narratologische Textanalysen beziehen. Diejenige Annotationsform aber, die der althergebrachten Tradition der Marginalglossierung vielleicht sogar am nächsten von allen Annotationsformen kommt und (im Sinne von Boots Mesotext) das vielleicht ausgeprägteste Bindeglied zwischen ‚objektiver‘ Primärtextanalyse und literaturwissenschaftlicher Interpretation darstellt, ist überraschenderweise im Kontext der Digital Humanities noch relativ wenig beachtet worden. Die Rede ist vom Kommentar, der wissenschaftlichen Editionen beigegeben wird und dort der Texterläuterung dient. Wir wollen im Folgenden zeigen, dass in der Diskussion um diese im Buchmedium etablierte Annotationsform bereits viele Fragestellungen vorweggenommen sind, die auch in der Reflexion über die literaturwissenschaftliche Geltung von Digital-Humanities-Methoden wiederkehren, was ein Nachdenken über diese spezifische Art von Markup – und überhaupt eine differenziertere Betrachtung von unterschiedlichen Annotationsformen – lohnend erscheinen lässt. Zudem wollen wir mit dem von Matthias Bauer und Angelika Zirker entwickelten System ‚TEASys‘ (Tübingen Explanatory Annotations System) ein Modell für eine Kommentarform diskutieren, das die Vorteile der Digitalisierung und Formalisierung von Annotationen nutzt, dabei aber gleichzeitig der Bedeutungsfülle von Texten gerecht werden will, sowie einige ausgewählte Probleme einer solchen Konzeption exemplarisch vorstellen.
2 Der Kommentar unter digitalen Bedingungen
Dass der Kommentar als Annotationsform in den Reflexionen über die Digital Humanities bislang noch selten Thema geworden ist, liegt wohl nicht zuletzt daran, dass diese Form der Texterläuterung auch in ihrer konventionellen Ausprägung als notorisch untertheorisiert gilt. Kommentieren entsteht in den meisten Fällen aus der Praxis und richtet sich nach den zumeist ganz unterschiedlichen Bedingungen der zu kommentierenden Texte. Reflexionen über das Kommentieren sind daher selten und verbleiben notwendigerweise auf einer sehr allgemeinen Ebene, schon allein aus dem Bewusstsein, dass nicht für jeden Textfall vorgesorgt werden kann.
Dennoch hat natürlich auch der Kommentar gewisse Zielsetzungen, die sich zum Teil implizit aus den Editionen erschließen lassen, zum Teil aber auch offen ausgesprochen werden. Als ein Grundprinzip des Kommentars kann wohl gelten, dass er das Verständnis eines Textes befördern soll, und zwar insbesondere jenes Verständnis, das durch die historische (oder kulturelle) Distanz zum zu kommentierenden Text verstellt ist. Der Text soll also vom heutigen Leser so gut verstanden werden können, wie ihn ein zeitgenössischer Leser hätte verstehen können. Worin jedoch genau diese Wissensdifferenz vom heutigen zum zeitgenössischen Leser besteht und wie ideal man sich letzteren vorzustellen hat, ist bereits eines der ersten Probleme, die der Kommentar aufwirft. Verfügte der zeitgenössische Leser tatsächlich über alle Wissenskontexte, die der Kommentar einer Ausgabe nachliefert, und wie weit darf man überhaupt bei der Erhellung der zu kommentierenden Texte gehen? Bei Siegfried Scheibe ist noch zu lesen, dass der Kommentar die Aufgabe habe, „zum eindeutigen Verständnis des Textes“ beizutragen.Footnote 11 Dieser Interpretationsoptimismus wird in späteren theoretischen Grundlegungen nicht mehr geteilt. Besonders deutlich wird dies etwa bei dem programmatischen Aufsatz von Gunther Martens mit dem Titel Kommentar – Hilfestellung oder Bevormundung des Lesers?,Footnote 12 der die selbst aufgeworfene Frage klar mit der zweiten Antwortalternative beantwortet und von dort aus die Kommentarpraxis grundsätzlich angreift: Kommentar ist Deutung des Textes, eine Umgangsform mit Texten also, gegen die grundsätzlich noch nichts einzuwenden wäre, allerdings erhalte diese Deutungsform in der kritischen Ausgabe durch die Beigabe zum Text kanonische Wirkung, die den Interpretationsansatz des Kommentars unzulässigerweise verabsolutiere:
Erhält nicht eine Interpretation automatisch einen anderen Status, sobald sie sich als Bestandteil einer kritischen Edition präsentiert? Deren Text soll dem Leser eine sichere Grundlage seiner Beschäftigung mit dem Werk bieten. Die Forderung nach höchster Authentizität [...] weckt beim Leser eine Erwartung, die sich notwendig auch auf Kommentar und Erläuterung ausweitet. Anders als die Werkdeutung, die unter dem Namen des Interpreten in einer eigenständigen Veröffentlichung erscheint oder auch als Aufsatz in der Fachzeitschrift publiziert wird, erhält der Kommentar innerhalb einer Edition gleichsam die Dignität des kritisch hergestellten Textes: zuverlässig, abgesichert, authentisch.Footnote 13
Es ist nicht zu übersehen, dass Martens’ Argumentation medial gebunden erscheint und implizit von den Bedingungen des Druckmediums ausgeht: Die Dignität erhält der Kommentar durch die Integration „innerhalb einer Edition“, die eben ein anderes textliches Umfeld als eine Monographie oder eine Fachzeitschrift bietet. Es stellt sich daher die Frage, inwieweit Martens’ Behauptung auch mit diesen medialen Voraussetzungen steht und fällt. Denn es gehört ja gerade zu den Eigenarten digitaler Editionen, dass diese zumeist nicht mehr den einen, gesicherten Text in den Mittelpunkt stellen, sondern in der Regel unterschiedliche Textversionen liefern, die ohne die räumlichen Beschränkungen des Drucks simultan präsentiert werden können. Damit haben digitale Editionen eine ent-kanonisierende und eine entgrenzende Wirkung,Footnote 14 die so gesehen auf den Kommentar übergreifen sollte. „The electronic medium brings permanence […] into question, and with it what we mean by authority, how it is established and maintained“, wie McCarty den Sachverhalt ausdrückt.Footnote 15
Ist der Kommentar unter digitalen Bedingungen daher ähnlich neu zu denken wie die Edition? Digitale Editionen enthalten, wie Patrick Sahle herausgearbeitet hat, „fast zwangsläufig mehr als die traditionelle Edition“.Footnote 16 Dieses Mehr besteht insbesondere auch in einer Verschiebung von der Konzentration auf den Einzeltext (als linguistischen Code) hin zu den Kontexten, die „durch den Wegfall der Mengenbeschränkung und durch die grundsätzliche Netzstruktur der digitalen Publikation“ befördert werde.Footnote 17 Fast scheint es so, als wäre also eine völlig entgrenzte Kommentierungspraxis (und damit auch die Auflösung der Grenze zwischen Laien und Experten) denkbar bzw. greifbar nahe, die noch dazu in der Lage ist, nicht nur eine Deutung des Textes nahezulegen, sondern ähnlich multiperspektivisch in den Dialog mit dem Text einzutreten wie die digitale Edition selbst. Eine solche Praxis ließe sich etwa mit dem Gedanken des Semantic Web verbinden, wo (zumindest auf den ersten Blick) alle Wissensbestände mit allen verknüpft sind,Footnote 18 oder mit anderen Multiplizierungsmöglichkeiten der digitalen Welt wie etwa Crowd-Sourcing-Verfahren, welche die von Martens gefürchtete Bevormundung des Lesers mit den quasi-demokratischen Strukturen der berüchtigten Schwarmintelligenz aushebeln könnte: Wenn jeder Nutzer seinen eigenen Blick auf den Text qua Annotation einbringen kann, dann ist automatisch davon auszugehen, dass die Pluralität der Deutungsmöglichkeiten, die ein Leser aus dem Text herausziehen kann, auch in dessen Kommentierung eingeht.
Doch ist zu fragen, ob eine solche Entgrenzung nicht derart an den Grundfesten des Kommentars rüttelt, dass sich die Form des Kommentars letztlich auflösen würde. Denn zu den weiteren Anforderungen, die immer wieder in theoretischen Grundlegungen genannt werden, gehört, dass der Kommentar nicht ausschweifend sein soll, sondern stattdessen immer möglichst textbezogen zu bleiben hat.Footnote 19 Das Verhältnis von Kommentar und Text ist, so Karlheinz Stierle, eben keine beliebige intertextuelle Beziehung, sondern das „einer sachbezogenen und sich der Sache, dem kommentierten Text selbst, unterwerfenden Intertextualität“.Footnote 20 Gerade durch den Kommentar werden immer auch Textgrenzen definiert und Textprofile geschärft. Jan Assmann hat darauf hingewiesen, dass der Kommentar auch kanonisierende Wirkung auf den kommentierten Text selbst hat: Nur jene Texte, die es wert sind, werden überhaupt kommentiert, und die Glossierung wird vice versa zum Indikator für die herausgehobene Bedeutung des kommentierten Prätextes.Footnote 21
Die Beschränkung auf den Textbezug ergibt sich also nicht nur aufgrund der materiellen Beschränkungen des zur Verfügung stehenden Platzes einer Buchedition (bzw. der damit verbundenen Unübersichtlichkeit der Verweismöglichkeiten mit steigender Komplexität), die medial durch die digitalen Vernetzungsmöglichkeiten aufgelöst werden könnte, sondern bis zu einem gewissen Grad aus der traditionellen Prägung der Textsorte ‚Kommentar‘ selbst, die letztlich immer einen „reduktionistischen Charakter“ aufweist.Footnote 22 Zugleich ist dem Kommentar aber immer auch ein Moment der Überschreitung inhärent, das sich aus der Zielsetzung der andauernden Aktualisierung der Verstehensbedingungen des zu kommentierenden Textes ergibt: Wenn es Aufgabe des Kommentars ist, die historische oder kulturelle Lücke zwischen dem Verständnishorizont, der für den Text veranschlagt werden kann, und dem aktueller Leser zu überbrücken, dann kann der Kommentar nie abgeschlossen sein, da immer neue Erklärungsschichten an den Text angelagert werden müssen, um den Text im Fortgang seiner Rezeptionsgeschichte verständlich zu machen.Footnote 23 Der Kommentar bewegt sich damit im Spannungsfeld von Offenheit und Geschlossenheit, zwischen Beschränkung und Erweiterung der Kontexte.Footnote 24 Im analogen Buchmedium wird diese Spannung durch den beschränkten Marginalraum, der für die Kommentierung zur Verfügung steht, austariert, der sich nun durch das digitale Medium potenziell öffnet.
Es stellt sich somit die Frage, ob den Kommentar im digitalen Zeitalter neu zu denken dann nicht auch hieße, die ‚vereindeutigende‘ oder auch die ‚Verständnis befördernde‘ Funktion des Kommentars in diesem Spannungsfeld neu zu denken. Angesprochen sind damit nicht zuletzt die Überlegungen, inwieweit die Methoden der Digital Humanities tatsächlich einen neuen Blick auf die Objekte der Geisteswissenschaften eröffnen oder lediglich performativere Verfahren zur Umsetzung des Althergebrachten mit sich bringen. Walter Morgenthaler hat letztere Möglichkeit, „Technik […] als bloßes Mittel zur bequemeren Erreichung dessen, was man sowieso schon ohne sie wollte“, als „fantasielos“ bezeichnet und stattdessen die Potenziale eines „kreativen Zusammenspiels“ und des „Lustmoment[es], welches nur direkte Berührung gewährt“, beschworen, die von einem neu gedachten digitalen Kommentar ausgehen könnten.Footnote 25 Konkret schlägt Morgenthaler vor, neben einem „objektiven, zur Gültigkeit tendierenden, allgemein leser-orientierten Kommentar“ auch einen „subjektiven, rein arbeitsbezogenen, internen Kommentar“ der Edition beizugeben.Footnote 26 Damit sind letztlich ähnliche Formen wie die zu Beginn angesprochenen Annotationsarbeitstechniken aufgerufen, die den Unterstreichungen und Randnotizen im konventionellen Buchmedium entsprechen. Zugleich stellen sich damit aber auch dieselben Probleme, denn es dürfte zu diskutieren sein, inwieweit das Teilen von ungeordneten und vorläufigen Notizen ohne systematisierende Interpretationsnarration einen literaturwissenschaftlichen Mehrwert ergibt. Auf der einen Seite kann durch den vorläufigen und fragmentarischen Charakter des ‚subjektiven‘ Kommentars der Problemcharakter eines Textes und die damit verbundene prinzipielle Unabgeschlossenheit literaturwissenschaftlicher Deutungsarbeit explizit in Erinnerung gerufen werden, auf der anderen Seite könnte die tatsächliche praktische Verwertbarkeit dieser Notizen insbesondere dann an der schieren Fülle des Materials scheitern, wenn der ‚subjektive‘ Kommentar in dem Crowd Sourcing ähnlichen Verfahren gleich in einer Vielzahl von Forscherstimmen potenziert wird, die den Text mit ihren Kommentierungen versehen. Die Notwendigkeit zur Beschränkung ergibt sich nicht allein aus der materiellen Begrenzung des Kommentars, sondern auch aus der beschränkten Verarbeitungskapazität seiner Leser.Footnote 27
Hilfsmittel gegen eine solche Unübersichtlichkeit wäre die Standardisierung von Annotationen, die es zudem erlaubte, die Anmerkungen zu formalisierbaren Kategorien zu bündeln und so die Grundlage für deren rechnerische Auswertung zu schaffen;Footnote 28 die Schwierigkeit dabei liegt wiederum im Austarieren der Vielgestaltigkeit der Formen und der abstrahierten Modellierung eines Kategorienschemas.
Eine bloße Aufteilung des Kommentars in die beiden Stufen ‚subjektiv‘ und ‚objektiv‘, wie sie bei Morgenthaler vorgesehen ist, greift wohl zu kurz, da sie Gefahr läuft, den ‚objektiven‘ Kommentar mit dem Nimbus des Authentischen, Eindeutigen zu versehen, den Martens als anmaßend kritisiert hat, demgegenüber der bloß ‚subjektive‘ Kommentar ohnedies an Bedeutung verlieren dürfte. Zudem gehört die Frage, ob sich überhaupt eine Entscheidung zwischen ‚objektiven‘ und ‚subjektiven‘ oder auch zwischen statisch-unveränderlichen oder dynamischen Kommentarteilen treffen lässt, ebenfalls zu den Kernproblemen der Kommentartheorie. Zweifellos lassen sich positive Daten eindeutig festhalten; wo genau die Grenze zwischen ‚noch objektiv‘ und ‚schon subjektiv‘ anzusetzen ist, dürfte aber wohl strittig sein und von Fall zu Fall verschieden.
Gefragt ist also ein differenzierteres Kategorienschema, das unterschiedliche Kommentarschichten sortiert, ohne ‚Authentisches‘ von ‚Nicht-Authentischem‘ zu trennen, das offen genug ist, um Platz zu schaffen für die Anlagerung von immer neuen Deutungsperspektiven, dabei aber auch ausreichend Struktur vorgibt, mit der der nötige Überblick bewahrt werden kann. In dieser Hinsicht ließen sich standardisierte Annotationstaxonomien geradezu als eine neue Form der paratextuellen Begrenzung verstehen, in die die bündelnde Kraft des beschränkten und zugleich beschränkenden Marginalraums im neuen Medium transformiert wird. Die digitale Annotation eröffnet so eine neue Chance zur Bearbeitung eines alten Problems des Kommentars: nämlich den Ausgleich zu schaffen zwischen seiner Offenheit und Geschlossenheit, zwischen der Festlegung von Bedeutung und dem Aufzeigen von Bedeutungspotenzialen. Damit könnte sich der digitale Kommentar aber zugleich als paradigmatisch erweisen für eine digitale Literaturwissenschaft insgesamt, die von der Spannung zwischen deterministisch-formalisierenden und hermeneutischen Zugängen geprägt ist.
3 Definitheit/Diskretheit und Verankerung von Annotationen im Kontext von Auswerten und Verstehen
Bei dem Versuch, durch entsprechende Kategorien subjektive mit objektiver Kommentierung zu verbinden, stellt sich in besonderer Weise die Frage nach der Funktion des Annotierens. Subjektives Annotieren als sichtbare Spur eines interaktiven Leseprozesses dient in der Regel der persönlichen Erschließung eines Werkes und kann, wenn diese nicht Selbstzweck ist, im oben genannten Sinn Vorstufe eines weiteren individuellen Arbeits- und Verstehensprozesses sein. Objektive bzw. objektivierende Annotation hat eine andere kommunikative Funktion, denn es geht hier in der Regel darum, dass Experten anderen Lesern unter Rückgriff auf gesichertes Wissen beim Verstehen bzw. der Arbeit mit dem betreffenden Text helfen. Auch subjektive Annotierung kann eine externe kommunikative Funktion haben, etwa eine fangemeinschaftsstiftende,Footnote 29 aber natürlich auch eine erklärende, wenn z. B. in einem Seminar persönliche Annotationen ausgetauscht und miteinander verglichen werden.Footnote 30 Darüber hinaus können subjektive Annotationen ihrerseits zum Gegenstand wissenschaftlicher Untersuchungen werden, etwa hinsichtlich von Rezeptionsgeschichte, Leseprozessen und Leserverhalten. Uns geht es demgegenüber um erklärende Annotationen, die Verstehensprozesse gezielt befördern wollen, und ihre Veränderung durch digitale Texte. Dabei spielt eine wesentliche Rolle, dass die Digitalität dazu einlädt, statt der einzelnen Interpretation eines einzelnen Annotators eine Vielfalt von Interpretationen bzw. Aushandlungs- und Diskussionsprozessen abzubilden, die Basis des Expertenwissens zu verbreitern sowie statt eines idealtypischen LesersFootnote 31 eine reale Leserschaft anzusprechen.Footnote 32
Für die erklärende bzw. kommentierende Annotation generell, aber insbesondere für die digitale Annotation ist die Frage der Verankerung und Diskretheit zentral. Digitale Annotationen, die entweder selbst als Markup in einen digitalen Text eingefügt sind bzw. mit diesem in Form von Datenbankeinträgen verbunden sind, müssen folglich sowohl eindeutig dem Text zuzuordnen als auch in ihrer Funktion eindeutig sein. Hier ergibt sich eine Spannung zur prinzipiellen Uneindeutigkeit von Verstehensprozessen, die sich in gedruckten Kommentaren tendenziell leichter kaschieren bzw. adressieren lässt.Footnote 33 Die Notwendigkeit einer klar abgegrenzten Verankerung im Text und einer klar definierten Funktion resultiert aus der originären Rolle digitaler Annotation als einer digitalen Auszeichnung bzw. Aufbereitung von Texten. Ein Beispiel sind die komplexen, aber klar systematischen TEI-Regeln. Systematische Definition und Diskretheit sind unerlässlich, wenn Annotationen dazu dienen, Texte auszuwerten. Dies gilt insbesondere dann, wenn im Sinne des Distant Reading größere Textkorpora im Hinblick auf bestimmte Informationen und Fragestellungen (also z. B. einzeltextunabhängige Strukturen und Entwicklungen) untersucht werden sollen. Von der Auswertung ist das Verstehen von Texten zu unterscheiden. Letzteres ist Angelegenheit bzw. Ziel des konventionellen erklärenden Annotierens bzw. des Kommentars, und hier sind die Phänomene, da es um hermeneutische Prozesse geht, sowohl auf textlicher als auch auf kategorialer Seite miteinander verflochten und oft nicht streng voneinander zu trennen.
Beide Aspekte, das Auswerten und das Verstehen, die Definitheit und Diskretheit einerseits und die Verflochtenheit andererseits, werden durch die digitale erklärende Annotation miteinander in Verbindung gebracht, und das Verhältnis wird einem Klärungsprozess unterzogen. Vereinfacht gesprochen, kann die Digitalisierung des Kommentars bzw. der erklärenden Annotation (im Sinne der Auswertbarkeit) dazu führen, dass deren meist implizite Voraussetzungen und Annahmen sichtbar werden. Und umgekehrt kann die Einbeziehung des Kommentars in die digitale Annotationspraxis deutlich machen, dass Auswertung vielfach auf Verstehen (und damit auf Interpretation) beruht. Wie Gius und Jacke auf der Basis der Annotation narratologischer Kategorien von Zeitstrukturen mittels CATMA (Computer Aided Textual Markup and Annotation) gezeigt haben,Footnote 34 dient ein Kategoriensystem der Klärung von interpretatorischen Widersprüchen und kann z. B. helfen herauszuarbeiten, wann divergierende Interpretationen tatsächlich auf objektive Texteigenschaften, insbesondere Ambiguitäten, zurückzuführen sind, und wann sie andere Ursachen haben, z. B. eine unscharfe Begrifflichkeit. Umgekehrt führt die Einbeziehung des Kommentars in digitale Textpraktiken tendenziell zu einer Klärung der jeweils im Hinblick auf eine Auswertung zu berücksichtigenden Textbedeutung und hilft dadurch, bei quantitativen Untersuchungen später kaum je wieder zu eliminierende Fehlannotationen zu minimieren. Bei der Auswertung größerer, nicht annotierter Textmengen kann die systematische erklärende Annotation von Beispieldaten dazu führen, ein Bewusstsein für mögliche Probleme in der Datenauswertung zu schaffen, etwa im Spannungsfeld von Wortfrequenz und Semantik, d. h. von Wort und Sache.Footnote 35
Auch das Auswerten kann dem Ziel dienen, einen (einzelnen) Text besser zu verstehen. In dieser Hinsicht ergänzen sich die verschiedenen Funktionen der digitalen Annotation: Nicht nur können erklärende Annotationen zum korrekten Markup im Hinblick auf auszuwertende Textkorpora führen, es können auch Auswertungen von textauszeichnenden Annotationen im Gesamttext oder in größeren Korpora zur erklärenden Annotation von spezifischen Textstellen beitragen. So kann etwa einerseits für eine digitale stilistische Untersuchung von Shakespeare-Texten entscheidend sein, ob ein Trigram auch tatsächlich dasselbe bedeutet,Footnote 36 was in der Regel nur im Rahmen einer erklärenden Annotation dargelegt werden kann, und umgekehrt kann die Aufdeckung von identischen Wortfolgen bei der Auswertung zeitgenössischer Korpora wertvolle Informationen für die erklärende Annotation der betreffenden Textstelle bieten.
Für die erklärende digitale Annotation als besondere Form eines Hermeneutic Markup stellen sich also mindestens zwei Bedingungen: Zum einen muss sie, damit sie für die Auswertung nutzbar bleibt und umgekehrt Ergebnisse der Auswertung digitaler Korpora leichter aufnehmen und berücksichtigen kann, klar strukturiert sein. Zum anderen muss sie, wie in Abschn. 1 ausgeführt, offen genug sein, um der auch lokal zu erklärenden Bedeutungsfülle eines Textes gerecht zu werden. Daraus ergibt sich die Idee eines mittelweiten Kategoriensystems, das überdies den Vorteil besitzt, zu einer inhaltlichen Verbesserung der erklärenden Annotation beizutragen, da es im Sinne eines heuristischen Werkzeugs Annotatoren nötigt, über die Funktion ihrer Ausführungen zu reflektieren, ohne sie jedoch durch ein zu detailliert fixiertes Annotationsschema einzuengen. Hier ist der Vorschlag des Tübinger Lehr- und Forschungsprojekts TEASys zu nennen,Footnote 37 das alle Annotationen nach Kategorien (Categories) und Ebenen (Levels) gliedert.Footnote 38 Während insbesondere in analogen Editionsformen überwiegend implizite Annahmen bezüglich der Wissensvoraussetzung beim Leser getroffen werden,Footnote 39 sollen in TEASys solche Entscheidungen offengelegt und systematisiert werden. Jede Annotation zu einer Textstelle umfasst bis zu drei Ebenen der Komplexität und bis zu acht jeweils einzeln digital aufzurufende Kategorien, von denen fünf (Linguistic, Formal, Intratextual, Intertextual, Contextual) die Art der Information bezeichnen, die zur Erklärung herangezogen wird. Eine weitere Kategorie, Interpretive, setzt immer mindestens eine der informierenden Kategorien voraus, wodurch zu einer Klärung des in Kommentaren häufig intransparenten Verhältnisses von Information und Interpretation beigetragen werden soll. Die Kategorie Textual bildet die Brücke zu editionsphilologischen Aspekten der Kommentierung, wobei hier (da es sich um ein Kommentarsystem und nicht um ein Editionssystem handelt) nur diejenigen textphilologischen Aspekte Berücksichtigung finden, die für die Bedeutungserklärung relevant sind. Die Kategorie Questions berücksichtigt die Dynamik und kollaborative Natur der Annotation und trägt dazu bei, mögliche Interpretationsentscheidungen transparent zu machen, aber auch etwa Literaturrecherchen im Sinne der Nachhaltigkeit zu dokumentieren. Während TEASys vor allem für literarische Texte im engeren Sinn gedacht ist, lässt es sich für andere zu erläuternde Textsorten (etwa historiographische Texte, Essays) leicht adaptieren.Footnote 40
Die Praxis der Arbeit mit TEASys hat auf ein weiteres theoretisches Problem im Zusammenhang mit dem Verhältnis von Auswerten und Verstehen aufmerksam gemacht, das auf die grundlegende hermeneutische Frage nach dem Verhältnis von Einzelannotation und Textganzem (siehe Abschn. 3) hinführt: Während ein Markup des Textes immer klare und diskrete Anker braucht, um eine Auswertung zu ermöglichen, ist es bei Fragen des Verstehens nicht immer einfach, den zu annotierenden Textteil (Buchstabe, Wort, Satzteil, Gedichtzeile usw.) klar zu bestimmen und einzugrenzen. Ein Bewusstsein für das Problem scheint bei existierenden digitalen Annotationen und in der Literatur zum Kommentar bislang kaum vorhanden,Footnote 41 es ist aber ubiquitär. So stellt sich z. B. die Frage, wo in einem gereimten Gedicht oder Epos Erklärungen zum Reimschema anzubringen sind: Ist der ganze Text (bzw. die Reimwörter) zu markieren (was unpraktisch und unsinnig wäre) oder nur der erste Reim oder nur ggf. bedeutungstragende Abweichungen?
Ein weiteres Problem der Diskretheit besteht darin, dass an den jeweiligen Textstellen/Ankern verschiedene erklärungsbedürftige Elemente anzutreffen sind bzw. verschiedene Arten von Erklärung an derselben Stelle nötig sind und diese häufig nicht voneinander unterschieden werden. So ist z. B. in Ian McEwans Roman Sweet Tooth der für viele Leser erklärungsbedürftige Satz zu lesen: „Unlike its boisterous infant cousin, the Booker, the Austen didn’t go in for banquets.“Footnote 42 Hier stellt sich z. B. die Frage, ob „Booker“ und „Austen“ separat oder als gemeinsamer Anker zu annotieren sind und wo der Unterschied zwischen der Information über den realen Literaturpreis und der Information über die Tatsache, dass es sich bei the Austen um einen fiktiven Literaturpreis handelt, dokumentiert wird. Das Problem der abgegrenzten Verankerung wird durch digitale Annotationen virulent. In gewisser Hinsicht scheint z. B. bei dem eben genannten Satz das gedruckte Medium der auf diskrete Annotation angewiesenen digitalen Annotationspraxis überlegen, wie das Beispiel der Amazon-x-ray-Annotation in der Kindle-Ausgabe des Romans zeigt.Footnote 43 Die im Rahmen von TEASys für solche Fälle diskutierten Lösungen bestehen darin, Hyperlinks zwischen den jeweiligen Annotationen einzufügen oder neben den Annotationen für die Einzelwörter eine weitere Annotation für den ganzen Satz anzulegen. In jedem Fall hilft die Reflexion der möglichen Verankerung aber auch dabei, die Technik der Mischung von realweltlichen und fiktiven Elementen in McEwans fiktionaler Welt zu erkennen und zu erklären.
Ein weiteres Beispiel für das Problem, zwei benachbarte Wörter sowohl einzeln als auch gemeinsam bzw. in ihrer Relation zueinander annotieren zu müssen, ist Hamlets berühmte Formulierung „A little more than kin, and less than kind“, die im Hinblick auf die Relation von Teil und Ganzem unten in Abschn. 4 diskutiert wird. Die Bedeutungen von „kin“ und „kind“ beeinflussen sich gegenseitig, sodass es wenig sinnvoll ist, hier nur Einzelwörter anklickbar zu machen und mit Einzelannotationen zu versehen. Zugleich ist es aber natürlich im Hinblick auf die Auswertbarkeit annotierter Texte essenziell, bei „kind“ zu dokumentieren, dass hier die natürliche Verwandtschaftsbeziehung im Spiel ist.Footnote 44 Wieder bietet es sich im digitalen Medium an, sowohl ein Einzelwort-Markup vorzunehmen als auch eine Annotation für die ganze Äußerung zu erstellen, die überdies durch das keineswegs klare Verhältnis von „more“ und „less“ zusätzlichen Erhellungsbedarf bekommt.
Zwischen den genannten Verankerungsproblemen von Phänomenen, die einen ganzen Text betreffen (wie das Reimschema) und solchen, die sich auf zwei benachbarte Ausdrücke beziehen, sind noch jene zu nennen, die syntaktische und andere nicht unmittelbar benachbarte Phänomene und entsprechende Bedeutungsrelationen betreffen. Ein Beispiel hierfür ist die Annotation von Shakespeares 23. Sonett, dessen erste Zeile „As an unperfect actor on the stage“ lautet. Natürlich liegt es nahe, für den heutigen Leser „unperfect“ zu erklären (als Form von imperfect), aber neben der reinen Wortbedeutung stellt sich hier die Frage der Aussagebedeutung, denn was ist eigentlich mit „unperfect actor“ gemeint? Die zweite Zeile bietet dafür zugleich erklärenden und verdunkelnden Kontext, „Who with his fear is put beside his part“, der also aus der Rolle fällt oder seinen Text vergisst, aber aufgrund welcher Furcht? Es geht hier nicht darum, diese Fragen zu beantworten, sondern zu zeigen, wie sich sowohl theoretisch als auch praktisch Verankerungsprobleme stellen. Im vorliegenden Fall bekommen sie durch das einleitende „As“ noch eine besondere Schwierigkeit: Erst in der fünften Zeile, „So I, for fear of trust, forget to say“ wird klar, dass es sich hier eindeutig um eine Vergleichspartikel handelt und nicht um eine den Sprecher als Schauspieler identifizierende Konjunktion. Dies hat Auswirkungen auf die Bedeutung der ersten Zeile, denn es macht einen großen Unterschied, ob das lyrische Ich als Schauspieler spricht oder wie ein Schauspieler. Die Annotation der ersten Zeile muss also mindestens die fünfte Zeile einbeziehen, damit klar wird, dass es sich nicht um ein Gedicht über Schauspieler handelt, sondern um die rhetorische Figur der Praeteritio, mit der der Sprecher sagt, was er sagen will, indem er mittels eines Vergleiches sagt, dass er es nicht sagen kann. Solche Herausforderungen an ein systematisches Annotieren sind wiederum nur durch eine Kombination aus Hyperlinks zwischen Einzelannotationen, einer visuell darzustellenden Überlagerung von Annotationen und einer diskontinuierlichen Verankerung zu meistern; durch letztere wird es möglich, eine Annotation auf mehrere separate Wörter und Wortgruppen zu beziehen.
4 Das Verhältnis von lokaler zu globaler Erklärung und Annotation
Die lokale Verankerung wie auch die Diskretheit der Annotationen führt unweigerlich zu weiteren Problemen. Zwei solcher Probleme sollen im Folgenden exemplarisch diskutiert werden: (1) das Verhältnis von Teil und Ganzem eines Textes hinsichtlich des Verstehensprozesses, d. h. die Voraussetzung, die Bedeutung des Ganzen verstanden haben zu müssen, um relevante Annotationen für ein individuelles Item erstellen zu können; sowie (2) die kontextbezogene Identität und Nicht-Identität von Annotationen zu einem gleichlautenden Lemma, d. h. die Relation der Items und Annotationen zueinander. Sind also lokale Erklärungen eines Textes für die Gesamtbedeutung relevant bzw. werden sie durch die Bedeutung des Gesamttextes gedeckt? Verändern sich Bedeutungen im Laufe eines Textes, etwa indem lokale Denotationen oder Anspielungen aufgrund globaler Bedeutungen ausgehebelt werden? Letzteres ist insbesondere im Falle von Mehrdeutigkeiten denkbar, die im Verlauf des Textes erkennbar oder aufgelöst werden.Footnote 45
Ein Beispiel hierfür ist der Titel von Ngaio Marshs 1956 erschienenem Kriminalroman Scales of Justice: Man denkt, insbesondere im Kontext der Gattung, direkt an die Waage der Gerechtigkeit, also an die Wiederherstellung von Gerechtigkeit im Verlauf der Handlung, die angestrebt wird.Footnote 46 Doch stellt sich am Ende des Romans heraus, dass die Metapher von der Autorin reliteralisiert wird und es die Schuppen eines Fisches sind (Engl. Scales), die zur Auflösung des Falls und damit zur Gerechtigkeit führen, also ganz wortwörtlich zu Scales of Justice werden.Footnote 47 Die Frage nach den Verankerungen von Annotationen wurde bereits diskutiert (siehe Abschn. 2); hier stellt sie sich bezüglich einer Annotation zum Titel, und zwar im Hinblick auf die Bedeutung des Titels für den Gesamttext: Weist man direkt am Anfang in einer Titelannotation auf die Ambiguität hin und verrät damit im Sinne eines Spoilers den Ausgang der Handlung, was die Lektüre potenziell hinfällig macht? Oder deutet man auf die strategische Ambiguität des Titels erst am Romanende hin? Ist eine solche Annotation überhaupt relevant? Die letztgenannte Frage deutet darauf hin, dass stets die Funktion einer Annotation in Rechnung gestellt werden muss: Wenn es nur um den Ausgleich der historischen Differenz des Verständnisses geht, ist die Erläuterung hinfällig. Handelt es sich aber um eine Spracherläuterung, etwa für Nichtmuttersprachler, dann ist sie vermutlich nötig und Voraussetzung für das Verstehen des Wortspiels. Bei englischen Muttersprachlern kann man mit einiger Sicherheit davon ausgehen, dass ihnen die Bedeutung von ‚Scales‘ bekannt ist, während dies bei Lernern der Fremdsprache vermutlich nicht der Fall ist.Footnote 48 Gleichermaßen kann eine Annotation aber über die Wortbedeutung hinaus auf die wortspielerische Eigenschaft des Titels hinweisen, die somit einen Baustein der ästhetischen Qualität des Werkes hervorhebt (und, in der Umkehr, wieder für das nicht-hermeneutische Markup eines Textes etwa durch POS-Auszeichnungen o. ä. relevant sein kann, z. B. wenn man den Text auf seine ästhetischen Merkmale hin untersucht).
Gleichzeitig wird hier deutlich, dass die Gattung bei der Art der Kommentierung eines Textes eine Rolle spielt: Beim Kriminalroman stellt sich die Frage nach Inhalt und Verankerung von Annotationen und ihren Inhalten offensichtlich in besonderer Weise, weil bestimmte Plot-Elemente und ihre Rätselhaftigkeit Teil des Vergnügens der Lektüre sind, sprachliches Verstehen allerdings ebenfalls Voraussetzung für dieses Vergnügen ist.
Ein weiteres Problem, das mit der Distinktheit von Annotationen verbunden ist, besteht in der Annotation identischer Textelemente. Der Kontext- und Funktionsbezug von erklärenden Annotationen kann dazu führen, dass ein mehrfach im Text auftauchendes identisches Textelement unterschiedlich annotiert werden muss, obwohl es die gleiche grammatische Bestimmung hat. Ein Beispiel dafür findet sich in William Shakespeares A Midsummer Night’s Dream, in dem das Lexem ‚shadow‘ in unterschiedlichen Bedeutungen vorkommt. In der Kollokation „swift as a shadow“ (1.1.144) etwa bezieht es sich auf etwas, das nur flüchtig existiert,Footnote 49 in Pucks Anrede von Oberon als „king of shadows“Footnote 50 auf die Dunkelheit (siehe OED, I.1) und das Reich der Nacht, in dem die Feen aktiv sind, und während der Inszenierung des Theaterstücks im Dialog von Theseus und Hippolyta („The best in this kind are but shadows“, 5.1.208) wird es ambig: Es bezieht sich sowohl auf die Ähnlichkeitsbeziehungen (II.6.a.) sowie auf die damals gängige Bezeichnung des Schauspielers als „shadow“ (6.†b.), die von Puck in seinem Epilog wieder aufgenommen wird („If we shadows have offended“, Ep. 1). Keine der Verwendungen ist identisch, d. h. jedes Item muss einzeln bezüglich seiner Bedeutung im Kontext reflektiert und entsprechend annotiert werden.
Gleichzeitig kann es auch zur gegenseitigen Beeinflussung quasi-identischer bzw. zusammenhängender Elemente kommen. In der zweiten Szene von William Shakespeares Hamlet etwa lesen wir folgenden Dialog:
KING. […] But now my Cosin Hamlet, and my sonne.
HAM. A little more then kin, and lesse then kind.
KING. How is it that the clowdes still hang on you.
HAM. Not so much my Lord, I am too much in the sonne.Footnote 51
Die Wörter „kin“ und „kind“ sind wortspielerisch durch Paronomasie verbunden, deuten beide auf Verwandtschaftsverhältnisse hin und sind damit quasi-synonym.Footnote 52 Doch haben beide auch noch weitere Denotationen, die durch den Kontext der Tragödie aufgerufen werdenFootnote 53 und in einer erklärenden Annotation berücksichtigt werden müssten (s. o., Abschn. 2). Hinzu kommt, dass es für alle zehn weiteren (nominalen oder adjektivischen) Verwendungen von „kind“ im Stück zu reflektieren gilt, welche Denotation und welche Konnotationen für sie gelten, sodass sie entsprechend annotiert werden können. Im Kontext digitaler Editionen kommt hier nun eine neue Möglichkeit ins Spiel, die den Nutzen digitaler Verfahren deutlich macht: Es ist möglich, Annotationen miteinander zu verbinden, indem man sie mit einer Art Meta-Annotation versieht, die man als Note-Tagging bezeichnen könnte:Footnote 54 Für das Hamlet-Beispiel wäre denkbar, dass man „kin“, „kind“ sowie Verwandtschaftsbeziehungen damit so auszeichnet, dass Längsschnitte durch den Text abgebildet werden können. Das Note-Tagging würde so auf Basis der Annotationen stattfinden, nicht auf der des Textes, und damit bereits die Semantik der Items einschließen. Dieses Verfahren hat dann wieder Auswirkungen auf die Bedeutungszusammenhänge von Teil und Ganzem.
4.1 Die Veränderung durch digitale Texte und Verfahren
Dies sind Probleme und Fragen, die seit jeher die Annotation literarischer Texte betreffen, die aber bislang nicht systematisch reflektiert worden sind.Footnote 55 Sie gelten auch für die Annotation von Texten im Rahmen digitaler Editionen; gleichzeitig bringen aber digitale Editionen andere Lösungen mit sich, und zwar insbesondere im Hinblick auf die literaturwissenschaftliche Annotation.Footnote 56
Bedenkt man das obige Beispiel aus Hamlet, so wird an dieser Stelle auch deutlich, wie schwierig die Distant-Reading-Nutzung von Annotationen ist, sobald die Semantik ins Spiel kommt und es nicht mehr um die oberflächliche Annäherung an größere Strukturen geht: Es muss grundsätzlich in jedem Einzelfall die Bedeutung eines Wortes oder einer Phrase überprüft werden. Diese Beobachtung führt damit letztlich auch wieder zur Frage nach der Verankerung von Annotationen hinsichtlich des Verhältnisses von lokaler zu globaler Bedeutung, denn auch die Veränderung von lokaler Bedeutung im Gesamtkontext ist über Distant-Reading-Verfahren (bislang) nicht nachvollziehbar. Die digitale erklärende Annotation kann somit auch dazu dienen, Probleme solcher Verfahren aufzuzeigen, etwa wenn ggf. Wörter und Kollokationen einfach nur gezählt werden, ohne deren lokale Bedeutungsunterschiede zu berücksichtigen (vgl. oben Abschn. 3 zu „let me not“).
Die digitale Einbettung von Annotationen eröffnet somit neue Möglichkeiten, etwa die Nutzung von Annotationen als Korpora.Footnote 57 So lassen sich z. B. alle Annotationen zu „kind“ in einem Text und bezogen auf andere Texte aufgrund der Speicherung von Annotationen in einer Datenbank finden und zueinander in Beziehung setzen. Gleiches gilt für Meta-Annotationen, wie sie bezüglich des Beispiels aus Hamlet angedeutet wurden und etwa für den Roman von Ngaio Marsh greifen könnten: Markiert man dort etwa alle wortspielerischen Ausdrücke im Text, so kann dies helfen, z. B. die ästhetische Qualität dieses Textes zu beurteilen oder zu einer Gesamtinterpretation zu gelangen.Footnote 58 Die Möglichkeit, Annotationen nach Kategorien zu filtern (wie etwa in TEASys; s. o.), führt ebenfalls zu einem Erkenntnisgewinn, und zwar nicht nur hinsichtlich des heuristischen Charakters der Kategorien, sondern auch der Oberthemen, Motive, Ambiguitäten etc. In diesen Bereichen sind wesentliche Vorteile des Digitalen nachvollziehbar.
4.2 Fallbeispiel analoge vs. digitale Edition: Francis Beaumont & John Fletcher, The Knight of the Burning Pestle (1607/1613)
Im Folgenden sollen die bislang geschilderten Probleme bezüglich des Verhältnisses der lokalen zur globalen Erklärung bzw. Annotation eines Textes anhand eines Beispiels konkretisiert werden. Bei unserem Fallbeispiel handelt es sich um eine englische Komödie aus der frühen Neuzeit: The Knight of the Burning Pestle von Francis Beaumont und John Fletcher entstand vermutlich um 1607 und wurde 1613 erstmals gedruckt. Im 19. Jahrhundert entstanden erste wissenschaftliche Editionen des Textes; eine digitale Edition liegt bislang nicht vor, wird aber auf der Grundlage von TEASys derzeit erstellt.
Die Komödie besteht aus einer Induction und fünf Akten: Ein Bürger („Citizen“) besucht mit seiner Frau das Theater und ist mit dem Stück, das aufgeführt werden soll, nicht einverstanden, was er während des Prologs kundtut. Viel lieber als ein Stück über The London Merchant möchte er eine Romanze sehen, in der sein eigener Stand durch Heldenhaftigkeit hervortritt. Deshalb soll der eigene Lehrling Ralph zum Helden der Handlung eines Stückes werden, das nun parallel zur Handlung des London Merchant entsteht: The Knight of the Burning Pestle. Dessen Handlung wiederum ist klassisch der Komödie verhaftet: Der reiche Händler möchte seine Tochter Luce an Master Humphrey, einen alternden reichen Mann, verheiraten, Luce aber liebt einen anderen, mit dem sie schließlich flieht, jedoch gefunden wird – und bei einem Kampf im Wald treffen dann die Handlungsstränge um Ralph, den „Knight of the Burning Pestle“, und den „London Merchant“ aufeinander.
Das Stück ist, so viel deutet sich eventuell bereits in dieser sehr kurzen Zusammenfassung an, eine Parodie auf die Romanzenliteratur und dabei insofern metadramatisch, als es als Play-Within-A-Play konzipiert ist. Im Folgenden werden einige beispielhafte Annotationen vorgestellt, die sich auf die beiden oben eingeführten Kernprobleme beziehen, also (1) auf das Verhältnis von Teil und Ganzem eines Textes sowie (2) auf die kontextbezogene Identität und Nicht-Identität von Annotationen zu einem gleichlautenden Lemma.
Der Titel bildet, analog zum Eingangsbeispiel des Kriminalromans, ein hermeneutisches Problem im Sinne von (1): Bei The Knight of the Burning Pestle handelt es sich um eine intertextuelle Anspielung auf Rittergeschichten und ihre Parodien, deren Relevanz man jedoch nur bei Kenntnis (und Verstehen) des ganzen Stücks erkennt. Eine Anmerkung zur Intertextualität findet sich bereits in der Ausgabe von Murch aus dem Jahr 1908:
Attempts to find an origin for this title have resulted in mere conjecture. Weber, in speaking of the play’s general resemblance to Don Quixote, says: ‚Indeed the very name of the play seems to be taken from the Knight of the Burning Shield, though no doubt our poets may have derived the appellation from some ancient romance, as Shakespeare probably did the epithet of the Knight of the Burning Lamp, which Falstaff bestows on Bardolph.‘ Cf. 1 Henry IV. 3. 3. Dyce (1. XXXIV) says the ‚title was perhaps suggested by that of an earlier (and not extant) play, The history of the Knight in the Burning Rock.‘ This play way produced at Court at Whitehall in 1578-9. Cf. Cunningham, Extracts from the Accounts of the Revels at Court, 1842, p. 142.Footnote 59
Hattaway, in der Einleitung zu der von ihm herausgegebenen Edition des Stücks (und nicht in einer Titelannotation!), ergänzt Murch dahingehend, dass er auf die Tradition der ibero-romanischen Romanzenliteratur verweist, insbesondere Amadis de Gaul: „In this last there appears a Knight of the Burning Sword, who was probably the original of the Knight of the Burning Pestle with its obvious phallic references.“Footnote 60
Eine digitale Annotation kann hier inhaltlich wenig hinzufügen, hat aber einen entscheidenden Vorteil, nämlich die Verlinkung zu weiteren Passagen im Text, in denen Intertextualität und Parodie eine Rolle spielen. So nimmt die Frau des Bürgers („Wife“) in der Induction, also während der Verhandlung dessen, was gespielt werden soll, den Titel dahingehend auf, als sie fordert: „Let him kill a lion with a pestle; let him kill a lion with a pestle“.Footnote 61 Diese Forderung trägt wiederum zu ihrer Charakterisierung bei, sodass sich hier ein Netz miteinander verbundener Annotationen ergeben kann, die im gedruckten Buch nicht abzubilden sind (im Sinne des oben beschriebenen Note-Tagging auf Grundlage der Annotationen). Damit kann wiederum veranschaulicht werden, wie Textteile zur Gesamtbedeutung beitragen.Footnote 62
Ein Item, das in unterschiedlicher Bedeutung mehrfach im Text vorkommt (2), ist das Verb „wink“. Insgesamt wird es dreimal im gesprochenen Text und einmal flektiert in einer Bühnenanweisung erwähnt. Das erste Vorkommen findet sich im zweiten Akt. Hier unterhalten sich Master Humphrey und sein Schwiegervater in spe (der reiche Händler – „the London Merchant“): Luce, die Humphrey heiraten soll, möchte mit ihrem eigentlichen Geliebten fliehen, macht sich aber Humphreys Naivität zu Nutze, indem sie behauptet, sie würde der Heirat mit ihm nur zustimmen, wenn er sie aus dem väterlichen Haus entführt. Dies bespricht nun Humphrey mit Luces Vater, um dessen Einwilligung zu erhalten:
Humphrey. Nay, she must whirl
From hence – and you must wink;Footnote 63
Die heute geläufigste Bedeutung von „wink“ ist ‚blinzeln‘,Footnote 64 doch aus dem Kontext sieht man, dass sie hier nicht zutreffen kann. Eine weitere Bedeutung, die heute obsolet ist, bis ins frühe 19. Jahrhundert aber die geläufigste war, ist: die Augen schließen.Footnote 65 Zitner annotiert entsprechend: „wink] pretend not to see“, wobei es sich also um eine metaphorische Deutung von „wink“ handelt.Footnote 66
Das nächste Vorkommen von „wink“ findet sich im dritten Akt, wenn Ralph einen Riesen bekämpfen soll und dieser von einem Wirt beschrieben wird; der Zuschauer merkt sehr schnell, dass es sich bei dem Riesen Barbaroso um einen „barber“ („whose business it is to shave or trim the beards, and cut and dress the hair, of customers“Footnote 67) handelt:
And rushing forth, brings in the errant knight
And sets him down in an enchanted chair.
Then with an engine which he hath prepared
With forty teeth, he claws his courtly crown;
Next makes him wink, and underneath his chin
He plants a brazen pece of mighty bord,
[…]Footnote 68
Zitner annotiert die Stelle wie folgt: „makes him wink] by sprinkling him with perfumed water; see ll. 377 ff. below“.Footnote 69 Die Bedeutung von „wink“ ist hier also wohl ‚blinzeln‘, wobei in der Annotation lediglich die Ursache dafür angegeben wird. Der Verweis auf „ll. 377 ff. below“ entpuppt sich hingegen als wenig hilfreich: Blättert man weiter, so wird zwar eine Rasur beschrieben, die von Barbaroso vorgenommen wurde, doch sucht man vergebens nach „wink“; das Verb findet sich in einer vorausgehenden Bühnenanweisung bei Zeile 368: „Enter Squire [TIM], leading one winking, with a basin under his chin.“ Zu dieser Bühnenanweisung gibt es wiederum eine Annotation von Zitner: „winking] see l. 381 ff. below.“ Und die Anmerkung zu 381 bezieht sich auf „water“ im Text, wozu Zitner schreibt: „probably perfumed“.Footnote 70 Die Vorteile einer digitalen Edition sind an dieser Stelle besonders einleuchtend: Einfache Verlinkungen zwischen den Einzeleinträgen ersparen das Blättern und ermöglichen einen schnelleren Überblick als die Buchausgabe, in der Verankerungen von Annotationen aufgrund der medialen Bedingungen nicht zu visualisieren sind.
Die letzte Erwähnung von „wink“ findet sich im Epilog, der von Wife, also der Ehefrau des Citizen, gesprochen wird: „Wife. […] I refer it to your own discretions whether you will applaud him or no; for I will wink, and whilst you shall do what you will“.Footnote 71 In keiner der existierenden Annotationen wird das Wort „wink“ im Kontext erklärt, obwohl es in der heute nicht mehr gebräuchlichen Bedeutung von „Augen schließen“ verwendet wird, und zwar in diesem Fall nicht metaphorisch wie im zweiten Akt. Diese Bedeutung ist heutigen Leserinnen und Lesern des Stücks nicht unbedingt geläufig, was eine Annotation erforderlich macht. Solche Fälle sind etwa für die Unterrichtspraxis von Belang,Footnote 72 wo die Annotation bzw. die Annotierung von Texten als reflexives Verfahren und produktive Erschließungsmethode eingesetzt werden kann. Im Hinblick auf die Annotation gleichlautender Lemmata wird deutlich, dass eine einfache Kopie des früheren Eintrags nicht möglich ist, weil „wink“ zwar in einer ähnlichen Bedeutung, dabei aber literal verwendet wird. Während Luces Vater die Flucht ignorieren soll, bietet Wife den übrigen Zuschauern an, die Augen zu schließen, damit sie ihre akustische Reaktion nicht mitbekommt. Dass es sich bei dieser Quasi-Synästhesie um eine Anspielung auf Shakespeares A Midsummer Night’s Dream handelt, wo ein ähnlich parodierter Charakter, nämlich Bottom, gleichermaßen mit seinen Augen hört,Footnote 73 könnte ebenfalls annotiert werden. Damit wird aber auch wieder die Bedeutung des Teils für das Ganze im Sinne des hermeneutischen Zirkels deutlich: Die Verwendung von „wink“ im Epilog trägt, ebenso wie die Forderung „Let him kill a lion with a pestle“ in der Induction, zur Charakterisierung von Wife bei. In einer digitalen Edition ist deshalb auch denkbar, dass automatisch Vorschläge und Verweise zu anderen für das Thema relevante Annotationen angeboten werden, in diesem Falle also ein Netzwerk von Annotationen, die für die Charakterisierung von „Wife“ relevant sind.
Weiterhin kann anhand dieses Beispiels der Verwendung von „wink“ nochmals hervorgehoben werden, wie Annotationen selbst zu einem Korpus werden können, das nicht nur bei der Erstellung weiterer Annotationen hilft, sondern auch für übergeordnete Fragenstellungen Daten liefert. Die Anlage und Speicherung der Annotation in einer Datenbank ermöglicht die Suche nach Items und Annotation. Bei „wink“ ist auf dieser Grundlage somit auch eine Verlinkung zu anderen Annotationen möglich, die auf in ähnlicher Weise verwendete Items verweisen. Der Nutzer der digitalen Edition wird im vorliegenden Fall auf Shakespeares 43. Sonett geführt, das mit der paradox anmutenden Zeile „When most I wink, then do mine eyes best see“ beginntFootnote 74 und in der „wink“ in gleicher Weise wie von Citizen’s „Wife“ verwendet wird. Digitale erklärende Annotation kann hier zu einem Instrument für sprachgeschichtliche Untersuchungen werden wie für Fragen des Verhältnisses wörtlicher und metaphorischer Bedeutungen oder Konzeptualisierungen der Sinneswahrnehmung.
Ergänzung 2021
Im Folgenden möchten wir auf einige Publikationen verweisen, die nach Verfertigung unseres Beitrags zum Thema kommentierende und hermeneutische Annotation entstanden sind; unsere Liste erhebt dabei keinerlei Anspruch auf Vollständigkeit. Wir verweisen bei den Beiträgen jeweils darauf, ob sie in erster Linie kommentierend oder hermeneutisch relevant sind.
Heiniger, Anna Katharina/Reiter, Nils/Wiedmer, Nathalie u. a., „Kann man Ästhetik zählen? Systematische Annotation und quantitative Analyse von Erzählerbemerkungen in den Isländersagas“, in: Annette Gerok-Reiter/Matthias Bauer/Anna Pawlak u. a. (Hg.), Andere Ästhetik. Grundlagen – Fragen – Perspektiven. Berlin [in Vorbereitung].
(hermeneutisch): Der Beitrag stellt die systematische Annotation von Erzählerbemerkungen in den anonym überlieferten, mittelalterlichen Isländersagas (altnord. Íslendingasögur) vor und geht dabei vor allem der Frage nach, ob und inwieweit diese als Teil einer Literarisierungsstrategie wirksam werden und damit Aussagen über ein den Isländersagas möglicherweise inhärentes Konzept von Autorschaft ermöglichen. Die Annahme ist, dass sich auf Grundlage der Annotation aus der Menge der gesammelten Daten ein für jede Saga jeweils individuelles Profil in der Verwendung der Erzählerbemerkungen erkennen lässt.
Nantke, Julia/Schlupkothen, Frederik (Hg.), Annotations in Scholarly Editions and Research. Functions, Differentation, Systematization, Berlin 2020.
Der Sammelband beleuchtet den Facettenreichtum des Annotationsbegriffs in der digitalen Forschung aus unterschiedlichen disziplinären Perspektiven und nach unterschiedlichen Parametern, die von theoretischen Überlegungen und Methodenreflexion bis hin zur konkreten Annotationspraxis reichen. Er stellt damit einmal mehr die Vielgestaltigkeit der Annotationen im digitalen Kontext aus, bemüht sich aber insbesondere auch darum, Berührungspunkte zwischen den einzelnen Konzeptionen und Zugängen ausfindig zu machen.
In unserem Zusammenhang sind insbesondere folgende Artikel von Relevanz:
Franken, Lina/Koch, Gertraud/Zinsmeister, Heike, „Annotationen als Instrument der Strukturierung“, 89–108.
(hermeneutisch) Franken u. a. stellen die Eigenschaften zweier unterschiedlicher Annotationskonzeptionen heraus, die geradezu die äußersten Pole in der Spannbreite möglicher Annotationstätigkeit darstellen: Zum einen ‚Produkt-orientierte‘ Annotationen, wie sie etwa in der Computerlinguistik zum Einsatz kommen, zum anderen ‚Prozess-orientierte‘ Annotationen, die in der Kulturanthropologie etwa im Rahmen der Grounded Theory eine lange Tradition haben. Die beiden Konzeptionen lassen sich den logischen Operationen der Deduktion (‚Produkt-orientiert‘) und der Induktion sowie der Abduktion (‚Prozess-orientiert‘) zuordnen und beruhen daher auf ganz unterschiedlichen Voraussetzungen; gleichwohl lassen sich in beiden Disziplinen Übergangsformen und Berührungspunkte finden.
Hinzmann, Maria, „‚Annotationsspiralen‘ und ‚hermeneutischer Zirkel‘?“, 131–156.
(hermeneutisch) Der Verortung von Annotationen im Spannungsfeld von Induktion und Deduktion widmet sich auch der Beitrag von Hinzmann, die mit Hilfe einer präzisieren Ausdifferenzierung der Vorstellung des hermeneutischen Zirkels den Stellenwert von Annotationen in Prozessen der Re-Konstruktion und der Re-Modellierung herausarbeitet.
Horstmann, Jan, „Undogmatic Literary Annotation with CATMA“, 157–175.
(hermeneutisch) Jan Horstmann demonstriert anhand der im forText-Projekt entwickelten 6. Version des CATMA-Annotationstools, wie sich auch im Kontext digitaler Arbeitsprozesse Annotationen ‚undogmatisch‘ – und damit nicht an ein bestimmtes Kategorienschema gebunden – zum Einsatz bringen lassen. Damit wird ein niedrigschwelliger Einstieg für traditionell hermeneutisch arbeitende Literaturwissenschafter:innen geschaffen, zugleich aber auch die Möglichkeit einer schrittweisen Kombination von mehr oder weniger standardisierten (und damit besser oder schlechter maschinell prozessierbaren) Annotationsprozessen eröffnet.
Reiter, Nils/Willand, Marcus/Gius, Evelyn, „Die Erstellung von Annotationsrichtlinien als Community-Aufgabe für die Digitalen Geisteswissenschaften“, 325–350.
Berichtet über die Methode des Shared-Tasks zur interdisziplinären Ausarbeitung von Annotationsrichtlinien und deren maschineller Weiterverarbeitung, die die Expertisen von unterschiedlich stark geisteswissenschaftlich bzw. informatisch ausgerichteten Forscher:innen zusammenbringen kann.
Schlupkothen, Frederik/Schmidt, Karl-Heinrich, „‘Commentary’ and ‘Explanatory Note’ in Editorial Studies and Digital Publishing“, 351–371.
(kommentierend) Der Beitrag erarbeitet eine systematische Unterscheidung von kommentierenden und erklärenden Annotationen auf der Basis einer Differenzierung von unterschiedlichen Ebenen von Dokumentfunktionen.
Bauer, Matthias/Zirker, Angelika, „Understanding (Through) Annotations. Introductory Remarks“, in: Connotations 29 (2020), 34–47, https://www.connotations.de/article/bauer-zirker-understanding-though-annotations-introductory-remarks/ (letzter Aufruf 26.10.2021).
(kommentierend) In diesem Beitrag beleuchten die Autoren sowohl die Eigenart als auch die hermeneutische Leistung von erklärenden Anmerkungen. Dabei geht es auch um Kriterien zur Beurteilung von Annotationen: Sie müssen von Relevanz für den Text bzw. die Textstelle sein, zu der sie hinzugefügt werden, und die annotierte Textstelle muss für die Gesamtbedeutung des Textes relevant sein, damit die Annotation sein Verständnis fördert.
Reiter, Nils/Pichler, Axel/Kuhn, Jonas (Hg.), Reflektierte Algorithmische Textanalyse. Interdisziplinäre(s) Arbeiten in der CRETA-Werkstatt, Berlin 2020.
Hieraus sind insbesondere folgende Beiträge in unserem Kontext relevant.
Pagel, Janis/Reiter, Nils/Rösiger, Ina u. a., „Annotation als flexibel einsetzbare Methode“, 125–141.
Es handelt sich bei diesem Beitrag um eine Meta-Reflexion auf die Möglichkeiten von Annotation als Mittel der Interpretation und Entwicklung von Theorien im Rahmen der Digital Humanities.
Barth, Florian, „Annotation narrativer Ebenen und narrative Akte“, 423–438.
(hermeneutisch) Auf der Grundlage von Genettes Begriff der „narrativen Ebene“ geht es in dem Beitrag darum, Ebenen wie auch „narrative Akte“ zunächst zu formalisieren und dann in eingebetteten Narrativen zur Annotation zu nutzen.
Ketschik, Nora/Krautter, Benjamin/Murr, Sandra u.a., „Zur Theorie von Erzählebenen und ihrer Annotation im digitalen Kontext“, 439–464.
(hermeneutisch): Auch in diesem Beitrag geht es um das Konzept der narrativen Ebene, hier im Kontext von SANTA (s. o.), und die Entwicklung von Annotationsrichtlinien. Die Einbeziehung von prototypischen wie auch abweichenden Fällen begünstigt die Erfassung des Problems sowohl hinsichtlich seiner Theorie wie auch der praktischen Anwendung.
Reiter, Nils/Willand, Marcus/Gius, Evelyn, „A Shared Task for the Digital Humanities Chap. 1. Introduction to Annotation, Narrative Levels and Shared Tasks“, in: Cultural Analytics 4/3 (2019), https://culturalanalytics.org/article/11192-a-shared-task-for-the-digital-humanities-chapter-1-introduction-to-annotation-narrative-levels-and-shared-tasks (letzter Aufruf 26.10.2021).
Willand, Marcus/Gius, Evelyn/Reiter, Nils, „A Shared Task for the Digital Humanities Chap. 3. Description of Submitted Guidelines and Final Evaluation Results“, in: Cultural Analytics 4/3 (2019), https://culturalanalytics.org/article/11194 (letzter Aufruf 26.10.2021).
(hermeneutisch) Die Beiträge zeigen anhand verschiedener theoriegeleiteter Richtlinien zur Annotation von Erzählebenen die Wechselwirkung zwischen narratologischen Konzepten und Annotationspraxis.
Zirker, Angelika/Kirchhoff, Leonie/Lahrsow, Miriam, „Students as Digital Annotators of Shakespeare’s Sonnets“, in: Digital English (2018), http://www.digitalenglish.com.au/2018/12/17/students-as-digital-annotators-of-shakespeares-sonnets/ (letzter Aufruf 26.10.2021).
(kommentierend) Der Beitrag stellt ein Beispiel aus dem TEASys-Projekt vor, und zwar die Vorgehensweise von Studierenden beim Annotieren von Shakespeares Sonetten, die aufgrund ihrer historischen Distanz insbesondere für Nicht-Muttersprachler:innen des Englischen als besonders ‚schwierige‘ Texte gelten.
Notes
- 1.
John Unsworth, „Scholarly primitives. What Methods Do Humanities Researchers Have in Common, and How Might Our Tools Reflect This“, in: Humanities Computing. Formal Methods, Experimental Practice Symposium, London 2000, http://www.people.virginia.edu/~jmu2m/Kings.5-00/primitives.html (letzter Aufruf 4.5.2018).
- 2.
Zudem stehen Annotationen durch ihre Bindung an die Praxis des Schreibens logisch quer zu den anderen von Unsworth genannten Kategorien, die mitunter, wie etwa das Discovering und Referring, zum Bestandteil der annotierenden Tätigkeit werden können.
- 3.
Peter Boot, Mesotext, Amsterdam 2009, 13.
- 4.
Vgl. Andrea Rapp, „Manuelle und automatische Annotationen“, in: Fotis Jannidis/Hubertus Kohle/Malte Rehbein (Hg.), Digital Humanities. Eine Einführung, Stuttgart 2017, 253–267, hier: 253; Thomas Bögel/Michael Gertz/Evelyn Gius u. a., „Collaborative Text Annotation Meets Machine Learning. heureCLÉA, a Digital Heuristic of Narrative“, in: DHCommons (2015), https://dhcommons.org/journal/issue-1/collaborative-text-annotation-meets-machine-learning-heurecl%C3%A9-digital-heuristic (letzter Aufruf 4.5.2018) sowie den Beitrag von Jan Christoph Meister in diesem Band.
- 5.
Trotz historischer und formaler Kontinuitäten besteht funktional freilich ein Unterschied zwischen ‚persönlichen‘ oder ‚privaten‘ und zur Veröffentlichung intendierten Annotationen, vgl. hierzu etwa Boot (Anm. 3), 42; Catherine C. Marshall/A. J. Bernheim Brush, „Exploring the Relationship between Personal and Public Annotations“, in: Proceedings of the 4th ACM/IEEE-CS Joint Conference on Digital Libraries (JCDL’04) (2004), 349–357; Catherine C. Marshall, „The Future of Annotation in a Digital (Paper) World“, in: GSLIS, University of Illinois (1998), http://citeseerx.ist.psu.edu/viewdoc/download?doi=10.1.1.20.8568&rep=rep1&type=pdf (letzter Aufruf 4.5.2018). Dieser funktionale Unterschied kann jedoch mitunter durch die Integration von ursprünglich personalen Annotationen in die Interpretationshypothese überwunden werden, weshalb auch für diese Art von Annotationen digitale Austauschplattformen konzeptioniert wurden, vgl. John Bradley, „Towards a Richer Sense of Digital Annotation. Moving Beyond a ‚Media‘ Orientation of the Annotation of Digital Objects“, in: Digital Humanities Quarterly 6 (2012), http://www.digitalhumanities.org/dhq/vol/6/2/000121/000121.html (letzter Aufruf 4.5.2018).
- 6.
Vgl. ähnlich auch Bögel/Gertz/Gius u. a. (Anm. 4): „it would be false to conflate the concepts of ‚annotation‘ and ‚interpretation‘“.
- 7.
Vgl. Rapp (Anm. 4), 257. Die Formalisierung fördert auch die Explizierung der zugrunde liegenden Konzepte, ebd. 256.
- 8.
Zum Problem der Zerstückelung (Morselization) und Disaggregation vgl. Willard McCarty, „A Network with a Thousand Entrances. Commentary in an Electronic Age?“, in: Roy K. Gibson/Christina Shuttleworth Kraus (Hg.), The Classical Commentary. Histories, Practices, Theory, Leiden 2002, 349–402, hier: 380, und die Beispiele unten in Abschn. 4.
- 9.
Dies hat etwa Patrick Sahle für digitale Editionen gezeigt: Ders., Digitale Editionsformen, Norderstedt 2013, bes. Bd. 2, 157–165.
- 10.
Wendell Piez, „Towards Hermeneutic Markup: an Architectural Outline“, in: Digital Humanities 2010 Conference Abstracts, London 2010, 202–205; Jan Christoph Meister, „Crowd Sourcing ‚True Meaning‘. A Collaborative Markup Approach to Textual Interpretation“, in: Marilyn Deegan/Willard McCarty (Hg.), Collaborative Research in the Digital Humanities, Farnham, UK, 2012, 105–122; Bögel/Gertz/Gius u. a. (Anm. 4); vgl. auch den Beitrag von Jan Christoph Meister in diesem Band.
- 11.
Siegfried Scheibe, „Zu einigen Grundprinzipien einer historisch-kritischen Ausgabe“, in: Gunter Martens/Hans Zeller (Hg.), Texte und Varianten. Probleme ihrer Edition und Interpretation, München 1971, 1–44, hier: 10 [Hervorhebung von uns].
- 12.
Gunter Martens, „Kommentar – Hilfestellung oder Bevormundung des Lesers?“, in: editio 7 (1993), 36–50.
- 13.
Ebd., 46.
- 14.
Die freilich auch wieder in neue Kanonisierungseffekte umschlagen kann, vgl. Sahle (2013), Bd. 2, 168–172.
- 15.
McCarty (Anm. 8), 371. Die Auflösung der autoritativen Textgestalt war freilich schon in der vordigitalen Editorik als Tendenz erkennbar; dass damit entsprechende Konsequenzen für die Gestaltung des Kommentars verbunden sind, wurde bereits von Ulfert Ricklefs deutlich gemacht: Ders., „Zur Erkenntnisfunktion des literaturwissenschaftlichen Kommentars“, in: Wolfgang Frühwald/Herbert Kraft/Walter Müller-Seidel (Hg.), Probleme der Kommentierung. Kolloquien der Deutschen Forschungsgemeinschaft Frankfurt am Main 12.–14. Oktober 1970 und 16.–18. März 1972, Bonn-Bad Godesberg 1975, 33–74.
- 16.
Sahle (Anm. 9), Bd. 2, 173.
- 17.
Ebd.; Hans W. Gabler sieht dementsprechend gerade in einer diskursiven, über bloß positives Wissen hinausgehenden Kommentarpraxis das besondere Potenzial der digitalen Editorik, von der er sich eine Wiederannäherung von textkritischer und interpretativer Philologie erhofft. Vgl. ders., „Theorizing the Digital Scholarly Edition“, in: Ders., Text Genetics in Literary Modernism and Other Essays, Cambridge, UK, 2018, 121–142, hier: 139.
- 18.
Welche Möglichkeiten solche Verknüpfungen bergen, demonstriert der Beitrag von Stefan Dumont in diesem Band, der aber gerade wieder zeigt, dass Standardisierungen (und teilweise auch Komplexitätsreduktion) zu den unabdingbaren Voraussetzungen der digitalen Verbindung von Texten gehört. Zu Potenzialen und Auswirkungen des Semantic Web im Bibliothekskontext vgl. den Beitrag von Thomas Stäcker in diesem Band.
- 19.
Vgl. zu diesen Forderungen etwa Christina Shuttleworth Kraus, „Introduction. Reading Commentaries/Commentaries as Reading“, in: Gibson/Shuttleworth (Anm. 8), 1–28, hier: 5.
- 20.
Karlheinz Stierle, „Werk und Intertextualität“, in: Ders./Rainer Warning (Hg.), Das Gespräch, München 1996, 139–150, hier: 149.
- 21.
Jan Assmann, „Text und Kommentar. Einführung“, in: Ders./Burkhard Gladigow (Hg.), Text und Kommentar. Archäologie der literarischen Kommunikation IV, München 1995, 9–33, hier: 13. Vgl. hierzu auch Hans U. Gumbrecht, The Powers of Philology. Dynamics of Textual Scholarship, Urbana/Chicago 2003, 47.
- 22.
Wolfram Groddeck, „‚Und das Wort hab ich vergessen‘. Intertextualität als Herausforderung und Grenzbestimmung philologischen Kommentierens, dargestellt an einem Gedicht von Heinrich Heine“, in: Gunter Martens (Hg.), Kommentierungsverfahren und Kommentarformen. Hamburger Kolloquium der Arbeitsgemeinschaft für germanistische Edition 4. bis 7. März 1992, autor- und problembezogene Referate, Tübingen 1993, 1–10, hier: 10.
- 23.
Vgl. Gumbrecht (Anm. 21), 42–44; Hans G. Senger, „Der Kommentar als hermeneutisches Problem“, in: editio 7 (1993), 62–75, hier: 72–75.
- 24.
Vgl. zu dieser Grunddifferenz der Kommentarfunktionen Roger Lüdeke, „Kommentar“, in: Kompendium der Editionswissenschaften (2002), http://www.edkomp.uni-muenchen.de/CD1/frame_edkomp_RL2.html (letzter Aufruf 4.5.2018).
- 25.
Walter Morgenthaler, „Der produktionsorientierte Stellenkommentar in der Computer-Edition“, in: Gunter Martens (Hg.), Kommentierungsverfahren und Kommentarformen. Hamburger Kolloquium der Arbeitsgemeinschaft für germanistische Edition 4. bis 7. März 1992, autor- und problembezogene Referate, Tübingen 1993, 251–255, hier: 253. Die Argumentation zielt damit in eine ähnliche Richtung wie der Algorithmic-Criticism-Ansatz von Stephen Ramsay, der den Computer zur spielerischen (jedoch regelgeleiteten) Potenzierung von Deutungsmöglichkeiten nutzen will (vgl. ders., Reading Machines. Towards an Algorithmic Criticism, Urbana 2011), und die Überlegungen von McCarty (Anm. 8), 397: „The activity which computing greatly, newly enhances is endless, serious play“.
- 26.
Morgenthaler (Anm. 25), 252.
- 27.
Morgenthaler (ebd.) ist sich des Problems durchaus bewusst und fordert daher, dass „auch der ‚subjektive Kommentar‘ in kommunikationsfähiger Form festgehalten“ wird.
- 28.
Gefordert ist also auch im Digitalen ein Kommentieren als „Teil der geregelten Rede über den Text“, vgl. Klaus Kanzog, „Historizität und Aktualität. Semiotische Probleme des Erläuterns und Kommentierens“, in: editio 7 (1993), 76–84, hier: 76.
- 29.
Vgl. https://genius.com/.
- 30.
Vgl. dazu das MIT-Projekt: http://www.annotationstudio.org (letzter Aufruf 4.5.2018).
- 31.
L. D. Goulden, „Approaches to the Contextual Annotation of Nineteenth-Century Historical Fiction. Constructing an Ideal Reader’s Response“, in: English Studies in Canada 27/1–2 (2001), 141–163.
- 32.
Matthias Bauer/Angelika Zirker, „Explanatory Annotation of Literary Texts and the Reader. Seven Types of Problems“, in: Dies. (Hg.), International Journal of Humanities and Arts Computing. Special Issue 11/2 (2017), 212–232.
- 33.
Ein konkretes Beispiel hierfür ist Booths Kommentar in seiner Ausgabe von Shakespeares Sonetten (Shakespeare 1977), der den Beginn des 116. Sonetts („Let me not …“) als „May I never“ ohne Hinweis auf eine mögliche Ambiguität annotiert (William Shakespeare, Shakespeare’s Sonnets, hg. von Stephen Booth, New Haven 1977, 384); gleichzeitig aber wird die der worterklärenden Paraphrase widersprechende Interpretation gegeben: „Let also suggests powerful beseeching“.
- 34.
Evelyn Gius/Janina Jacke, „The Hermeneutic Profit of Annotation. On Preventing and Fostering Disagreement in Literary Analysis“, in: Angelika Zirker/Matthias Bauer (Hg.), International Journal of Humanities and Arts Computing. Special Issue 11/2 (2017), 233–254.
- 35.
Vgl. z. B. die Aussage „Shakespeare’s women are about 50 % more likely to speak of love than men“ im Erläuterungsteil „What is WordHoard“ als Kommentierung einer lemmatisierten Suche nach „love“, http://wordhoard.northwestern.edu/userman/whatiswordhoard.html (letzter Aufruf 4.5.2018); sie wird (falsch) zitiert von Matthew L. Jockers, Macroanalysis. Digital Methods and Literary History, Urbana 2013, 23. Abgesehen davon, dass hier der Wortgebrauch von „love“ mit dem Sprechen über Liebe verwechselt wird, wäre die Aussagekraft der statistischen Daten mittels einer Reflexion des Inputs zu erhöhen. So kann z. B. die erklärende Annotation einer Stelle, an der eine Figur auf gängige Liebestheorien rekurriert, dabei helfen, Daten im Hinblick auf eine Reflexion über Liebe auszuwerten (indem z. B. einschlägige Wortfelder einbezogen werden).
- 36.
Ein Beispiel ist der Gebrauch des Trigrams „let me not“, das etwa in Measure for Measure 2.1.219 („I advise you let me not find you before me again“) etwas völlig anderes bedeutet (nämlich „you must not“) als in Hamlet 1.2.146 „Let me not think on’t“, wo es „I must not“ bedeutet, oder in Julius Caesar 1.2.32, „Let me not hinder, Cassius, your desires“, wo es „I will not“ bedeutet (zitiert nach William Shakespeare, The Norton Shakespeare, hg. von Stephen Greenblatt u. a., New York 2008). Eine Annotation des mehrdeutigen Gebrauchs von „Let me not“ am Anfang des 116. Sonetts macht auf dieses Bedeutungsspektrum aufmerksam. Bei anderen stilometrischen Verfahren zur Autoridentifikation, etwa dem Gebrauch der häufigsten Funktionswörter, liegt die Verbindung zur erklärenden (semantischen) Annotation ferner; auch hier wäre aber zu überlegen, ob nicht durch erklärende Annotation ein kombiniertes Verfahren erleichtert wird, bei dem die Frequenz der Funktionswörter mit semantisch idiosynkratrischem Wortgebrauch zusammen untersucht wird. Gerade bei Verfahren der Authorship Attribution im Werk Shakespeares besteht das Problem, dass lediglich Frequenz-Varianzen im Vordergrund stehen, jedoch keine Bedeutungsdifferenzierungen berücksichtigt werden; siehe dazu Matthias Bauer/Angelika Zirker, „Shakespeare and Stylometrics. Old and New“, in: Anne-Julia Zwierlein/Jochen Petzold/Katharina Boehm u. a. (Hg.), Anglistentag 2017. Proceedings, Trier 2018, 31–38.
- 37.
Matthias Bauer/Angelika Zirker, „Whipping Boys Explained. Literary Annotation and Digital Humanities“, in: Ray Siemens/Kenneth M. Price (Hg.), Literary Studies in the Digital Age. An Evolving Anthology (2015), https://dlsanthology.commons.mla.org/whipping-boys-explained-literary-annotation-and-digital-humanities (letzter Aufruf 4.5.2018); Bauer/Zirker (Anm. 32).
- 38.
Siehe dazu auch den Living Style Guide, der als Grundlage für das Annotieren erstellt wurde und einer kontinuierlichen Revision unterliegt: http://www.annotation.es.uni-tuebingen.de/?page_id=958 (letzter Aufruf 4.5.2018).
- 39.
Bauer/Zirker (Anm. 32).
- 40.
Anschlussfähig wird es auch durch die Möglichkeit, das Kategoriensystem als Ontologie zu reformulieren. Dies wird allerdings hier noch nicht thematisiert.
- 41.
Soweit wir sehen, werden Fragen der konkreten Verankerung nicht diskutiert; es wird nur der Unterschied von Einzelstellenkommentar und Sammelanmerkungen bzw. separater Darstellung übergreifender Zusammenhänge reflektiert, z. B. bei Wolfgang Frühwald, „Formen und Inhalte des Kommentars wissenschaftlicher Textausgaben“, in: Ders./Herbert Kraft/Walter Müller-Seidel (Hg.), Probleme der Kommentierung. Kolloquien der Deutschen Forschungsgemeinschaft Frankfurt am Main 12.–14. Oktober 1970 und 16.–18. März 1972, Bonn-Bad Godesberg 1975, 13–32, hier: 30 f., und Jochen Schmidt, „Die Kommentierung von Studienausgaben. Aufgaben und Probleme“, in: Wolfgang Frühwald/Herbert Kraft/Walter Müller-Seidel (Hg.), Probleme der Kommentierung. Kolloquien der Deutschen Forschungsgemeinschaft Frankfurt am Main 12.–14. Oktober 1970 und 16.–18. März 1972, Bonn-Bad Godesberg 1975, 75–89, hier: 81 f., sowie Gerhard Spellerberg, „Der Kommentar einer ‚Studienausgabe‘. Ausgewählte Werke Lohensteins im Rahmen der ‚Bibliothek deutscher Klassiker‘“, in: Hans G. Senger (Hg.), Philologie und Philosophie. Beiträge zur VII. Internationalen Fachtagung der Arbeitsgemeinschaft Philosophischer Editionen (12.–14. März 1997, München), Tübingen 1998, 140–153, hier: 142. Wir bedanken uns bei Miriam Lahrsow für den entsprechenden Literaturüberblick; sie hat in ihrer Tübinger Masterthese Digital Explanatory Annotations for Literary Texts. Possibilities – Practices – Problems – Prospects (2017) auf das Problem hingewiesen: https://bibliographie.uni-tuebingen.de/xmlui/bitstream/handle/10900/80731/Lahrsow_MA-Thesis.pdf?sequence=1&isAllowed=y (letzter Aufruf 4.5.2018).
- 42.
Ian McEwan, Sweet Tooth, London 2012, 318; vgl. Angelika Zirker/Matthias Bauer, „Guest Editors’ Introduction. Explanatory Annotation in the Context of the Digital Humanities“, in: Dies. (Hg.), International Journal of Humanities and Arts Computing. Special Issue 11/2 (2017), 145–152, hier: 146.
- 43.
Da die x-ray-Annotationen nur in einer Wikipedia-Verlinkung von Einzelwörtern bestehen, wird der Leser hier bei „Austen“ völlig im Stich gelassen bzw. in die Irre geführt.
- 44.
Zur Sache Martina Bross, „‚Equivocation will undo us‘? Wordplay and Ambiguity in Hamlet’s First and Second Line“, in: Angelika Zirker/Esme Winter-Froemel (Hg.), Wordplay and Metalinguistic/Metadiscursive Reflection. Authors, Contexts, Techniques, and Meta-Reflection, Berlin 2015, 25–46.
- 45.
Dieser Annahme liegt die Voraussetzung zugrunde, dass Annotationen gerade dann wichtig sind, wenn es um die Gesamtbedeutung eines Textes geht. Es handelt sich um eine offene Frage, die jedoch bislang nicht systematisch betrachtet wurde; Ansätze z. B. bei Judith Flanders, „Detailism, Digital Texts, and the Problem of Pedantry“, in: TEXT Technology 2 (2005), 41–70. Eine entscheidende Rolle spielt dabei die jeweilige Art bzw. Vorstellung von „Gesamtbedeutung“ und damit die Art des Verhältnisses von Detail und Ganzem (z. B. additiv oder charakteristisches Detail vs. typisches Ganzes),
- 46.
Ngaio Marsh, Scales of Justice, London 1956. Die Auflösung des Verbrechens und Wiederherstellung von Ordnung gehört zu den gattungskonstituierenden Merkmalen; vgl. z. B. J. A. Cuddon, The Penguin Dictionary of Literary Terms and Literary History, London 31992, 229.
- 47.
Siehe Esme Winter-Froemel/Angelika Zirker, „Ambiguity in Speaker-Hearer-Interaction. A Parameter-Based Model of Analysis“, in: Susanne Winkler (Hg.), Ambiguity. Language and Communication, Berlin 2015, 283–339, hier: 315.
- 48.
In der Annotationspraxis wird hier die Schwierigkeit der Trennung verschiedener Funktionen und Ziele der Erläuterung deutlich, die in TEASys jedoch aufgrund der Auszeichnung von Kategorien aufgehoben wird.
- 49.
Vgl. Oxford English Dictionary (OED), https://www.oed.com/: „shadow, n.“ II.4.c.
- 50.
Shakespeare (Anm. 36), 3.2.348.
- 51.
William Shakespeare, Hamlet Q2, London 1604, http://internetshakespeare.uvic.ca/Annex/Texts/Ham/Q2/default/ (letzter Aufruf 4.5.2018), 1.2.244–247.
- 52.
Vgl. Bross (Anm. 44), 30.
- 53.
Siehe ebd., 30: „the structural ambiguity caused by the missing subject in Hamlet’s line makes several interpretations of the line possible which depend on the meaning of ‚kind‘ as adjective as well as on different aspects of the situational context presented in this scene. However, the parallel construction of Hamlet’s line together with the parallelism in Claudius’s preceding line also prompts us to consider ‚kind‘ as noun meaning either ‚[t]he family, ancestral race, or stock from which one springs‘ (OED, ‚kind‘ n. II.12.), or ‚[a] race, or a natural group of animals or plants having a common origin‘ (‚kind‘ n. II.10.a.)“.
- 54.
Hier geht es somit um die Herstellung von Verbindungen und Kohärenz durch die Auszeichnung aufgrund semantischer Felder bzw. gemeinsamer formaler Aspekte (etwa die Auszeichnung von Ironie).
- 55.
Martens (Anm. 12).
- 56.
Es geht hier in erster Linie um hermeneutisches Markup und erst sekundär um weitere Möglichkeiten der digitalen Annotation, etwa hinsichtlich korpuslinguistischer Verfahren der Aufbereitung (etwa POS), siehe dazu z. B. Noah Bubenhofer, Einführung in die Korpuslinguistik. Praktische Grundlagen und Werkzeuge, http://www.bubenhofer.com/korpuslinguistik/ (letzter Aufruf 4.5.2018).
- 57.
Siehe dazu auch Dirk Roorda, „Practical Linguistic Annotation. The Hebrew Bible.“, in: Angelika Zirker/Matthias Bauer (Hg.), International Journal of Humanities and Arts Computing. Special Issue 11/2 (2017), 276–287.
- 58.
Dies trägt wiederum zur Plausibilisierung bei und kann als Strategie zur Identifikation von Interpretationen dienen, siehe Fotis Jannidis, „Polyvalenz – Konventionen – Autonomie“, in: Fotis Jannidis/Gerhard Lauer/Matías Martínez u. a., Regeln der Bedeutung: Zur Theorie der Bedeutung literarischer Texte, Berlin 2003, 305–328, hier 309 f.); siehe auch Gius/Jacke (Anm. 34).
- 59.
Herbert Murch (Hg.), The Knight of the Burning Pestle, New York 1908, 105; siehe zudem Alexander Dyce (Hg.), The Knight of the Burning Pestle, London 1843–1846.
- 60.
Michael Hattaway (Hg.), The Knight of the Burning Pestle, London 1969/1986, xv.
- 61.
Ebd., „Induction“, 42 f.
- 62.
Des Weiteren ermöglicht die digitale Annotation nach TEASys eine spezifische Kategorisierung: Für Leser des Textes, die Nicht-Muttersprachler sind, ist vermutlich eine Spracherklärung von „burning pestle“ mit all seinen Konnotationen hilfreich, die bei Hattaway (s. o.) nur angedeutet werden.
- 63.
Sheldon P. Zitner (Hg.), The Knight of the Burning Pestle, Manchester 2004, 5 f.
- 64.
Siehe OED, „wink“ v.1 2.
- 65.
OED, „wink“ v.1 †1.a.
- 66.
Zitner (Anm. 63), 82. Neben Zitners Ausgabe ist Hattaway (1986) der einzige, die ‚wink‘ an dieser Stelle erklärt: „turn a blind eye“ (36, Anm. 6).
- 67.
OED, „barber“ n. a.
- 68.
Zitner (Anm. 63), III. 244–249.
- 69.
Ebd. 113, Anm. 248. Bei Murch fehlt der Querverweis in seiner Annotation: „For the purpose of anointing his eyes with perfumed water. ‚Your eyes closed must be anointed therewith also.‘ – Stubbes, Anat. of Abuses 2. 50“ (Murch [Anm. 59], 196, Anm. 270). Der intertextuelle Verweis in seiner Annotation ist wenig hilfreich und eher enigmatisch, weil man sich als Leser nun die Frage stellt, worum es sich bei Stubbes‘ Text handelt. Es wäre zum einen die Relevanz des Verweises zu prüfen, zum anderen könnte man, im Falle der Relevanz, in der digitalen Annotation hier einen Link etwa zum Eintrag der British Library zu diesem Text einfügen (https://www.bl.uk/collection-items/the-anatomy-of-abuses-by-philip-stubbes-1583).
- 70.
Zitner (Anm. 63), 119 Anm. 381.
- 71.
Zitner (Anm. 63), Ep. 8–10.
- 72.
Vgl. dazu Angelika Zirker/Judith Glässer/Augustin Kelava u. a., „Kompetenzmodellierung im Fach Englisch. Literaturwissenschaft meets Psychometrie“, in: Toni Bernhart/Marcus Willand/Sandra Richter u. a. (Hg.), Quantitative Ansätze in den Literatur- und Geisteswissenschaften. Systematische und historische Perspektiven, Berlin 2018, 149–171.
- 73.
„The eye of man hath not heard, the ear of man hath not seen“ (Shakespeare [Anm. 36], 4.1.204–05).
- 74.
William Shakespeare, Shakespeare’s Sonnets, hg. von Katherine Duncan Jones, London 2003, 197.
- 75.
Sämtliche digitalen Referenzen wurden letztmalig am 4.5.2018 eingesehen.
Literatur
Sämtliche digitalen Referenzen wurden letztmalig am 4.5.2018 eingesehen.
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Bauer, M., Viehhauser, G., Zirker, A. (2022). Zwischenräume. Kommentierende Annotation und hermeneutische Bedeutungserschließung in digitalen Texten. In: Jannidis, F. (eds) Digitale Literaturwissenschaft. Germanistische Symposien. J.B. Metzler, Stuttgart. https://doi.org/10.1007/978-3-476-05886-7_11
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