Zusammenfassung
Der vorliegende Beitrag möchte eine ganz spezifische Antwort auf die Frage ‚Wozu eine Digitale Literaturwissenschaft?‘ geben. Ausgehend von dem Desiderat, Literarizität in einem digitalen, datengetriebenen Forschungsparadigma beschreiben, modellieren und mittels Verfahren der Künstlichen Intelligenz eventuell auch vorhersagen zu können, widme ich mich dem Phänomen metaphorischen Sprachgebrauchs in literarischen Texten. Es handelt sich um eine induktive Studie an einem kleineren Korpus deutschsprachiger Eingangspassagen narrativer fiktionaler Texte im Übergang vom Realismus zur literarischen Moderne. Im Vordergrund steht nicht die Beschreibung des auffälligen, abweichenden oder kreativen metaphorischen Ausdrucks – sondern eine Bestandsaufnahme des gesamten Spektrums zwischen konventionalisiert-lexikalisiertem und abweichend-neologischem Metapherngebrauch.
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1 Einleitung
Der vorliegende Beitrag möchte eine ganz spezifische Antwort auf die Frage ‚Wozu eine Digitale Literaturwissenschaft?‘ geben. Ausgehend von dem Desiderat, Literarizität in einem digitalen, datengetriebenen Forschungsparadigma beschreiben, modellieren und mittels Verfahren der Künstlichen Intelligenz eventuell auch vorhersagen zu können, widme ich mich dem Phänomen metaphorischen Sprachgebrauchs in literarischen Texten. Es handelt sich um eine induktive Studie an einem kleineren Korpus deutschsprachiger Eingangspassagen narrativer fiktionaler Texte im Übergang vom Realismus zur Moderne. Ziel ist die datenbasierte Beschreibung der Bedingungen von Bedeutungskonstitution durch metaphorisch gebrauchte Lexeme. Die Metapher wird zu diesem Zweck als Kontrast und Ähnlichkeit zwischen zwei synchronen Wortbedeutungen operationalisiert, um durch den kontrollierten Einsatz eines korpusbasierten Lexikons (Duden) möglichst annotatorenunabhängig identifiziertFootnote 1 werden zu können. Trotz der manuellen Verfahrensweise handelt es sich hierbei also nicht um ein Close Reading im herkömmlichen Sinne.Footnote 2 Vielmehr wird hier erstens eine händische Form des Distant Reading in Anschlag gebracht – eine algorithmische, stark kontrollierte Lesart, die die Interpretation aufschiebt und die potenziell zu automatisieren ist.Footnote 3 An die Phase der Identifikation schließt sich zweitens die statistische Analyse an, die mögliche überzufällige Zusammenhänge mit weiteren formalisierten Textmerkmalen (Wortart und morphosyntaktische Komplexität) überprüft. Erst im dritten Schritt, und hier ist der Unterschied zum hermeneutischen Close Reading am deutlichsten, folgt die Interpretation, nämlich die der aggregierten Daten. Zugrunde liegt dem Verfahren die Annahme, dass Bedeutungskonstitution durch literarische Artefakte regelhaft istFootnote 4 und dass Regelhaftigkeit eben auch für Metaphern gilt.Footnote 5
Literarizität wird im Folgenden anhand metaphorischen Sprachgebrauchs auf eine replizierbare und vom Beobachter möglichst unabhängige Art und Weise operationalisiert. Dabei soll die Metapher jedoch gerade nicht auf eine Abweichungsästhetik im Sinne Mukařovskýs und Šklovskijs beschränkt bleiben: Im Vordergrund steht nicht die Beschreibung der Konstitutionsregeln des auffälligen, abweichenden oder kreativen metaphorischen Ausdrucks – sondern eine Bestandsaufnahme des gesamten Spektrums zwischen konventionalisiert-lexikalisiertem und abweichend-neologischem Metapherngebrauch. Ausgehend von der Grundidee der konzeptuellen Metapherntheorie nehme ich an, dass die systematischen und regelhaften figurativen Bedeutungsrelationen des SprachsystemsFootnote 6 auch für den literarischen Diskurs gelten.Footnote 7 Dabei ist es eine empirische Frage, wie genau die metaphorischen konzeptuellen Strukturen und Prozesse sowie ihre sprachlichen Indikatoren im literarischen Diskurs aussehen.Footnote 8 Obwohl die Metaphernforschung traditionell die Unterschiede zwischen Metaphern in literarischen und nicht-literarischen Werken hervorgehoben hat, gibt es eben auch eine Tradition der Beschreibung der Kontinuität zwischen beiden Bereichen,Footnote 9 an die hier radikalisierend angeknüpft werden soll.
Mit der Kognitiven Theorie der Metapher (KTM) sind systematische und kohärente figurative Relationen beschreibbar geworden, die lokal auf intratextueller Ebene, aber auch auf Diskurs- und Sprachsystemebene konstatiert werden können. Ausgehend von der Ubiquität von konzeptuellen Metaphern wie das Leben ist wie eine Reise schlagen Lakoff und Turner vor, dass in literarischen Kontexten spezifische Verfahren angewandt werden, nämlich Erweiterung, Elaboration, Hinterfragen und (Neu-)Zusammensetzung von konventionellen Metaphern. Diese Verfahren führen die Leser literarischer Texte „beyond the bounds of ordinary modes of thought“ und „beyond the automatic and unconscious everyday use of metaphor“.Footnote 10 Damit konzentrieren sich allerdings auch Lakoff und Turner auf die ‚Andersartigkeit‘ einer poetischen literarischen Metapher und knüpfen so an die abweichungsästhetische Tradition des russischen Formalismus an (allerdings ohne expliziten Verweis auf diese).
Wenn die konzeptuellen und sprachlichen Metaphern analytisch deutlicher getrennt werden als bei Lakoff und Kollegen, wird das gesamte Spektrum der sprachlichen Metaphernverwendung beschreibbar.Footnote 11 Verschiedene textorientierte Ansätze auch innerhalb des kognitiven Paradigmas haben Muster literarischer Metaphern auf der textuellen Ebene herausgearbeitet, etwa in Interaktion mit anderen Tropen wie der Metonymie bei PersonifikationenFootnote 12 oder in lexiko-grammatikalischen Strukturen, wobei besonders WortartenFootnote 13 und häufige lexikalische VerbindungenFootnote 14 sowie anaphorische BezügeFootnote 15 thematisiert werden.
Im Folgenden handelt es sich um eine Überprüfung der metaphorologischen Annahmen des russischen Formalismus unter gleichzeitiger Umkehrung seiner generellen Blickrichtung. Ausgehend von der Metapher als kennzeichnendem Merkmal für LiterarizitätFootnote 16 geht es gerade darum, im literarischen Diskurs auch diejenigen Aspekte von metaphorischer Sprache aufzuzeigen, die auf den ersten Blick nicht von einer angenommenen Alltagssprache abweichen. Die Operationalisierung weist gleichermaßen kreative und konventionelle Metaphern aus – denn nur eine Beschreibung, die die Verteilung aller vorkommenden Elemente berücksichtigt, ist vollständig und dadurch eventuell sogar in der Lage, bisher übersehene Muster zu erkennen.
Metaphorizität wird zu weiteren Merkmalen der Sprachoberfläche in Beziehung gesetzt, nämlich zu Wortarten und dem Flesch-Index als standardisiertem Maß von (morpho-)syntaktischer Komplexität,Footnote 17 neben einer groben Einordnung der Erzählperspektive (‚vornehmlich erste Person‘ vs. ‚vornehmlich dritte Person‘). In der Diskussion wird die statistische Analyse auf Ergebnisse der literaturwissenschaftlichen Forschung zu Erzähltexten der Jahre 1880–1930 bezogen. Mein Vorschlag betrifft so neben den konzeptionellen und technologischen Rahmenbedingungen digitaler Metaphernanalyse in kleineren Textumfängen auch literaturhistorische Fragestellungen: Wie verändert sich metaphorischer Sprachgebrauch in Erzählanfängen zwischen 1880 und 1930 in Korrelation mit weiteren quantifizierbaren Stilmerkmalen?Footnote 18
Mit einer literaturwissenschaftlichen Anwendung der korpusbasierten Registervariationsstudien Bibers lege ich zugrunde, dass formalisierbare sprachliche Merkmale mit bestimmten Sprachregistern, Texttypen und Gattungen interagieren.Footnote 19 Grundannahme ist, dass häufiges gemeinsames Auftreten von formal beschreibbaren Merkmalen eine gemeinsame kommunikative Funktion anzeigt. Für eine Stichprobe von literarischen Texten aus unterschiedlichen Subgenres des Lancaster-Oslo/Bergen Corpus konnte Biber etwa eine signifikante Kookkurrenz von „frequent past-tense forms, third-person personal pronouns, and perfect-aspect verbs“ sowie „public verbs, synthetic negation, present-participial clauses“ zusammen mit der besonders niedrigen Verwendung von „present-tense verbs and attributive adjectives“ zeigen.Footnote 20 Kein anderes Genre zeigte diese Zusammensetzung. Die Funktion dieses Ensembles von Merkmalen sieht Biber u. a. darin, vergangene Ereignisse und ihre andauernde Wirkung zu beschreiben (Vergangenheitsformen der Verben), Rede und Gedanken wiederzugeben (Public Verbs), die Figurenreferenz herzustellen (Pronomina) sowie anschauliche Beschreibungen zu liefern (Present Participles). Dorst verwandte ein ähnliches Verfahren zur Metaphernanalyse des literarischen Registers des VU Amsterdam Metaphor Corpus (VUAMC), das im Registervergleich eine nur durchschnittliche Metaphernhäufigkeit auswies, darunter v. a. konventionelle Metaphern mit häufigen (verbalen und adjektivischen) Personifikationen.Footnote 21 Eine signifikant häufige Verwendung von figurativen Vergleichen fiel auf, und damit ein lexikalisch markierter, möglicherweise augenfälliger, ‚literarischer‘ Metapherntypus.
Wie deutlich wird, erlaubt diese Form der datengetriebenen digitalen Literaturwissenschaft einen vergleichenden Ansatz, der nach Bedarf bestimmte Variablen fokussieren kann. Im Sinne der Russischen Formalisten können Generalisierungen über ‚Literatur‘ als sprachliches Register vorgenommen werden, ebenso wie über Gattungen (‚Romane‘, ‚Erzählungen‘) und Textpositionen (‚Exposition‘) – und auch über literaturhistorische Periodidierungen wie ‚Realismus‘ und ‚Moderne‘. Ebenso kann mit der Deviationsstilistik nach Voßler und Spitzer auf die Individualität einzelner literarische Texte (und Autoren bzw. Autorinnen) eingegangen werden, indem bestimmte textuelle Merkmale, in unserem Fall also der Gebrauch metaphorischer Ausdrücke, einen Stil anzeigen. Hier sind nicht unbedingt augenfällige Metaphern kennzeichnend, sondern ggf. unauffällige, aber quantitativ aussagekräftige Verteilungsmuster. Erst vor dem Hintergrund registerübergreifender Beschreibungen von Regeln und Strukturen der metaphorischen Bedeutungskonstitution können solche aufleuchten und spezifisch literarische Muster (bzw. Autor-, Gattungs-, Textpositions- oder Epochenstil) anzeigen.
Im empirischen Teil dieses Aufsatzes, der das Erzählanfangskorpus (EAK)Footnote 22 als Datensatz zugrunde legt, werden einige Fragen zu metaphorischem Sprachgebrauch in fiktionalen Erzählanfängen des Zeitraums 1880–1926 exemplarisch ausgelotet. Dieses Distant Reading ist nicht allein durch die (digitale) Technik – oder den reinen Umfang der Daten definiert –, sondern durch das Streben nach Validierung durch die wissenschaftliche Methode.Footnote 23 Ähnlich zeigt auch Underwood den Bezug des Distant Reading zum quantitativen sozialwissenschaftlichen Forschungsparadigma auf.Footnote 24 Sein Ansatz fordert allerdings als hinreichende Bedingungen nicht nur die Qualitätskriterien Wiederholbarkeit und Beobachterunabhängigkeit, sondern zudem ein explanatives Vorgehen: „using hypotheses and samples (of texts or other social evidence) that are defined before the writer settles on a conclusion“.Footnote 25 Dies schließt explorative Ansätze, wie sie unter unterschiedlichen Vorzeichen etwa innerhalb der AutorschaftserkennungFootnote 26 und in der KorpusstilistikFootnote 27 verwendet werden, meines Erachtens zu Unrecht aus.Footnote 28 Distant Reading wird im Folgenden, wie oben beschrieben, als empirische Operation aufgegriffen, die die regelgeleitete Identifikation der Merkmale und ihre statistische Auswertung der Interpretation vorordnet.
2 Theoretische Modellierung: Die literarische kognitive Metapher
Die Metapher ist aus Theorien von Literarizität nicht wegzudenken. Als Mittel des Redeschmucks (ornatus), aber noch allgemeiner als ‚bildhafte Sprache‘ steht sie im Zentrum von Literaturtheorien, die literarische Kunst als gelungene Bildhaftigkeit auffassen, sie verkörpert wie kein zweites Verfahren ein vielfach reproduziertes Verständnis von ut pictura poesis (vgl. Horaz‘ Ars Poetica), das eine „sinnliche[…] Vergegenwärtigung“Footnote 29 des Beschriebenen leisten kann. Diese Funktion gilt seit der Antike als eine der wichtigsten der (poetischen) Metaphern, wie etwa Lausberg mit Ciceros De Oratore und Aristoteles‘ Rhetorik und Poetik zeigt.Footnote 30 Gerade wegen dieses sinnlichen Vergegenwärtigungscharakters spielt die Metapher interessanterweise gleichermaßen in Mimesis- und in Abweichungstheorien der Literatur eine zentrale Rolle. So kommt beispielsweise Šklovskij, der sich in Kunst als Verfahren eigentlich gerade von der Definition ‚Kunst ist Denken in Bildern‘ abgrenzt, um die Metapher nicht herum, ist sie doch ein hervorragendes Mittel der Verfremdung.Footnote 31 Freilich unter den Vorzeichen einer Avantgarde-Ästhetik unterscheidet er so zwischen dem ‚alltäglichen Denken in Bildern‘, das eine „besondere Ökonomie der Geisteskräfte“Footnote 32 erlaube, und dem ‚dichterischen Bild‘, das „in besonderen Verfahren hergestellt“ und „mit größtmöglicher Sicherheit als künstlerisch wahrgenommen“Footnote 33 wird. Aus Sicht des Russischen Formalismus ist nur die kreative Metapher als Verfremdungstechnik geeignet, „um das Empfinden des Lebens wiederherzustellen, um die Dinge zu fühlen, um den Stein steinern zu machen“.Footnote 34
Heute stehen die Allgegenwärtigkeit und der graduelle Charakter metaphorischer Sprache und bildhaften Denkens im Mittelpunkt einer interdisziplinären semiotisch ausgerichteten Metaphorologie,Footnote 35 die das Spektrum von der Katachrese über das ‚alltägliche Bild‘ bis hin zum ‚dichterischen Bild‘ auf mehrfachen Ebenen modelliert. Grundannahme ist immer die des Potenzials einer ‚sinnlichen Vergegenwärtigung‘ – sprachlich indizierte konkrete Erfahrungsbereiche, insbesondere die der direkten sinnlichen Wahrnehmung, gelten als Grundlage für Übertragungsleistungen auf psychologischer und semiotischer Ebene.
In der vorliegenden Studie arbeite ich mit einer Operationalisierung des Konzepts der Kognitiven Theorie der Metapher (KTM), das die Metapher prozesshaft fasst („understanding and experiencing one kind of thing in terms of another“Footnote 36). Die Produkte dieser Prozesse sind Denk- bzw. Erfahrungsfiguren, die als konzeptuelle Mappings, Abbildungen einer Quell- auf eine Zieldomäne, aus „sets of conceptual correspondences“Footnote 37 bestehen. Lakoff erläutert die Idee der Korrespondenzsätze zwischen Quell- und Zieldomäne am Beispiel des Love-as-JourneyFootnote 38-Mappings:
„The lovers correspond to travelers. The love relationship corresponds to the vehicle. The loversʼ common goals correspond to their common destinations on the journey. Difficulties in the relationship correspond to impediments to travel.“Footnote 39
Metaphern gelten auch in ihren kreativen literarischen Manifestationen als Ausdruck von konventioneller Sprache und Kognition.Footnote 40 Quelldomänen der metaphorischen Mappings sind in der Regel basale Erfahrungsbereiche des Menschen: Dazu gehören das Hantieren mit Objekten, die Erfahrung des eigenen Körpers im Raum, aber auch das soziale und kulturelle Wissen (Reisen oder Restaurantbesuche).Footnote 41 Die Zieldomänen weisen in der Regel einen höheren Abstraktheitsgrad auf (Love), können aber auch konkret sein, insbesondere im Fall der sogenannten Image Mappings, wo visuelle Eigenschaften eines Körpers auf einen anderen abgebildet werden (etwa ‚die Sonne ist eine Zitrone‘).Footnote 42
Die ursprünglichen Annahmen der konzeptuellen MetapherntheorieFootnote 43 sind in fast vier Jahrzehnten nuanciert worden, nicht zuletzt durch korpus- und psycholinguistische Studien.Footnote 44 Heute verständigt man sich auf eine Potenzialität von experientiell defineirter Metaphorik, die auf einer symbolisch-strukturellen Beschreibungsebene dokumentiert wird und es zulässt, das Paradox ‚nicht-metaphorisch verarbeiteter Metaphern‘ zu modellieren:
„this symbolic description does not force researchers to conclude that all of these structures necessarily have to be actualized in cognitive processing by each and every individual. Nor can it be concluded that they therefore are not metaphorical if these structures do not trigger cross-domain mappings in processing.“Footnote 45
Das metaphorische Bedeutungspotenzial lexikalisierter Metaphern liegt in der kontextuellen Remotivierbarkeit und so im Aufrufen basaler Erfahrungsschemata. Beispiel (1), paraphrasierbar als ‚die Ehepartner trennten sich‘, stammt aus einem Wochenzeitschriftsartikel. Der Ausdruck indiziert eine konzeptuelle Metapher für den Erfahrungsbereich Leben bzw. Liebe/Partnerschaft durch Wörter mit hochkonventioneller metaphorischer Bedeutung, die zudem in relativ fester phraseologischer Beziehung stehen:
-
1
Seit 1886 gingen die Ehepartner getrennte Wege.Footnote 46 (Der Spiegel, 14.04.1980, DWDS Kernkorpus 1980/sp19800414_8)Footnote 47
Um Wörter wie „gingen“, „getrennte“, „Wege“ als ‚potenziell metaphorisch verwendet‘ zu identifizieren, müssen zwei Kriterien erfüllt sein: erstens eine stabile Wortbedeutung, die auf einer basal(er)en Erfahrungsebene konkrete Vorgänge, belebte Entitäten und/oder Objekte referenzialisiert (z. B. „Weg“: ‚natürliche, durch Festtreten entstandene oder künstlich angelegte, nicht oder nur wenig dauerhaft befestigte, relativ schmale Bahn, besonders für Fußgänger‘); zweitens eine abweichende kontextuelle Bedeutung, die zur erstgenannten basaleren Bedeutung in einem klaren Kontrast steht, aber auch eine Ähnlichkeit aufweist (‚Lebensweg, Verlauf eines Lebens‘).Footnote 48
Obwohl die metaphorische Bedeutung von „Wege“ (1) im deutschen Sprachsystem lexikalisiert ist, kann der ‚Verlauf des Lebens‘ unter bestimmten diskursiven Bedingungen wie eine physisch wahrnehmbare Bewegung von Entitäten durch den Raum verstanden und evtl. sinnlich nachvollzogen werden. Das Hauptargument ist hier, dass eine konkret(er)e, oftmals körperorientierte und spezifischere Grundbedeutung eines Wortes im Wortschatz des untersuchten Sprachstandes vorhanden ist (operationalisiert durch die Auffindbarkeit in Wörterbüchern) und so im Diskursereignis zur potenziellen Remotivierung im Vergleich zur Verfügung steht.
Wie schon erwähnt, können trotz der Selbststilisierung der KTM als traditionsloser Neuerfindung klare Bezüge zu antiker Rhetorik einerseits und Russischem Formalismus andererseits aufgezeigt werden, und zwar bezüglich der Kriterien ‚Ähnlichkeit‘, ‚Konventionalität‘ und ‚Notwendigkeit‘. Die Ähnlichkeit zwischen Erfahrungsbereichen bzw. Wortbedeutungen, die auch die neuere empirische Metaphernforschung zentral stellt,Footnote 49 findet sich einschlägig z. B. bei Lausberg,Footnote 50 der die Metapher nach Quintilian als „brevitas-Form des Vergleichs“ fasst, wobei die Ähnlichkeit (similitudo) ein Abstufungsphänomen ist. Auch alltägliche Konventionalität von Metaphern kann bei Lausberg lokalisiert werden: „Metaphern stehen in Traditionen, die der jeweils okkasionellen Bedeutung ein gewisses (etwa durch die literarische Gattung bedingtes) habituelles Gepräge geben“.Footnote 51 Von hier ist es ein kleiner Schritt zur ‚notwendigen‘ Metapher, dem Hauptargument der KTM, das abstrakte Erfahrungsdomänen wie Zeit durch ‚ontologische‘ Metaphern überhaupt erst konzeptualisier- und kommunizierbar macht, u. a. durch Präpositionen mit räumlicher Grundbedeutung („in drei Tagen“). Die inopia, der Mangel eines eigentlichen Ausdrucks, ist nach Lausberg eine „sehr häufige, weil für die Seinserkenntnis und -gliederung nützliche und notwendige semantische Erscheinung“.Footnote 52 Es sei einleuchtend, „dass der geistige Realitäten bezeichnende Wortschatz katachrestischer Herkunft ist, animus (‚Wind‘), sapiens (‚schmeckend‘), spiritus (‚Hauch‘)“.Footnote 53 Freilich spitzt die KTM solche Beobachtungen zu, wo sie metaphorische Übertragung als Grundprinzip von Kognition und Sprache modelliert. Dabei wird nach triftiger Kritik aus dem empirischen LagerFootnote 54 inzwischen mehr Spielraum beim Schluss von den sprachlichen Indizien auf die spezifischen konzeptuellen Strukturen zugelassen. Aus Beispiel (1) kann etwa das oben erwähnte Love-as-Journey Mapping abgeleitet werden, aber auch Alternativen, die sich im Grad der Generalisierung oder im Fokus unterscheiden:
-
Abstrakt ist wie Konkret
-
Leben ist wie Bewegung im Raum
-
Leben ist wie eine Reise
-
ein Subjekt ist wie ein Reisender
-
Partnerschaft ist wie Gemeinsame Bewegung im Raum
Die literaturwissenschaftliche Anwendung der ‚klassischen‘ KTM schlägt vor, dass literarische wie nichtliterarische Metaphern basale somato-kognitive Schemata nutzen: „To the extent that a basic metaphor used in poetry is experientally grounded, it draws power from the fundamental nature of those experiences.“Footnote 55 Ähnlich wie Satz (1) indizieren auch der Vers aus dem österreichischen Barockgedicht (2) und der US-amerikanische Protestsong der 1960er (3) Mappings wie Abstrakt ist wie Konkret, Leben ist wie Bewegung im Raum und ein Subjekt ist wie ein Reisender:
-
2
Dann wollen mich die Wind auf andre Zufahrt dringen, / bring‘ an den Hafen mich/mein Gott/es ist genug! (Catharina Regina von Greiffenberg, Auf meinen bestürmeten Lebens-Lauff, 1662)
-
3
How many roads must a man walk down/Before you call him a man? (Bob Dylan, Blowin’ in the Wind, 1962/1963)
Hier werden Wind, Zufahrt, Hafen (2) und roads (3) ebenso wie bring(en), an (2), walk, down (3), aber auch wollen, dringen und auf (2) metaphorisch verwendet. Für (2) beispielsweise können folgende Korrespondenzen abgeleitet werden:
-
ein Subjekt ist wie ein Reisender zur See
-
Ereignisse sind wie Windböen
-
ein Lebensziel ist wie ein Hafen
-
Gott ist wie ein Kapitän
Literarische Metaphern unterscheiden sich also nicht grundlegend von Metaphern im Alltagsdiskurs, sondern sind deren Erweiterungen, Elaborationen, Infragestellungen und (Neu-)Zusammensetzung.Footnote 56 Im Unterschied zu (1) zeigen Beispiel (2) und (3) etwa eine gehäufte Rekurrenz von sprachlichen Referenzen auf die Quelldomänen (Schifffahrt, Wanderschaft). Aber auch die genrebedingte Literarizitätserwartung der Leser ist ein ausschlaggebender Faktor, denn literarische Texte werden gemeinhin sorgfältiger und als bedeutungsoffener gelesen,Footnote 57 was Implikationen für die konkrete Verarbeitung auch von hochkonventionellen Metaphern als Präpositional- und Adverbialmetaphern hat. Dorsts Fiction-Sample des VUAMCFootnote 58 weist eine niedrigere Metaphernproportion als die akademischen und journalistischen Stichproben auf, doch treten metaphorische Adjektive, Nomen und Verben im Unterschied zu den anderen Registern mit einer besonders hohen lexikalischen Varianz auf. Die schon erwähnten Personifikationen und Vergleiche sind dabei Verfahren, die besonders häufig auftreten, nicht zuletzt zur Schaffung von „vivid images“.Footnote 59
Im Weiteren ist es mein Ziel, die Metapher zu operationalisieren, um Formen und Strukturen auf einer semiotischen Beschreibungsebene zu identifizieren.Footnote 60 Die Dimension der leserseitigen Verarbeitung literarischer metaphorischer Sprache spielt nach diesem Prinzip also keine Rolle. Sie kann in Interpretation der Ergebnisse spekulativ erörtert oder in Lesestudien gezielt untersucht werden.
3 Operationalisierung: Annotationsprotokoll MIPVU
Die Metaphor Identification Procedure VU University (MIPVU)Footnote 61 wurde für die präzise und systematische Identifikation metaphorischer Sprache auf der lexikalischen (Wort-)Ebene ursprünglich für das Englische und Niederländische entwickelt und für das Deutsche adaptiert.Footnote 62 Sie ist vergleichbar mit einem sozialwissenschaftlichen Codierungsschema, das einen hohen Grad an Unabhängigkeit vom einzelnen Wissenschaftler und Replizierbarkeit ermöglicht. Ausschlaggebend sind die empirischen Qualitätskriterien der Intersubjektivität/Objektivität, Reliabilität und Validität. Die (statistische) Vergleichbarkeit über Analysen hinweg – und in einem gewissen Maße auch über unterschiedliche Sprachen – ist ein praktischer Vorteil für die strukturalistisch inspirierte Literaturanalyse. Weil MIPVU vor allem Spezifizierungen und Ergänzungen des ursprünglichen Protokolls MIP (Metaphor Identification Procedure)Footnote 63 enthält, werden im Folgenden die Guidelines für MIP vorgestellt und aus der Perspektive der deutschsprachigen MIPVU-Adaption kommentiert. Insbesondere müssen hierbei die Eignung der Analyseeinheit, die Adäquatheit der Beschreibung der (situationsspezifischen) Kontextbedeutung und der Belegbarkeit einer grundlegenderen Bedeutung sowie der Grad der Distinktheit/Ähnlichkeit der beiden Bedeutungen berücksichtigt werden.Footnote 64
MIP – Metaphernidentifikationsprozedur (Pragglejaz Group)
-
1.
Lies den gesamten Text-Diskurs, um dir ein allgemeines Verständnis seiner Bedeutung zu verschaffen.
-
2.
Bestimme die lexikalischen Einheiten des textuellen Diskurses.
-
3. (a)
Beurteile für jede lexikalische Einheit, welche Bedeutung sie im Kontext hat, d. h. inwiefern sie sich auf eine Entität, Relation oder ein Attribut in der vom Text evozierten Situation bezieht (kontextuelle Bedeutung). Achte dabei auch auf Vorhergehendes und Folgendes.
-
3. (b)
Beurteile für jede lexikalische Einheit, ob es für sie in anderen Kontexten eine grundlegendere gegenwärtig-zeitnahe Bedeutung gibt als im gegenwärtigen Kontext. Für unsere Zwecke können als Grundbedeutungen solche Bedeutungen gelten, die:
-
konkreter sind [das Evozierte ist einfacher vorzustellen, zu sehen, hören, fühlen, riechen oder schmecken];
-
sich auf körperliche Tätigkeit beziehen;
-
präzise sind (im Gegensatz zu vage);
-
historisch älter sind.
Grundbedeutungen sind nicht unbedingt die häufigsten Bedeutungen der lexikalischen Einheit.
-
-
3. (c)
Wenn die lexikalische Einheit in anderen Kontexten als im gegebenen eine grundlegendere gegenwärtig-zeitnahe Bedeutung hat, muss entschieden werden, ob die kontextuelle Bedeutung im Kontrast zur Grundbedeutung steht, aber im Vergleich mit ihr verstanden werden kann.
Wenn ja, kann die lexikalische Einheit als metaphorisch markiert werden.
Um die Identifikation von Metaphern verlässlich durchzuführen, verwendet MIPVU als wichtigste externe Ressourcen korpusbasierte Diktionäre (für das Deutsche: Duden und DWDS), für die eine Reihe von Anwendungsregeln formuliert wurden. Zudem werden Part-of-Speech-Tags (POS) für die Identifikation von lexikalischen Einheiten und Wortarten berücksichtigt. MIPVU operiert wie MIP mit der Analyseeinheit ‚Wort‘ (MIP-Schritt 2), wobei Regeln die wörterbuchgestützte Identifikation stabiler lexikalischer Einheiten festlegen, z. B. bilden die abgetrennten Verbbestandteile von Partikel- und Präfixverben zusammen mit dem Verbstamm eine lexikalische Einheit, etwa „ablegen“ in ‚in Eurem Namen lege ich jetzt folgendes Versprechen ab‘.Footnote 65 Für jede identifizierte lexikalische Einheit unterscheidet MIPVU zwischen einer kontextuellen Bedeutung (MIP-Schritt 3a) und einem ‚more basic meaning‘ (MIP-Schritt 3b), einer grundlegenderen gegenwärtig-zeitnahen Bedeutung. Eine Reihe von Regeln definiert den Umgang mit Fällen, in denen die kontextuelle und/oder die basalere Bedeutung nicht oder nur schwer festgelegt werden kann,Footnote 66 u. a. steht für Grenzfälle ein besonderer Code zur Verfügung, das sogenannte WIDLII (‚When In Doubt Leave It In‘).Footnote 67 Kann die kontextuelle Bedeutung etabliert und mit einer identifizierbaren Grundbedeutung verglichen werden, ist aber auch deutlich von ihr abzugrenzen (MIP-Schritt 3c), handelt es sich um ein sogenanntes ‚metaphor-related word‘, ein MRW.Footnote 68
Für „Wege“ (Beispiel 1) kann mithilfe des Wörterbuchs die kontextuelle Bedeutung (‚hier gehen unsere Ansichten, Anschauungen so weit auseinander, dass unsere Zusammenarbeit o. ä. aufhört‘) klar von der Grundbedeutung (‚etwas, was wie eine Art Streifen – im Unterschied zur Straße oft nicht befestigt – durch ein Gebiet, Gelände führt und zum Begehen [und Befahren] dient‘) unterschieden werden.Footnote 69 Die beiden Bedeutungen sind deutlich verschieden, weisen aber eine Ähnlichkeitsbeziehung auf, sodass ein Vergleich konstituiert werden kann.Footnote 70 Für das Deutsche MIPVU ist der Duden die Hauptreferenz, kann bei Unklarheiten aber durch das DWDS überstimmt werden.
MIPVU identifiziert keine ‚etymologischen‘ Metaphern, also Wörter, die zwar auf metaphorischem Wege entstanden sind, aber im gegenwärtigen Deutsch keine konkrete Grundbedeutung mehr haben. Ein Beispiel ist das umgangssprachliche Verb „zwiebeln“, dessen Metaphorik etymologisch hergeleitet werden kann,Footnote 71 das aber im gegenwärtigen Deutsch durch die Wörterbücher als monosem belegt wird (‚jemandem hartnäckig [mit etwas] zusetzen; schikanieren‘).Footnote 72 MIPVU identifiziert Metaphern also synchron und auf Wortebene – letzteres ist auch für fortgeführte Metaphern und Metaphernfelder ebenso wie für Analogien und Allegorien relevant: Die Bedeutung eines Wortes im Kontext wird jeweils mit seiner im Wörterbuch auffindbaren Grundbedeutung verglichen.Footnote 73
Für die Adaption von MIPVU mussten aufgrund der produktiven Wortbildungsmuster des Deutschen (Komposition, Konversion und Derivation) und der Wörterbuchstruktur wenige zusätzliche Regeln eingeführt werden.Footnote 74 Im Unterschied zum Englischen, welches durch besonders viele unabhängige Morpheme gekennzeichnet ist, hat das Deutsche mehr synthetische Elemente, auch weisen Duden und DWDS im Vergleich zum Macmillan Dictionary mehr Querverweise zwischen Lemmata über Wortarten hinweg auf. Da aber Wortartengrenzen für MIPVU ein „important factor of meaning differentiation“Footnote 75 sind, ist hier ggf. eine etwas niedrigere Reliabilität der Methode für das Deutsche zu erwarten, da bei der Identifikation der Bedeutungen etwas mehr Interpretationsspielraum anzunehmen ist.Footnote 76 Zudem mussten wir mit Mehrwortausdrücken umgehen, die mit hoher Wahrscheinlichkeit lexikalisiert sind, für die die deutschen Diktionäre jedoch keine Lemmata anbieten (z. B. „ab und zu“). Diesen Schwierigkeiten zum Trotz zeigte ein Reliabilitätstest mit Kolleginnen aus der MIPVU-Arbeitsgruppe für eine erste deutschsprachige Version von MIPVU bereits vor der Diskussionsphase des Protokolls insgesamt eine moderate Übereinstimmung (Fleiss’ Kappa von 0,73).Footnote 77 Das Fleiss‘ Kappa für den literarischen Text war niedriger (0,65) als das für den journalistischen Text (0,78).Footnote 78
4 Fallstudie EAK
4.1 Datengrundlage
Das EAK enthält insgesamt N = 17,888 Wörter aus 35 Texten mit Erstpublikation 1880–1930, die Untergattungen wie Novelle und Roman abdecken, ebenso wie Unterhaltungs- und Avantgardeliteratur. Es enthält Texte von ‚modernen‘, aber auch als ‚realistisch‘ eingeordneten Autoren. Ausschlaggebend war i. d. R. das Erscheinungsdatum.Footnote 79 Als ausgewogene Stichprobe enthält das EAK Texte aus den deutschsprachigen Ländern, kanonische und auch populäre Texte sowie männliche wie weibliche Autorschaft (siehe Tab. 1).Footnote 80 Es wurden jeweils die ersten 600 Tokens (inkl. Satzzeichen) der Texte extrahiert, was etwa den 500 Wörtern auf den ersten zwei bis drei Seiten einer Druckausgabe entspricht (Tab. 1). Das EAK enthält nur Texte, die vom Deutschen Textarchiv (DTA) als fiktionale Erzählliteratur eingestuft wurden. Dazu wurden aus den verfügbaren Einträgen des DTA-Teilkorpus ‚Belletristik‘ (Version vom 8.7.2015)Footnote 81 alle Einträge vor 1880 sowie einige weitere Texte entfernt.Footnote 82
Das DTA ist als ‚historisches Referenzkorpus‘ des deutschen Standards einem nicht unerheblichen Nutzerkreis bekannt und leicht zugänglichFootnote 83 und so auch außerhalb der Digital Humanities hoch anschlussfähig. Zudem liegen klare Kriterien der Textauswahl zugrunde: Es wurden i. d. R. Erstausgaben von solchen Texten verwendet, für die eine breite zeitgenössische Leserschaft angenommen werden kann,Footnote 84 wobei „u. a. die Bibliographien ausgewählter Literaturgeschichten, die Textauswahl des Deutschen Wörterbuchs (,Grimmsches Wörterbuch‘) sowie Empfehlungen der Mitglieder der BBAW als Spezialisten der verschiedenen Disziplinen“ zugrunde gelegt wurden.Footnote 85 Auch wenn eine etwas detailliertere Dokumentation dieser Kriterien angeregt sein soll, ist mit der gegebenen Stichprobe eine plausible Datengrundlage gewählt, die zudem frei zugänglich ist und so die Transparenz und Wiederholbarkeit der Analysen garantiert. Ein weiteres Kriterium für die Wahl des DTA war die Existenz einer auf Tokenisierung und orthographischer Normalisierung aufbauenden Part-of-Speech-Annotation,Footnote 86 die eine weitere externe Ressource für die Metaphernidentifikation darstellt.Footnote 87 Zusätzlich annotierten wir im Rahmen des Reliabilitätstests den Anfang von Ferdinand von Saars Schloss Kostenitz, einer realistischen Novelle mit modernen Zügen von 1893 (n = 236 Wörter).Footnote 88
4.2 Prozedur
Die Identifikation metaphorischen Sprachgebrauchs besorgten die Autorin (als Mitentwicklerin der ursprünglichen MIPVU für das Englische) und eine studentische Hilfskraft (die MIPVU u. a. durch ihre Bachelorarbeit eingeübt hatte). Das als CSV-Datei aufbereitete EAK wurde zwischen Oktober 2016 und März 2017 auf MRWs annotiert, wobei die Part-of-Speech-Codes als Informationsquelle insbesondere bei der Entscheidung über abgetrennte Partikeln komplexer Verben berücksichtigt wurden. Als externe Ressource wurde der Duden als korpusbasiertes Wörterbuch systematisch für jedes Wort konsultiert, eine ‚Zweitmeinung‘ lieferte das DWDS. Die beiden Annotatorinnen trafen sich in regelmäßigen Sitzungen, teilweise auch mit einer zweiten studentischen Hilfskraft, um Zweifelsfälle und Entscheidungen zu diskutieren. Alle EAK-Texte wurden von der Autorin (co-)annotiert.Footnote 89
4.3 Ergebnisse
Die statistische Auswertung zeigt eine signifikante Assoziation zwischen den Faktoren ‚Text‘ und ‚Metapher‘,Footnote 90 der Mittelwert metaphorisch gebrauchter Wörter liegt bei 14,1 % (Standardabweichung = 4,9) (siehe Tab. 2).Footnote 91 Abb. 1 demonstriert, dass ungefähr die Hälfte der Texte (n = 17 von N = 35) eine durchschnittliche Metaphernfrequenz besitzt, während der Rest entweder positiv oder negativ vom statistisch erwarteten Wert abweicht. Die Abbildung zeigt für jeden Textanfang (x-Achse) die standardisierten Residuen für MRWs (y-Achse). Diese geben Hinweise auf den Grad der Abweichung der gemessenen Metaphernhäufigkeit von einem statistisch geschätzten (Erwartungs-)Wert.Footnote 92 Vereinfacht gesagt, haben diejenigen Texte im Bereich zwischen den gestrichelten Linien (zwischen ± 2.58) durchschnittliche Werte; diejenigen Texte, die darüber hinausragen, sind hingegen signifikant metaphernreicher oder -ärmer (vgl. Tab. 2, die die relativen Häufigkeiten der metaphorisch gebrauchten Wörter für die einzelnen 35 Textanfänge ausweist, wobei der Anteil der MRWs gegenüber den non-MRWs pro Text dargestellt wird: Die minimale Proportion zeigt mit 6 % MRWs Schnitzlers Fräulein Else, die maximale mit ca. 27 % MRWs Altenbergs Pròdrŏmŏs).
Ein Vergleich mit dem Englischen VUAMC kann die beobachteten Häufigkeiten etwas einordnen, lässt doch die Standardisierung der Methode (unter der gebotenen Vorsicht bei Vergleichen über Sprachen und Korpora hinweg!) diesen Vergleich zumindest heuristisch-informell zu. Im Fiction-Sample sind 11,9 % der Wörter MRWs, im News-Sample 16,4 %, während die akademischen Texte mit 18,5 % besonders metaphernreich und Gespräche mit 7,7 % besonders metaphernarm sind.Footnote 93 Mit 14,1 % liegt das EAK also etwas über der englischen Fiction.
Hier sind zunächst der Englisch-Deutsch-Sprachkontrast und die historische und Gattungsdifferenz der Korpora zu berücksichtigen, enthält das Fiction-VUAMC im Unterschied zum Jahrhundertwende-EAK doch durchgängig populäre Romane der 1990er Jahre, die Dorst mit Jakobson als vergleichsweise metonymisch einordnet. Doch auch die Tatsache, dass das EAK nur aus Erzählanfängen besteht, könnte mitverantwortlich für die Unterschiede sein – und die proportionale Ähnlichkeit zu den englischen Zeitungstexten eine Strategie der Aufmerksamkeitssteigerung durch vermehrte metaphorische Elemente im Exordium anzeigen.
Die Verteilung der MRWs über die Hauptwortarten lautet wie folgt: Die relative Häufigkeit von MRW-Präpositionen ist mit 48 % im EAK deutlich höher als im Fiction-Sample des VUAMC (33,4 %), ja übersteigt sogar den durchschnittlichen Wert für das VUAMC-Gesamtkorpus (38 %). Auch der Wert für metaphorische Adjektive übersteigt mit 23 % den Wert des Fiction-Samples (19,4 %), ebenso wie der für metaphorische Verben mit 21,5 % (15,9 %). Der Wert für Nomen entspricht mit 11,1 % dagegen in etwa dem des Fiction-Samples (10,5 %), und nur der Anteil der Adverbien ist mit 6,4 % niedriger als der des englischen Romankorpus (9,3 %). Eine ausführlichere Analyse der metaphorischen Wortartenverteilung kann an dieser Stelle zwar nicht geleistet werden,Footnote 94 doch mag spekuliert werden, dass das Deutsche mit seinen längeren Sätzen beispielsweise generell mehr metaphorische Präpositionen zur Einbettung von Subordinationen nutzt; es ist aber denkbar, dass hier der historische Abstand oder die Zusammensetzung des EAK zu Buche schlägt.
Interessanter ist, dass das EAK drei Hauptcluster bildet: durchschnittliche, metaphernreiche, und metaphernarme Texte.Footnote 95 Die siebzehn ‚durchschnittlichen‘ Texte sind stilistisch und auch inhaltlich heterogen, es sind moderne Schreibweisen neben realistischen zu finden, aber auch ‚ernste‘ Literatur neben sentimental-trivialer und unterhaltender. Sechs Texte sind besonders metaphernreich (ca. 19–27 %): Altenbergs Pròdrŏmŏs, Max Kretzers Meister Timpe, Hagenauers Muspilli und Dérys Selige Liebe sind dabei modernistische Texte, in denen MRWs u. a. zur Schilderung subjektiver Weltsicht in Bezug auf innere Affekte und Impressionen des Äußeren genutzt werden, während Kellers Das Sinngedicht und Laßwitzʼ Science Fiction Auf zwei Planeten metaphorischen Sprachgebrauch im Rahmen realistischer Erzählmittel ausschöpfen.
Besonders wenig MRWs zeigen zum einen Erzählanfänge der Unterhaltungs- und Kolportageliteratur von weiblichen Autoren: Heykings Orgelpfeifen (1918), Spyris Heidi (1880), Schubins Vollmondzauber (1899), Sturzas Gelübde (1905) und Schreiners Peter Halket (1898). May mit Kurdistan (1892) fällt als einziger männlicher Autor auf (vgl. Sprengels Befund der Nähe Mays zum „sentimental-trivialen Frauenroman“).Footnote 96 Diese Texte berichten in ‚realistischem‘ Duktus von konkret-physischen und sprachlichen Handlungen in situierter Umgebung. Ihre Schilderung konkreter Dinge, Körper und Vorgänge kommt wohl mit weniger metaphorischen Ausdrücken aus; mitverantwortlich kann aber auch eine geringere Satzkomplexität sein, die nur wenige konventionalisierte Metaphern für ‚textuelle‘ Funktionen braucht. Die zweite Untergruppe der metaphernarmen Texte versammelt Schnitzlers Fräulein Else (1924) und Traumnovelle (1926) sowie Kafkas Das Urteil (1913) und Der Prozess (1925), die literaturhistorisch wohl den „Pionier- und Meisterwerken“ einer „reflektierten Moderne“ zugeordnet werdenFootnote 97 und deren verbindendes Element hier ist, dass auf der narrativen Oberfläche Handlungen, Beschreibungen der externen/gewünschten Welt sowie Dialoge vorherrschen.
Die quantitative Untersuchung des EAK zeigt Unterschiede und Gemeinsamkeiten des Metapherngebrauchs, für deren Erklärung die Faktoren AutorstilFootnote 98 und Gattung sowie nicht zuletzt literaturepochale Aspekte fruchtbare Ansatzpunkte sind. So weist der Korrelationskoeffizient eine signifikante Korrelation von MRWs mit dem Faktor ‚Zeit‘ (Publikationsdatum) aus (r = −0,34 (35), p < 0,01).Footnote 99 Abb. 2 zeigt die Korrelationsgerade und das Streudiagramm für den Zusammenhang.
Die signifikante Korrelation könnte, wenn man den überschaubaren Datensatz vorsichtig interpretiert, andeuten, dass sich über die sechsunddreißig Jahre erstreckende Stichprobe hinweg eine reflektierte Moderne hin zu Kafka und Schnitzler bei Abnahme von figurativem Sprachgebrauch entfaltet. Eine empirische Frage ist jedoch, ob sich hier nicht ein allgemeiner sprachgeschichtlicher Trend abbilden könnte. Ungeklärt ist auch, wie sich ‚kreative‘ zu ‚konventionellen‘ Metaphern verhalten. Auch ob und wie hier Faktoren wie Autorstil, Handlung o. ä. mitbestimmen und ob es sich nicht eher um ein umgedrehtes ‚U‘ (einen nicht-linearen Zusammenhang) handelt – von Jakobsons eher metonymischem Realismus über den metaphorischen Symbolismus zur nicht-metaphorischen reflektierten Moderne –, muss in weiteren Studien (mit einer größeren Stichprobe) bestimmt werden.
Weitere statistische Interaktionen zwischen ‚Metapher‘ und anderen untersuchten Variablen waren nicht signifikant. Es fielen aber andere signifikante Inferenzstatistiken auf, die kurz zusammengefasst werden sollen: Ein Chi-Quadrat-Test zeigte eine Assoziation zwischen Flesch-Index und dem Faktor ‚Text‘ (x2 = 105,53(34); p < .001), die einzelnen Texte unterscheiden sich also signifikant bezüglich der so gemessenen morpho-syntaktischen Komplexität. Eine Richtung könnte in der diachronen Dimension liegen, so korrelieren Satz- (r = −.19) und Wortlänge (r = −.23) jeweils negativ mit ‚Zeit‘ (sie nehmen also ab), während der Flesch-Index (als Maß morpho-syntaktischer Komplexität)Footnote 100 ansteigt (r = .20).Footnote 101
Zudem zeigt eine Analyse der Wortartenverteilung, dass die Erzählanfänge über die Zeit hinweg weniger Nomen (r = −.34), Präpositionen (r = −.44) und Artikel (r = −.33) aufweisen, dafür aber mehr Verben (r = .26), Adverbien (r = .37) und Pronomen (r = .35). Dies weist auf eine mögliche Entwicklung zu einem kolloquialen, informelleren Stil hin,Footnote 102 die aber auch außerhalb von literarischen Text(anfäng)en plausibel ist.
Schließlich zeigt eine Varianzanalyse (ANOVA) einen Interaktionseffekt von ‚narrativer Perspektive‘, Flesch-Index und ‚Zeit‘ (p = .015), was bedeutet, dass die Erzählanfänge in vornehmlich erster Person eher kurze Sätze und kürzere Wörter verwenden als jene in vornehmlich dritter Person (siehe Abb. 3). Der informellere Ton könnte in der ersten Erzählperson stilprägender sein. All diese Beobachtungen sind vielversprechend und sollen an einem Korpus, das die Erzählanfänge mit den Haupt- und Schlussteilen der Texte vergleicht, weiter überprüft werden.
Aus der Perspektive der digitalen Literaturwissenschaft stehen die spezifischen Merkmale des literarischen Metapherngebrauchs im Vordergrund. Der gewählte Ansatz zielt, gerade durch die Modellierung der Metapher als graduelles und kontextsensitives Phänomen zwischen kreativem und konventionellem Gebrauch, explizit auf den Vergleich mit nichtliterarischen Erzähltexten (bzw. deren Anfängen) desselben Zeitraums ab. Metaphern sind, wie am EAK gezeigt werden konnte, tatsächlich durch höhere Grade von Ambiguität und Ästhetisierung gekennzeichnet und werden für unterschiedliche erzählerische Zwecke eingesetzt.Footnote 103 Aus methodischer Sicht ist ambige Metaphorizität ein Grenzfall, der entweder durch MIPVU selbst oder durch Coder-Disagreement im Reliabilitätstest identifiziert werden kann. Diese Fälle können quantitativ analysiert und heuristisch genutzt werden, um stilistisch interessante Fälle zu lokalisieren.
MIPVU enthält einen Code zur Ausflaggung von Grenz- oder Zweifelsfällen, das sogenannte ‚WIDLII‘ (‚When In Doubt Leave It In‘).Footnote 104
Im EAK, das insgesamt N = 18.092 Wörter umfasst, erhielten n = 790 aller Wörter den Code ‚WIDLII‘, was 4,3 % der Gesamtwortzahl entspricht (siehe Tab. 3) und proportional höher als im VUAMC (0,9 %) ist. Unter den MRWs (Gesamtanzahl n = 2469) entspricht dies dann immerhin einem Anteil von 29,9 % (siehe Abb. 4).
Die WIDLII-Fälle sind solche, bei denen entweder die Struktur des Sprachsystems oder die Struktur des Wörterbuches eine klare Identifizierung erschwert, sie sollen also weiter untersucht und zur Validierung der MIPVU für das Deutsche genutzt werden. Dazu kommen aber auch Fälle, in denen aufgrund einer Bedeutungsambiguität im Kontext nicht klar entschieden werden konnte, ob es sich um einen Kontrast bei gleichzeitiger Ähnlichkeit der Bedeutungen eines Wortes handelt. Solche Fälle sind oft stilistisch besonders interessant. So trat zum Beispiel für den Ausdruck „sonniges“ (4) im Reliabilitätstest ein Coder-Disagreement auf, was anzeigt, dass der Status unklar ist. In der Tat zeigt eine nähere Analyse, dass hier gleichzeitig eine metaphorische (‚von einer offenen, freundlichen Wesensart; heiter‘) und eine buchstäbliche (‚von der Sonne beschienen‘) Bedeutung vorhanden sind:
-
4
Unten aber dehnte sich die Ebene aus, damals wie heute, ein sonniges Bild regen, werkthätigen Lebens. (Ferdinand von Saar, Schloss Kostenitz, 1893)
Von Saar, ein österreichischer Autor des Realismus, gilt als „Figur des Übergangs zum Fin du Siècle von Hoffmannsthal, Schnitzler und Bahr“, der die „Brüche und Dissonanzen“ der franzisko-josephinischen Epoche „mitunter durch konventionelle Erzählschlüsse entschärft“, zum Beispiel durch Idyllen.Footnote 105 Eine scheinbar konventionelle Idylle findet sich auch im Erzählanfang von Schloss Kostenitz, wo gerade das MRW „sonnig“ in (4) eine konventionell-realistische Figurativität evoziert, die im Sinne Jakobsons zwischen Metapher und Metonymie steht.Footnote 106 Ähnlich liegt in Raabes Die Akten des Vogelsangs (5) eine zugleich metaphorische und wörtliche Verwendung des Nomen „Leere“ vor, das hier sowohl auf ‚physische‘ als auch ‚emotionale Einsamkeit‘ referiert. Auch hier waren sich die Annotatorinnen uneinig. Die Ich-Erzählerin berichtet vom Tod des Protagonisten Velten in einem Brief, den sie in seiner Wohnung schreibt:
-
5
[Velten] ist allein geblieben bis zuletzt, mit sich selber allein. […] Es klingt hohl in dem Raume, in welchem ich schreibe: Er hat die Leere um sich gelassen […]. (Wilhelm Raabe, Die Akten des Vogelsangs, 1896)
Der Diskurs in (5) zeigt eine Rekurrenz von Wörtern, die sich auf Räumliches in einer Doppelbedeutung beziehen – so befindet sich die Briefschreiberin in einem leeren Raum, der zugleich metaphorisch und metonymisch für die Distanziertheit und Einsamkeit seines ehemaligen Bewohners steht. Der ambige Status zwischen wörtlicher und metaphorischer Bedeutung ist so ein potenzieller Anlass für erhöhte leserseitige Aufmerksamkeit, die sich gegebenenfalls auch auf die Präpositionen („in“, „um“) bezieht. Literarizität als Kontextfaktor trägt, so ist anzunehmen, zur hintergründigen Anschaulichkeit der MRW „Zurückgezogenheit“ in (6) bei, das ebenfalls ein Coder-Disagreement zu verzeichnen hatte:
-
6
[…] eine große, feldeinwärts sich erstreckende Gärtnerei, deren kleines, dreifenstriges, in einem Vorgärtchen um etwa hundert Schritte zurückgelegenes Wohnhaus, trotz aller Kleinheit und Zurückgezogenheit, von der vorübergehenden Straße her sehr wohl erkannt werden konnte. (Theodor Fontane, Irrungen, Wirrungen, 1888)
Das personifizierende „Zurückgezogenheit“ ist typisch für Fontanes Stil, durch häufige Verwendung subtiler Animierung und Personifizierung die Beschreibung von Unbelebtem zu dynamisieren. Das Nomen ist lexikalisiert mit einer sich auf menschliches Verhalten beziehenden Grundbedeutung ‚Zustand des Sich-zurückgezogen-Habens, Abgeschiedenheit, Kontaktlosigkeit‘.Footnote 107 Diesen Eindruck bestätigt nicht nur das korpusbasierte Beispiel im Duden (‚in [völliger] Zurückgezogenheit leben‘), sondern auch das konsultierte DWDS, welches das Nomen als Ableitung des partizipialen Adjektivs zurückgezogen definiert.Footnote 108 Dessen Grundbedeutung ‚den Kontakt mit den Menschen seiner Umgebung, gesellschaftlichen Umgang meiden, ganz für sich leben‘ kann klar ein menschliches Agens zugewiesen werden (die Anwendung auf das Haus ist personifizierend-metonymisch). Ob die Verwendung von Zurückgezogenheit tatsächlich zu gesteigerter Dynamisierung im Leseerleben führt, ist allerdings eine empirische Frage.Footnote 109
5 Fazit
Ausgehend von der Beschreibbarkeit von Regeln der literarischen Bedeutungskonstitution sowie von der besonders augenfälligen Eignung der Metapher zur literarischen Verfremdung wurde im vorliegenden Aufsatz die gängige literaturwissenschaftliche Perspektive auf Metaphern gegen den Strich gebürstet. Als Untersuchungsgegenstand modelliert wurden nicht nur verfremdende, sondern die gesamte potenzielle Bandbreite metaphorischer Ausdrücke. Dabei wurde MIPVU zur Operationalisierung als eine datenbasierte Methode des manuellen Distant Reading mit dem Ziel der Beobachterunabhängigkeit, Reliabilität und Vergleichbarkeit von Analysen eingeführt. Im Unterschied zur hermeneutischen Metaphorologie wird hier die Interpretation in eine Forschungsphase aufgeschoben, die erst nach kontrollierter Identifikation und statistischer Analyse erfolgt.
Ambivalente und strittige Fälle werden dabei in der Phase der Annotation markiert und können so in weiteren quantitativen wie qualitativen Schritten näher untersucht und kategorisiert werden – wie etwa „sonnig“ und „Leere“, die im jeweiligen literarischen Kontext als doppelt codiert, also zugleich metaphorisch und eigentlich, auffielen.
Der Hauptnutzen der vorgestellten Operationalisierung ist eine Externalisierung und Standardisierung des Vorgehens, die einen Vergleich über Textpassagen, Texte, Gattungen und Register oder mit gewissen Abstrichen auch über Sprachen hinweg ermöglicht.Footnote 110 Gerade deshalb weist MIPVU auch Metaphern aus, die aus literaturwissenschaftlicher Perspektive oftmals übersehen werden. Durch die formale Modellierung können Metaphern, wie gezeigt, auf ihre statistisch messbare Interaktion mit Faktoren wie Wortarten und morphosyntaktischer Komplexität (Flesch-Index), aber auch narratologischen Operationalisierungen wie Erzählperspektive in diachroner Perspektive untersucht werden. Beobachtet werden konnte hier eine Tendenz zur Abnahme metaphorisch verwendeter Wörter im Übergang vom Realismus zur Moderne, ebenso wie eine Abnahme der morphosyntaktischen Komplexität – beide Trends stoßen weitere Fragen an.
Externe Validität im Sinne einer möglichst einzelbeobachterunabhängigen Annotation wird mit MIPVU durch die regelgeleitete Einbindung von korpusbasierten Wörterbüchern angestrebt. Dabei wird die kontextuelle Bedeutung eines Wortes bezüglich seiner Metaphorizität beurteilt: Kann sie mit einer ‚grundlegenderen‘ Bedeutung verglichen werden? Ist die Beziehung durch einen semantischen Kontrast geprägt? Die ‚Grundbedeutung‘ als die ‚eigentliche‘ Bedeutung des metaphorisch gebrauchten Wortes,Footnote 111 ist als erfahrungsnähere, körperorientierte, mit den Sinnen erfahrbare Bedeutung in der Regel im Wörterbuch zu finden. Hier kommt die kognitionslinguistische Metapherndefinition zum Tragen, die aus der antiken RhetorikFootnote 112 wie aus den Theorien von Vico, Kant, Weinrich und Hermann Paul motiviert werden kann.Footnote 113
Die interne Validität wird hingegen zum einen durch das iterative Annotationsprotokoll angestrebt, das Diskussionsrunden für jeden Durchgang vorsieht,Footnote 114 zum anderen durch Reliabilitätstests, die die Verlässlichkeit, aber auch die Kalibrierung der Methode überprüfen. Ein Nachteil der gewählten Operationalisierung ist sicherlich die etwas geringere Trennschärfe für die Quantifizierung unterschiedlicher Typen literarischer Metaphern, die jedoch durch die Enwicklung neuer Kategorien ausgeglichen werden kann. So schlägt Steen die „deliberate metaphor“ vor, um semiotisch und kommunikationstheoretisch die Aktualisierung einer potenziellen Metaphorizität zu identifizieren, das Konstrukt ist jedoch nicht unumstritten.Footnote 115 Andere Zugänge setzen bei einer merkmalsbasierten computationellen Analyse an, die mittels Machine Learning Leseratings miteinbezieht.Footnote 116
Ein wichtiges Argument für die Erhebung der ‚gewöhnlichen‘ Metaphern ist, dass textuelle Metaphorizität ausschlaggebend durch gemeinhin häufig übersehene Textmerkmale wie Präpositionen und Adverbien, sowie verblichene und subtil-personifizierende Bedeutungen gestaltet wird. Untersucht man gerade diese Wörtchen, kann lokale und auch diskursive Kohärenz systematisch erfasst werden, etwa in bestimmten literarischen Kontexten, wo Phänomene wie Fictive MotionFootnote 117 statische Begebenheiten dynamisieren (‚der Zaun führt nach Osten‘). Wichtiger noch: nur wenn auch konventionelle Metaphorizität durch Annotation lernbar ist, können Verfahren des maschinellen Lernens in Anschlag gebracht werden, die nuancierte Metaphernidentifikation und -analyse über Gattungen, Epochen und Diskurse hinweg in Big oder Small Literary Data valide automatisieren.
Dass die Analyse der MIPVU-Daten agnostisch gegenüber der Dimension des empirischen LesersFootnote 118 bleibt und Metaphorizität als semiotisches Potenzial betrachtet, ist ein weiterer wichtiger Unterschied zu gängigen Spielarten der hermeneutischen Metaphorologie. Hier ist das Konstatieren der Potenzialität eine Einladung zur arbeitsteiligen Forschung, etwa um Kategorien wie ‚Kreativität‘ oder ‚Anschaulichkeit‘ zu operationalisieren und eben auch das empirische Leserverhalten zu überprüfen: Wann und von wem werden welche Metaphern wie verstanden? Welche kognitiven und affektiven Rezeptionsprozesse werden angestossen?
Die hier vorgestellte Operationalisierung der Metapher steht im Paradigma der algorithmischen Automatisierung der Metaphernidentifikation.Footnote 119 Für eine Ergänzung und Weiterentwicklung einer algorithmisch erweiterten Metaphorologie sind derzeit besonders vielversprechend Verfahren des maschinellen Lernens, die transfer-learning auf Transformer-Sprachmodellen wie BERT und GTP, Methoden der Distributionellen SemantikFootnote 120 und Neurale NetzwerkeFootnote 121 anwenden. Solche Verfahren setzen freilich größere Datenmengen und externalisierende Perspektiven voraus, denen jedoch auch die literaturwissenschaftliche Metaphernforschung – nicht nur mit jeder validierbaren Tiefenannotation – stets näher rückt.Footnote 122
Notes
- 1.
J. Berenike Herrmann/Karola Woll/Aletta G. Dorst, „Linguistic Metaphor Identification in German“, in: Susan Nacey/Aletta G. Dorst/Tina Krennmayr u. a. (Hg.), MIPVU in Multiple Languages, Amsterdam 2019, 113–136.
- 2.
J. Berenike Herrmann, „Data-Driven Literary Studies“ (in Vorbereitung).
- 3.
Vgl. Petra Gehring/Iryna Gurevych, „Suchen als Methode? Zu einigen Problemen digitaler Metapherndetektion“, in: Journal Phänomenologie 41 (2014), 99–109.
- 4.
Vgl. Fotis Jannidis/Gerhard Lauer/Matías Martínez u. a., „Der Bedeutungsbegriff in der Literaturwissenschaft. Eine historische und systematische Skizze“, in: Dies. (Hg.), Regeln der Bedeutung. Zur Theorie der Bedeutung literarischer Texte, Berlin 2003, 3–30.
- 5.
Vgl. Rüdiger Zymner, „Uneigentliche Bedeutung“, in: Jannidis/Lauer/Martínez u. a. (Anm. 4), 128–168.
- 6.
George Lakoff/Mark Johnson, Metaphors we Live by, Chicago 1980.
- 7.
George Lakoff/Mark Turner, More Than Cool Reason. A Field Guide to Poetic Metaphor, Chicago 1989.
- 8.
Vgl. Elena Semino/Gerard J. Steen, „Metaphor in Literature“, in: Raymond W. Gibbs Jr. (Hg.), Cambridge Handbook of Metaphor and Thought, Cambridge, UK, 2008, 232–246; vgl. auch Gerard J. Steen/Aletta G. Dorst/J. Berenike Herrmann, u. a., „Metaphor in Usage“, in: Cognitive Linguistics 21/4 (2010), 765–796.
- 9.
Vgl. Semino/Steen (Anm. 7).
- 10.
Lakoff/Turner (Anm. 6), 72.
- 11.
Semino/Steen (Anm. 7); vgl. Steen, Gerard J., Finding Metaphor in Grammar and Usage, Amsterdam/Philadelphia 2007.
- 12.
Aletta G. Dorst, „Personification in Discourse. Linguistic Forms, Conceptual Structures and Communicative Functions“, in: Language and Literature 20/2 (2011), 113–135.
- 13.
- 14.
Alice Deignan, Metaphor and Corpus Linguistics, Amsterdam/Philadelphia 2005.
- 15.
Helge Skirl, „Metaphorical Anaphors“, in: Monika Schwarz-Friesel/Manfred Consten/Mareile Knees (Hg.), Anaphors in Text. Cognitive, Formal and Applied Approaches to Anaphoric Reference, Amsterdam 2007, 103–120.
- 16.
Z.B. Roman Jakobson, „Zwei Seiten der Sprache und zwei Typen aphatischer Störungen“, in: Ders., Aufsätze zur Linguistik und Poetik, München 1979, 135.
- 17.
Alan Bailin/Ann Grafstein, Readability. Text and Context, New York 2016.
- 18.
J. Berenike Herrmann/Karina van Dalen-Oskam/Christof Schöch, „Revisiting Style, a Key Concept in Literary Studies“, in: Journal of Literary Theory 9/1 (2015), 25–52.
- 19.
Vgl. Douglas Biber, Variation Across Speech and Writing, Cambridge, UK, 1988; Douglas Biber, „A Typology of English Texts“, in: Linguistics 27 (1989), 3–43; Douglas Biber/Edward Finegan, „Drift and the Evolution of English Style. A History of Three Genres“, in: Language 65 (1989), 487–517; Douglas Biber/Edward Finegan, „Multi-Dimensional Analyses of Authors’ Styles. Some Case Studies from the Eighteenth Century“, in: Don Ross/Dan Brink (Hg.), Research in Humanities Computing, Oxford 1994, 3–17; Susan Conrad/Douglas Biber (Hg.), Variation in English. Multi-Dimensional Studies, London 2001; Jesse Egbert, „Style in Nineteenth Century Fiction. A Multi-Dimensional Analysis“, in: Scientific Study of Literature 2/2 (2012), 167–198.
- 20.
Biber 1988 (Anm. 18), 102 u. 108 f.
- 21.
Dorst (Anm. 12); vgl. Gerard J. Steen/Aletta G. Dorst/J. Berenike Herrmann u. a., „VU Amsterdam Metaphor Corpus“, in: Oxford Text Archives, Oxford 2010.
- 22.
J. Berenike Herrmann, Erzählanfangskorpus (EAK). Elektronische Ressource, https://github.com/jberenike/EAK (letzter Aufruf 1.9.2017).
- 23.
J. Berenike Herrmann, „In a Test Bed with Kafka. Introducing a Mixed-Method Approach to Digital Stylistics“, in: Joris J. van Zundert/Sally Chambers/Marijn Koolen/Mike Kestemont/Catherine Jones (Hg.), DHQ: Digital Humanities Quarterly 11/4 (2017), http://digitalhumanities.org/dhq/vol/11/4/000341/000341.html (letzter Aufruf 1.9.2017).
- 24.
Ted Underwood, „A Genealogy of Distant Reading“, in: Digital Humanities Quarterly 11/2 (2017).
- 25.
Ebd., 5.
- 26.
Moshe Koppel/Jonathan Schler/Shlomo Argamon, „Computational Methods in Authorship Attribution“, in: Journal of the American Society for Information Science and Technology 60/1 (2008), 9–26.
- 27.
Michaela Mahlberg, „Corpus Stylistics. Bridging the Gap between Linguistic and Literary Studies“, in: Michael Hoey/Michaela Mahlberg/Michael Stubbs u. a. (Hg.), Texts, Discourse and Corpora, London 2007, 219–246.
- 28.
Bode kritisiert am Distant-Reading-Paradigma besonders eine reduktionistische und reifizierende Modellierung des Literatursystems durch scheinbar stabile Datenpunkte wie Erstpublikation und Autornationalität. Sie spricht damit wichtige Probleme der Validität von Operationalisierungen an. (Katherine Bode, „The Equivalence of ‚Close‘ and ‚Distant‘ Reading; or, Toward a New Object for Data-Rich Literary History“, in: Modern Language Quarterly 78/1 [2017], 77–106). Distant Reading ist jedoch eine quantitative Operation, die zwangsläufig Komplexität reduzieren muss. Wie überzeugend dies geschieht, hängt neben einem transparenten Umgang mit Forschungsdaten besonders von der Operationalisierung der verwendeten Konstrukte ab, seien dies ‚Werk‘, ‚Autornationalität‘ oder eben ‚Stilmerkmal‘. Zudem, und dies gilt für quantitative ebenso wie für hermeneutische Ansätze, gilt das Primat der Reflexion, in deren Rahmen die Bedingungen und Beschränkungen gewählter Vorgehensweisen ins Feld geführt sein wollen.
- 29.
Heinrich Lausberg, Handbuch der literarischen Rhetorik. Eine Grundlegung der Literaturwissenschaft, Stuttgart 31990, 287.
- 30.
Vgl. auch Ekkehard Eggs, „Metapher“, in: Gert Ueding (Hg.), Historisches Wörterbuch der Rhetorik, Bd. 5, Tübingen 2000, 1109–1183.
- 31.
Viktor Šklovskij, „Die Kunst als Verfahren“, in: Jurij Striedter (Hg.), Russischer Formalismus. Texte zur allgemeinen Literaturtheorie und zur Theorie der Prosa, München 51994 (russ. 1916), 3–35.
- 32.
Ebd., 3.
- 33.
Ebd., 7.
- 34.
Ebd., 15.
- 35.
Winfried Nöth, Handbuch der Semiotik, Stuttgart/Weimar 2000.
- 36.
Lakoff/Johnson (Anm. 5), 5 [Kursivierungen im Original; J.B.H.].
- 37.
Lakoff, George, „The Contemporary Theory of Metaphor“, in: Andrew Ortony (Hg.), Metaphor and Thought, Cambridge, UK, 21993, 202–251, hier: 207.
- 38.
Konzeptuelle Metaphern werden in der kognitionswissenschaftlichen Literatur gemeinhin in Kapitälchen notiert.
- 39.
Lakoff (Anm. 36).
- 40.
Lakoff/Johnson (Anm. 5).
- 41.
Ebd.; Lakoff (Anm. 36).
- 42.
Vgl. Lakoff (Anm. 36), 229.
- 43.
Lakoff und Johnson sind für die Unterspezifizität des epistemologischen Status der konzeptuellen Metapher kritisiert worden, verschmelzen sie doch die analytischen Ebenen von Denken und Sprache, was impliziert, dass auch Ausdrücke wie in drei Jahren zwangsläufig als kognitiver Vergleich zwischen Zeit und Physischem Objekt (Behälter) verarbeitet werden. Einen Überblick gibt Gerard J. Steen (Anm. 10); siehe auch Herrmann (Anm. 44).
- 44.
Vgl. Gibbsʼ Unterscheidung von vier Phasen des Echtzeit-Metaphernverstehens: (1) „comprehension“, (2) „recognition“, (3) „interpretation“ und (4) „appreciation“ (255 f.), wobei Phase (2) bis (4) auf eine unmittelbare Verarbeitung aufbauen und inkrementell elaborierter sind (Raymond W. Jr Gibbs, „Process and Products in Making Sense of Tropes“, in: Andrew Ortony (Hg.), Metaphor and Thought, Cambridge, UK, 21993, 252–276).
- 45.
Gerard J. Steen, „The Paradox of Metaphor. Why we Need a Three-Dimensional Model for Metaphor“, in: Metaphor and Symbol 23/4 (2008), 213–41, hier: 218; vgl. J. Berenike Herrmann, Metaphor in Academic Discourse. Linguistic Forms, Conceptual Structures, Communicative Functions and Cognitive Representations, Utrecht 2013, 30.
- 46.
Im Folgenden werden metaphorisch verwendete Lexeme durch Unterstreichungen hervorgehoben.
- 47.
Korpustreffer für „Weg“, https://www.dwds.de/r?q=Weg;corpus=kern;format=full;date-start=1980;date-end=1999;genre=Belletristik;genre=Wissenschaft;genre=Zeitung;genre=Gebrauchsliteratur;p=4;sort=date_asc;limit=10 (letzter Aufruf 1.9.2017).
- 48.
Vgl. das Lemma „Weg“ im DWDS, https://www.dwds.de/wb/Weg (letzter Aufruf 1.9.2017).
- 49.
Vgl. z. B. Steen (Anm. 10); Gerard J. Steen/Aletta G. Dorst/J. Berenike Herrmann u. a., A Method for Linguistic Metaphor Identification. From MIP to MIPVU, Amsterdam/Philadelphia 2010, 37 f.
- 50.
Lausberg (Anm. 28), 285.
- 51.
Ebd., 288 [Kursivierungen im Original; J.B.H.].
- 52.
Ebd., 290.
- 53.
Ebd.
- 54.
Z. B. John Vervaeke/John M. Kennedy, „Conceptual Metaphor and Abstract Thought“, in: Metaphor and Symbol 19/3 (2004), 213–232.
- 55.
Lakoff/Turner (Anm. 6), 84.
- 56.
Ebd., 72; vgl. Semino/Steen (Anm. 7).
- 57.
Vgl. Gerard J. Steen, Understanding Metaphor in Literature. An Empirical Approach, London/New York 1994.
- 58.
Dorst (Anm. 12), 186–203. Die Stichprobe besteht aus populären englischsprachigen Romanen des 20. Jahrhunderts, die Dorst in ein ‚realistisches‘ Genre einordnet.
- 59.
Dorst (Anm. 12), 268.
- 60.
Die im vorliegenden Aufsatz eingenommene Perspektive auf Metaphern als semiotisches Potenzial ist m. E. eine – besonders stark formalisierte – Ausprägung von Winkos „Verstehen 2“, nämlich dem „methodisch reflektierten Verstehen 2 der professionellen Teilnehmer des Literatursystems“ (Simone Winko, „Verstehen literarischer Texte versus literarisches Verstehen von Texten? Zur Relevanz kognitionspsychologischer Verstehensforschung für das hermeneutische Paradigma der Literaturwissenschaft“, in: Deutsche Vierteljahrsschrift für Literaturwissenschaft und Geistesgeschichte 69/1 (1995), 1–27, hier: 11), während Winkos „Verstehen 1 […] das unmittelbare Verstehen“ (ebd., 7) betrifft, das in Bezug auf Metaphern durch Gibbs‘ (Anm. 43) Taxonomie von Verarbeitungsphasen noch weiter ausdifferenziert werden kann.
- 61.
Steen/Dorst/Herrmann u. a. 2010 (Anm. 48).
- 62.
Herrmann/Woll/Dorst (Anm. 1).
- 63.
Pragglejaz Group, „MIP. A Method for Identifying Metaphorically Used Words in Discourse“, in: Metaphor and Symbol 22/1 (2007), 1–39.
- 64.
Vgl. Steen/Dorst/Herrmann u. a. 2010 (Anm. 48), 13 ff.
- 65.
Übersetzung durch die Autorin. Hier wird für die Übersetzung die Terminologie „-prozedur“ anstatt des eleganteren „-verfahren“ gewählt, da so die Nähe zum Akronym MIP – Metaphor Identifcation Procedure erhalten werden kann; siehe: Pragglejaz Group (Anm. 62), 3.
- 66.
Herrmann/Woll/Dorst (Anm. 1).
- 67.
Steen/Dorst/Herrmann u. a. (Anm. 48), 34 f.
- 68.
Ebd., 33 f.
- 69.
Das englische Akronym ‚MRW‘ wird aus Konsistenzgründen verwendet, mit MIP(VU) als Standard der Metaphernidentifikation. Diese Terminologie schließt statt „metaphorically used“ oder „metaphor“ auch andere Formen wie Vergleiche, Analogien und Substitution ein – und zeigt nicht zuletzt die Potentialität der semiotischen Metaphorik gegen die empirische des Sprachverstehens an. Vgl. Steen/Dorst/Herrmann u. a. (Anm. 48).
- 70.
https://www.duden.de/rechtschreibung/Weg (letzter Aufruf 20.5.2018). Siehe auch Herrmann/Woll/Dorst (Anm. 1) zu Regeln der Dudennutzung in Fällen wie ‚Weg‘.
- 71.
Zusätzlich zur durch MIP vorgelegten Identifikation von ‚indirekten Metaphern‘, die durch indirekten Wortgebrauch Mappings wie Leben ist eine Reise indizieren, enthält MIPVU Anweisungen zum Umgang mit ‚direkten Metaphern‘, die Mappings durch Lexis oder Kontext als Vergleich direkt anzeigen, und ‚impliziten Metaphern‘ mit Mappings durch lexikalische Substitution bzw. Ellipse. Vgl. Steen/Dorst/Herrmann u. a. (Anm. 48).
- 72.
Pfeifers etymologisches Wörterbuch im DWDS führt unter dem Lemma ‚zwiebeln‘ „Vb. ‚jmdm. hart zusetzen, jmdn. Drillen‘ (17. Jh.), eigentl. wohl ‚jmdm. wie einer Zwiebel Schale für Schale abziehen‘, zuvor ‚mit Zwiebeln zubereiten‘ (16. Jh.)“, https://www.dwds.de/wb/zwiebeln (letzter Aufruf 1.9.2017).
- 73.
http://www.duden.de/rechtschreibung/zwiebeln (letzter Aufruf 1.9.2017).
- 74.
MIPVU bleibt so nah an der Textoberfläche wie möglich, was für fiktionale/ästhetische Texte bedeutet, dass zunächst die Metaphorizität des Sprachgebrauchs auf der Ebene der Textwelt zu beurteilen ist. Bei deutlichen textuellen und/oder kontextuellen Hinweisen auf eine fortgeführte analogische oder allegorische Lesart, in der nicht-metaphorische Elemente der Textwelt gleichzeitig eine metaphorische Bedeutung auf einer weiteren Bedeutungsebene haben, kann statt des ‚Normalfalls‘ der indirekten Metapher eine ‚direkte Metapher‘ ausgezeichnet werden. Vgl. Steen/Dorst/Herrmann u. a. (Anm. 48), 14 f., 38 f. u. 57 f.
- 75.
Herrmann/Woll/Dorst (Anm. 1).
- 76.
Steen/Dorst/Herrmann u. a. (Anm. 48), 16 f.
- 77.
Vgl. Pasma für das Niederländische (Trijntje Pasma, Metaphor and Register Variation. The Personalization of Dutch News Discourse, Oisterwijk 2011).
- 78.
Fleiss’ Kappa ist ein Maß der Intercoder-Reliabilität, das für jede Instanz (hier: Lexem) die Übereinstimmung der Gesamtgruppe der Annotatoren erhebt. Nach McHugh (Marry L. McHugh, „Interrater Reliability. The Kappa Statistic“, in: Biochemia Medica [2012], 276–82)
gilt für die Kappa-Werte: 0-0.20 keine Übereinstimmung; 0.21-0.39 minimale Übereinstimmung; 0.40-0.59 schwache Übereinstimmung; 0.60-0.79 moderate Übereinstimmung; 0.80-0.90 starke Übereinstimmung. Die Werte wurden mit der Software R (Version 3.3.3) errechnet, wobei die irr-package (Gamer/Lemon/Fellows/Singh) mit den Funktionen kappam.fleiss(x) (Fleiss’ Kappa) and agree(x) (Agreement) genutzt wurde (Matthias Gamer/Jim Lemon/Ian Fellows u. a., „Irr. Various Coefficients of Interrater Reliability and Agreement“ [version 0.84, 2012], https://CRAN.R-project.org/package=irr).
- 79.
Siehe auch Herrmann/Woll/Dorst (Anm. 1).
- 80.
Hier liegt die Annahme eines „literarischen Strukturwandels vom späten Realismus zur frühen Moderne“ (Marianne Wünsch, Realismus (1850–1890). Zugänge zu einer literarischen Epoche, Kiel 2007) zugrunde, bei dem ab ca. 1880 in der „Spätphase des Realismus“ Texte auftreten, die Elemente moderner Erzählverfahren nutzen. Dies sind Texte, die insofern „an den Grenzen des realistischen Literatursystems sind, als sie mit Strukturen experimentieren, die in diesem Literatursystem eigentlich ausgeschlossen werden und normalerweise erst im folgenden literarischen System, der in den 1890ern sich allmählich konstituierenden Frühen Moderne, thematisch werden.“ (ebd., 297 [Kursivierungen im Original; J.B.H.]).
- 81.
Dabei soll die u. a. von Heinrich Detering und Kai Sina („Der deutschsprachige Roman 1900–1950“, in: Volker Meid (Hg.), Geschichte des deutschsprachigen Romans, Stuttgart 2013, 445–623) als konstitutives Element moderner Erzählliteratur beschriebene „strukturelle Vielfalt des Literatursystems“ abgebildet werden, von kritisch-reflektiven (und auch experimentellen) Texten bis zu realitätsaffirmierenden Unterhaltungs- und Trivialromanen.
- 82.
Die Textauswahl erfolgte über die online durchsuchbare Liste unter http://www.deutschestextarchiv.de/list. Das DTA ist in verschiedenen Versionen zum Download verfügbar unter: http://www.deutschestextarchiv.de/download (letzter Aufruf der Links 8.5.2017).
- 83.
Vgl. J. Berenike Herrmann, „Anschaulichkeit messen. Eine quantitative Metaphernanalyse deutschsprachiger Erzählanfänge zwischen 1880 und 1926“, in: Tilmann Köppe/Rüdiger Singer (Hg.), Show, don’t tell. Konzepte und Strategien narrativer Anschaulichkeit, Bielefeld 2018, 167–212.
- 84.
http://www.deutschestextarchiv.de/doku/leitlinien (letzter Aufruf 1.9.2017).
- 85.
Da die Auswahl der Texte in erster Linie unter sprachwissenschaftlich-lexikographischen Gesichtspunkten erfolgte, sind vornehmlich solche Texte aufgenommen worden, die „den historischen Sprachstand möglichst unverfälscht“ darstellen – das DTA nutzt i. d. R. die erste gedruckte, selbstständige Publikation eines Textes.
- 86.
http://www.deutschestextarchiv.de/doku/textauswahl (letzter Aufruf 1.9.2017).
- 87.
Bryan Jurish, Finite-state Canonicalization Techniques for Historical German, PhD thesis, Potsdam 2012, http://opus.kobv.de/ubp/volltexte/2012/5578/ (letzter Aufruf 1.9.2017).
- 88.
Eine Genauigkeit der Wortartenerkennung für den Untersuchungszeitraum wurde im Mittel auf knapp unter 90 % geschätzt, was unter dem gemeinhin für das Deutsche angenommenen Wert von 97 % liegt (vgl. J. Berenike Herrmann, „Praktische Tagger-Kritik. Zur Evaluation des POS-Tagging des Deutschen Textarchivs“, in: Tagungsband Fünfte Internationale Tagung Digital Humanities im deutschsprachigen Raum [DhD], Köln 2018, 287–290). Zu berücksichtigen ist jedoch, dass die Messung auf einer Stichprobe beruht, die seltene Wortarten genauso gewichtet wie häufige. Zudem weicht die DTA-Belletristik als Nichtstandardvarietät historisch und qua Textsorte von den Sprachmodellen der so evaluierten Tagger ab, die auf Zeitungstexten der Gegenwart trainiert wurden.
- 89.
Zugrunde liegt die Ausgabe im Georg Weiß Verlag, Heidelberg 1893, https://www.projekt-gutenberg.org/saar/kosteniz/kosteniz.html (letzter Aufruf 1.7.2022).
- 90.
Ein Teil der Texte wurde von der Autorin vor-, von der SHK gegen- und von der Autorin abschlussannotiert (n = 11), ein zweiter Teil durch beide unabhängig annotiert und die Ergebnisse abgeglichen (n = 3), ein dritter Teil wurde durch die Autorin allein annotiert (n = 21).
- 91.
Um eine statistische Assoziation zwischen Metapherngebrauch und dem Faktor ‚Text‘ zu testen, wurde ein χ2-Test (sprich chi-Quadrat) durchgeführt. Verwendet wurde R (Version 3.3.3) mit den im Package lsr enthaltenen Funktionen chisq.test(x) und cramersV(x): Daniel J. Navarro, „Learning Statistics with R: A Tutorial for Psychology Students and other Beginners“ (Version 0.5), Adelaide, Australia, 2015, https://cran.r-project.org/web/packages/lsr/index.html (letzter Aufruf 1.9.2017). Das Ergebnis ist χ2 = 363,21(34), p < 0.001, Cramer's V = 0,14. Es sei darauf hingewiesen, dass die Effektstärke, die hier durch Cramer's V gemessen wird, mit 0,14 im Bereich einer sogenannten „small effect size“ liegt. Vgl. Jacob Cohen, Statistical Power Analysis for the Behavioral Sciences, Hillsdale, NJ 21988, 25 und 79, vgl. auch Stefan Th. Gries, „Some Current Quantitative Problems in Corpus Linguistics and a Sketch of Some Solutions“, in: Language and Linguistics 16/1 (2015), 93–117.
- 92.
Der χ2-Test ist in der Korpuslinguistik umstritten, da er die Unabhängigkeit der gemessenen Fälle zugrunde legt, Sprache aber per definitionem aus syntagmatischen Folgen besteht. Vgl. z. B. Stefan Evert, „How Random is a Corpus? The Library Metaphor“, in: Zeitschrift für Anglistik und Amerikanistik 54/2 (2006), 177–190; Adam Kilgarriff, „Language is Never, Ever, Ever, Random“, in: Corpus Linguistics and Linguistic Theory 1/2 (2005), 263–276. Für die vorliegende Studie mit einer vergleichsweise geringen Fallzahl bietet sich jedoch ein Modus an, der nicht im engeren Sinne hypothesenüberprüfend vorgeht, sondern das statistische Modell zur Musterexploration, vgl. auch Rainer Perkuhn/Holger Keibel/Marc Kupietz, Korpuslinguistik, Paderborn 2012.
- 93.
Standardisierte Residuen bilden diese Abweichung in Einheiten der Standardabweichung ab. Sie sind zunächst ein Mittel, um zu bestimmen, welche Zellen der Kreuztabelle (hier: MRWs/NonMRWs und Textfragment) zum signifikanten χ2beitragen. So kann man sie gebrauchen, um Muster in den Ergebnissen aufzufinden: Werte über/unter ±2,58 zeigen eine signifikante Abweichung vom erwarteten Wert. Das gewählte Signifikanzniveau setze ich aufgrund der kleinen Effektgröße bei 1 % Wahrscheinlichkeit des α-Fehlers an (in Abb. 1 durch die gestrichelte Linie dargestellt; Werte über/unter ±1,96 haben eine α-Fehlerwahrscheinlichkeit von 5 %, durchgezogene Linie).
- 94.
Steen/Dorst/Herrmann u. a. (Anm. 7).
- 95.
Vgl. Herrmann (Anm. 82).
- 96.
Ebd.
- 97.
Peter Sprengel, Geschichte der deutschsprachigen Literatur 1900–1918: Von der Jahrhundertwende bis zum Ende des Ersten Weltkriegs, München 2004, 203.
- 98.
Helmuth Kiesel, Geschichte der deutschsprachigen Literatur 1918 bis 1933, München 2017, 1173 ff.
- 99.
Texte von Autoren, die mit mehr als einem Text vertreten sind, sind jeweils klar einer der drei Gruppen zuzuordnen: Kafkas und Schnitzlers Erzählanfänge gehören (bis auf Ein Hungerkünstler, der das Signifikanzniveau nicht erreicht) zu den metaphernarmen Texten, während Fontanes Texte, ebenso wie Raabes und Storms, qua Metapherndichte zu den ‚durchschnittlichen‘ zählen.
- 100.
Zur Errechnung der Korrelationen sowie ANOVAs wurde R (version 3.3.3) mit den Funktionen cor(x) und aov(x) verwendet, sowie die Funktion biserial.cor(x) der ltm-Package (Dimitris Rizopoulos, „ltm: An R package for Latent Variable Modelling and Item Response Theory Analyses“, in: Journal of Statistical Software, 17/5 [2006], 1–25, http://www.jstatsoft.org/v17/i05/ [letzter Aufruf 1.9.2017]).
- 101.
Vgl. Bailin/Grafstein (Anm. 16).
- 102.
Der Flesch-Index wurde in R (Version 3.3.3) mit der Funktion readability(x) der koRpus-Package errechnet (Meik Michalke, „koRpus. An R Package for Text Analysis“ (Version 0.10–2, 2017), https://reaktanz.de/?c=hacking&s=koRpus (letzter Aufruf 1.9.2017).
- 103.
Vgl. Biber (1988) et passim (Anm. 18).
- 104.
Herrmann (Anm. 82).
- 105.
Steen/Dorst/Herrmann u. a. (Anm. 48), 33 f.
- 106.
Vgl. Karl Wagner, „Saar, Ferdinand Ludwig Adam von“, in: Neue Deutsche Biographie (NDB) 22 (2005), 315 f., hier: 316.
- 107.
Jakobson (Anm. 15), 135.
- 108.
http://www.duden.de/rechtschreibung/Zurueckgezogenheit (letzter Aufruf 1.9.2017).
- 109.
https://www.dwds.de/wb/Zurückgezogenheit (letzter Aufruf 1.9.2017).
- 110.
Die leserseitigen Faktoren müssen empirisch auf der Ebene des Reader Response geklärt werden. Siehe etwa Hortons Studie zu metaphorischen Ausdrücken in der Wahrnehmung sozialer Nähe in kurzen Narrativen: William S. Horton, „Metaphor and Readers’ Attributions of Intimacy“, in: Memory & Cognition 35/1 (2007), 87–94.
- 111.
Susan Nacey/Aletta G. Dorst/Tina Krennmayr u. a. (Hg.), MIPVU in Multiple Languages, Amsterdam (2019) Zur Externalisierung des Lesens als geisteswissenschaftliche Methode siehe Herrmann (Anm. 2).
- 112.
Vgl. Rüdiger Zymner, „Uneigentliche Bedeutung“, in: Jannidis/Lauer/Martínez u. a. (Anm. 4), 128–168.
- 113.
Vgl. Lausberg (Anm. 28).
- 114.
Vgl. auch Semino/Steen (Anm. 7).
- 115.
Steen/Dorst/Herrmann u. a. (Anm. 48).
- 116.
Gerard J. Steen, „Deliberate Metaphor Affords Conscious Metaphorical Cognition“, in: Cognitive Semiotics 5/1–2 (2009), 179–197. Vgl. z. B. Raymond W. Jr. Gibbs, „Are Deliberate Metaphors Really Deliberate? A Question of Human Consciousness and Action“, in: Metaphor and the Social World 1 (2011), 26–52.
- 117.
Bislang liegen Ergebnisse für Einzelausdrücke wie „doubt is a sword“ vor, vgl. Arthur M. Jacobs/Annette Kinder, „What Makes a Metaphor Literary? Answers from Two Computational Studies“, in: Metaphor and Symbol 33/2 (2018), 85-100.
- 118.
Teenie Matlock, „Metaphor, Simulation, and Fictive Motion“, in: Barbara Dancygier (Hg.), The Cambridge Handbook of Cognitive Linguistics, Cambridge, UK, 2017, 477–490.
- 119.
Steen schlägt vor, eine Debatte der Metaphernforschung zu entschärfen, indem man auch ‚wörtlich verarbeitete‘ konventionelle Ausdrücke als Metaphern beschreibt, solange sie als konzeptuelles Mapping semiotisch nachgewiesen werden können, vgl. Gerard J. Steen (Anm. 44).
- 120.
Tony Veale/Ekaterina Shutova/Beata Beigman Klebanov, „Metaphor. A Computational Perspective“, in: Synthesis Lectures on Human Language Technologies 9/1 (2016), 1–160.
- 121.
Rui Mao/ Chenghua Lin/ Frank Guerin, „End-to-end Sequential Metaphor Identification Inspired by Linguistic Theories“, in Proceedings of the 57th Annual Meeting of the Association for Computational Linguistics, 3888–98. https://doi.org/10.18653/v1/P19-1378. Siehe auch Alexander Friedrich/Chris Biemann, „Digitale Begriffsgeschichte? Methodologische Überlegungen und exemplarische Versuche am Beispiel moderner Netzsemantik“, in: Forum Interdisziplinäre Begriffsgeschichte 2/5 (2016), 78–96.
- 122.
Erik-Lân Do Dinh/Iryna Gurevych, „Token-Level Metaphor Detection Using Neural Networks“, in: Proceedings of the Fourth Workshop on Metaphor in NLP, San Diego 2016. Siehe auch Jacobs/Kinder (Anm. 116).
- 123.
Ich danke den beteiligten studentischen Hilfskräften Markus Paluch und Lisa Hannemann für lange Sitzungen zur Unzeit und vor allem für die dahinterstehende Motivation und Begeisterung! Dem Campuslabor Digitalisierung und computergestützte Analyse in den Geistes- und Gesellschaftswissenschaften der Universität Göttingen sei für die bereitgestellten Mittel gedankt. Im Februar 2017 wurden Teile der Forschungsarbeit am Princeton Institute for Advanced Studies durchgeführt. Hier danke ich herzlich Pat Geary von der School of Historical Studies und María Mercedes Tuya von den IAS Digital Scholarship Conversations, wo ich erste Ergebnisse vortragen durfte.
- 124.
Soweit nicht anders angegeben, wurden digitale Referenzen letztmalig am 1.9.2017 eingesehen und im Juli 2022 überpüft
Literatur
Soweit nicht anders angegeben, wurden digitale Referenzen letztmalig am 1.9.2017 eingesehen und im Juli 2022 überpüft
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Herrmann, J.B. (2022). Operationalisierung der Metapher zur quantifizierenden Untersuchung deutschsprachiger literarischer Texte im Übergang vom Realismus zur Moderne. In: Jannidis, F. (eds) Digitale Literaturwissenschaft. Germanistische Symposien. J.B. Metzler, Stuttgart. https://doi.org/10.1007/978-3-476-05886-7_25
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