Zusammenfassung
Im Folgenden fragen wir nach dem Stellenwert von ‚Digitalität‘ für die Geschichte der literaturwissenschaftlichen Germanistik. Es geht uns theoretisch, methodisch und methodologisch um die Frage, wie digitale Daten und Datenverarbeitungsverfahren den Blick auf die Fachgeschichte verändern, welche Untersuchungsrichtungen insbesondere durch makroskopische Verfahren nahegelegt werden und welche Erkenntnisinteressen dabei eher in den Hintergrund treten. Die wissenschaftspolitische und normative Komponente des Projekts liegt darin, dass wir uns eine Beschreibung des Fachs wünschen, die die Vielfalt der Funktionen und Leistungen angemessen in den Blick rückt und so etwa auch besser bestimmen kann, was sich durch das Auftreten von Digital Humanities verändert, wo Anschlussprobleme bestehen und Kooperationsmöglichkeiten verbessert werden könnten.
Leonard Konle hat die PDF-Scans der DVjs mittels OCR bearbeitet und das Ergebnis in ein strukturiertes Format überführt; außerdem hat er die bibliographischen Referenzen aus den Fußnoten der DVjs-Texte extrahiert. Jörn Kreutel verantwortet den Abschnitt zur Vernetzung der Zeitschriften und die dahinterstehende Analyse der Germanistik in den Jahren 1960–1980. Fotis Jannidis und Steffen Martus sind für die übrigen Ausführungen verantwortlich.
You have full access to this open access chapter, Download chapter PDF
Similar content being viewed by others
1 Einleitung
Im Folgenden fragen wir nach dem Stellenwert von ‚Digitalität‘ für die Geschichte der literaturwissenschaftlichen Germanistik. Es geht uns theoretisch, methodisch und methodologisch um die Frage, wie digitale Daten und Datenverarbeitungsverfahren den Blick auf die Fachgeschichte verändern, welche Untersuchungsrichtungen insbesondere durch makroskopische Verfahren nahegelegt werden und welche Erkenntnisinteressen dabei eher in den Hintergrund treten. Die wissenschaftspolitische und normative Komponente des Projekts liegt darin, dass wir uns eine Beschreibung des Fachs wünschen, die die Vielfalt der Funktionen und Leistungen angemessen in den Blick rückt und so etwa auch besser bestimmen kann, was sich durch das Auftreten von Digital Humanities verändert, wo Anschlussprobleme bestehen und Kooperationsmöglichkeiten verbessert werden könnten.
Die Selbstbeschreibung der deutschen Philologie und Literaturwissenschaft arbeitet traditionell mit starken Homogenitätsunterstellungen. Dies hat nicht zuletzt mit der Autosuggestion durch den schwer vermeidbaren Kollektivsingular ‚die Germanistik‘ zu tun, der seinen Gegenstand in der Regel schon deswegen verfehlt, weil – je nach Standpunkt – eher die Sprachwissenschaft gemeint ist oder eine Institution, die auf sehr verschiedene Lehrämter vorbereitet, oder – wie im Folgenden – die Ältere oder Neuere deutsche Literaturwissenschaft (ÄdL bzw. NdL). Aber selbst innerhalb der einzelnen Teilbereiche zeigt sich schnell, wie problematisch und unfruchtbar es ist, in einem hohen Maß ‚Einheit‘ vorauszusetzen. Entweder werden dann einzelne Perspektiven zu allgemeinen Diagnosen über den Zustand des Fachs, seine Aufgaben und seine Zukunft hochgerechnet, und man ist leicht enttäuscht, wenn die Idee des Fachs mit dessen Realitäten kollidiert, oder man kapituliert vor der Vielfalt, konstatiert die zunehmende Unübersichtlichkeit und den Verlust an Einheit, wobei natürlich auch dabei unterstellt wird, das Fach könne insgesamt überblickt werden.Footnote 1 Wie aber gelingt eine angemessene und differenzierte Beschreibung einer ganzen Disziplin oder eines Fachs? Es liegt nahe, sich wichtige Impulse von jenen digitalen Verfahren zu versprechen, die mit größeren Datenmengen arbeiten.
In beiden Varianten des Krisendiskurses dominiert die doxographische Auffassung des Fachs, das bevorzugt aus Perspektive von Theorien, Programmatiken und darauf bezogenen Selbstbeschreibungen rekonstruiert wird. Demgegenüber werden die wissenschaftlichen Routinen unterschätzt, die hinter dem Rücken der Akteure ablaufen, den Alltag strukturieren und für eine robuste Praxis sorgen.Footnote 2 Nimmt man hingegen eine praxeologische Haltung ein,Footnote 3 verlieren zum einen Theorien und Programme ihren privilegierten Status, weil ‚Theoretisieren‘ und ‚Programmieren‘ dann nur noch Praktiken neben anderen sind und gefragt werden kann, wie solche Operationen in eine komplexe Praxis eingebunden werden.Footnote 4 Zum anderen erweist sich ein Fach wie ‚die Germanistik‘ dann – so eine der zu überprüfenden Ausgangshypothesen – auf eine regelmäßige und gleichmäßige Weise als heterogen; es setzt sich aus Sets von Praktiken zusammen, die durch Familienähnlichkeiten zusammengehalten werden; diese Ensembles von Praktiken bilden „Arbeitseinheiten“Footnote 5 aus und lassen bemerkenswert große, aber nicht beliebig viele Spielräume.
So gesehen, erscheint der Zustand der literaturwissenschaftlichen Germanistik insofern weniger krisenhaft, als viele jener Charakteristika, die als problematisch wahrgenommen werden, keine fachspezifischen Ausnahmeerscheinungen sind. Somit stellt sich eher die Frage, in welchen Fächern die strukturelle Normalität Besorgnis erregt und wann sie keine Probleme bereitet. Zudem unterbreitet die Praxeologie alternative Einheitsangebote. Die ‚Einheit des Fachs‘ liegt demnach weniger in dem auf Differenz und Unterschied bedachten deklarativen Wissen als vielmehr im prozeduralen Wissen, nicht im „knowing that“, sondern im „know how“:Footnote 6 in den alltäglichen Verrichtungen, in den eingeübten Aktivitäten und in jenen Routinen, die zu vertraut und unscheinbar sind, als dass sie bedenkenswert erscheinen. So hat etwa die programmatische und theoretische Problematisierung der Autor-Kategorie sehr viel mehr Aufmerksamkeit auf sich gezogen als deren erstaunlich ungebrochenes Weiterleben in Interpretationsverfahren;Footnote 7 und die geläufige Privilegierung eines ‚weiten‘ gegenüber einem ‚engen‘ Literaturbegriff hat die normativen Gewohnheiten (z. B. der Erwartung besonderer epistemischer Leistungen von ‚Literatur‘) ebenso wenig wie die Verfahren der literaturhistorischen Kodifizierung tiefgreifend verändertFootnote 8 – im Gegenteil: Es lässt sich gerade unter der Bedingung einer digitalen Erweiterung von Untersuchungskorpora ein eher konservatives, konventionelles Aufmerksamkeits- und Selektionsverhalten feststellen.Footnote 9
Für die Frage nach einer Digitalen Literaturwissenschaft ist dieser Befund in zweierlei Hinsicht relevant: Zum einen stellt sich die Frage nach den Quellen der Praxis,Footnote 10 mithin danach, inwiefern digitale Analyseverfahren das literaturwissenschaftliche Alltagsgeschäft erhellen. Konkret: Inwiefern sind die Ausweitungen und die (derzeit) damit einhergehenden Limitierungen des Untersuchungsdesigns durch korpusanalytische Verfahren für eine praxeologische Beobachtung der Germanistik in besonderer Weise aufschlussreich? Eine gewisse analytische Flachheit, die aus Perspektive einer nicht immer gut informierten Kritik an den Digital Humanities grundsätzlich behauptet wird,Footnote 11 könnte sich nicht nur als Vorteil erweisen, weil damit die enorme Ausweitung des Blicks erkauft wird, sondern weil dies auch zur Untersuchung von Aspekten zwingt, die trivial erscheinen und gerade deswegen einen ungewohnten Blick auf die Selbstverständlichkeiten eines Fach erlauben. Zum anderen sollte sich die Titelfrage unseres Beitrags („Was verändert sich eigentlich?“) gerade auch im Blick auf die Digitalisierung stellen. Wie also lassen sich entsprechende Veränderungen beschreiben, wenn das prozedurale Wissen fokussiert und der Kollektivsingular ‚die Germanistik‘ ebenso vorsichtig verwendet würde wie ‚die Digitalisierung‘?
Als Experimentierfläche haben wir die Deutsche Vierteljahrsschrift für Literaturwissenschaft und Geistesgeschichte (DVjs) ausgewählt.Footnote 12 Dies hat zunächst einen pragmatischen Grund: Es liegt eine stichprobenartige quantitative Analyse der Zeitschrift für den Zeitraum von 1960 bis 2009 vor, die die oben genannten Hypothesen stützt,Footnote 13 nämlich den Befund einer stabilen und normalen Heterogenität. Der vorliegende Beitrag kann einige dieser Befunde als Vorlage nutzen und sie mit Verfahren der digitalen Analyse in einer Serie von ‚Experimenten‘ überprüfen – allein dieses Vorgehen ist bereits charakteristisch für die Einstellung vieler Digital Humanists.Footnote 14 Für unsere Korpusanalyse haben wir die DVjs folgendermaßen aufbereitet: Die Texte wurden aus dem PDF-Format in TEI-Dokumente konvertiert, wobei vor allem einige wichtige Strukturelemente (Überschrift, Absatz, Fußnoten) ausgezeichnet wurden.Footnote 15 Außerdem wurden innerhalb der Fußnoten die einzelnen bibliographischen Referenzen mit einem regelbasierten Verfahren extrahiert. Insgesamt handelt es sich um rund 2234 Dateien, die Aufsätze enthalten, welche in der DVjs von 1923 bis 2009 erschienen sind. Das Korpus besteht aus rund 25.686.069 Tokens, also Worten und Satzzeichen.Footnote 16
Neben den pragmatischen Gründen unserer Experimentalanordnung gibt es eine Reihe von Eigenschaften, die die DVjs als geeigneten Analysegegenstand auszeichnen: Die Zeitschrift reagiert auf eine Phase der Fachgeschichte, in der der Methodenpluralismus offensiv reflektiert wird, sodass konzeptionell neue Formen der Disparität akzeptabel erschienen. Die DVjs reagierte darauf affirmativ: Sie erkannte die „verschiedenen Richtungen der Literaturgeschichte“ an, und zwar als „lebendiges Nebeneinander“, das für die „heutige Lage dieser Wissenschaft charakteristisch“ sei. Zwar wurden Editionsprojekte, Miszellen, „alles Reinbiographische“ und ‚bloße‘ „Materialsammlungen“ ebenso ausgeschlossen wie „rein stoffliche Quellenuntersuchungen“, gleichwohl galt der Grundsatz, dass „philologische Strenge und Gewissenhaftigkeit selbstverständliche Voraussetzung bleiben müssen“.Footnote 17 Mit anderen Worten: Die DVjs entwickelte ihr Profil durch einen produktiven Umgang mit Spielräumen (etwa zwischen ‚positivistischer‘ Mikrologie und ‚geistesgeschichtlichen‘ Syntheseversprechen, die in den 1920er Jahren in die Krise geraten waren).Footnote 18 Sie eignet sich daher gut für die Untersuchung der Einheit oder Disparität von Literaturwissenschaft. Dies gilt gerade auch deswegen, weil die Zeitschrift zwar einen eindeutigen Schwerpunkt im germanistischen Bereich hat, sich aber dezidiert als interdisziplinäres Unternehmen versteht und sich in unterschiedlichen Graden um Internationalität bemüht.
Dass die DVjs immer mehr gewesen ist als eine „Zeitschrift für deutsche Philologie“, stellt eine technische Herausforderung dar: Sie enthält von Anfang an und bis heute neben Texten aus den Bereichen älterer und neuerer deutscher Literaturwissenschaft auch Beiträge aus anderen Philologien, z. B. der Anglistik und der Romanistik, aber auch Studien aus anderen Nachbardisziplinen, z. B. aus der Musikwissenschaft und vor allem in den ersten Jahrzehnten aus der Philosophie. Seit den 1960er Jahren enthält sie auch Beiträge in englischer Sprache. Aus der Perspektive einer quantitativen Analyse sind dies Störvariablen, insbesondere weil keine Metadaten existieren, die es erlauben, die Fach-Gruppen systematisch zu kontrollieren. Daher war es notwendig, in einem ersten Schritt diese Metadaten automatisch zu erheben, was aber nicht in der feinen Granularität möglich war, die wünschenswert wäre. Zuerst wurden die Texte nach ihrer Sprache unterteilt. Von den mehr als 2200 Beiträgen sind rund 2040 in deutscher Sprache verfasst und 185 in englischer Sprache.Footnote 19 Um die Fächer zu erkennen, haben wir rund 200 Texte manuell als mediävistisch, neuphilologisch oder sonstig gelabelt, allerdings sind die Klassen sehr ungleichgewichtig vertreten: neuphilologisch: 127, mediävistisch: 46, sonstig: 35. Grundlage für die Erkennung, die sogenannten Features, waren alle Wörter. Dennoch ist es erstaunlich, dass die Accurracy der Erkennung recht niedrig liegt, nämlich durchschnittlich nur bei 75 %.Footnote 20 Für die im Folgenden diskutierten Untersuchungen wurden sämtliche deutschsprachigen oder die deutschsprachigen neuphilologischen Texte verwendet.
Ein zweiter Aspekt, der die DVjs als Gegenstand auszeichnet, liegt in der programmatischen Kontinuität, die jedoch nur in bestimmten Hinsichten auch als pragmatische Beständigkeit gedeutet werden kann. Tatsächlich agiert die Zeitschrift auf eine relativ stabile Weise als Teil des Sozialsystems ‚Wissenschaft‘ und lässt sich von außen wenig irritieren. Dies verhindert einerseits nicht, dass sich Anschlüsse zum Nationalsozialismus ergeben, weil die Germanistik ohnehin in großen Teilen Affinitäten zu dessen Gedankengut und Vokabular aufwies.Footnote 21 Andererseits mussten bei der Fortsetzung der DVjs in der Nachkriegszeit nach der erzwungenen Pause in den Jahren 1945 bis 1948 erneut relativ wenige Anpassungen vorgenommen werden. Die Periode zwischen 1933 und 1945 markierte konzeptionell kaum eine Zäsur, auch wenn kosmetische Anpassungsleistungen erbracht wurden und Erich Rothacker, einer der beiden ersten Hauptherausgeber, ein begeisterter Nationalsozialist war, der antisemitische Ausgrenzungen befördert hat.Footnote 22 In einem Gutachten der Reichstelle zur Förderung des deutschen Schrifttums jedenfalls wurde 1938 bemängelt, dass sich nach Lektüre der DVjs nicht der Eindruck einstelle, 1933 habe sich „in Deutschland […] manches geändert“, vielmehr erscheint es dem ‚Amt Rosenberg‘ so, als verschließe sich das Periodikum „bewusst und hermetisch gegen jeden Hauch der Gegenwart“.Footnote 23 Ähnliches galt für die Kontinuität über die politische Grenze des Jahres 1945 hinweg.Footnote 24 Entsprechend bestätigte ein Verlagsprospekt zur Fortsetzung der DVjs im Jahr 1949 die Programmatik von 1923, ergänzt um die Wertschätzung für die bereits vor 1945 vertretenen und von der Werkimmanenz geadelten „Interpretationen“, mit einem neuen Akzent auf komparatistischen Interessen sowie mit einer verringerten Reserve gegenüber „Funden“.Footnote 25
Diese additive programmatische Ergänzung lässt erwarten, dass sich das Spektrum lediglich erweiterte und die Herausgeber ein noch umfangreicheres Integrationsangebot als zuvor anboten. Tatsächlich aber verbergen sich etwa hinter dem Stichwort ‚Interpretation‘ neue Schreibweisen; die Art der in der DVjs veröffentlichten Texte veränderte sich offensichtlich, und es fällt leicht, einen Beitrag von 1923 von einem Aufsatz des Jahres 2003 zu unterscheiden. Wie also bildet sich das programmatische Selbstverständnis in jenen Befunden ab, die sich aus einer Makroperspektive ergeben? Wie entwickelt sich die Zeitschrift unter der Federführung unterschiedlicher Herausgeber? Und wie korreliert die Entwicklung der Zeitschrift mit der Fachentwicklung? Verändern sich die Darstellungsformen bei gleichbleibend breitem Spektrum von Zugängen zur ‚Literatur‘, sodass die DVjs Einblicke in den Zustand der literaturwissenschaftlichen Germanistik insgesamt gewährt?
Diesem letzten Aspekt haben wir uns für den Zeitraum von 1960 bis 1980 über eine Netzwerkanalyse genähert, die mit den Daten der Germanistik operiert.Footnote 26 Geht man davon aus, dass „Fachzeitschriften“ das wissenschaftliche Feld strukturieren, „indem sie Fächer, Forschungsschwerpunkte und Gruppenbildungen sichtbar machen […]“,Footnote 27 dann stellt sich die Frage, wie man diese Strukturen identifiziert – angesichts der sehr großen Datenmengen, die Zeitschriften produzieren: Gilt die DVjs zurecht als „führende[] literaturwissenschaftliche[] Zeitschrift Deutschlands“?Footnote 28 Ein Blick in das Verlagsarchiv der DVjs im Deutschen Literaturarchiv, Marbach a.N., unterstützt diese Einschätzung insofern, als die Herausgeber aus einem beträchtlichen Überangebot auswählen können und stets mehr Ab- als Zusagen verteilen. Dieser Befund zeigt zudem, dass den Zeitschriftenmachern erhebliche Gestaltungsmöglichkeiten zur Verfügung standen.
Die Analyse von Zeitschriften- und Kopublikationsnetzwerken auf Grundlage der Germanistik, des „Internationalen Referatenorgans mit bibliographischen Hinweisen“, bestätigt den Stellenwert der DVjs.Footnote 29 Dabei muss einkalkuliert werden, dass sich das bedeutende Informationsmedium, wie die Dokumente des Redaktionsarchivs (DLA, Marbach a.N.) zeigen, vergeblich um Vollständigkeit bemüht – die Verantwortlichen machen sich darüber keine Illusionen.Footnote 30 Gleichwohl sind sich alle Akteure über das Ziel einig, möglichst umfassend über germanistische Publikationen zu informieren, und die Nutzer schätzen den Informationsgehalt entsprechend ein.Footnote 31 Diese Unschärfe vorausgesetzt, haben wir gefragt, welche Autoren mit je eigenen Beiträgen gemeinsam in einer Zeitschrift und zugleich in einer anderen Zeitschrift vertreten sind. Wir vermuten, dass sich daraus erkennen lässt, welche Zeitschrift(en) die Akteure als Publikationsort privilegieren und damit von der Fachcommunity für am wichtigsten gehalten werden. Auf das Netzwerk von Zeitschriften, das sich auf Grundlage von gemeinsamen Autoren ermitteln lässt, wurde das netzwerkanalytische Gruppierungsverfahren der Community Detection bzw. Clique Detection angewendet.Footnote 32 Dieses Verfahren ordnet Zeitschriften einer gemeinsamen Gruppe zu, sofern eine möglichst große Anzahl von Autoren jeweils Beiträge in möglichst vielen Zeitschriften der betreffenden Gruppe veröffentlicht hat.Footnote 33 Tatsächlich ergab sich aus diesem quantitativen Verfahren eine intuitiv plausible Gruppierung von Zeitschriften, bei der die DVjs hinsichtlich verschiedener netzwerkanalytischer KennzahlenFootnote 34 auf vorderen Plätzen rangiert und zusammen u. a. mit den folgenden Periodika einer gemeinsamen Gruppe zugeordnet wird: Zeitschrift für deutsche Philologie, Euphorion, Germanisch-romanische Monatsschrift, Jahrbuch der Deutschen Schillergesellschaft, Wirkendes Wort, Zeitschrift für deutsches Altertum und deutsche Literatur, Beiträge zur Geschichte der deutschen Sprache und Literatur. Im Gesamtnetzwerk ist diese Gruppe, die wir provisorisch als ‚A-Zeitschriften‘ bezeichnen, wie in Abb. 1 platziert.Footnote 35
Wir haben uns einer korpusanalytischen Untersuchung der DVjs in drei Schritten genähert: In einer ersten Gruppe von ‚Experimenten‘ geht es darum, wie sich die Verarbeitung von Forschung über die Zeit hinweg geändert hat, untersucht auf der Grundlage der Fußnotenmenge. In der zweiten Gruppe werden auf einer sehr einfachen Grundlage, der Länge der Texte und Fußnoten, Schlussfolgerungen über die Veränderungen der Arbeitsweisen gezogen. In der dritten und umfangreichsten Gruppe geht es um die Entwicklung des sprachlichen Verhaltens in der Literaturwissenschaft und um die Frage, ob sich diese Entwicklung als Formierung einer Wissenschaftssprache beschreiben lässt. Uns scheint es wichtig, auch über die gescheiterten Experimente zu berichten, also jene Versuche, die Ergebnisse erbracht haben, die wir nicht sinnvoll interpretieren konnten. Das ist das Thema des vorletzten Abschnitts. Zuletzt versuchen wir, die Erfahrungen in der gemeinsamen Arbeit zu reflektieren, um abstrahiert von unserem direkten Forschungsgegenstand der Frage nachzugehen, wie sich die Arbeit von Literaturwissenschaftlern, die Fachgeschichte betreiben, dadurch verändert, dass sie quantitative Verfahren verwenden.
2 Erstes Experiment: Mengenverhältnisse und die Wahrnehmung von Forschung
In einem ersten Schritt haben wir uns auf die Analyse von Fußnoten konzentriert (Abb. 2). Hintergrund waren zum einen allgemeine Überlegungen zum Status der Anmerkungspraxis: In Anmerkungen artikuliert sich eine Art ‚zweite Stimme‘ wissenschaftlicher Personen, der zum Teil sehr strikte Regeln auferlegt werden (etwa beim Prinzip konsequenter Zitationsweise), die sich aber auch mehr Freiheiten als die ‚erste Stimme‘ des Haupttextes erlauben kann, etwa bei der Formulierung von Mutmaßungen oder persönlicher Kommentare.Footnote 37 An diesem im Seitenbild ausgewiesenen Ort werden eigene, verwandte und fremde Wissensansprüche modalisiert und vermittelt; hier zeigt sich das Gespür für ein angemessenes und ausreichendes Maß an Dialogizität und Vielstimmigkeit, für die Fähigkeit zur Situierung einer Forschungsfrage im Forschungszusammenhang, zur Perspektivierung ‚epistemischer Dinge‘ und zur Verwaltung jener Grenze, die ‚Wissenschaft‘ von ihren Umwelten trennt und die den Raum markiert, der für Positionierungen einer Scientific Persona zur Verfügung steht. Von wesentlicher Bedeutung ist dabei die Dokumentation von Anbahnungsleistungen (Lektüre von Primär- und vor allem Sekundärliteratur), die zur ‚eigenen‘ Erkenntnis geführt haben. Mit einem Wort: Anmerkungen geben wichtige Hinweise auf das Ethos,Footnote 38 mit dem ein Beitrag verfasst wurde.Footnote 39 Anmerkungen leisten also sehr viel und verdeutlichen in nuce die ganze Multinormativität literaturwissenschaftlichen Arbeitens, bei dem es nicht nur um ‚Wahres‘ und ‚Falsches‘ geht, sondern auch um Richtiges, Passendes, Fruchtbares, Interessantes, Spannendes, Relevantes u. v. a. m.Footnote 40 Angesichts dieser Implikationen, so unsere Vermutung, werden selbst scheinbar einfache Daten (Anzahl, Länge, Verteilung etc.) zu implikationsreichen, im Prinzip deutungsbedürftigen Indikatoren.Footnote 41
Diese Einschätzung deckt sich mit Befunden des DVjs-Archivs: Die Herausgeber nehmen die angemessene Reflexion auf den Forschungsstand sehr wichtig. Immer wieder weisen sie Beiträger darauf hin, dass ihr Aufsatz nicht angenommen wird, weil er unzulänglich mit Sekundärliteraturbelegen ausgestattet ist, oder fordern Autoren von Beiträgen, die sie annehmen möchten, zu Ergänzungen auf. Die Menge der Fußnoten hat also etwas damit zu tun, wie sich ein Beitrag und damit die Zeitschrift insgesamt in der ‚Wissenschaft‘ platziert.
Bei der Analyse der durchschnittlichen Fußnotenzahl eines Textes pro Jahr zeigen sich drei bemerkenswerte Sachverhalte:
-
1.
Die Anzahl der Fußnoten nimmt über den Untersuchungszeitraum zu. Die Entwicklung verläuft nicht kontinuierlich, sondern geschieht in Sprüngen, sodass man von drei Phasen sprechen kann, die in sich relativ homogen sind, während sie sich untereinander signifikant unterscheiden. Homogen bleibt dabei das starke, aber gleichbleibende Schwanken der durchschnittlichen Fußnotenmenge. Der Umfang des Anmerkungsapparats pendelt um einen Mittelwert mit relativ hohen Abweichungen. Zu fragen bleibt, mit welchen Textsorten, Gegenständen, Methoden oder Fachrichtungen (z. B. ÄdL oder NdL) die unterschiedlichen Ausschläge korrelieren. Bei welchen epistemischen Dingen muss eine ‚Forschungslage‘ umfassend mitgeführt werden und wo nicht? Gibt es bestimmte Zugriffe, die als so originell gelten, dass sie aus dem bewährten Spiel ausscheren und sich den Bezug darauf ersparen dürfen?Footnote 42 Gehen die Abweichungen eher zugunsten oder zuungunsten ausführlicher Anmerkungsapparate, und zeigen sich hierbei im Lauf der Zeit Trends in die eine oder in die andere Richtung?
-
2.
Entscheidend ist für uns zunächst, dass die Fußnotenanzahl innerhalb eines bestimmten Spektrums bleibt. Dies deckt sich mit der Hypothese, dass in einem Fach wie der literaturwissenschaftlichen Germanistik generell sehr viel, aber nicht alles möglich ist, wenn man dazugehören will. Es gibt ein normales Maß an Varianz, das sich jedoch über einen Zeitraum von ca. einem Jahrhundert relativ wenig verschiebt oder sogar annähernd gleichbleibt. Die These radikal zunehmender und daher krisenhafter Diversität bestätigt sich in dieser Hinsicht nicht. Zugleich lässt sich beobachten, dass die Anzahl der Fußnoten generell ansteigt. Offenbar wächst der Erkenntnishaushalt, der mitgeführt, beachtet und verwaltet wird. Man muss mehr im Blick behalten, berücksichtigen und vielleicht auch kognitiv verarbeiten. Bedeutet dies, dass der argumentative Aufwand steigt? Oder entwickeln sich alternative Formen, mit denen etablierte Wissensansprüche verabschiedet und eigene Innovationsansprüche erhoben werden (etwa durch bestimmte Belegstrategien wie kumulative Fußnoten, allgemeine Verweise etc.)? Lassen sich Rückschlüsse auf das Bewusstsein der ‚Fortschrittlichkeit‘ des Fachs ziehen?
-
3.
Zu den bemerkenswertesten Ergebnissen der Fußnotenzählung gehört schließlich der Befund, dass die Quantität nicht kontinuierlich ansteigt, sondern sich in zwei Schüben vollzieht: Ein erster Schub datiert auf die Zeit ‚um 1960‘, ein zweiter Schub ereignet sich ‚um 1990‘. Es liegt nahe, die Hinweise auf wissenschaftshistorische Etappen als Indizien für Modernisierungsprozesse und -phasen zu deuten, die womöglich mit Generationenwechseln zu tun haben. Dies gilt zumindest für die wichtige Transformationsphase der Nachkriegsgermanistik. Diese Entwicklung bezieht etwa Oliver Sill auf umfassende und tiefgreifende „gesellschaftliche[] Modernisierungsprozesse“, in denen die traditionellen Bildungswerte und Bildungstitel, die für den Status der literaturwissenschaftlichen Germanistik in ihrer Phase der Etablierung und Konsolidierung von zentraler Bedeutung waren, an Relevanz einbüßen.Footnote 43 Diese Veränderungen betreffen diverse Faktoren auf sehr unterschiedlichen Ebenen: die steigende Zahl von Studierenden, der Ausbau des Personals in Forschung und Lehre, der zunehmende Legitimationsdruck angesichts der politischen Kontamination der Fachgeschichte, die Reform der Deutschlehrerausbildung und anderer Studiengänge, die Neubestimmung von Gegenstandsbereichen, intensivierte methodische Reflexion, Zweifel an der Praxisrelevanz u. v. a. m.Footnote 44 Entsprechend verortet Sill diese historische Gelenkstelle in die Zeit zwischen „1965 und 1980“.Footnote 45
Wir haben an dieser Stelle kein Gegenangebot zu unterbreiten, halten es aber für bemerkenswert, dass sich der von uns festgestellte Veränderungsschub mit Blick auf die Wahrnehmung von Forschung und damit auf die Platzierung im literaturwissenschaftlichen Kommunikationszusammenhang weder zeitlich noch in der beschriebenen Eskalationsdynamik mit dem intuitiv plausiblen Befund von Sill deckt (Befunde, auf die wir unten eingehen, stimmen damit hingegen eher überein). Damit könnte die Stabilität der Phase zwischen ‚um 1960‘ und ‚um 1990‘ darauf hindeuten, dass bestimmte Praktiken, Genres und Medien von institutionellen Veränderungen nicht (direkt) beeinflusst werden und sich zudem gegenüber theoretischen und programmatischen Veränderungen relativ resistent erweisen. So sollten etwa die Evolution des Sozialsystems ‚Wissenschaft‘ und der Institution ‚Universität‘ differenziert behandelt werden.Footnote 46 Dies entspräche der oben referierten Diagnose, der zufolge die Entwicklung der DVjs relativ autonom verläuft und sich ‚von außen‘ nicht leicht irritieren lässt. So etwas wie eine ‚Umbruchphase‘ ereignete sich jedenfalls aus der Fußnotenperspektive der Germanistik nicht rund um das magische Datum ‚1968‘. Entsprechend wären weder ältere Bezugskonzepte zu privilegieren, die ‚1945‘ als Zäsur annehmen, noch neuere soziologische und sozialhistorische Modelle, die den entscheidenden strukturgeschichtlichen Wandel auf die 1970er Jahre datieren.Footnote 47 Vielmehr sollten dann eher solche Konzepte priorisiert werden, die in den 1950er Jahren ansetzen.Footnote 48 Wie auch immer man sich entscheidet: Die quantitative Analyse wirft mit Blick auf die Konzeption der germanistischen Wissenschaftsgeschichte in ihren Kontexten zahlreiche Fragen von erheblicher Tragweite auf.
3 Zweites Experiment: Längenverhältnisse und ‚Passung‘ von Beiträgen
Ein letzter Befund zu den Fußnoten betrifft nicht deren Anzahl, sondern deren zunehmende Länge (gemessen wurde die Länge in Anzahl der Zeichen, also Buchstaben, Satzzeichen, Leerzeichen usw.; Abb. 3).
Hier zeigt sich eine klare steigende Tendenz, die zumindest ab 1950 bei ungefähr gleicher Varianz recht kontinuierlich ist und somit keines der bislang erwähnten Diskontinuitätsmodelle stützt. Der Umstand, dass sich hier die beiden Phasen nicht finden, die die Entwicklung der Fußnotenmengen indiziert, wirft die Frage auf, welchen alternativen Entwicklungslogiken die Menge und die Länge von Fußnoten folgen könnten.
Es mag auf den ersten Blick zu trivial erscheinen, sich solche Fragen zu stellen. Die Relevanz von quantitativen Verhältnissen erschließt sich jedoch aus der Perspektive des Archivs. Die dort artikulierten Bewertungspraktiken der DVjs-Herausgeber charakterisiert, dass sie bei der Annahme oder Ablehnung ein ganzes Ensemble von Normen zur Geltung brachten, und dies eben auch unter Bezugnahme auf Quantitäten. Die Kriterien gruppieren sich dabei nur lose um Qualitäten wie ‚wahr‘ oder ‚richtig‘. Entscheidend ist das Gespür dafür, welche Beiträge zum Profil der DVjs in einem Gefüge von Zeitschriften ‚passen‘,Footnote 49 und für diese Einschätzung waren eben auch quantitative Verhältnisse ausschlaggebend. PassungsproblemeFootnote 50 wurden zum Teil dem Gegenstand angelastet: Die Herausgeber stellten dann fest, ein Forschungsobjekt sei zu wenig ‚bedeutend‘, ‚wesentlich‘ oder ‚zentral‘, um angesichts eines Überangebots von Beiträgen in der DVjs behandelt zu werden. Zum Teil liegt es aber auch an der Art und Weise, wie mit einem epistemischen Ding umgegangen wurde. Als Hauptkriterium diente dann die Einschätzung der Innovationsleistung eines Aufsatzes, die am bisherigen Forschungsstand gemessen wurde.Footnote 51
An dieser Stelle ist die bereits erwähnte Aufmerksamkeit der Herausgeber für Anmerkungen bemerkenswert: Regelmäßig listete Paul Kluckhohn Titel auf, die von einem Beiträger noch verarbeitet werden sollten. Die Entscheidung über die Passung eines Beitrags hing also auch mit (intuitiv bemessenen) quantitativen Kriterien zusammen. Nur bei angemessener Ausstattung mit Fußnoten, so das Argument, ließe sich ein wissenschaftlicher Innovationsanspruch erheben. Die Verbindung von ‚Innovation‘ und ‚Wissenschaftlichkeit‘ meint die Einbettung epistemischer Aktivitäten in das Sozial- und Kommunikationssystem ‚Wissenschaft‘. Anmerkungen sorgten dafür, dass die Zeitschrift insgesamt ihren ‚Stellenwert‘ auf dem Feld der literaturwissenschaftlichen Publikationsmedien bewahren konnte. Die Menge und vielleicht auch die Länge von Verweisen war daher für die Annahme oder Ablehnung auch deswegen von Bedeutung, weil es dabei um die Passung für das avisierte Zielpublikum ging: Bemängelt wurde etwa, wenn ein Beitrag sich an ein ‚weiteres Publikum‘ richtete, also an Adressaten, die keine oder zu wenige ‚wissenschaftliche‘ Interessen verfolgten – für diese Gruppe konnte man gern auf Forschungsreferenzen verzichten oder sie nur unvollständig anführen.
Noch in einer zweiten Hinsicht arbeiteten die Herausgeber stetig mit quantitativen Kriterien: Bei den Rückmeldungen an (potenzielle) Beiträger spielte die Länge der angebotenen Aufsätze eine zentrale Rolle: So gut wie jeder wurde zu Kürzungen aufgefordert. Die Herausgeber reklamierten mithin ein Gespür dafür, wieviel Platz die ‚passende‘ Thematisierung eines ‚passenden‘ Gegenstandes in der DVjs in der Regel beanspruchen durfte. Ein Blick auf die durchschnittliche Länge der Texte in einem Jahr zeigt erhebliche Schwankungen (Abb. 4).
Erneut ergibt sich ein bekannter Befund: Die Länge der Aufsätze pendelt trotz großer Schwankungen um ein relativ gleichbleibendes Mittelmaß. Wichtig ist dabei, dass den Herausgebern offenbar Spielräume zur Verfügung standen. Mehr Platz nahmen sie sich z. B. für Themenhefte. Auch Forschungsberichten, die viele der sehr langen Texte (über 300.000 Zeichen) ausmachen, wurde eine Sonderrolle zugestanden.
Aus unseren Untersuchungen ergeben sich mehrere Anschlussfragen. Besonders interessant wäre es, wenn ein systematischer Zusammenhang zwischen der Länge der Texte und anderen Faktoren hergestellt werden könnte. Kandidaten für solche Faktoren sind unserer Einschätzung nach aufgrund der Sichtung der Herausgeber-Korrespondenz und der Untersuchung der ungewöhnlich langen Texte folgende: Zugeständnisse an bestimmte Beiträger (z. B. besonders renommierte oder persönlich eng verbundene Autoren), generische Aspekte (z. B. Sonderstatus der Forschungsberichte), inhaltliche Faktoren (z. B. das Interesse an bestimmten Gegenständen wie etwa hochkanonischen Autoren oder neuen Forschungsobjekten) oder an innovativen Konzepten (z. B. bestimmte Theorien oder Methoden bzw. Zugänge zu Gegenständen, die damit korrelieren).
Eine letzte Beobachtung zu Längenverhältnissen leitet zu unserem dritten Experiment über, das sich mit Indikatoren für die Verwissenschaftlichung germanistischer Fachprosa befasst: Die Satzlänge kann als Hinweis auf die Komplexität der Sprache gesehen werden (Abb. 5).Footnote 52
Blickt man auf die Entwicklung der Satzlängen von DVjs-Beiträgen, ergibt sich folgendes Bild: Die mittlere Satzlänge scheint in den ersten Jahrzehnten recht stark zuzunehmen, in der Mitte des Jahrhunderts fällt sie dann ab und ab 1970 steigt sie wieder markant an, um von dort an auf einem hohen Niveau zu bleiben, wenn auch mit einer leicht sinkenden Tendenz. Das ist ein erster möglicher Beleg für die grundsätzliche These, die im nächsten Abschnitt diskutiert wird: nämlich dass sich erstens die Wissenschaftssprache der Literaturwissenschaft im Verlauf des 20. Jahrhunderts veränderte und dass sich zweitens in den 1970er Jahren ein Verwissenschaftlichungsschub ereignete, zu dem auch eine komplexere Syntax gehört. Man könnte also aufgrund dieser ersten Datenexploration die These aufstellen, dass sich hier zwei Tendenzen überlagern: Zum einen nimmt die Satzlänge aufgrund der allgemeinen Veränderung der Schriftsprache seit der Mitte des 19. Jahrhunderts ab (eine Auswertung von wissenschaftlich-technischen Texten errechnet folgende durchschnittliche Satzlängen: 1850: 32,00 Worte | 1900: 23,58 Worte | 1920: 22,72 Worte | 1940: 19,6 Worte | 1960: 19,9 Worte). Zum anderen entwickelt sich in den 1970er Jahren ein neues Stilideal, das zu ähnlich hohen Satzlängen führt wie am Anfang des 20. Jahrhunderts.Footnote 53
Auch diese Beobachtung deckt Forschungsbedarf auf: Erstens haben wir hier neben den kontinuierlichen und diskontinuierlichen Progressionsmodellen einen dritten Typus von Veränderung vor uns, sodass sich die Frage stellt, wie diese Entwicklungsformen aufeinander abgestimmt werden können. Zweitens sind die literaturwissenschaftlichen Texte aus den 86 Jahren von 1923 bis 2009 durch mehrere sich überlagernde Tendenzen in der Geschichte der deutschen Sprache bestimmt, und einige der beobachteten Phänomene lassen sich wohl nur unter Berücksichtigung dieses weiteren Kontextes angemessen erklären. Zugleich hat aber – drittens – die Fachsprache der Literaturwissenschaft ihre sehr eigenen Entwicklungsaspekte, zumindest soweit man das aufgrund dieses eingeschränkten Korpus feststellen kann. Darauf wollen wir im Folgenden eingehen.
4 Drittes Experiment: Wissenschaftssprache
Diesen Abschnitt können wir nicht wie zuvor mit Archivfunden unterfüttern, weil zunächst rechtliche Probleme zu klären sind.
Die „Semantik der ‚Szientifizierung‘“ wurde von Rainer Rosenberg in einem einschlägigen Aufsatz behandelt. Im Anschluss an Klaus-Michael BogdalFootnote 54 diagnostiziert er einen grundlegenden Wandel der Wissenschaftsauffassung und – korrelierend dazu – der Wissenschaftssprache. Im Zuge einer zeittypischen „Wissenschaftseuphorie“ sei die „lebensphilosophische Auffassung von den Geisteswissenschaften“ ebenso verabschiedet worden wie der Typus des „eingeweihten“ Interpreten. Um die „Modernisierung der Disziplin“ zu befördern, habe man den „Anschluß an die internationale Wissenschaftsentwicklung“ gesucht und diesen bei der „Rationalität“, „Methodologie“ und „Begrifflichkeit“ von Sozialgeschichte und Strukturalismus gefunden.Footnote 55 Diese Methodenangebote versprachen „verifizierbare Ergebnisse“ bzw. „empirisch-analytisch lösbare Aufgabenstellungen“ sowie insgesamt eine „Versachlichung“, die sich nicht nur an der abnehmenden Zahl von „Interpretationen“ ablesen lasse, sondern sich vor allem auch in der „Distanz“ zwischen wissenschaftlicher Diktion und „der Sprache des literarischen Textes“ artikuliere.Footnote 56 Während sich noch der Wortschatz der Nachkriegsgermanistik im Wesentlichen aus dem „allgemein[]“ verfügbaren „Bildungsgut“ gespeist habe, favorisierten strukturalistisch und sozialhistorisch gestimmte Wissenschaftler Äußerungen, die auf „Allgemeinverständlichkeit“ ostentativ verzichteten, „sich radikal von der Redeweise der Dichtungsausleger absetzten und […] auf sprachliche Professionalisierung hinausliefen“ – Erkennungsworte wie „Code, Signifikant, Signifikat, Referent, Denotation, Automatisierung, Verfremdung, literarische Reihe usw.“ kursieren seit dieser Zeit.Footnote 57
Diese Beobachtungen sind ebenso heuristisch fruchtbar wie die Vermutung, dass die „Semantik der ‚Szientifizierung‘“ seit den 1980er Jahren mit der Neigung zum Poststrukturalismus sowie nachfolgend zur Verkulturwissenschaftlichung der Germanistik wieder „relativiert“ werde und „Versuche der Wiederannäherung an den literarischen Diskurs“ zu beobachten seien.Footnote 58 Wie aber lässt sich eine so raumgreifende These operationalisieren? Man wird sie nur prüfen können, wenn man sie in mehrere Aspekte zerlegt. Der linguistischen Forschung haben wir einige Kriterien entnommen, die als typisch für Wissenschaftssprache gelten: Terminologisierung, -ung-Derivate und -bar-Adjektive, dass-Sätze, Vermeidung von ‚ich‘ sowie argumentatives Sprachverhalten.Footnote 59
4.1 Terminologisierung
Es gehört, wie wir oben bereits angemerkt haben, zu den weithin geteilten Einsichten der Wissenschaftsgeschichte der literaturwissenschaftlichen Germanistik, dass um 1960 ein wesentlicher Einschnitt zu verzeichnen ist, der nicht nur den Grad der Verwissenschaftlichung, sondern auch die Terminologie betrifft, dass also „spätestens seit Ende der sechziger Jahre von einem generellen Umbau der Semantik in der bundesdeutschen Literaturwissenschaft die Rede sein kann“.Footnote 60 Auch in diesem Zusammenhang gehen wir von allgemeineren Überlegungen zur Terminologiepraxis aus: Fachbegriffe gelten als Zeichen der Wissenschaftlichkeit.Footnote 61 Sie stehen für Fachkompetenz und bestimmte szientifische Ideale, die sich leicht mit dem Leitcode wahr/falsch verbinden lassen. Es gibt jedoch alternative Einschätzungen, die sich am pädagogischen Leitcode vermittelbar/unvermittelbar orientieren: Nicht selten wird literaturwissenschaftliche Terminologie als unnötiges Vermittlungshindernis behandelt. Im Blick auf Mengenverhältnisse sind daher zunächst die Spielräume bemerkenswert: Bei aller Wertschätzung von Fachbegriffen kann man auch weitgehend ohne literaturwissenschaftliche Terminologie auskommen. Wo aber und wann gilt dies, im Blick auf welche Publikationsformen und Publika?
Zur ersten Erkundung von Terminologiepraktiken haben wir die Lemmaliste der zweiten Auflage des Reallexikons der deutschen Literaturgeschichte (1958–1984) und des Reallexikons für Literaturwissenschaft (1997–2003) digitalisiert und dann geprüft, wie groß der Anteil der Wörter der Texte eines Jahres ist, der sich dieser Lemmata bedient.Footnote 62 Unsere These lautete, dass wir einen Rückgang der Begriffe des RL 1958 ff. (Anzahl der Lemmata: 401) über den gesamten Zeitraum beobachten können sowie einen Anstieg der Begriffe aus dem RL 1997 ff. (Anzahl der Lemmata: 923). Um diesen Effekt zu verdeutlichen, haben wir die Schnittmenge, also die Begriffe, die in beiden Listen zu finden sind, vorher entfernt. Die Ergebnisse bestätigen unsere These nicht (s. Abb. 6).
Die Begriffe des RL 1958 ff. nehmen nicht ab; im Gegenteil, es zeigt sich ein fast stetiger Zuwachs der Verwendung nach 1960. Die Begriffe, die nur im RL 1997 ff. stehen, zeigen dagegen keine klare Tendenz (s. Abb. 7).
Tatsächlich kann man sich fragen, ob nicht unsere Ausgangshypothese über die Terminologie, die sich in den Lemmata niederschlägt, falsch ist. Zum einen ist unklar, wann die Lemmata der zweiten Auflage des RL, deren Bände über ca. 25 Jahre verteilt erschienen, festgelegt worden sind. Vor allem aber dürfte bereits die Lemmaliste des RL 1958 ff. als Ausdruck eines Bemühens zu verstehen sein, die Terminologie des Fachs nicht nur retrospektiv zu sichern, sondern auch prospektiv für eine Weiterentwicklung zu sorgen. Mit anderen Worten: Das Lexikon signalisiert den Bedarf an und das Bedürfnis nach fachsprachlicher Veränderung. Daher sollten nicht die Unterschiede, sondern die Gemeinsamkeiten zwischen den Fassungen des RL von 1958 ff. und 1997 ff. betont werden. Träfe dies zu, müsste sich eine zunehmende Aufnahme der Terminologie über die Zeit hinweg zeigen, wenn man prüft, wie groß der Anteil der beiden Lemmalisten an den Worten eines Textes ist (Umfang der vereinigten Lemmalisten: 1173).
Was sich in Abb. 8 recht eindeutig ablesen lässt, ist ein signifikanter Anstieg um 1970 und seitdem eine stetige Abnahme auf hohem Grundniveau, während in den Jahren davor nur ein sehr starkes, aber tendenzloses Schwanken der Werte auf niedrigem Grundniveau zu beobachten ist.
Die Schnittmenge der beiden Listen enthält die Begriffe, die ohne Zweifel den Kern der Terminologie des Faches ausmachen – also die Begriffe, die von den 1950er Jahren an bis in die späten 1990er Jahre für zentral erachtet wurden.
Auch hier zeigt sich der Unterschied zwischen der Zeit vor den 1970er Jahren und danach (s. Abb. 9). Man kann also sagen, dass diese Terminologie tatsächlich noch immer wesentlich für das Fach ist, selbst wenn womöglich ein kleiner Rückgang nach 2000 zu erkennen ist.
Eine einfache Gegenprobe gibt einen Hinweis darauf, wo ein Problem unseres Ansatzes liegen könnte. Im Folgenden wird der Anteil der Worte, die oben als typisch für den Strukturalismus genannt wurden („Code“, „Signifikant“, „Signifikat“, „Referent“, „Denotation“, „Automatisierung“, „Verfremdung“), über die Jahre verfolgt (s. Abb. 10).
Anders als die enge Bindung der Begriffe an den Strukturalismus vermuten lassen würde, sehen wir hier, beginnend in den späten 1960er Jahren, tatsächlich eine ansteigende Verwendung bis in die 2000er Jahre hinein. Das spricht dafür, dass diese Begriffe nicht Teil einer spezifischen Methode sind, sondern in das allgemeine Vokabular des Fachs eingegangen sind.Footnote 63 Allerdings muss man sich, wie ein Blick auf die y-Achse der Grafik zeigt, klar machen: Der Anteil der Begriffe ist relativ klein. Das bestätigt auch ein Blick auf die absoluten Zahlen. Die Begriffe kommen in folgender Häufigkeit vor:
Signifikant: 147 | Referent: 94 | Code: 71 | Signifikat: 16 | Automatisierung: 5 | Denotation: 3 | Verfremdung: 2.
Auch hier wurde zwar, wie oben erläutert, jeder Begriff pro Beitrag nur einmal gezählt, aber seit 1960 sind ca. 1400 Beiträge erschienen. In ähnlicher Weise haben wir uns der poststrukturalistischen Terminologie zugewandt.Footnote 64 Hier steigt die Zahl der Vorkommnisse; die Terminologie wird häufiger und auch nach der Jahrtausendwende genutzt, wenngleich leicht abnehmend (s. Abb. 11).
Wird die Liste der 20 häufigsten Begriffe in den Blick genommen,Footnote 65 dann wird deutlich: Erneut haben einige auch eine allgemeine Bedeutung (z. B. „Philosophie“, „Sinn“, „Schrift“, „Werk“, „Natur“, „Kultur“, „Element“, „Fülle“) bzw. müsste hier die Wortklasse berücksichtigt werden, um sicherzustellen, dass das Wort in seiner terminologischen Verwendung auftaucht (z. B. „selbst“, „macht“).
Spezifische Listen, die charakteristisch für eine Theorie sind, ergeben also sehr viel deutlicher Tendenzen und Entwicklungslinien. Dies gilt auch für das spezifische Untersuchungsvokabular der Narratologie. Im Folgenden zeigt sich, wie die Begriffe der Erzählforschung, ebenfalls ab den 1960er Jahren, zunehmend Bestandteil des literaturwissenschaftlichen Sprachgebrauchs werden,Footnote 66 und zwar angesichts der Werte der y-Achse sehr viel häufiger als die Grundbegrifflichkeit des Strukturalismus (s. Abb. 12).
Auch hier zeigt sich allerdings, dass die häufigsten Worte keineswegs nur terminologisch gebraucht werden:
„geschichte“: 1.609 | „roman“: 1.234 | „welt“: 1.189 | „dauer“: 1.078 | „sprachlich“: 969 | „struktur“: 908 | „geschehen“: 891 | „element“: 838 | „erzählt“: 760 | „systematisch“: 728 | „beziehung“: 688 | „gedanken“: 648 | „gestaltung“: 578 | „situation“: 528 | „realistisch“: 509 | „erzählen“: 503 | „modell“: 408 | „strukturell“: 401 | „verfahren“: 398 | „story“: 395.
Auf die gesamten Lemmalisten bezogen, ergibt sich daraus die Vermutung, dass deren jeweils kompletter Einsatz wohl zu grob ist: Die Lemmata müssen klassifiziert werden, dabei sollte zumindest etwa zwischen Begriffen der Textanalyse (Metrik, Narratologie usw.), historischen Begriffen (Gattungen, Epochen usw.) sowie Theoriebegriffen unterschieden werden. Ein weiteres Manko des hier verfolgten Ansatzes besteht darin, dass die verwendeten Listen sehr stark von der individuellen Einschätzung eines Philologen abhängen. Um hier allgemeineres Wissen in den Blick zu nehmen, könnte in einem nächsten Schritt von sehr kleinen konsensfähigen Listen mit diskriminativen Begriffen ausgegangen werden, um diese Listen dann mittels Word-Embedding-Modellen zur Ermittlung des jeweils nächsten Nachbarn systematisch zu erweitern.
4.2 Weitere Merkmale von Wissenschaftssprache
Neben der Verwendung einer wissenschaftlichen Terminologie gibt es weitere Indikatoren, die für die deutsche Wissenschaftssprache typisch sind. Wie oben erläutert, werden wir hier nur eine kleine Auswahl in den Blick nehmen und dabei feststellen, dass sich ein durchaus widersprüchliches Bild ergibt.Footnote 67 Substantive, die auf ‚-bar‘ enden, bzw. Adjektive, die auf ‚-ung‘ enden, nehmen keineswegs zu; im Fall der Substantive kann wohl sogar von einer Abnahme gesprochen werden (s. Abb. 13).
Anders scheint es sich mit der direkten Vermeidung von Verweisen auf den Autor zu verhalten, also einem der drei ‚Verbote‘ in der Wissenschaftssprache, wie Harald Weinrich es formuliert hat.Footnote 68 Abb. 14 zeigt die Häufigkeit der Wörter „ich“, „mich“, „mein“, „wir“, „unser“, „uns“. Hier kann man die erwartete Abnahme deutlich sehen:
Allerdings ergibt sich sofort ein anderes Bild, wenn die Wortliste aufgespaltet wird und nur die Verweise auf die erste Person Singular in die Zählung einfließen. Hier zeigen sich deutliche Schwankungen ohne Tendenz, d. h. in germanistischen Fachtexten ist das Verweisen auf das ‚Autor-Ich‘ keineswegs weniger üblich geworden (s. Abb. 15).Footnote 69
Der Trend, der in der ersten Grafik zu erkennen war, kam durch die Personalpronomina im Plural zustande. Deren Verwendung scheint deutlich aus der Mode gekommen zu sein (s. Abb. 16).
Diese Art der Bezugnahme könnte als altmodisch gelten, sodass ein Geschmackswandel hier womöglich sehr viel wirkungsvoller als das sogenannte deklarative ‚Verbot‘ ist.
Fassen wir zusammen: Von den Merkmalen, die der Wissenschaftssprache zugeschrieben werden und die wir derzeit erfassen können,Footnote 70 finden sich in der literaturwissenschaftlichen Sprachverwendung, wie sie sich in den Artikeln der DVjs niederschlägt, drei von vier nicht vor: Die Verwendung von ‚ich‘ hat keineswegs abgenommen, die Substantivbildung mit der Endung ‚-ung‘ wird zunehmend gemieden und die Adjektive mit der Endung ‚-bar‘ weisen in ihrer Verteilung keine klare Tendenz auf. Lediglich in der Verwendung von terminologischen Begriffen kann man eine klare Zunahme sehen, auch wenn offensichtlich noch viel Detailforschung notwendig ist, um die Unterschiede zwischen der Verwendung von historischen Begriffen (z. B. der Rhetorik oder ‚Metrik‘) und systematischen Analysebegriffen (z. B. der Erzähltheorie) und Theoriekonzepten (z. B. den Begriffen des Strukturalismus) besser zu verstehen. Um eine so anspruchsvolle These wie die von Rainer Rosenberg zur Szientifizierung der germanistischen Literaturwissenschaft mit Mitteln der Korpusanalyse zu bestätigen, zu modifizieren oder infrage zu stellen, ist es noch zu früh.
5 Experimente ohne Befund
In diesem kurzen Abschnitt soll über die Experimente zumindest berichtet werden, die keine brauchbaren Ergebnisse erbracht haben. Die Bandbreite ist dabei recht groß. Ein wichtiger Bereich betraf den Einsatz stilometrischer Verfahren: So hat die Exploration der deutschsprachigen Daten nicht das erhoffte Clustering nach Teilfächern gezeigt, wahrscheinlich weil es sich hier nicht um stilistische, sondern um rein inhaltliche Unterschiede handelt.Footnote 71 Der Versuch, mit Burrows' Delta ein weiteres, ansonsten sehr bewährtes Mittel für die Stilanalyse zu verwenden, führte ebenfalls zu keinem direkt fruchtbaren Ergebnis.Footnote 72 Ausgehend von der Beobachtung, dass sowohl Theodor W. Adorno als auch Emil Staiger stilistisch wirkmächtige Autoren waren, haben wir ausgewählte Texte der beiden (Adorno: Noten zur Literatur sowie die Ästhetische Theorie, Staiger: Die Kunst der Interpretation) im Kontext von 180 zufällig ausgewählten Aufsätzen zwischen 1950 und 1985 ausgewertet.Footnote 73 Staigers stilistisch nächster Nachbar war ein Text von Erich Auerbach, sein zweitnächster Nachbar eine Rezension von ihm selbst, danach folgte ein Text von Leif Ludwig Albertsen. Die Texte von Adorno fanden sich nicht in einem Cluster und ihre jeweils nächsten Nachbarn sind in keine für uns sinnvolle Beziehung mit Adorno zu bringen. Die nachfolgende Recherche und das notwendige Feintuning der Daten sind so aufwendig, dass wohl nur in einem eigenen Projekt geklärt werden könnte, ob dieser Ansatz erfolgreich ist.
Ähnlich vorläufig sind unsere Ergebnisse bezüglich der Analyse von argumentativen Indikatoren.Footnote 74 Aus der qualitativen Forschung haben wir eine Reihe von solchen Indikatoren übernommen:
„weil“ | „daher“ | „also“ | „deshalb“ | „damit“ | „somit“ | „da“ | „denn“ | „wenn“ | „folglich“ | „demzufolge“ | „Folgerung“ | „erschließbar“ | „erschließen“ | „Grund“ | „Gründe“ | „begründen“ | „begründet“.Footnote 75
Allerdings zeigte sich keine Entwicklung der Argumentation über die Zeit. Das änderte sich auch nicht, als diese Liste mittels Word Embeddings auf Grundlage der Wikipedia von 18 auf 82 Worte erweitert wurde. Das könnte einerseits darauf hindeuten, dass sich die sprachlichen Spuren der Argumentation in diesem Zeitraum nicht änderten, es könnte aber auch sein, dass der Bezug zwischen diesen Worten und der Argumentation als sprachlichem Verhalten zu komplex ist, um durch eine simple Auszählung erfasst zu werden.
6 Einen Schritt zurück
Nachdem wir bislang relativ ungebrochen Wissenschaftsgeschichte betrieben haben, wollen wir zum Abschluss die Frage diskutieren, inwieweit sich unsere Arbeits- und Sichtweise durch Digitale Literaturwissenschaft verändert hat. Wir haben uns von unterschiedlichen Seiten dem Thema einer korpusanalytisch verfahrenden Untersuchung der literaturwissenschaftlichen Germanistik genähert. Diese Unterschiede haben unsere Diskussionen bestimmt, aber uns ist nicht ganz klar, wie wir die Effekte gut beschreiben und vielleicht sogar erklären können. Es zeigte sich, dass viele der scheinbar naheliegenden Begriffe eigentlich quer zu oder doch nicht ganz passend für unsere Wahrnehmungen zu sein scheinen. So liegt es etwa nahe, den Unterschied durch die Differenz zwischen ‚hermeneutisch‘Footnote 76 einerseits und ‚empirisch‘Footnote 77 andererseits zu beschreiben. Mit dieser unpassenden Dichotomie verwickeln sich Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler jedoch in unfruchtbare Grabenkämpfe. Denn es ist – allein angesichts der großen Bedeutung von Autopsie – offensichtlich, dass zur philologischen Praxis empirische Teilpraktiken gehören.Footnote 78 Mit dem Abkürzungsbegriff ‚empirisch‘ ist daher in der Regel sehr viel mehr gemeint, als das Wort auf den ersten Blick anzeigt (ein Gefüge von Praktiken, disziplinären Grenzziehungen, Normen u. v. a. m.). Eine weitere Komplexitätssteigerung entsteht dadurch, dass empirisch-quantitative Datenanalyse ihrerseits keineswegs immer nach dem idealtypischen Reglement einer kritisch-rationalen Thesenfalsifizierung vollzogen werden muss. In der Distant Reading-Praxis, wie sie etwa zum Teil in den Reports des Stanford Literary Lab oder den Arbeiten der dlina-Gruppe dokumentiert ist,Footnote 79 zielen Aktivitäten in erster Linie auf eine Exploration der Daten, ohne dabei stets ein empirisches Forschungsdesign zu verwenden, das systematisch auf den Test von Hypothesen setzt.Footnote 80
Der Ansatz von Smiljana AntonijevićFootnote 81 passt im Vergleich zu einfachen Dichotomien besser und entspricht unseren einleitenden Überlegungen: Sie hat den Einsatz von digitalen Werkzeugen im Workflow der Forschung (empirisch) untersucht. Die Arbeit aller Humanists lässt sich dieser Feldstudie zufolge schon seit einigen Jahren nicht mehr jenseits des Digitalen denken. Alltäglich ist der Einsatz digitaler Kommunikationsmedien (E-Mail, Skype u. a.); das Schreiben ist weitgehend vom Analogen ins Digitale migriert (nur am Anfang des Forschungsprozesses werden üblicherweise noch handschriftliche Notizen gemacht); die bibliographische Recherche läuft weitgehend über digitale Plattformen; auch bei der Lektüre verzichten nur die Allerwenigsten ganz auf digitale Repräsentationen und Annotationsverfahren. In vielen Fällen geht es dabei um graduelle Unterschiede. Es gibt jedoch einen großen Unterschied zwischen Humanists und Digital Humanists: den Einsatz von digitalen Verfahren bei der Analyse. Ausgehend von unseren Erfahrungen mit dieser Station des Forschungszusammenhangs versuchen wir im Folgenden, einige Herausforderungen und Spezifika unserer Zusammenarbeit zu beschreiben, wobei wir an dieser Stelle keinen Anspruch auf Systematizität und Vollständigkeit erheben wollen und können.
Ein merklicher Unterschied liegt unseres Erachtens in dem unterschiedlichen Grad an expliziter Prozesshaftigkeit der Forschung.Footnote 82 In der Philologiegeschichte des 19. und 20. Jahrhunderts sind Mutmaßungen, unabgeschlossene Untersuchungen, offene Fragen, Spekulationen, vorläufige Ergebnisse etc. in der Regel etwas, das im Arbeitszusammenhang der Forschung entweder vor der Publikation seinen Ort hat oder in der Veröffentlichung an ganz bestimmten Stellen (z. B. in Fußnoten, Ausblicken oder auch in mündlichen Äußerungen). Hierbei spielen wohl auch medientechnische Gründe eine Rolle, zumindest gelten die Monographie und der Aufsatz auf Papier immer noch – und über Disziplinengrenzen hinwegFootnote 83 – als die renommierteste Form der Publikation.
Wichtig ist nun, dass an bestimmten Stellen der germanistischen Wissenschaftsgeschichte die explizite Prozesshaftigkeit akzeptiert wurde: Jacob Grimm etwa reklamierte für sich den „Mut des Fehlens“, Wilhelm Scherer schloss daran an und führte den „Anreger“ als Forschertypus ein. Beide wussten, dass sie damit das philologische Ethos provozierten.Footnote 84 Es handelte sich um Situationen, in denen zum einen die Fülle des erschlossenen Materials riskante Forschung probat erscheinen ließ und zum anderen neue analytische Verfahren und entsprechende theoretische Innovationen etablierte „Routinen“ in Frage stellten. Die Akzeptanz vorläufiger Ergebnisse, deren baldige Falsifikation zu erwarten war, basierte dabei auf dem Vertrauen auf Fortschrittlichkeit. Führt mithin die Skepsis gegenüber einer Wissenschaft, die als fortschreitender, vielleicht sogar akkumulierender Prozess konzipiert wird, ebenfalls dazu, dass ein entsprechend hoher Anspruch an die Dauerhaftigkeit des Publizierten gestellt wird?
Prozessualität und damit ein gekonnter Umgang mit Vorläufigkeit und der transitorischen Relevanz der eigenen Forschung ist mithin Teil von moderner Forschung überhaupt. Entscheidend ist indes, wie diese Aspekte in die Forschungspraxis eingehen, d. h. den Arbeitszusammenhang als Set von miteinander verknüpften Teilpraktiken beeinflussen. Das Besondere an den Forschungspraktiken der Digital Humanities besteht darin, dass die angeführten Aspekte nicht zu Teilen dominant werden, sondern geradezu kumulieren. Darin könnte ein Grund für die ‚Provokation der Literaturwissenschaft‘ liegen, die viele der allergischen Reaktionen etwa auf Verfahren des Distant Readings als aufschlussreiches Symptom erscheinen lassen. In der Praxis einer den Digital Humanities nahestehenden oder sich als Teil dieses Forschungszusammenhangs auffassenden Literaturwissenschaft sind nicht-analoge und nicht-monographische Publikationsformen gewöhnlich; sie steht der Herausforderung durch eine überbordende Fülle an Daten gegenüber; sie generiert in Bezug darauf ungewohnte theoretische Perspektiven; sie akzeptiert den produktiven Wert von als solchen markierten ‚Anregungen‘; und sie unterhält ein entsprechend positives Verhältnis zum Fortschreiten der Wissenschaft. Die Vorläufigkeit des jeweiligen Forschungsbeitrags etwa wird von vielen Forschern vertreten, weil auf verschiedenen Ebenen die Übertreffbarkeit und Verbesserbarkeit sehr deutlich erlebt wird: Am Ende einer Forschungsetappe, die für publikationswürdig gehalten wird, kann man zumeist schon deutlich sagen, wo man ansetzen müsste, um das bisher Erreichte eventuell noch zu übertreffen.Footnote 85 Das hat etwas mit der Erstellung und Aufbereitung der Daten zu tun – nicht nur erweitern sich Zug um Zug die zur Verfügung stehenden Korpora, auch deren Erschließung regt zugleich selbst zu immer feineren Beobachtungsleistungen an. Und natürlich bleibt die explosionsartige Fortentwicklung von Algorithmen nicht ohne Wirkung auf das Wissenschaftsethos.
Ein weiterer Punkt, der uns beachtenswert erscheint, betrifft die unterschiedlichen Bedürfnisse, begriffliche und theoretische Klärungen vor der Durchführung der Analyse vorzunehmen, das Ensemble von Praktiken also in einer bestimmten Weise zu arrangieren. Für die Reflexion der eigenen Praxis bei der Verwendung digitaler Verfahren war eine Sequenz von Experimenten für uns besonders aufschlussreich, die die Frage der sprachlichen Szientifizierung betraf: Ausgelöst wurde unser Interesse an der Terminologie u. a. durch die Frage, ob wir auf diese Weise den vermuteten Verwissenschaftlichungsschub Ende der 1960er Jahre und in den 1970er Jahren in einem Wandel der Praxis wahrnehmen können. Wir haben dazu die plausible Idee aufgegriffen, dies über die Verwendung einer Lemmaliste zu operationalisieren. Schon bei der ersten Datenexploration kamen wir jedoch zu dem Schluss, dass der Befund nicht aussagekräftig erschien. Unsere Lösung für dieses Problem, nämlich statt einer Gesamtliste nun Teillisten zu nehmen, lässt sich als neue Operationalisierung begreifen, die einfacher erklärbare Ergebnisse erzeugte.
Warum aber führte der erste Ansatz nicht zum Ziel? Wir haben infolge des fehlgeschlagenen Experiments gesehen, dass wir die Inhomogenität der literaturwissenschaftlichen Terminologie berücksichtigen müssen.Footnote 86 Gerade die unterschiedliche Verwendungshäufigkeit der Begriffe über die Zeit hinweg legt es nahe, den Komplex ‚Terminologie‘ nicht mehr als Einheit zu betrachten. Vorhandene Klassifikationsvorschläge mögen in bestimmten Situationen, z. B. in der Lehre, hilfreich sein, da sie zwar für die Forschungspraxis wenig Relevanz haben, aber doch der Selbstaufklärung sowie der Orientierung des wissenschaftlichen Ethos dienen. Im Zusammenhang mit der quantitativen Forschung verändert sich der Konkretisierungsbedarf jedoch radikal. Die Einsicht in Spezifika von Terminologiegruppen wird höchst relevant, da es sich hierbei um eine Variable handelt, die, wird sie nicht kontrolliert, die Ergebnisse verfälscht und unbrauchbar macht.
Dieser Prozess erscheint uns typisch für quantitatives Arbeiten. In den hermeneutischen Alltagsroutinen der Forschung können Begriffe komplex zusammengesetzt sein. Für Eindeutigkeit wird in der Kommunikation aufgrund des Kontextes gesorgt. Im quantitativen Arbeiten aber sind die expliziten Differenzierungen tatsächlich direkt analyserelevant. Das führt schnell dazu, dass diese immer kleinteiliger werdende Forschung sich auf einen Grad der Erkenntnisreichweite beschränkt, der aus der anderen Perspektive nicht unbedingt interessant klingt. Entscheidend ist aber nicht die Frage, was man für mehr oder weniger aufregend hält, sondern dass sich hier ein ganz bestimmtes Gefüge von Teilpraktiken zu einer Praxis formiert: Während Praktiken des Theoretisierens (etwa Klassifizieren, Begriffsklärung etc.) in der breit etablierten literaturwissenschaftlichen Praxis nicht selten ein Eigenleben führen und andere Praktiken (z. B. Analyse) eher vermittelt anweisen oder orientieren,Footnote 87 sind sie im Bereich der quantitativen Analyse unmittelbar folgenreich. An diese Effektivität, verbunden mit Theoriebescheidenheit, muss man sich erst gewöhnen.
Abschließend wollen wir uns, nicht zuletzt aufgrund der hier reflektierten Erfahrungen sowie der erzielten vorläufigen (!) Ergebnisse, in einer im Rahmen der Digital Humanities oft diskutierten Frage positionieren: Werden die neuen digitalen Verfahren die analogen ersetzen? Zunächst erscheint uns eine Erinnerung an die großen Szientifzierungsversprechen der 1960er Jahre heilsam. In der Debatte um die Folgen der Digitalisierung für die Literaturwissenschaft kehren die entsprechenden Werte- und Normkonflikte wieder. Damit verbinden sich bestimmte Ideale ‚harter‘ empirischer Forschung (Verifikation bzw. Falsifikation, analytische Grundeinstellung u. a.) sowie ein Habitus der Sachlichkeit, der sich zumindest implizit von ähnlichen Einstellungen und Interessen abgrenzt, wie dies im Rahmen der Szientifizierung der 1960er Jahre bereits der Fall war – hier die ‚alte‘, dort die ‚neue‘ Germanistik. Der Weg führt dann vom einzelnen literarischen Werk zu Texten, die als Teil von größeren Textmengen interessieren; anstelle intensiver Auslegungsarbeit fokussiert sich die Forschung auf Strukturen, Regularitäten und Funktionen.Footnote 88 Das alles ist nicht falsch, aber es hat damals wie heute nie ‚die Germanistik‘ betroffen, weil das Fach noch nie eine homogene Einheit gebildet, sondern unterschiedlichen Arbeitseinheiten Möglichkeiten der Entfaltung geboten hat. Die Zukunft der Literaturwissenschaft wie die einiger anderer geistes- und kulturwissenschaftlicher Fächer dürfte daher eher in einem Neben- und Miteinander von quantitativen und qualitativen Verfahren liegen. In der Arbeit an diesem Text ist jedoch auch deutlich geworden, dass die Praxis der digitalisierten Analyse eine gewisse Eigengesetzlichkeit besitzt. Sie führt dazu, dass es für den individuellen Forschenden nicht immer einfach sein wird, die eine Methode neben der anderen routiniert zu praktizieren. Asymmetrien werden unvermeidlich sein. Damit aber ist ‚die Germanistik‘ schon immer gut zurechtgekommen.
Ergänzung 2021
Auch wenn es inzwischen Plädoyers für quantitative Fachgeschichten gibt,Footnote 89 so sind Beiträge zu einer korpusbasierten Fachgeschichte der Literaturwissenschaften immer noch selten. Das liegt sicherlich auch daran, dass nicht viele Zeitschriften und Monographien vor 2000 maschinenlesbar zur Verfügung stehen. Deshalb ist hier vor allem von den weiteren Arbeiten der Autoren des voranstehenden Beitrags zu berichten.
Eine umfangreiche netzwerkanalytische Studie ist der literaturwissenschaftlichen Bibliographie ‘Germanistik’ gewidmet.Footnote 90 Sie rekonstruiert zudem die Entstehungsgeschichte sowie die Redaktionspraktiken auf der Grundlage bislang unpublizierter Quellen: Die Communities in den Kopublikationsnetzwerken differenzieren sich deutlich entlang von Epochenschwerpunkten (Mediävistik, Barock/Frühe Neuzeit, NDL). Die NDL (ab der Aufklärungszeit) gliedert sich auf der gleichen Betrachtungsebene in mehrere Communities, die eine regionale Differenzierung aufweisen (etwa mit Schwerpunkt im Bereich ‚Österreichischer Literatur‘ oder eine englischsprachige NDL-Community), wie sie für das in unserem Beitrag gezeigte Netzwerk auf Grundlage der Zeitschriftenbeiträge von Autoren erkennbar waren. So existiert auch für dieses Netzwerk eine Community, in deren Zentrum u. a. Zeitschriften stehen, die in Österreich (Sprachkunst, Jahrbuch des Wiener Goethe-Vereins, Stifter-Jahrbuch) und Frankreich (Études Germaniques, Revue d’Allemagne, Recherches germaniques) erscheinen. Die im Beitrag vorgenommene Netzwerkanalyse zeigt, dass eine Betrachtung der von Autoren als Publikationskanäle gewählten Zeitschriften (bzw. der für die Publikation durch Zeitschriftenredaktionen ausgewählten Autoren) ungeachtet der beschriebenen Diversität eine Strukturierung der germanistischen Fachzeitschriften nahelegt. Umgekehrt weisen die Autorencommunities des Sammelbandnetzwerks charakteristische Profile u. a. hinsichtlich der Zeitschriften auf, in denen Beiträge der betreffenden Autoren veröffentlicht werden. Unter der Annahme, dass Sammelbände in der Germanistik mitunter auch ein Tagungsgeschehen und damit – im Gegensatz zu den einzelnen Ausgaben von Zeitschriften – tatsächliche soziale Kontakte abbilden, stellt sich damit für künftige Untersuchungen die Frage, ob und welche Wechselwirkungen zwischen Zeitschriften bzw., Zeitschriftenredaktionen und Tagungen bzw. Tagungsorganisatoren hinsichtlich ihrer Rolle als „Gatekeepers“ für den Zugang zu den Scientific Communities der Germanistik bestehen.
Der Beitrag von Jannidis, Konle und Martus setzt die korpusanalytischen Arbeiten im obenstehenden Aufsatz fort.Footnote 91 Den Ausgangspunkt bilden hier fünf Korpora: Deutschsprachige literaturwissenschaftliche Interpretations, die nach 2000 in der DVjs publiziert wurden sowie Interpretationen aus der DVjs aus den 1960er Jahren; Aufsätze einer sozialwissenschaftlichen Zeitschrift, einer historischen Zeitschrift und einer naturwissenschaftlichen Zeitschrift. Auffällig ist die leichte Separierbarkeit der Texte und zwar nicht nur auf der Grundlage von Inhaltswörtern – was zu erwarten ist -, sondern auch mit Funktionswörtern, ja sogar mit Part-of-Speech-Trigrammen, die eigentlich eher typische syntaktische Regelmäßigkeiten repräsentieren. Die Analyse der Wort- und Sätzlänge sowie anderer typischer Stilmerkmale legt einerseits die Vermutung nahe, dass die Literaturwissenschaft sich gleichsam als eine verspätete Wissenschaft in Nachfolge der Sozial- und Naturwissenschaften entwickelt, zeigt aber auf der anderen Seite, dass dieses Bild viel zu einfach ist, vielmehr die Geisteswissenschaften insgesamt wohl eine eigene Entwicklung haben. Blickt man auf die Wortlänge, den Anteil der Substantive oder die Satzlänge, dann finden sich Belege für das Bild des Nachzüglers u. a. im Prozess der Nominalisierung. Andererseits zeigt ein genauerer Blick auf die Substantive, dass die typischen Nominalisierungsbildungen in der Literaturwissenschaft ab- statt zugenommen haben. Ebenso spricht die – im Vergleich mit den Sozial- und Naturwissenschaften – auffällige Steigerung des Type-Token-Ratio dafür, dass die Entwicklung der literaturwissenschaftlichen Sprache – zumindest auch – von eigenen Tendenzen geprägt ist.
In letzter Zeit wurde vorgeschlagen, Veränderungen der Ähnlichkeit von Teilkorpora in der Wissenschaftsgeschichte als Indikatoren für die Intensität der historischen Umwälzungen zu verwenden.Footnote 92 Die Grundidee besagt, dass dort, wo die Ähnlichkeit abnimmt, größere Veränderungen vorliegen. Konle, Jannidis, Martus haben versucht, ein geeignetes Verfahren durch Simulationsexperimente zu identifizieren und dieses wiederum auf Texte der DVjs angewendet.Footnote 93 Sie kommen zu dem Ergebnis, dass die Entwicklungsgeschwindigkeit seit den 1950er Jahren zugenommen hat und in den späten 1960er und frühen 1970er Jahren die auffälligste Veränderung wahrzunehmen ist, was einerseits fachgeschichtliche Selbstbeschreibungen stützt, andererseits jedoch die Vorstellung einer ständigen Sukzession von grundlegenden Innovationen oder gar von ‘Paradigmenwechseln’ in Frage stellt.
Notes
- 1.
Beide Effekte lassen sich in Debatten um den Zustand der Germanistik beobachten, etwa in der durch den Artikel von Martin Doerry ausgelösten Diskussion: „Schiller war Komponist“. 80.000 junge Menschen studieren Germanistik, das beliebteste geisteswissenschaftliche Fach an den deutschen Hochschulen. Ihre Berufsaussichten sind jedoch ungewiss, ihre Professoren spielen in der Öffentlichkeit keine Rolle“, in: Der Spiegel 6 (2017), 104–109; vgl. dazu: Steffen Martus, „Germanistik in der Krise? Der eierlegende Wollmilchgermanist wird dringend gesucht. Die deutsche Literaturwissenschaft taugt nichts, meint der ‚Spiegel‘, doch diese Kritik läuft ins Leere, in: Frankfurter Allgemeine Zeitung 33 (8. Februar 2017), 9, https://www.faz.net/aktuell/feuilleton/forschung-und-lehre/germanistik-in-der-krise-der-eierlegende-wollmilchgermanist-wird-dringend-gesucht-14865806.html; Heinz Drügh/Susanne Komfort-Hein/Albrecht Koschorke, „Wir Todgeweihten grüßen euch“. Der ‚Spiegel‘ ruft die Krise der Germanistik aus. Und schiebt uns dreien die Schuld zu. Hier bekennen wir, was wir tun“, in: Frankfurter Allgemeine Zeitung 34 (9. Februar 2017), 11, https://www.faz.net/aktuell/feuilleton/debatten/krise-der-germanistik-antwort-von-heinz-druegh-susanne-komfort-hein-und-albrecht-koschorke-14868192.html; zuletzt sei verwiesen auf Eva Geulen, „Für die Einzelsprachlichkeit der Literatur. Nebenbemerkungen zum jüngsten Streit um die Germanistik“, in: ZfL Blog (17. Februar 2017), http://www.zflprojekte.de/zfl-blog/2017/02/17/eva-geulen-fuer-die-einzelsprachlichkeit-der-literatur-nebenbemerkung-zum-juengsten-streit-um-die-germanistik/ (letzter Aufruf der Links 21.09.2017).
- 2.
Lorraine Daston, „Die unerschütterliche Praxis“, in: Rainer M. Kiesow/Dieter Simon (Hg.), Auf der Suche nach der verlorenen Wahrheit. Zum Grundlagenstreit in der Geschichtswissenschaft, Frankfurt a. M./New York 2000, 13–25.
- 3.
Steffen Martus/Carlos Spoerhase, „Praxeologie der Literaturwissenschaft“, in: Geschichte der Germanistik 35/36 (2009), 89–96; vgl. nun ausführlich: dies., Geistesarbeit. Eine Praxeologie der Geisteswissenschaften, Berlin 2022.
- 4.
Vgl. Gilbert Ryle, Der Begriff des Geistes, Stuttgart 1992, 28, sowie mit Blick auf die Literaturwissenschaft: Steffen Martus, „Wandernde Praktiken ‚after theory‘?“, in: Internationales Archiv für Sozialgeschichte der deutschen Literatur 40 (2015), 177–195.
- 5.
Hans-Jörg Rheinberger, Experimentalsysteme und epistemische Dinge. Eine Geschichte der Proteinsynthese im Reagenzglas, Frankfurt a. M. 2006, hier: z. B. 9; Steffen Martus, „Epistemische Dinge der Literaturwissenschaft?“, in: Andrea Albrecht/Lutz Danneberg/Olav Krämer u. a. (Hg.), Theorien, Methoden und Praktiken des Interpretierens, Berlin/Boston 2015, 23–51, hier: 49 ff.
- 6.
So die Unterscheidung von Gilbert Ryle (Anm. 6).
- 7.
Simone Winko, „Autor-Funktionen. Zur argumentativen Verwendung von Autorkonzepten in der gegenwärtigen literaturwissenschaftlichen Interpretationspraxis“, in: Heinrich von Detering (Hg.), Autorschaft. Positionen und Revisionen, Stuttgart/Weimar 2002, 334–354; Marcus Willand, „Autorfunktionen in literaturwissenschaftlicher Theorie und interpretativer Praxis. Eine Gegenüberstellung“, in: Journal of Literary Theory 5 (2011), 279–302. Auch im Blick auf die Kategorie des ‚Werks‘ scheint zu gelten, dass diese allenfalls in die Theorie ‚zurückkehren‘ kann, nicht aber in die Interpretationspraxis, aus der sie nicht verschwunden war: Carlos Spoerhase, „Was ist ein Werk? Über philologische Werkfunktionen“, in: Scientia Poetica 11 (2007), 276–344, hier: 277.
- 8.
Simone Winko/Fotis Jannidis/Gerhard Lauer, „Geschichte und Emphase. Zur Theorie und Praxis des erweiterten Literaturbegriffs“, in: Jürn Gottschalk/Tilmann Köppe (Hg.), Was ist Literatur? Basistexte Literaturtheorie, Paderborn 2006, 123–154.
- 9.
So z. B. im Blick auf den Stellenwert von Goethes Wahlverwandschaften: Fotis Jannidis/Gerhard Lauer, „Burrow’s Delta and Its Use in German Literary History“, in: Matt Erlin/Lynne Tatlock (Hg.), Distant Readings. Topologies of German Culture in the Long Nineteenth Century, Rochester 2014, 29–54.
- 10.
Vgl. den Schwerpunkt: „Historische Praxeologie. Quellen zur Geschichte philologischer Praxisformen. 1800–2000“, In: Zeitschrift für Germanistik 2 (2013), passim.
- 11.
So der ethnographische Befund bei: Smiljana Antonijević, Amongst Digital Humanists. An Ethnographic Study of Digital Knowledge Production, Basingstoke/New York 2015, hier: z. B. 47.
- 12.
Da die Texte der DVjs zum größten Teil durch das Urheberrecht geschützt sind, können wir unser Untersuchungskorpus leider nicht zur Verfügung stellen. Deshalb ist auch die Weitergabe der Analyse-Skripte in der Form von Jupyter-Notebooks nicht hilfreich. Allerdings sind die hier verwendeten Verfahren mit Ausnahme der Netzwerkanalysen so schlicht, dass sie einfach nachvollziehbar sind.
- 13.
Steffen Martus/Erika Thomalla/Daniel Zimmer, „Die Normalität der Krise. Beobachtungen zur Geschichte der deutschen Literaturwissenschaft aus Fußnotenperspektive“, in: DVjs 89 (2015), 510–520.
- 14.
Zu einer praxeologischen Auffassung des Felds: Antonijević (Anm. 13); Friederike Schruhl, „Literaturwissenschaftliche Wissensproduktion unter dem Einfluss der Digitalisierung“, in: Zeitschrift für Germanistik N. F. 17 (2017), 37–58. Nach Fertigstellung unseres Aufsatzes ist erschienen: Friederike Schruhl, Formationen der Praxis. Studien zu Darstellungsformen von Literaturwissenschaft und Digital Humanities, Göttingen 2020.
- 15.
Vgl. http://www.tei-c.org (letzter Aufruf 21.09.2017).
- 16.
Wir können zwar die Anzahl der gezählten Dateien und Tokens genau angeben, jedoch haben sich beim automatischen Zerlegen der Dateien Fehler eingeschlichen. Aufgrund der OCR-Mängel und anderer Fehlerquellen gilt dies auch für die Anzahl der Tokens.
- 17.
So die beiden Herausgeber Paul Kluckhohn und Erich Rothacker im „Vorwort“, in: DVjs 1 (1923), V; vgl. dazu: Holger Dainat/Rainer Kolk, „Das Forum der Geistesgeschichte“, in: Robert Harsch-Niemeyer (Hg.), Beiträge zur Methodengeschichte der neueren Philologien. Zum 125jährigen Bestehen des Max Niemeyer Verlags, Tübingen 1995, 111–134, hier: insb. 111–117. Zur Entstehung des Vorworts und der Arbeit am Zeitschriftenprogramm: Christoph König, „Individualität, Autonomie, Originalität. Zur Rezeption Diltheys in den ersten Jahren der Deutschen Vierteljahrsschrift für Literaturwissenschaft und Geistesgeschichte“, in: DVjs 67 (1993), 197–220, hier: insb. 206–210.
- 18.
Zur Problematisierung der Kampfbegriffe ‚Positivismus‘ und ‚Geistesgeschichte‘ vgl. Tom Kindt/Hans-Harald Müller, „Dilthey gegen Scherer. Geistesgeschichte contra Positivismus. Zur Revision eines wissenschaftshistorischen Stereotyps“, in: DVjs 74 (2000), 685–709; zur Problematisierung der Geistesgeschichte in der DVjs und in deren Umfeld: Dainat/Kolk (Anm. 19), 122–127.
- 19.
Hierzu wurde die Spracherkennungsbibliothek langdetect verwendet, eine Pythonportierung von Googles Spracherkennungsalgorithmus; vgl. https://pypi.python.org/pypi/langdetect (letzter Aufruf 21.09.2017). Grundlage waren die ersten 2000 Zeichen, was bei einigen wenigen Texten zu Fehlern geführt hat, z. B. weil sie mit einem sehr langen spanischen Zitat begonnen haben oder weitgehend aus einer Bibliographie bestehen, die Einträge in mehreren Sprachen enthält.
- 20.
Mit einer sehr großen Streuung von 60 % bis 80 %. Verwendet wurde eine lineare Support Vector Machine mit Stochastic Gradient Descent aus der Python-Bibliothek scikit-learn: https://scikit-learn.org (letzter Aufruf 21.09.2017). Nach einigen Tests erwies sich das übliche Gewichtungsverfahren für inhaltliche Dokumentklassifikation, tf-idf, auch hier als besser. Die fünffache Cross-validation zeigte die erwähnte große Streuung. Eine nicht-technische Einführung zum maschinellen Lernen bietet Ethem Alpaydin, Machine Learning. The new AI, Cambridge, MA/London 2016. Erwähnt sei noch, dass Clustering-Verfahren auf der Grundlage der ersten hundert häufigsten Wörter keine Gruppenbildungen erbracht haben. Clustering-Verfahren verwenden keine Metadaten, sondern zeigen evtl. vorhandene Gruppen auf der Grundlage der verwendeten Merkmale.
- 21.
Holger Dainat, „Anpassungsprobleme einer nationalen Wissenschaft. Die Neuere deutsche Literaturwissenschaft in der NS-Zeit“, in: Petra Boden/Holger Dainat (Hg., unter Mitarbeit von Ursula Menzel), Atta Troll tanzt noch. Selbstbesichtigungen der literaturwissenschaftlichen Germanistik im 20. Jahrhundert, Berlin 1997, S. 103–126, S. 108 f.; ders., „‚wir müssen ja trotzdem weiter arbeiten‘. Die Deutsche Vierteljahrsschrift für Literaturwissenschaft und Geistesgeschichte vor und nach 1945“, in: Wilfried Barner/Christoph König (Hg.), Zeitenwechsel. Germanistische Literaturwissenschaft vor und nach 1945. Eine Veröffentlichung der Arbeitsstelle für die Erforschung der Geschichte der Germanistik im Deutschen Literaturarchiv Marbach am Neckar, Frankfurt a. M. 1996, 76–100; zur DVjs: Elke Dubbels, „Zum Verhältnis von wissenschaftlicher Tradition und Politik im ‚Dritten Reich‘. Die Deutsche Vierteljahrsschrift für Literaturwissenschaft und Geistesgeschichte in den Jahren 1933–1944“, in: DVjs 78 (2004), 672–706, hier: 696 u. 699 f.
- 22.
Dainat/Kolk (Anm. 19), 129–134; Dubbels (Anm. 23); Dainat (Anm. 23), 77–80 u. 91 f.
- 23.
Dainat/Kolk (Anm. 19), 132.
- 24.
Dies zeigt sich am ersten Aufsatz des Heftes, das nach der Zwangspause erscheint: Werner Günthers Aufsatz „Über die absolute Poesie“ wurde von den Herausgebern bereits 1944 diskutiert, eröffnete dann programmatisch den ansonsten kommentarlosen 23. Jahrgang und legte ein Zeugnis dafür ab, dass die Arbeit an der Zeitschrift im Prinzip nie aufgehört hatte: Dainat (Anm. 23), 80 f.
- 25.
Dainat (Anm. 23), 86–90.
- 26.
Wir sind dem Verlag Walter de Gruyter, namentlich Manuela Gerlof, zu großem Dank verpflichtet, da uns die Datenbank zu Forschungszwecken zur Verfügung gestellt wurde.
- 27.
Ebd., 76.
- 28.
Ebd.
- 29.
Eine ausführlichere Auswertung der Germanistik durch Jörn Kreutel, Steffen Martus, Erika Thomalla und Daniel Zimmer ist in Vorbereitung. Auch in diesem Fall danken wir dem DLA und den o. g. Personen. Die nachfolgend genannten Auswertungen sind im Detail vorbehaltlich einer noch ausstehenden Optimierung der Abgrenzung von Zeitschriften und in Serien erschienenen Sammelbänden. Diese geht aus den Daten der Germanistik nicht eindeutig trennscharf hervor, was eine manuelle Klassifikation der Serientitel erforderlich machte. Die hier vorgestellten Analysen und Abbildungen wurden unter Verwendung der Ergebnisse des Netzwerkanalysewerkzeugs NetworKit erstellt, das in eine im Aufbau befindliche Analyse- und Visualisierungsumgebung integriert wurde. Vgl. dazu Christian L. Staudt/Aleksejs Sazonovs/Henning Meyerhenke, „NetworKit. A tool suite for large-scale complex network analysis“, in: Network Science 4/4 (2016), 508–530; sowie Jörn Kreutel, „Creation and visualisation of network analyses for humanities research. Abstract“, in: Reader zur ‚Digital Cultural Heritage‘-Konferenz 2017, Berlin, 30.8.–1.9.2017, 8 f.
- 30.
Zudem sind die Auswahlkriterien besonders in der Anfangsphase nicht selten kontingent (weil etwa eine Zeitschrift zugänglich ist oder nicht oder weil eine nicht näher bestimmte Auffassung vom Wert eines Periodikums und seiner Beiträge für die bibliographische Aufnahme verantwortlich sind).
- 31.
So zumindest der Eindruck, der sich aus den Ergebnissen einer Umfrage unter Nutzern der Germanistik ergibt, die 1968 veranstaltet wurde und deren Dokumente im DLA, Marbach a.N., aufbewahrt werden.
- 32.
John Scott, Social network analysis, Thousand Oaks/London/New Delhi/Singapur 2017; Staudt/Sazonovs/Meyerhenke (Anm. 31).
- 33.
Da es sich bei den genannten Kriterien um graduelle Maße handelt, ist die Gruppenzuordnung mit einer Unschärfe behaftet, die in der Kennzahl der sogenannten ‚Modularität‘ (s. Staudt/Sazonovs/Meyerhenke [Anm. 31]) gemessen werden kann, welche in unserem Fall die Trennschärfe bezeichnet, mit der die zugrunde liegende Menge von Zeitschriften in einzelne enger miteinander verbundene Gruppen untergliedert werden kann. Der gemessene eher niedrige Modularitätswert von 0,29 wird bei näherer Betrachtung nachvollziehbar durch das beobachtbar diversifizierte Publikationsverhalten der Autoren bedingt. Dieses zeigt sich im Fall der Gruppe der Zeitschriften, der die DVjs zugeordnet wird, in besonders deutlicher Form. So erscheinen 52 % der Publikationen der Autoren dieser Gruppe in Zeitschriften, die anderen Gruppen angehören, und nur 24 % der Autoren publizieren ausschließlich in Zeitschriften der Gruppe. Entfernt man alle Zeitschriften der Gruppe aus dem Netzwerk, ergibt sich für das verbleibende Zeitschriftennetzwerk eine deutlich höhere Modularität von 0,36. Entfernt man alle Autoren, die in Zeitschriften der Gruppe publizieren, erhöht sich die Modularität noch weiter auf 0,47. Diese Effekte sind für die besagte Gruppe am deutlichsten, d. h. sie trägt als Gruppe am stärksten zur Diffusität des Gesamtnetzwerks bei. Ungeachtet der Unschärfen halten wir die Gruppenzuordnung für fachlich plausibel. So handelt es sich unserer Einschätzung nach z. B. bei der Gruppe um die DVjs um eine Gruppe von besonders renommierten Zeitschriften, deren Autoren sich durch ein stark diversifiziertes Publikationsverhalten über die Zeitschriften dieser Gruppe hinaus auszeichnen, also über die Grenzen von Gruppennetzwerken hinaus agieren und damit in hohem Maße das Gesamtnetzwerk prägen.
- 34.
Hinsichtlich der Kennzahl der Degree-Zentralität (der Anzahl anderer Zeitschriften, in denen Autoren der DVjs publizieren; vgl. dazu Staudt/Sazonovs/Meyerhenke [Anm. 31]) liegt die DVjs an zweiter Stelle hinter der Zeitschrift für deutsche Philologie, hinsichtlich der Anzahl von Autoren insgesamt an dritter Stelle hinter den Weimarer Beiträgen und der Zeitschrift für deutsche Philologie. Auch hinsichtlich der stärker das Gesamtnetzwerk berücksichtigenden Kennzahl der Eigenvektor-Zentralität (s. ebd.) rangiert die DVjs auf dem zweiten Platz, d. h. auch die Zeitschriften, mit denen die DVjs verbunden ist, weisen ihrerseits ein hohes Maß an Verbindungen zu den Zeitschriften des Netzwerks auf.
- 35.
Für diese Zeitschriften lässt sich ein 30 m-cors messen, d. h. sie haben mindestens 30 Autoren mit mindestens einer anderen Zeitschrift des Netzwerks gemeinsam; vgl. Scott (Anm. 34). Das abgebildete Netzwerk enthält alle Verbindungen zwischen den Zeitschriften, die dem 30 m-core angehören. Insbesondere die dargestellten gruppenübergreifenden Verbindungen liegen zum größten Teil unterhalb der Schwelle von 30 gemeinsamen Autoren.
- 36.
(Liste der Zeitschriftentitel im Anhang). Die Breite der Verbindungslinien ist ein Zeichen für die Menge der Autoren, die in beiden Zeitschriftengruppen publizieren.
- 37.
Zur Räumlichkeit des wissenschaftlichen Schriftbilds und der Platzierung der Fußnoten: Sybille Krämer, „‚Operationsraum Schrift‘. Über einen Perspektivenwechsel in der Betrachtung der Schrift“, in: Gernot Grube/Werner Kogge/Sybille Krämer (Hg.), Schrift. Kulturtechnik zwischen Auge, Hand und Maschine, München 2005, 24–57.
- 38.
Ralf Klausnitzer/Carlos Spoerhase/Dirk Werle, „Ethos und Pathos der Geisteswissenschaften. Forschungsbericht und Problemskizze“, in: Ralf Klausnitzer/Carlos Spoerhase/Dirk Werle (Hg.), Ethos und Pathos der Geisteswissenschaften. Konfigurationen der wissenschaftlichen Persona seit 1750, Berlin/Boston 2015, 13–38, hier insb. 24–31.
- 39.
Man kann dies gut an den Herausforderungen ablesen, vor denen wissenschaftliche ‚Novizen‘ stehen: Ken Hyland, Disciplinary Discourses. Social Interactions in Academic Writing, Ann Arbor 2004, 109–128; Thorsten Pohl, Studien zur Ontogenese wissenschaftlichen Schreibens, Tübingen 2007. Zur Fußnotenforschung: Kaspar Brand, „Fußnoten und Anmerkungen als charakteristisches Element wissenschaftlicher Darstellungsformen, untersucht am Beispiel der Sprachwissenschaft“, in: Lutz Danneberg/Jürg Niederhauser (Hg.), Darstellungsformen der Wissenschaften im Kontrast. Aspekte der Methodik, Theorie und Empirie, Tübingen 1998, 213–240.
- 40.
Vgl. dazu Überlegungen zum Wert von ‚Notizen‘ und anderen Formen der Notation von ‚vorläufigen‘ Ergebnissen: Hans-Jörg Rheinberger, „Kritzel und Schnipsel“, in: Bernhard J. Dotzler/Siegrid Weigel (Hg.), ‚fülle der combination‘. Literaturforschung und Wissenschaftsgeschichte, München 2005, 343–356. Im Anschluss daran zur Multinormativität der Literaturwissenschaft: Martus (Anm. 7), 47 f.
- 41.
Martus/Thomalla/Zimmer (Anm. 15).
- 42.
Lutz Danneberg, „‚Ich habe nichts Neues zu sagen …‘“, in: Jahrbuch der deutschen Schillergesellschaft 39 (1995), 434–438.
- 43.
Oliver Sill, Kein Ende und ein Anfang. Germanistische Literaturwissenschaft der sechziger und siebziger Jahre, Bielefeld 2003, 7 u. 10.
- 44.
Ebd., 13.
- 45.
Ebd., 7.
- 46.
Vgl. dazu und weiteren wichtigen Unterscheidungen: Peter Strohschneider, „Germanistik als Disziplin“, in: Dieter Lamping (Hg.), Geisteswissenschaften heute. Die Sicht der Fächer, Stuttgart 2015, 59–73.
- 47.
Anselm Doering-Manteuffel unter Mitarbeit von Elisabeth Müller-Luckner (Hg.), Strukturmerkmale der deutschen Geschichte des 20. Jahrhunderts, München 2006.
- 48.
Beispielsweise Detlef Siegfried, Time Is on My Side. Konsum und Politik in der westdeutschen Jugendkultur der 60er Jahre, Göttingen 2006; Elena Agazzi/Erhard Schütz (Hg.), Handbuch Nachkriegskultur. Literatur, Sachbuch und Film in Deutschland (1945–1962), Berlin/Boston 2016. Zur Wissenschaftsgeschichte vgl. Stefan Scherer, „Prägnanz und Evidenz. Philologische Erkenntnis und Verwissenschaftlichung der germanistischen Literaturwissenschaft im disziplinen- und gesellschaftsgeschichtlichen Umbruch der 1950er Jahre“, in: Gerhard Kaiser/Matthias Krell (Hg.), Zwischen Resonanz und Eigensinn. Studien zur Geschichte der Sprach- und Literaturwissenschaften im 20. Jahrhundert, Heidelberg 2005, 33–52.
- 49.
Dass ein Beitrag abgelehnt wurde, musste also nicht bedeuten, dass er ‚falsch‘ oder wie auch immer ‚schlecht‘ ist, sondern kann auch implizieren, dass der angebotene Aufsatz in einem Spektrum von Alternativen nicht ‚passt‘. Die Relevanz von Passungsverhältnissen zeigt sich auch im Umgang mit Forschern, deren Beiträge ablehnend quittiert werden: Ihnen wird regelmäßig empfohlen, es an einem anderen Publikationsort zu versuchen. Die Abgrenzung kann dabei innerdisziplinär ausgerichtet sein, wenn etwa als Alternative ein Periodikum wie die Zeitschrift für deutsche Philologie genannt wird, oder sich auf die Grenze des Sozialsystems ‚Wissenschaft‘ beziehen, wenn populäre Medien oder Publikationsorgane zur Lehrerbildung empfohlen werden. Ein Beitrag zu den Zeitschriftenpraktiken der DVjs von Steffen Martus, Erika Thomalla und Daniel Zimmer ist in Vorbereitung. Wir danken dem DLA, namentlich Marcel Lepper, Ruth Dörsing und Simone Waidmann, für die großzügige Unterstützung.
- 50.
Zur praxeologischen Dimension der Passung vgl. Rahel Jaeggi, Kritik von Lebensformen, Berlin 2014, z. B. 108 u. 114.
- 51.
Die Qualifikation von epistemischen Dingen und von Textumgangsformen konnten auch kombiniert werden. In diesem Fall erschien ein Gegenstand nicht hinreichend ‚zentral‘ für seine Behandlung in der DVjs, weil sein Ertrag zu wenig Neues bot. Oder ein Beitrag wurde abgelehnt, weil er einen Gegenstand, der eigentlich thematisierungswürdig erschien, nicht ‚erschöpfend‘ genug behandelte.
- 52.
Zur Bestimmung der Satzgrenzen und für die Tokenisierung wurde die Python-Bibliothek NLTK verwendet: https://www.nltk.org/ (letzter Aufruf 21.09.2017). Anschließend wurde der Durchschnittswert erst für einen Text und dann für alle Texte eines Jahres ermittelt.
- 53.
Die Werte stammen aus einer Studie von Möslein, zitiert nach Karl-Heinz Best, „Kürzungstendenzen im Deutschen aus der Sicht der quantitativen Linguistik“, in: Jochen A. Bär/Thorsten Roelcke/Anja Steinhauer (Hg.), Sprachliche Kürze, Berlin/New York 2007, 45–62.
- 54.
Klaus-Michael Bogdal, „Einleitung. Von der Methode zur Theorie. Zum Stand der Dinge in den Literaturwissenschaften“, in: Ders. (Hg.), Neue Literaturtheorien. Eine Einführung, Opladen 21997, 10–31.
- 55.
Rainer Rosenberg, „Die Semantik der ‚Szientifizierung‘. Die Paradigmen der Sozialgeschichte und des linguistischen Strukturalismus als Modernisierungsangebote an die deutsche Literaturwissenschaft“, in: Ders., Verhandlungen des Literaturbegriffs. Studien zu Geschichte und Theorie der Literaturwissenschaft, Berlin 2003, 225–234, hier: 225 f.
- 56.
Ebd., 226 f. Neben neuen Begrifflichkeiten bezieht Rosenberg in seine Überlegungen zur semantischen Modernisierung auch ein, dass sich Begriffsinhalte wandeln oder dass bereits etablierte Begriffe anders gewertet werden (ebd., 229 f.).
- 57.
Ebd., 230.
- 58.
Ebd., 231–234; Zitate: 232 f.
- 59.
Dániel Czicza/Mathilde Hennig, „Zur Pragmatik und Grammatik der Wissenschaftskommunikation. Ein Modellierungsvorschlag“, in: Fachsprache 1–2 (2011), 36–59. Die Merkmalsliste der Autoren ist sehr viel länger; sie stellen ausdrücklich fest, dass es kein Modell gibt, um aufgrund der Menge oder der Auswahl der Merkmale festzustellen, dass es sich um einen Fachtext handelt. Uns geht es aber nicht um die Abgrenzung, sondern um die Frage, ob sich die praktische Sprachverwendung der Autoren in der DVjs im Laufe der Zeit in Richtung Wissenschaftssprache ändert. Dazu genügt es, wenn wir nur wenige Merkmale überprüfen.
- 60.
In diesem Punkt stimmt Rosenberg (Anm. 59), 228, mit den zitierten Beiträgen etwa von Bogdal (Anm. 58) oder Sill (Anm. 46) überein.
- 61.
Vgl. zum Folgenden: Michael Kämper-van den Boogaart/Steffen Martus/Carlos Spoerhase, „Entproblematisieren. Überlegungen zur Vermittelbarkeit von Forschungswissen, zur Vermittlung von ‚falschem‘ Wissen und zur Funktion literaturwissenschaftlicher Terminologie“, in: Zeitschrift für Germanistik N. F. 21 (2011), 8–24, hier: 19–24.
- 62.
Für die Anregung, die Lemmaliste eines literaturwissenschaftlichen Lexikons für unsere Zwecke zu nutzen, danken wir Marcus Willand. Die gezeigten Kurven sind – im Vergleich zu den Originaldaten – in zweierlei Hinsichten bearbeitet: Wir haben Spitzenwerte abgeschnitten, damit die extremen Ausreißer den Trend in den restlichen Daten nicht verdecken. Außerdem haben wir eine Smoothing-Funktion verwendet, die den Trend deutlicher hervortreten lässt (Savitzky-Golay-Filter, Fensterlänge: 5, Polynomial Order: 2). Um zu vermeiden, dass einzelne Texte, die einen Begriff sehr häufig verwenden, das Gesamtbild verfälschen, wird jeweils nur ausgewertet, ob ein Begriff in einem Text vorkommt oder nicht – jedoch nicht, wie oft er vorkommt.
- 63.
Vgl. dazu Rosenberg (Anm. 59), 227.
- 64.
Grundlage ist eine manuell erstellte Liste von 316 Begriffen aus dem Artikel ‚Poststrukturalismus‘ im RL 1997 (Bd. 2, 2003) und der Wikipedia.
- 65.
„selbst“: 3.896 | „sinn“: 3.546 | „spiel“: 1.917 | „macht“: 1.881 | „schrift“: 1.700 | „subjekt“: 1.680 | „werk“: 1.559 | „philosophie“: 1.472 | „ersetzung“: 1.411 | „stimme“: 1.358 | „stimmen“: 1.324 | „raum“: 1.310 | „natur“: 1.249 | „ursprünglich“: 1.239 | „ordnung“: 1.059 | „kultur“: 924 | „fülle“: 905 | „element‘: 838 | „unterscheiden“: 788 | „unendlich“: 761.
- 66.
Grundlage ist eine manuell erstellte Liste erzähltheoretischer Begriffe aus dem Artikel ‚Erzähltheorie‘ im RL 1997 und in der Wikipedia mit 163 Einträgen.
- 67.
Die Texte wurden hierfür lemmatisiert; verwendet wurde der DKpro-Wrapper mit dem TreeTagger. Zum DKpro-Wrapper vgl. Fotis Jannidis/Stefan Pernes/Steffen Pielström u. a., „DARIAH-DKPro-Wrapper Output Format (DOF) Specification“, in: DARIAH-DE Working Papers 20 (2016). Zum TreeTagger siehe Helmut Schmid, „Probabilistic Part-of-Speech Tagging Using Decision Trees“, in: Proceedings of International Conference on New Methods in Language Processing, Manchester, UK, 1994, 44–49.
- 68.
Harald Weinrich, „Formen der Wissenschaftssprache“, in: Jahrbuch der Akademie der Wissenschaften zu Berlin (1989), 119–158.
- 69.
Da es beim augenblicklichen Stand der Daten noch nicht möglich ist, die Zitate systematisch aus der Analyse auszuschließen, kann ein Teil der Varianz durch die unterschiedliche Häufigkeit erklärt werden, mit der Texte zitiert werden, die die fraglichen Ich-Verweise enthalten. Allerdings kann man annehmen, dass sich diese Zitate über die Jahre hinweg gleich verteilen, sodass insgesamt ein Trend – sofern er vorhanden wäre – erkennbar sein sollte.
- 70.
Natürlich gibt es noch zahlreiche weitere Merkmale, die der Wissenschaftssprache allgemein oder der literaturwissenschaftlichen Fachsprache insbesondere zugeschrieben werden, z. B. eine im Vergleich zu anderen Geisteswissenschaften höhere Zahl an „rhetorischen Tropen und Figuren“, s. Andreas Gardt, „Die Fachsprache der Literaturwissenschaft im 20. Jahrhundert“, in: Hugo Steger/Herbert Ernst Wiegand (Hg.), Handbücher zur Sprach- und Kommunikationswissenschaft. Bd. 14.1: Fachsprachen, Berlin 1997, 1355–1362. Merkmale dieser Art entziehen sich jedoch zurzeit noch einer einfachen Extraktion mit NLP-Verfahren. Eine weitere Forschungsperspektive ergibt sich aus der Frage, ob man zusätzliche typische Merkmale, die Wissenschaftssprache aufweist (z. B. Deagentivierung, vermehrte Passiv-Verwendung und eine Zunahme von hypotaktischer Syntax) durch die Verwendung von weiteren NLP-Werkzeugen, vor allem einer morphologischen Analyse und einem Dependency Parser, nachweisen kann.
- 71.
Principal Component Analysis (PCA) der 100 häufigsten Worte mit scikit-learn.
- 72.
Vgl. John Burrows: „‚Delta‘. A measure of stylistic difference and a guide to likely authorship“, in: Literary and Linguistic Computing 17/3 (2002), 267–287.
- 73.
Verwendet wurde das R-Script Stylo mit den 100 wie auch mit den 3000 most frequent words; vgl. Maciej Eder/Jan Rybicki/Mike Kestemont, „Stylometry with R. A package for computational text analysis“, in: R Journal 8/1 (2016), 107–121.
- 74.
Hierbei wurden die Wortlisten in Texten von 1960 bis 2009 gesucht.
- 75.
Wir danken Simone Winko, die die Argumentation in literaturwissenschaftlichen Texten untersucht, für diese Liste.
- 76.
Der hier verwendete Begriff des ‚Hermeneutischen‘ ist so weit gefasst, dass er jede auf Lektüre basierende Informationsgewinnung bezeichnet.
- 77.
Vgl. z. B. die Verwendung dieser Kategorie bei Franco Moretti, „Einleitung. Die vermessene Literatur“, in: Mark Algee-Hewitt u. a. unter der Leitung von Franco Moretti (Hg.), Literatur im Labor, Konstanz 2017, 7–16, hier: insb. 8 f., 11 u. 16.
- 78.
Philip Ajouri/Katja Mellmann/Christoph Rauen (Hg.), Empirie in der Literaturwissenschaft, Münster 2013.
- 79.
Stanford Literary Lab, https://litlab.stanford.edu/; dlina-Gruppe https://dlina.github.io/ (letzter Aufruf der Links 21.09.2017).
- 80.
Etwas passender erscheint uns die Unterscheidung, die mit den Schlagwörtern corpus-based und corpus-driven verbunden ist. Diese bezieht sich in der Korpuslinguistik herkömmlicherweise auf die Beziehung zwischen Hypothese und Falsifikations- bzw. Validierungsverfahren. Im Fall von corpus-based kann die Hypothese ihren Ursprung etwa im Sprachwissen des Forschenden haben oder auf der Grundlage anderer Beobachtungen entstanden sein, während corpus-driven den Anspruch erhebt, dass die Hypothese auf der Grundlage des Korpus generiert wird. Beide Verfahren setzen indes voraus, dass eine einmal generierte Hypothese dann systematisch getestet wird, während im Bereich des Distant Readings bislang das systematische Testen von Hypothesen nur von einigen Wissenschaftlern propagiert wird.
- 81.
Antonijević (Anm 12).
- 82.
Schruhl (Anm. 16), 47–51.
- 83.
Antonijević (Anm. 13), 62.
- 84.
Steffen Martus, „‚jeder Philolog ist eine Sekte für sich‘. Wilhelm Scherer als Klassiker des Umgangs mit Klassikern“, in: Mitteilungen des Deutschen Germanistenverbandes 53/1 (2006), 8–2; Ders., „Der Mut des Fehlens“, in: Ralf Klausnitzer/Carlos Spoerhase/Dirk Werle (Hg.), Ethos und Pathos der Geisteswissenschaften. Konfigurationen der wissenschaftlichen Persona seit 1750, Berlin/Boston 2015, 61–78.
- 85.
Zahlreiche Beispiele bei Schruhl (Anm. 16), 47–51.
- 86.
Dass die literaturwissenschaftliche Terminologie ganz ausgesprochen inhomogen ist und ihre diversen Teilbereiche u. a. einen sehr unterschiedlichen Grad an Beständigkeit und Klarheit aufweisen, war schon Ausgangspunkt des germanistischen DFG-Symposiums 1986, das zu dem weithin wahrgenommenen Band Zur Terminologie der Literaturwissenschaft von 1988 führte. Sowohl in dem Call for Papers als auch in der späteren Publikation wird die vielschichtige Heterogenität der Terminologie betont: „Ankündigung eines Symposiums zur Terminologie der Literaturwissenschaft“, in: Zeitschrift für deutsches Altertum und deutsche Literatur 114/1 (1985), 38–40. Karl Eibl schlägt in seiner Sektionseinleitung dann folgende Klassifikation vor: 1) Technische Begriffe, z. B. der Metrik und Rhetorik, 2) Genealogische Begriffe, vor allem Gattungen, 3) Begriffe für literarische Gruppen, vor allem Epochenbegriffe, sowie 4) Lebensweltliche Grund- und Deutungsbegriffe. Vgl. Karl Eibl, „Einleitung“, in: Christian Wagenknecht (Hg.), Zur Terminologie der Literaturwissenschaft, Stuttgart 1988, 357–362.
- 87.
Hier sei an die oben zitierten Studien zur Verwendung von Autor- oder Literaturkonzepten erinnert.
- 88.
Bogdal (Anm. 58), 22; Gerhard Lauer, „Die digitale Vermessung der Kultur. Geisteswissenschaften als Digital Humanities“, in: Heinrich Geiselberger/Tobias Moorstedt (Hg.), Big Data. Das neue Versprechen der Allwissenheit, Berlin 2013, 99–116.
- 89.
Arianna Borrelli, „Wissenschaftsgeschichte zwischen Digitalität und Digitalisierung“, in: Martin Huber/Sybille Krämer (Hg.), Wie Digitalität die Geisteswissenschaften verändert. Neue Forschungsgegenstände und Methoden, Zeitschrift für digitale Geisteswissenschaften, Sonderband 3 (2018), text/html Format. DOI: https://doi.org/10.17175/sb003_001.
- 90.
Jörn Kreutel/Steffen Martus/Erika Thomalla/Daniel Zimmer, „Die Germanistik der Germanistik. Qualitative und quantitative Studien zur Wissenschaftsgeschichte eines „Referatenorgans““, in: IASL 44 (2019), 302–379.
- 91.
Fotis Jannidis/Leonard Konle/Steffen Martus, „Stil der Literaturwissenschaft. Vorläufige Überlegungen aus der Perspektive quantitativer Verfahren (mit einem Seitenblick auf Peter Szondi)“, in: Zeitschrift für deutsche Philologie, Sonderheft (2021), 155–182.
- 92.
Stefania Degaetano-Ortlieb/Elke Teich, „Using relative entropy for detection and analysis of periods of diachronic linguistic change“, in: Proceedings of the Second Joint SIGHUM Workshop on Computational Linguistics for Cultural Heritage, Social Sciences, Humanities and Literature, Santa Fe, NM 2018, 22–33.
- 93.
Leonard Konle/Fotis Jannidis/Steffen Martus, „Disruptionen der Literaturwissenschaft am Beispiel der DVjs. Methodische Validierung durch Simulation und Anwendung“, in: Manuel Burghardt u. a. (Hg.), Fabrikation von Erkenntnis. Experimente in den Digital Humanities. Zeitschrift für digitale Geisteswissenschaften, Sonderband (2021). DOI: https://doi.org/10.17175/sb005, 1–31.
Literatur
Sämtliche digitalen Referenzen wurden letztmalig am 21.9.2017 eingesehen.
Agazzi, Elena/Schütz, Erhard (Hg.), Handbuch Nachkriegskultur. Literatur, Sachbuch und Film in Deutschland (1945–1962), Berlin/Boston 2016.
Ajouri, Philip/Mellmann, Katja/Rauen, Christoph (Hg.), Empirie in der Literaturwissenschaft, Münster 2013.
Alpaydin, Ethem, Machine Learning. The new AI, Cambridge, MA/London 2016.
Best, Karl-Heinz, „Kürzungstendenzen im Deutschen aus der Sicht der quantitativen Linguistik“, in: Jochen A. Bär/Thorsten Roelcke/Anja Steinhauer (Hg.), Sprachliche Kürze, Berlin/New York 2007, 45–62.
Bogdal, Klaus-Michael, „Einleitung. Von der Methode zur Theorie. Zum Stand der Dinge in den Literaturwissenschaften“, in: Ders. (Hg.), Neue Literaturtheorien. Eine Einführung, Opladen 21997, 10–31.
Borrelli, Ariana, „Wissenschaftsgeschichte zwischen Digitalität und Digitalisierung“, in: Martin Huber/Sybille Krämer (Hg.), Wie Digitalität die Geisteswissenschaften verändert. Neue Forschungsgegenstände und Methoden, Zeitschrift für digitale Geisteswissenschaften, Sonderband 3 (2018), text/html Format. DOI:https://doi.org/10.17175/sb003_001.
Brand, Kaspar, „Fußnoten und Anmerkungen als charakteristisches Element wissenschaftlicher Darstellungsformen, untersucht am Beispiel der Sprachwissenschaft“, in: Lutz Danneberg/Jürg Niederhauser (Hg.), Darstellungsformen der Wissenschaften im Kontrast. Aspekte der Methodik, Theorie und Empirie, Tübingen 1998, 213–240.
Burrows, John: „‚Delta‘. A measure of stylistic difference and a guide to likely authorship“, in: Literary and Linguistic Computing 17/3 (2002), 267–287.
Czicza, Dániel/Hennig, Mathilde, „Zur Pragmatik und Grammatik der Wissenschaftskommunikation. Ein Modellierungsvorschlag“, in: Fachsprache 1–2 (2011), 36–59.
Dainat, Holger: „Anpassungsprobleme einer nationalen Wissenschaft. Die Neuere deutsche Literaturwissenschaft in der NS-Zeit“, in: Petra Boden/Holger Dainat (Hg., unter Mitarbeit von Ursula Menzel), Atta Troll tanzt noch. Selbstbesichtigungen der literaturwissenschaftlichen Germanistik im 20. Jahrhundert, Berlin 1997, 103–126.
Dainat, Holger, „‚wir müssen ja trotzdem weiter arbeiten‘. Die Deutsche Vierteljahrsschrift für Literaturwissenschaft und Geistesgeschichte vor und nach 1945“, in: Wilfried Barner/Christoph König (Hg.), Zeitenwechsel. Germanistische Literaturwissenschaft vor und nach 1945. Eine Veröffentlichung der Arbeitsstelle für die Erforschung der Geschichte der Germanistik im Deutschen Literaturarchiv Marbach am Neckar, Frankfurt a. M. 1996, 76–100.
Dainat, Holger/Kolk, Rainer, „Das Forum der Geistesgeschichte“, in: Robert Harsch-Niemeyer (Hg.), Beiträge zur Methodengeschichte der neueren Philologien. Zum 125jährigen Bestehen des Max Niemeyer Verlags, Tübingen 1995, 111–134.
Danneberg, Lutz, „‚Ich habe nichts Neues zu sagen …‘“, in: Jahrbuch der deutschen Schillergesellschaft 39 (1995), 434–438.
Daston, Lorraine, „Die unerschütterliche Praxis“, in: Rainer M. Kiesow/Dieter Simon (Hg.), Auf der Suche nach der verlorenen Wahrheit. Zum Grundlagenstreit in der Geschichtswissenschaft, Frankfurt a. M./New York 2000, 13–25.
Degaetano-Ortlieb, Stefania/Elke Teich, “Using relative entropy for detection and analysis of periods of diachronic linguistic change”, in: Proceedings of the Second Joint SIGHUM Workshop on Computational Linguistics for Cultural Heritage, Social Sciences, Humanities and Literature, Santa Fe, NM 2018, 22–33.
Div.A., „Historische Praxeologie. Quellen zur Geschichte philologischer Praxisformen. 1800–2000“, in: Zeitschrift für Germanistik 23/2 (2013), passim.
Doering-Manteuffel, Anselm unter Mitarbeit von Müller-Luckner, Elisabeth (Hg.), Strukturmerkmale der deutschen Geschichte des 20. Jahrhunderts, München 2006.
Doerry, Martin, „Schiller war Komponist“, in: Der Spiegel 6 (4. Februar 2017), 104–109.
Drügh, Heinz/Komfort-Hein, Susanne/Koschorke, Albrecht, „Wir Todgeweihten grüßen euch“, in: Frankfurter Allgemeine Zeitung 34 (9. Februar 2017), 11, https://www.faz.net/aktuell/feuilleton/debatten/krise-der-germanistik-antwort-von-heinz-druegh-susanne-komfort-hein-und-albrecht-koschorke-14868192.html.
Dubbels, Elke, „Zum Verhältnis von wissenschaftlicher Tradition und Politik im ‚Dritten Reich‘. Die Deutsche Vierteljahrsschrift für Literaturwissenschaft und Geistesgeschichte in den Jahren 1933–1944“, in: DVjs 78 (2004), 672–706.
Eder, Maciej/Rybicki, Jan/Kestemont, Mike, „Stylometry with R. A package for computational text analysis“, in: R Journal 8/1 (2016), 107–121.
Eibl, Karl, „Einleitung“, in: Christian Wagenknecht (Hg.), Zur Terminologie der Literaturwissenschaft, Stuttgart 1988, 357–362.
Gardt, Andreas, „Die Fachsprache der Literaturwissenschaft im 20. Jahrhundert“, in: Hugo Steger/Herbert Ernst Wiegand (Hg.), Handbücher zur Sprach- und Kommunikationswissenschaft, Bd. 14.1: Fachsprachen, Berlin 1997, 1355–1362.
Geulen, Eva, „Für die Einzelsprachlichkeit der Literatur. Nebenbemerkungen zum jüngsten Streit um die Germanistik“, in: ZfL Blog (17. Februar 2017), http://www.zflprojekte.de/zfl-blog/2017/02/17/eva-geulen-fuer-die-einzelsprachlichkeit-der-literatur-nebenbemerkung-zum-juengsten-streit-um-die-germanistik/.
Günther, Werner, „Über die absolute Poesie. Zur geistigen Struktur neuerer Dichtung, in: DVjs 23 (1949), 1-32.
Hyland, Ken, Disciplinary Discourses. Social Interactions in Academic Writing, Ann Arbor 2004.
Jaeggi, Rahel, Kritik von Lebensformen, Berlin 2014.
Jannidis, Fotis/Lauer, Gerhard, „Burrow’s Delta and Its Use in German Literary History“, in: Matt Erlin/Lynne Tatlock (Hg.), Distant Readings. Topologies of German Culture in the Long Nineteenth Century, Rochester 2014, 29–54.
Jannidis, Fotis/Pernes, Stefan/Pielström, Steffen u. a., „DARIAH-DKPro-Wrapper Output Format (DOF) Specification“, in: DARIAH-DE Working Papers 20 (2016).
Jannidis, Fotis/Leonard Konle/Steffen Martus, „Stil der Literaturwissenschaft. Vorläufige Überlegungen aus der Perspektive quantitativer Verfahren (mit einem Seitenblick auf Peter Szondi)“, in: Zeitschrift für deutsche Philologie, Sonderheft (2021), 155–182.
Scott, John, Social network analysis, Thousand Oaks/London/New Delhi/Singapur 2017.
Kämper-van den Boogaart, Michael/Martus, Steffen/Spoerhase, Carlos, „Entproblematisieren. Überlegungen zur Vermittelbarkeit von Forschungswissen, zur Vermittlung von ‚falschem‘ Wissen und zur Funktion literaturwissenschaftlicher Terminologie“, in: Zeitschrift für Germanistik N. F. 21 (2011), 8–24.
Kindt, Tom/Müller, Hans-Harald, „Dilthey gegen Scherer. Geistesgeschichte contra Positivismus. Zur Revision eines wissenschaftshistorischen Stereotyps“, in: DVjs 74 (2000), 685–709.
Klausnitzer, Ralf/Spoerhase, Carlos/Werle, Dirk, „Ethos und Pathos der Geisteswissenschaften. Forschungsbericht und Problemskizze“, in: Ralf Klausnitzer/Carlos Spoerhase/Dirk Werle (Hg.), Ethos und Pathos der Geisteswissenschaften. Konfigurationen der wissenschaftlichen Persona seit 1750, Berlin/Boston 2015, 13–38.
Kluckhohn, Paul/Rothacker, Erich, „Vorwort“, in: DVjs 1 (1923), Vf.
König, Christoph, „Individualität, Autonomie, Originalität. Zur Rezeption Diltheys in den ersten Jahren der Deutschen Vierteljahrsschrift für Literaturwissenschaft und Geistesgeschichte“, in: DVjs 67 (1993), 197–220.
Konle, Leonard/Fotis Jannidis/Steffen Martus, “Disruptionen der Literaturwissenschaft am Beispiel der DVjs. Methodische Validierung durch Simulation und Anwendung”, in: Manuel Burghardt u. a. (Hg.), Fabrikation von Erkenntnis. Experimente in den Digital Humanities. Zeitschrift für digitale Geisteswissenschaften, Sonderband (2021). DOI: https://doi.org/10.17175/sb005, 1–31.
Krämer, Sybille, „‚Operationsraum Schrift‘. Über einen Perspektivenwechsel in der Betrachtung der Schrift“, in: Gernot Grube/Werner Kogge/Sybille Krämer (Hg.), Schrift. Kulturtechnik zwischen Auge, Hand und Maschine, München 2005, 24–57.
Kreutel, Jörn, „Creation and visualisation of network analyses for humanities research. Abstract“, in: Reader zur ‚Digital Cultural Heritage‘-Konferenz 2017, Berlin, 30.8.–1.9.2017, 8 f.
Kreutel, Jörn/Steffen Martus/Erika Thomalla/Daniel Zimmer, „Die Germanistik der Germanistik. Qualitative und quantitative Studien zur Wissenschaftsgeschichte eines „Referatenorgans““, in: IASL 44 (2019), 302–379.
Lauer, Gerhard, „Die digitale Vermessung der Kultur. Geisteswissenschaften als Digital Humanities“, in: Heinrich Geiselberger/Tobias Moorstedt (Hg.), Big Data. Das neue Versprechen der Allwissenheit, Berlin 2013, 99–116.
Martus, Steffen, „‚jeder Philolog ist eine Sekte für sich‘. Wilhelm Scherer als Klassiker des Umgangs mit Klassikern“, in: Mitteilungen des Deutschen Germanistenverbandes 53/1 (2006), 8–2.
Martus, Steffen, „Der Mut des Fehlens“, in: Ralf Klausnitzer/Carlos Spoerhase/Dirk Werle (Hg.), Ethos und Pathos der Geisteswissenschaften. Konfigurationen der wissenschaftlichen Persona seit 1750, Berlin/Boston 2015, 61–78.
Martus, Steffen, „Epistemische Dinge der Literaturwissenschaft?“, in: Andrea Albrecht/Lutz Danneberg/Olav Krämer u. a. (Hg.), Theorien, Methoden und Praktiken des Interpretierens, Berlin/Boston 2015, 23–51.
Martus, Steffen, „Germanistik in der Krise? Der eierlegende Wollmilchgermanist wird dringend gesucht“, in: Frankfurter Allgemeine Zeitung 33 (8. Februar 2017), 9, https://www.faz.net/aktuell/feuilleton/debatten/krise-der-germanistik-antwort-von-heinz-druegh-susanne-komfort-hein-und-albrecht-koschorke-14868192.html.
Martus, Steffen, „Wandernde Praktiken ‚after theory‘?“, in: Internationales Archiv für Sozialgeschichte der deutschen Literatur 40 (2015), 177–195.
Martus, Steffen/Spoerhase, Carlos, „Praxeologie der Literaturwissenschaft“, in: Geschichte der Germanistik 35/36 (2009), 89–96.
Martus, Steffen/Spoerhase, Carlos, Geistesarbeit. Eine Praxeologie der Geisteswissenschaften, Berlin 2022.
Martus, Steffen/Thomalla, Erika/Zimmer, Daniel, „Die Normalität der Krise. Beobachtungen zur Geschichte der deutschen Literaturwissenschaft aus Fußnotenperspektive“, in: DVjs 89 (2015), 510–520.
Moretti, Franco, „Einleitung. Die vermessene Literatur“, in: Mark Algee-Hewitt u. a. unter der Leitung von Franco Moretti (Hg.), Literatur im Labor, Konstanz 2017, 7–16.
o. A., „Ankündigung eines Symposiums zur Terminologie der Literaturwissenschaft“, in: Zeitschrift für deutsches Altertum und deutsche Literatur 114/1 (1985), 38–40.
Strohschneider, Peter, „Germanistik als Disziplin“, in: Dieter Lamping (Hg.), Geisteswissenschaften heute. Die Sicht der Fächer, Stuttgart 2015, 59–73.
Pohl, Thorsten, Studien zur Ontogenese wissenschaftlichen Schreibens, Tübingen 2007.
Rheinberger, Hans-Jörg, „Kritzel und Schnipsel“, in: Bernhard J. Dotzler/Siegrid Weigel (Hg.), ‚fülle der combination‘. Literaturforschung und Wissenschaftsgeschichte, München 2005, 343–356.
Rheinberger, Hans-Jörg, Experimentalsysteme und epistemische Dinge. Eine Geschichte der Proteinsynthese im Reagenzglas, Frankfurt a. M. 2006.
Rosenberg, Rainer, „Die Semantik der ‚Szientifizierung‘. Die Paradigmen der Sozialgeschichte und des linguistischen Strukturalismus als Modernisierungsangebote an die deutsche Literaturwissenschaft“, in: Ders., Verhandlungen des Literaturbegriffs. Studien zu Geschichte und Theorie der Literaturwissenschaft, Berlin 2003, 225–234.
Ryle, Gilbert, Der Begriff des Geistes, Stuttgart 1992.
Scherer, Stefan, „Prägnanz und Evidenz. Philologische Erkenntnis und Verwissenschaftlichung der germanistischen Literaturwissenschaft im disziplinen- und gesellschaftsgeschichtlichen Umbruch der 1950er Jahre“, in: Gerhard Kaiser/Matthias Krell (Hg.), Zwischen Resonanz und Eigensinn. Studien zur Geschichte der Sprach- und Literaturwissenschaften im 20. Jahrhundert, Heidelberg 2005, 33–52.
Schmid, Hans B./Schweikard, David P., „Einleitung. Kollektive Intentionalität. Begriff, Geschichte, Problem“, in: Dies. (Hg.), Kollektive Intentionalität. Eine Debatte über die Grundlage des Sozialen, Frankfurt a. M. 2009, 11–65.
Schmid, Helmut, „Probabilistic Part-of-Speech Tagging Using Decision Trees“, in: Proceedings of International Conference on New Methods in Language Processing, Manchester, UK, 1994, 44–49.
Schruhl, Friederike, „Literaturwissenschaftliche Wissensproduktion unter dem Einfluss der Digitalisierung“, in: Zeitschrift für Germanistik N. F. 17 (2017), 37–58.
Schruhl, Friederike: Formationen der Praxis. Studien zu Darstellungsformen von Literaturwissenschaft und Digital Humanities, Göttingen 2020.
Siegfried, Detlef, Time Is on My Side. Konsum und Politik in der westdeutschen Jugendkultur der 60er Jahre, Göttingen 2006.
Sill, Oliver, Kein Ende und ein Anfang. Germanistische Literaturwissenschaft der sechziger und siebziger Jahre, Bielefeld 2003.
Spoerhase, Carlos, „Was ist ein Werk? Über philologische Werkfunktionen“, in: Scientia Poetica 11 (2007), 276–344.
Staudt, Christian L./Sazonovs, Aleksejs/Meyerhenke, Henning, „NetworKit. A tool suite for large-scale complex network analysis“, in: Network Science 4/4 (2016), 508–530.
Tomasello, Michael, Die kulturelle Entwicklung des menschlichen Denkens. Zur Evolution der Kognition, Frankfurt a. M. 2006.
Weinrich, Harald, „Formen der Wissenschaftssprache“, in: Jahrbuch der Akademie der Wissenschaften zu Berlin (1989), 119–158.
Willand, Marcus, „Autorfunktionen in literaturwissenschaftlicher Theorie und interpretativer Praxis. Eine Gegenüberstellung“, in: Journal of Literary Theory 5 (2011), 279–302.
Winko, Simone, „Autor-Funktionen. Zur argumentativen Verwendung von Autorkonzepten in der gegenwärtigen literaturwissenschaftlichen Interpretationspraxis“, in: Heinrich von Detering (Hg.), Autorschaft. Positionen und Revisionen, Stuttgart/Weimar 2002, 334–354.
Winko, Simone/Jannidis, Fotis/Lauer, Gerhard, „Geschichte und Emphase. Zur Theorie und Praxis des erweiterten Literaturbegriffs“, in: Jürn Gottschalk/Tilmann Köppe (Hg.), Was ist Literatur? Basistexte Literaturtheorie, Paderborn 2006, 123–154.
Online-Ressourcen
dlina-Gruppe https://dlina.github.io/.
GitHub, Fotis Jannidis, https://github.com/fotisj.
langdetect, https://pypi.python.org/pypi/langdetect.
NLTK, https://www.nltk.org/.
scikit-learn, https://scikit-learn.org.
Stanford Literary Lab, https://litlab.stanford.edu/.
Text Encoding Initiative, http://www.tei-c.org.
Author information
Authors and Affiliations
Corresponding author
Editor information
Editors and Affiliations
Anhang
Anhang
Rights and permissions
Open Access Dieses Kapitel wird unter der Creative Commons Namensnennung 4.0 International Lizenz (http://creativecommons.org/licenses/by/4.0/deed.de) veröffentlicht, welche die Nutzung, Vervielfältigung, Bearbeitung, Verbreitung und Wiedergabe in jeglichem Medium und Format erlaubt, sofern Sie den/die ursprünglichen Autor(en) und die Quelle ordnungsgemäß nennen, einen Link zur Creative Commons Lizenz beifügen und angeben, ob Änderungen vorgenommen wurden.
Die in diesem Kapitel enthaltenen Bilder und sonstiges Drittmaterial unterliegen ebenfalls der genannten Creative Commons Lizenz, sofern sich aus der Abbildungslegende nichts anderes ergibt. Sofern das betreffende Material nicht unter der genannten Creative Commons Lizenz steht und die betreffende Handlung nicht nach gesetzlichen Vorschriften erlaubt ist, ist für die oben aufgeführten Weiterverwendungen des Materials die Einwilligung des jeweiligen Rechteinhabers einzuholen.
Copyright information
© 2022 Der/die Autor(en)
About this chapter
Cite this chapter
Jannidis, F., Martus, S., Konle, L., Kreutel, J. (2022). Was verändert sich eigentlich? Korpusanalytisch basierte Wissenschaftsgeschichte der germanistischen Praxis am Beispiel der Deutschen Vierteljahrsschrift für Literaturwissenschaft und Geistesgeschichte. In: Jannidis, F. (eds) Digitale Literaturwissenschaft. Germanistische Symposien. J.B. Metzler, Stuttgart. https://doi.org/10.1007/978-3-476-05886-7_5
Download citation
DOI: https://doi.org/10.1007/978-3-476-05886-7_5
Published:
Publisher Name: J.B. Metzler, Stuttgart
Print ISBN: 978-3-476-05885-0
Online ISBN: 978-3-476-05886-7
eBook Packages: J.B. Metzler Humanities (German Language)