Zusammenfassung
Im Vorfeld der Ausarbeitung des allgemeinen deutschen Handelsgesetzbuchs 1861 setzt eine intensive Diskussion um das Aktienrecht ein. Da Aktiengesellschaften im Zentrum des Kollapses der Wiener Börse im Jahr 1873 stehen, kommt dieser Aktienrechtsdiskussion eine besondere Bedeutung zu, zumal anhand der zu erörternden Probleme wesentliche Aspekte aufscheinen, deren rechtliche Lösung eine Herausforderung für die Akteure darstellt. Darüber hinaus werden aber auch ethische Implikationen deutlich. Der Beitrag unternimmt den Versuch, die aktienrechtliche Diskussion aus der Perspektive der Akteure, hier im Besonderen der Handelskammern, zu skizzieren, um sie mit einer ethischen Grundlegung zu verknüpfen, wie sie aus den Quellen fassbar wird. Dieser Beitrag steht im größeren Zusammenhang eines Dissertationsprojekts, in dessen Rahmen am Beispiel der Weltwirtschaftskrisen von 1873, 1929–1933, der Asienkrise 1997/98 und der Immobilien- und Finanzkrise seit 2007 durch eine komparative Herangehensweise Wahrnehmungsmuster von Nachhaltigkeitsdefi ziten in Wirtschafts- und Finanzkrisen der Moderne untersucht werden. Insbesondere wird der Frage nachgegangen, in welchen Bereichen die jeweiligen Akteure Defizite wahrnehmen, wobei als Akteure Wirtschaftsverbände im Zentrum der Untersuchung stehen.
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