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1 Einleitung

Im folgenden Artikel sollen unterschiedliche Angebote des luxemburgischen Roten Kreuzes dargestellt werden, die sich die Förderung von Gesundheit und Wohlbefinden von Jugendlichen als wesentliches Ziel setzen. Die Förderung von Gesundheit und Wohlbefinden spielt in der Sozialen Arbeit und Bildungsarbeit meist eine bedeutende Rolle. Mal stehen sie als direktes Ziel im Vordergrund, zum Beispiel in der Notfallhilfe. Mal sind Wohlbefinden und Gesundheit indirekte Ergebnisse mittel- oder langfristiger Projekte oder von präventiven Aktivitäten.

Vielen Jugendlichen in Luxemburg geht es gut. Sie profitieren von einem breiten sozio-kulturellen Angebot in einem der reichsten Länder der Erde. An diesem Angebot können sie erfolgreich teilhaben, weil sie auf etablierte personale, soziale und sozio-ökonomische Ressourcen zurückgreifen können. Sie durchlaufen die herausfordernde Jugendphase meist ohne intensive professionelle Unterstützung. Peers und Familie bieten ihnen ausreichend Orientierung und Hilfestellung.

Es gibt aber auch Jugendliche in Luxemburg, die nicht aus eigener Kraft die typischen Herausforderungen der Jugendphase bewältigen. Diese jugendtypischen Herausforderungen, Entwicklungsaufgaben und Transitionen sind zum Beispiel die Abnabelung von den Eltern, Selbstständigkeit beim Wohnen, eigenständige Sicherung des Lebensunterhalts, Aufbau von Partnerschaften sowie die schulische sowie berufliche Ausbildung und die gesellschaftliche Teilhabe. Je nach individueller Situation und Ressourcenausstattung gelingen diese typischen Entwicklungsaufgaben besser oder schlechter und einige Jugendliche benötigen dabei Unterstützung. In diesem Fall können spezifische professionalisierte Angebote greifen, die unterschiedliche Strategien und Intensitäten verfolgen.

Bei der Organisation seiner Angebote für Jugendliche verfolgt das Rote Kreuz im Wesentlichen vier Strategien: die Soziale Arbeit, die non-formale Bildung, die Jugend- und Familienhilfe sowie medizinische Beratung und Unterstützung. Diese vier Strategien münden jeweils in spezifische Aktivitätskonzepte. Das Rote Kreuz begleitet bedürftige Jugendliche ein Stück auf ihrem Weg zur Selbstständigkeit und trägt durch seine Aktivitäten zu deren Wohlbefinden und Gesundheit bei (CRL 2021a). Das bedeutet in diesem Zusammenhang, dass Jugendliche sich stark und gesund genug spüren, um ihr Leben selbstbestimmt, selbstverantwortlich, an der Gesellschaft teilhabend sowie ohne gesundheitliche, soziale und materielle Not gestalten zu können. Das Rote Kreuz geht davon aus, dass Jugendliche, die eine Ausbildung oder Arbeit beginnen können, erschwinglichen Wohnraum finden, eine gute Partnerschaft erleben, sozial integriert sind und an der Gesellschaft teilhaben, sich in der Regel besser und zufriedener fühlen.

2 Gesundheit und Wohlbefinden von Jugendlichen als Ziel der Arbeit des luxemburgischen Roten Kreuzes

Menschen helfen, auf Luxemburgisch: Mënschen hëllefen, das ist auf den Punkt gebracht die Mission des luxemburgischen Roten Kreuzes. Präziser: Der Auftrag des Roten Kreuzes ist es, bedürftigen Menschen in Notlagen zu helfen und Situationen materieller, gesundheitlicher und sozialer Not vorzubeugen. Um diesem Auftrag gerecht zu werden, existieren für vielfältige Problemlagen Konzepte, Programme und Aktivitäten für Menschen aller Alterskategorien, unabhängig von Herkunft, Geschlecht, sexueller Orientierung und Religion (CRL 2021b).

In Luxemburg befinden sich auch Jugendliche in materieller, gesundheitlicher oder sozialer Not. Ihre Notlagen können unterschiedlichste Ursachen und Ausprägungen haben, zum Beispiel ein zu geringes Einkommen, Obdachlosigkeit, Drogen- oder Alkoholsucht, keine oder nicht abgeschlossene Ausbildung, abgebrochene Schulbildung, alleinerziehende junge Mutter, fehlende Sprachkenntnisse, schwieriger familiärer Hintergrund und traumatische Belastungen unterschiedlichsten Ursprungs.

Vor allem junge Menschen sind in Luxemburg auch einem Armutsrisiko ausgesetzt. Das Armutsrisiko (Definition: das Einkommen beträgt weniger als 60 % des Medianeinkommens) liegt bei der Gruppe der 18- bis 24-Jährigen in Luxemburg im Jahr 2019 bei 26,3 %. Das durchschnittliche Armutsrisiko in der Gesamtbevölkerung liegt dagegen bei 17,5 % (Statec 2020). Auch die Jugendarbeitslosigkeitsquote (Alter geringer als 25 Jahre) liegt in Luxemburg mit 16,6 % (im Dezember 2019) deutlich über der gesamten Arbeitslosenquote von 5,6 % (Eurostat 2020). Ein durch Spekulation getriebener Wohnungsmarkt macht es vielen Jugendlichen und jungen Erwachsenen zudem nahezu unmöglich, erschwinglichen Wohnraum zu finden.

Es ist die Mission des Roten Kreuzes, diejenigen Kinder und Jugendlichen auf ihrem Weg zu Selbstständigkeit und Teilhabe zu unterstützen, die die wesentlichen Transitionen und Entwicklungsaufgaben der Jugendphase nicht aus eigener Kraft bewältigen können. Dafür werden angepasste Aktivitäten für vielfältige Herausforderungen angeboten. Sei es im Kontext der non-formalen Bildung, der Kinder- und Familienhilfe, der Sozialen Arbeit oder im medizinischen Bereich. In der non-formalen Bildung begleiten die erzieherischen Fachkräfte die Kinder und Jugendlichen auf ihrem Weg zur Selbstständigkeit, in der Kinder- und Familienhilfe erhalten die Jugendlichen Beratung, Therapie oder Coaching, in der Sozialen Arbeit findet sozialpädagogische praktische Notfallhilfe statt, im medizinischen Bereich werden praktische medizinische Information, Beratung und Hilfe angeboten. Die Ansätze reichen von wenig intensiv bis sehr intensiv, von Bildungsarbeit über psychosoziale Beratung und Therapie, Betreutem Wohnen bis hin zu Notfallhilfe. Allen Ansätzen gemein ist die Notwendigkeit einer Beziehung, die die Fachkraft zum Jugendlichen aufbaut: Eine vertrauensvolle Beziehung zwischen Fachkraft und Klient ist ein wesentlicher Gelingensfaktor einer erfolgreichen Zusammenarbeit.

Als lernende Organisation entwickelt das Rote Kreuz seine Angebote permanent weiter und passt diese an aktuelle Entwicklungen der Gesellschaft an. Die Erfahrungen aus der internationalen Zusammenarbeit, kreative und angepasste Unterstützungsmaßnahmen in einem herausfordernden Umfeld zu entwickeln und zu implementieren, wirken sich positiv auf die Haltung und die Entwicklung von Maßnahmen in Luxemburg aus. Beispielhaft sei hier der Umgang mit der Flüchtlingskrise seit Ende 2015 genannt, in deren Kontext verschiedene Angebote bedarfsorientiert entwickelt und umgesetzt wurden.

Zunächst soll nun das Aktionsfeld Jugend kurz theoretisch beleuchtet werden: Wie verläuft die Jugendphase, was sind ihre wesentlichen Herausforderungen und wo setzt Unterstützung an?

Das Rote Kreuz betrachtet die Jugendphase einerseits als Wegstück hin zum Erwachsenensein (Jugend als Transition). Auf ihrem Weg bearbeiten die Jugendlichen Entwicklungsaufgaben (im Wesentlichen Qualifizierung, Bindung und Partizipation), um die Übergänge (Transitionen) in Arbeit, Partnerschaft, eigenständiges Wohnen und bürgerschaftliches Engagement zu bewältigen. Die Bewältigung der Entwicklungsaufgaben trägt dazu bei, Selbstständigkeit, Autonomie und Handlungsfähigkeit zu entwickeln. Je nach personaler, sozioökonomischer und sozialer Ausstattung gelingt die Jugendphase besser oder schlechter.

Nicht alle Transitionen sind gradlinig, einige dauern etwas länger, andere benötigen Unterstützung. Und da die Problemlagen der Jugendlichen vielfältig und unterschiedlich sind, hat das Rote Kreuz spezialisierte Dienste aufgebaut, die je nach Art und Intensität der Bewältigungslage eigene Zielsetzungen, Methoden und Programme verfolgen. Diese Dienste operieren im Kontext der non-formalen Bildung (zum Beispiel: Maisons Relais, Jugendhäuser, Jugendrotkreuz und andere), in der Kinder- und Familienhilfe (Kinder- und Jugendheime, Betreutes Wohnen, psychotherapeutische Beratung und Therapie und andere), im Bereich der Sozialen Arbeit (Streetwork, Nightshelter, Wanteraktioun, Migranten- und Flüchtlingsdienst und andere) und im medizinischen Bereich (HIV-Beratung).

Allerdings stellt die Jugend auch eine Lebensphase dar, in der eigenständige kulturelle und soziale Lebensformen existieren. Jugend ist nicht nur eine Durchgangszeit, in der Institutionen auf standardisierten Wegen auf den Beruf vorbereiten und angepasste Dienste Jugendliche mit Unterstützungsbedarf auffangen. Die Jugend braucht auch Freiraum, um in dieser Lebensphase zu experimentieren, zu testen und sich auszudrücken. In der Offenen Jugendarbeit wird Jugendlichen dieser Freiraum zur Verfügung gestellt und zugestanden.

Beide Perspektiven zusammen, a) Jugend als Phase der Bewältigung notwendiger Entwicklungsaufgaben und Transitionen und b) Jugend als eigenständige Lebenskultur mit Freiraum für Experimente, ergeben die Sichtweise des Roten Kreuzes auf Jugend.

Ausgehend von den Entwicklungsaufgaben und den zu bewältigenden Transitionen der Jugendphase wird im Artikel der Frage nachgegangen, wie Gesundheit und Wohlbefinden die Bewältigung von Entwicklungsaufgaben, Transitionen und Hindernissen beeinflussen? Bremsen sie Entwicklungen aus oder beschleunigen und befähigen sie diese? In der Kindheit und Jugend werden nicht nur die Weichen zu Eigenständigkeit und zum Beruf gestellt, sondern auch zu Wohlbefinden und Gesundheit im ganzen Leben. Kindheit und Jugend prägen für das ganze Leben.

Die internationale HBSC-Studie, an der auch Luxemburg teilnimmt, erfasst seit mehr als 20 Jahren im 4-Jahres-Rhythmus gesundheitsrelevante Aspekte von Jugendlichen. Die aktuelle HBSC-Studie für Luxemburg (Heinz et al. 2018) zeigt einige interessante Ergebnisse auf:

  • Die höchsten Werte für Gesundheit und Wohlbefinden weisen demnach Kinder zwischen 11 und 12 Jahren auf; in der folgenden Lebensphase (ab 13 Jahre) sind die Werte niedriger. Die Autoren folgern, dass diese Lebensphase besonders kritisch und prägend sei. Daraus lässt sich ableiten, dass gerade in diesem Altersabschnitt präventive und erzieherische Maßnahmen in Bezug auf Gesundheit sinnvoll sind, sicherlich auch bereits davor. Die Weichen scheinen sich in diesem Alter zu stellen.

  • Die soziale Herkunft ist relevant: Je höher der Wohlstand, desto höher die Ergebnisse für Gesundheit und Wohlbefinden.

  • Besonders hervorgehoben wird Mobbing in der Schule, das einen Risikofaktor für Schulleistungen darstellt sowie auch für Angststörungen im Erwachsenenalter.

Wohlbefinden und Gesundheit sind direkte Einflussfaktoren, die eine gelungene oder unterstützungsbedürftige Transitionen bedingen. Sie beeinflussen die Bewältigung von Entwicklungsaufgaben.

Sie sind aber auch als Ergebnis einer gelungenen Jugendphase zu betrachten, in der externe Einflüsse und Herkunftsindikatoren sich auf die Einstellung zu Gesundheit und Wohlbefinden im Erwachsenenleben auswirken. Verlaufen Kindheit und Jugend positiv, so werden Jugendliche wahrscheinlich auch gesunde und zufriedene Erwachsene. Sie können mit großer Wahrscheinlichkeit davon ausgehen, dass dieses Wohlbefinden und ihre gute Gesundheit sich positiv auf ihr weiteres Leben auswirken.

In Abb. 1 wird der Zusammenhang zwischen Transitionen, Entwicklungsaufgaben sowie Wohlbefinden und Gesundheit dargestellt und das Handlungsfeld des Roten Kreuzes in Bezug auf Unterstützungsmaßnahmen abgesteckt. Je nach Ausstattung mit personalen, sozialen und sozioökonomischen Ressourcen (siehe auch Schaubild 2) gelingt ihnen die Bewältigung von Entwicklungsaufgaben und den Herausforderungen im Zusammenhang mit der Transition besser oder schlechter.

Abb. 1
figure 1

(Eigene Abbildung)

Aktionsfeld Jugend.

Einige Indikatoren einer guten Bewältigung der Jugendphase sind (MENJE & UL 2015):

  • Schulbildung abgeschlossen

  • Ausbildung begonnen oder abgeschlossen

  • Studium begonnen oder abgeschlossen

  • eigene Wohnung oder ein Zimmer in einer Wohngemeinschaft

  • Partnerschaft

  • auskömmliches Einkommen und bewusster Umgang mit Geld

  • bürgerschaftliches Engagement (Politik, Sport, Kultur, Soziales, Ehrenamt usw.)

Das Rote Kreuz geht davon aus, dass Jugendliche, die

  • eine Ausbildung oder Arbeit beginnen können,

  • erschwinglichen Wohnraum finden,

  • eine gute Partnerschaft erleben,

  • sozial integriert sind und

  • an der Gesellschaft teilhaben,

sich in der Regel wohler und zufriedener fühlen.

Deutlich wird in Abb. 1, dass Wohlbefinden und Gesundheit einerseits Gelingensfaktoren für erfolgreiche Transitionen und erfolgreich bewältigte Entwicklungsaufgaben darstellen. Gleichzeitig sind sie auch Resultat einer erfolgreich bewältigten Jugendphase. Daraus folgt, dass die Herstellung von Wohlbefinden und Gesundheit im Rahmen sozio-pädagogischer Maßnahmen eine notwenige gesellschaftliche Aufgabe und ein sinnvolles Ziel ist.

3 Strategien, Konzepte und Aktivitäten des Roten Kreuzes

Im Folgenden sollen die vier Strategien des luxemburgischen Roten Kreuzes, die untergeordneten Konzepte der einzelnen Dienste sowie deren Angebote dargestellt werden. Dabei werden diejenigen Dienste aus den Bereichen der non-formalen Bildung, der Kinder- und Familienhilfe, der Sozialen Arbeit und der medizinischen Unterstützung dargestellt, die besonders die Förderung der Gesundheit und des Wohlbefindens von Jugendlichen fokussieren (siehe Abb. 2: Strategien des Roten Kreuzes).

Abb. 2
figure 2

(Eigene Abbildung)

Strategien des Roten Kreuzes in Bezug auf Gesundheit und Wohlbefinden von Jugendlichen.

Einige der dargestellten Dienste nehmen direkt Einfluss auf Gesundheit und Wohlbefinden, beispielsweise durch Erziehung zu gesunder Ernährung, Hygieneerziehung (Händewaschen, Zähneputzen), Workshops zu Verhaltensrisiken (Tabak, Alkohol, Drogen, Sexualität und Mobbing) oder die HIV-Beratung. Andere Dienste erreichen durch ihre Arbeit indirekte Resultate, indem sie bei akuten Unterstützungsbedürfnissen entsprechende Hilfeangebote sowie präventive Maßnahmen anbieten. Dadurch verbessern sich das Wohlbefinden und der Gesundheitszustand der Jugendlichen auch mittel- bis langfristig.

Abb. 2 zeigt die vier Strategien des Roten Kreuzes, die Einfluss auf die Gesundheit und das Wohlbefinden von Jugendlichen haben.

Für diejenigen Jugendlichen, die Unterstützung benötigen, bietet das luxemburgische Rote Kreuz vielfältige Dienste mit unterschiedlichen Strategien an: die non-formale Bildung, die Kinder- und Familienhilfe, die Soziale Arbeit und die medizinische Beratung und Unterstützung. Je nach Intensität und Ursprung der Situation wird ein spezifischer Dienst tätig. Ansatzpunkte konkreter Unterstützung sind die jeweiligen Transitionen, Entwicklungsaufgaben und Gelingensfaktoren.

Die vier Strategien und die ihnen zugeordneten Rotkreuz-Dienste werden in Abb. 3 mit ihrem Rotkreuz-Namen dargestellt, eine exakte Beschreibung des Konzeptes und der Aktivität folgt dann weiter hinten in diesem Kapitel. Die ausgewählten Dienste, sortiert nach den vier Strategien, sind:

Abb. 3
figure 3

(Eigene Abbildung)

Vier Strategien der Jugendarbeit mit einigen ausgewählten Diensten.

Im Folgenden werden die vier Strategien mit den jeweiligen Diensten dargestellt. Pro Dienst werden Konzept, Zielgruppe und Aktivität beschrieben.

3.1 Non-formale Bildung

Die non-formale Bildung bietet Kindern und Jugendlichen auf freiwilliger Basis geplante pädagogische Programme an, die außerhalb des schulischen Kontextes stattfinden. Das Ziel der non-formalen Bildung ist die persönliche Entfaltung der Kinder und Jugendlichen, ihre soziale Bildung und Integration und ihre aktive Teilhabe an der Gesellschaft. Non-formale Bildung ergänzt sich mit der formalen Bildung (Schule) und der informellen Bildung. Der Staat legt per Rahmenplan für die non-formale Bildung die Aspekte Gesundheit und Wohlbefinden programmatisch fest (MENJE & SNJ 2018).

Seit einigen Jahren sammeln sich in Luxemburg Angebote zur außerschulischen Kinderbetreuung und Jugendarbeit unter dem Begriff der non-formalen Bildung. Lernorte sind: Kinderkrippen, Maisons Relais, Tageseltern, Jugendhäuser und andere Jugendaktivitäten. Vor allem die 2005 geschaffenen Maisons Relais verhalfen der non-formalen Bildung zunächst in quantitativer, später auch in qualitativer Hinsicht zum Erfolg: Heute verfügt jede Gemeinde in Luxemburg über eine Maison Relais, die von den meisten Grundschulkindern auch mehr oder weniger intensiv frequentiert wird. Betreuungsstrukturen haben sich heute in Bildungsstrukturen gewandelt. Im Gegensatz zur formalen Bildung (Schule) sind die Angebote der non-formalen Bildung jedoch nicht obligatorisch. Sie sind offen für alle Kinder und Jugendlichen und zielen nicht auf die Bearbeitung bestimmter Problemlagen ab. Dennoch profitieren von Ausgrenzung bedrohte Kinder und Jugendliche in besonderem Maß von diesen Angeboten. Inklusion, Mehrsprachigkeit, Partizipation und Freiwilligkeit sind einige Merkmale der non-formalen Bildung. Die höchst heterogene luxemburgische Gesellschaft verfügt dadurch über einen breiten Ansatz, zentralen Herausforderungen bereits ab dem Kleinkindalter zu begegnen. Allen Kindern soll die Chance auf Teilhabe an der Gesellschaft ermöglicht werden.

Die Qualität dieser Angebote wird staatlich kontrolliert. Das sogenannte ASFT-Gesetz (Chambre des Députés 1998) regelt Strukturbedingungen und das Jugendgesetz (Chambre des Députés 2016) regelt Elemente der Prozessqualität. Der Rahmenplan zur non-formalen Bildung beschreibt die grundsätzlichen pädagogischen Zielsetzungen. Regionale Agenten begehen die Einrichtungen und prüfen, ob staatliche Vorgaben (Fortbildung, Dokumentation, Konzept) umgesetzt werden. Gegebenenfalls finden Anpassungen statt.

Akteure im Kontext der non-formalen Bildung sind freie Wohlfahrtsträger wie das Rote Kreuz, aber auch Gemeinden und kommerzielle Anbieter, letztere eher im Kleinkindbereich. Das Rote Kreuz betreibt im Kontext der non-formalen Bildung 17 Maisons Relais, 6 Kinderkrippen, eine integrierte Ganztags-Maison-Relais für AsylbewerberInnen, 11 Jugendhäuser und zwei Hariko-Struktur. Das Jugendrotkreuz begleitet mehr als 250 ehrenamtlich tätige Jugendliche bei der Umsetzung sozialer Projekte und der Organisation von Ferienfreizeiten und bildet diese aus (Animateur-Ausbildung, Niveau b–f).

Die folgenden Dienste des Roten Kreuzes aus dem Bereich der non-formalen Bildung nehmen Einfluss auf Gesundheit und Wohlbefinden von Jugendlichen:

In den Maisons Relais des luxemburgischen Roten Kreuzes werden 2020 rund 3.800 Kinder betreut, davon viele 11- und 12-jährige, die sich im Übergang zum Jugendalter befinden. Eine Maison Relais ist ein Bildungsort für Kinder, der es den Eltern ermöglicht, Beruf und Familie zu vereinbaren. Ziel ist es, alle Kinder in ihrer Vielfalt und Einzigartigkeit zu begleiten, zu unterstützen und zu stärken, sodass diese nach ihren Bedürfnissen und Interessen in vielfältigen, altersangepassten und arrangierten Lernsituationen bestmöglich ihr Entwicklungspotenzial entfalten können. Pädagogische Ziele sind Eigenständigkeit, Autonomie, soziale Kompetenz und Partizipation. Es geht darum, die Kinder für die Bewältigung der Jugendphase und das Erwachsenenleben zu stärken. Die Kinder werden vom Team der Maison Relais auf ihrem Weg zu selbstverantwortlichen, selbstbestimmten und eigenständigen Menschen begleitet. Themen wie gesunde Ernährung, Gesundheit und Bewegung, die zum Wohlbefinden der Kinder und Jugendlichen beitragen, sind per Gesetz über die Qualitätssicherung verankert. Einige direkte Gesundheitsaktivitäten der Maison Relais:

  • In allen Maisons Relais findet Erziehung zur gesunden Ernährung statt. Das tägliche Mittagessen entspricht den Kriterien einer gesunden Ernährung für Schulkinder des Gesundheitsministeriums, ErnährungsberaterInnen erarbeiten die Menüs. Die im Kinderrestaurant anwesenden ErzieherInnen begleiten die Kinder. Sie essen zusammen mit den Kindern und sorgen dabei für eine angenehme und ruhige Esssituation, in der Tischgespräche stattfinden können.

  • Alle Maisons Relais des Roten Kreuzes verfügen über Bewegungsräume. Bewegung ist drinnen wie draußen jederzeit möglich.

  • Bei Bedarf – wenn das Thema aufkommt – wird über Alkohol-, Tabak- und Cannabiskonsum gesprochen.

  • In einigen Maisons Relais werden Kindermediatoren ausgebildet, um Konflikte zu bearbeiten und Mobbing vorzubeugen.

  • In den Kinderkrippen werden die Zähne nach dem Essen geputzt.

In den Jugendhäusern des Roten Kreuzes wird Jugendlichen zwischen 12 und 26 Jahren ein geschützter Raum (Offener Treff) zur sinnvollen Freizeitgestaltung geboten. Es gibt regelmäßige Öffnungszeiten von 14 bis 19 Uhr, freitags und samstags auch länger. Ziel der Offenen Jugendarbeit ist die Unterstützung und Begleitung der Jugendlichen auf ihrem Weg zu verantwortungsbewussten, selbstständigen und aktiv mitwirkenden und teilhabenden Bürgern der Gesellschaft. Basis und Gelingensfaktor dieser Arbeit ist ein Vertrauensverhältnis zwischen JugendarbeiterInnen und Jugendlichen, welches sich durch eine stabile und kontinuierliche Interaktion auf Augenhöhe auszeichnet. Es gibt klare Regeln für ein Jugendhaus: Respekt, Toleranz und Gewaltfreiheit sind wesentliche Werte. Alkohol und Drogen werden nicht akzeptiert. Es findet keine Trennung nach Kriterien wie Geschlecht, Herkunft, Religion, sozialer Stellung, politischer Überzeugung, schulische oder sportliche Leistungen statt. Der Offene Treff ist die Basis eines freiwilligen und ungezwungenen Angebotes und die alltägliche Grundlage der Interaktion unter den Besuchern selbst sowie zwischen den Besuchern und dem pädagogischen Personal. Unterstützung findet in Form von Information, Beratung und Orientierung statt, vor allem in Hinsicht auf die wesentlichen Transitionen hin zu Arbeit, Wohnen, Partnerschaft und bürgerschaftlicher Teilhabe. Gegenseitiges Verständnis und Respekt im Umgang miteinander werden gefördert. Den Besuchern wird die Möglichkeit geboten, sich als individuelle Wesen oder als Teil einer sozialen Gemeinschaft zu erkennen und zu entwickeln. Jugendhäuser bieten eine niederschwellige Anlaufstelle für Hilfe und Beratung innerhalb der Gemeinde.

Einige direkte Gesundheitsaktivitäten der Jugendhäuser:

Jedes Jugendhaus des Roten Kreuzes verfügt über eine voll ausgestattete Küche und einen sehr großen Esstisch. Gemeinsames gesundes Kochen und gemeinsames Essen stellen wesentliche Aktivitäten dar. Die Jugendlichen genießen soziales Zusammensein. Die Fachkräfte beteiligen sich und greifen ein, wenn die Grundregeln des Jugendhauses verletzt werden.

In der Corona-Krise und vor allem während der Zeit der zweieinhalbmonatigen Schließung (Lockdown) von Mai bis Juli 2020 zeigte sich die enge Beziehung einiger Jugendlicher zu den MitarbeiterInnen der Jugendhäuser. Diese forderten die Weiterführung sozialer Kontakte untereinander und zu den Angestellten über digitale Angebote. Die Weiterführung der Jugendhausaktivitäten über digitale Angebote konnte die persönlichen Kontakte nicht ersetzen.

Eine Sonderform der Jugendhäuser des Roten Kreuzes stellt der Dienst Hariko dar. Von 2016 bis 2018 in Luxemburg-Stadt, dann seit 2018 in Esch/Alzette und ab Frühjahr 2021 in Ettelbrück, agiert Hariko ebenfalls im Kontext der Offenen Jugendarbeit, jedoch ausschließlich mit dem Medium Kunst als zentralem Ausdrucksmittel der Jugendlichen. Kunst und Musik werden als mögliche Ausdrucksformen jugendlicher Gefühle genutzt. Gesang und Musikinstrumente, Graffiti, Schmuckherstellung sowie klassisches Malen und Zeichnen stehen hier im Mittelpunkt. Künstlern wird in der Einrichtung ein Atelier zur Verfügung gestellt, dafür engagieren diese sich, einmal pro Woche über einen längeren Zeitraum einen Workshop für die Jugendlichen anzubieten. Im Offenen Treff können die Jugendlichen auch außerhalb der Workshops künstlerisch tätig sein, die Öffnungszeiten ähneln denen der Jugendhäuser. Hariko ist bei den Jugendlichen sehr beliebt, sie fühlen sich wohl und frei, ihren künstlerischen und musischen Interessen und Bedürfnissen nachzugehen. Auch hier ist der Aufbau einer Beziehung zwischen Besucher und pädagogischem Personal Grundlage einer gelingenden Unterstützung.

Jugendwunnen Arboria bietet Jugendlichen, die bereits weitgehend autonom ihr Leben bewältigen, erschwinglichen Wohnraum. Von allen Faktoren, die die Transition Jugendlicher zum Erwachsenen erschweren, ist die Wohnungssuche sicherlich der herausforderndste. Die Preise für Wohnraum steigen seit Jahren kontinuierlich. Erschwinglicher Wohnraum wird in Luxemburg rarer und rarer. Ob junge alleinstehende Mütter, Studenten, Arbeitslose, nicht in Ausbildung befindliche junge Erwachsene oder Obdachlose – der Zugang zu angepasstem und erschwinglichem Wohnraum ist heute eine schwierige Herausforderung in Luxemburg. Junge Erwachsene mit niedrigem Einkommen und ohne Zugang zu einem garantierten Mindesteinkommen (Revis) befinden sich oft in einer prekären Situation, obwohl sie in der Schule, in einer Lehre oder in einem Arbeitsvertrag sind. Diese Beobachtung, die seit mehreren Jahren zu verzeichnen ist, hat das Luxemburger Rote Kreuz dazu veranlasst, eine koordinierte Wohnungsstrategie zu entwickeln. So erweitert der Dienst Perspectives, seit mehreren Jahren Hauptakteur im Bereich des Betreuten Wohnens für Jugendliche innerhalb des Roten Kreuzes, das Spektrum seiner Zielgruppe, indem er sich an alle jungen Menschen wendet, die nach erschwinglichem Wohnraum suchen: Das Konzept Jugendwunnen ergänzt das Betreute Wohnen.

Im Gegensatz zum Ansatz der Jugendhilfe sind die BewohnerInnen hier ausreichend autonom, um ihre Transitionsaufgaben („Lebensprojekt“) eigenständig und ohne sozialpädagogische Unterstützung zu bewältigen. Daher ist der Ansatz des Jugendwohnens auch näher an der Strategie der non-formalen Bildung als an der Kinder- und Familienhilfe.

Jugendwunnen Arboria bietet in Differdange für bis zu 46 junge Erwachsene zwischen 18 und 27 Jahren erschwinglichen Wohnraum. Das Gebäude ist ähnlich aufgebaut wie ein Studentenwohnheim mit kleinen Apartments. Einige davon sind für Personen mit eingeschränkter Mobilität vorgesehen, andere für junge Familien. Gemeinschaftsräume sollen sozialen Austausch fördern. Den Jugendlichen soll so die Teilnahme an schulischer Bildung, beruflicher Ausbildung, Eingliederung in die Arbeitswelt und soziale Integration erleichtert werden. Um die Unabhängigkeit und Selbstbestimmtheit der Jugendlichen zu fördern, findet mit den sozialen Akteuren vor Ort – vor allem mit den Jugenddiensten der Gemeinde – eine enge Zusammenarbeit statt. Eine intensivere Betreuung mittels ambulanter Jugendhilfemaßnahmen (Betreutes Wohnen) kann bei Bedarf gewährleistet werden.

Unter geschützten Rahmenbedingungen bietet das Jugendrotkreuz jedem Jugendlichen bzw. jungen Erwachsenen die Möglichkeit, seine Idee des sozialen Engagements zu realisieren und von dem bestehenden Angebot an Möglichkeiten des ehrenamtlichen Aktivwerdens zu profitieren. Der Dienst unterstützt Jugendliche, ihre eigene Identität zu entwickeln, indem sie Menschen in sozialer, materieller und gesundheitlicher Bedürftigkeit helfen. Die Aktionen, die von den Jugendlichen umgesetzt werden, richten sich an unterschiedliche Zielgruppen benachteiligter Personen. Im Rahmen der non-formalen Bildung und partizipativen Jugendarbeit wird den Jugendlichen ein Freiraum geboten. Hier können sie sich durch Übernahme von Verantwortung, Transparenz der Entscheidungen, regelmäßigen Austausch, eine intensive Form der Beteiligung und durch die Umsetzung ihrer eigenen Initiativen zu verantwortungsvollen Mitbürgern der Gesellschaft und zu aktiven Mitwirkenden des Jugendrotkreuzes entwickeln. Das Engagement ermöglicht dem Jugendlichen eine aktive Auseinandersetzung mit sich selbst und mit seinen Interessen. Das Zusammenbringen von Personen aus unterschiedlichen Verhältnissen, Empathie, Teilen und das Zusammenlernen steht für die Jugendlichen wie für die Teilnehmer im Mittelpunkt der Motivationen. Die Jugendlichen entwickeln ihr eigenes Normen- und Wertesystem.

Angebote des Jugendrotkreuzes:

  • Ferienfreizeiten: Die Jugendlichen können als Begleiter oder als Hauptverantwortliche in den Ferienkolonien tätig sein.

  • Fortbildung zum Animateur: Die Jugendlichen haben die Möglichkeit, eine Animateur- Fortbildung abzuschließen (Aide-Animateur, Animateur, Responsable, Formateur oder Animateur spécialisé).

  • Projekte: Die Jugendlichen können Projekte selbst initiieren oder sich in die bestehenden Projekte des Jugendrotkreuzes einbringen.

  • Aktionen: Die Jugendlichen können an jährlichen Aktionen für einen guten Zweck teilnehmen.

Es wird stets auf ein diversifiziertes Angebot geachtet, das den Interessen der Jugendlichen und den Bedürfnissen der Gesellschaft gerecht wird.

Alle Jugendlichen können an den Aktivitäten des Jugendrotkreuzes teilnehmen. Grundeinstellung des Jugendrotkreuzes ist, jeden Jugendlichen, unabhängig von seinem Umfeld oder seiner derzeitigen sozialen, gesundheitlichen oder finanziellen Situation, als Ehrenamtlichen oder als Teilnehmer der Aktionen willkommen zu heißen. Es findet keine Trennung nach Kriterien wie schulische oder sportliche Leistungen, Herkunft, Sprache oder Religion statt. Die Jugendlichen können sich jede vertretbare Möglichkeit offenhalten, sich dort einzubringen, wo sie ihre Interessen hinführen. Auch neue Ideen für Projekte und Aktionen sind willkommen und werden gefördert.

Das Jugendrotkreuz fokussiert klar auf die Entwicklung bürgerschaftlicher Teilhabe. Die Jugendlichen engagieren sich aus freiem Willen für soziale oder ökologische Aktivitäten. In der Gruppe erfahren sie Anerkennung und entwickeln sich. Sie engagieren sich für eine gute Sache und stärken damit ihr Wohlbefinden und ihr Selbstwertempfinden. Motive für den ehrenamtlichen Einsatz sind sowohl eigennützige Gründe (individueller Nutzen, eigene Entwicklung) als auch das Engagement für einen guten Zweck.

3.2 Kinder- und Familienhilfe

Die Kinder- und Familienhilfe (Aide à l’Enfance et à la Famille, AEF) bietet im Interesse des Kindeswohls Unterstützungs- und Hilfemaßnahmen für Kinder, junge Erwachsene und Familien in Not. Zeigen Kinder und Jugendliche Schwierigkeiten in ihrer körperlichen, geistigen, psychischen oder sozialen Entwicklung oder sind sie Gefahren ausgesetzt, dann können sie Hilfeleistungen der Kinder- und Jugendhilfe in Anspruch nehmen. Das nationale Jugendamt (Office nationale de l’Enfance, ONE) ist zuständig für diese Hilfsmaßnahmen, die entweder auf freiwilliger Basis angefragt oder von den Justizbehörden verordnet werden. Die Kinder und Jugendlichen sowie ihre Familien können sich selbst an das nationale Jugendamt wenden oder aber über eine Vertrauensperson oder eine Fachkraft eines sozialen Dienstes um Hilfe oder Informationen anfragen. Nach Klärung der Hilfeanfrage wird diese vom ONE mit einem Maßnahmenpaket ausgestattet und an die zuständigen Hilfsdienstleister vermittelt. Öffentliche und private Träger können auf Grundlage dieser Leistungsbestimmung Maßnahmen umsetzen. Das nationale Jugendamt ONE untersteht dem Bildungsministerium (Ministère de l’Éducation nationale, de l’Enfance et de la Jeunesse, MENJE).

Jugendhilfemaßnahmen können innerhalb der Familien stattfinden oder bei Bedarf und in schwierigen Situationen auch außerhalb. Innerhalb der Familie findet Unterstützung statt durch Fallberater, Sozial- und Familienpfleger, durch psychischen, sozialen oder pädagogischen Beistand, durch psychotherapeutische Beratung, durch heilpädagogische Früherziehung, Psychomotorik, Ergotherapie oder Sprachtherapie. In schwierigen Situationen, bei akuten Krisen kann ein Jugendlicher befristet auch außerhalb der eigenen Familie unterstützt werden – in einer Pflegefamilie, bei Tageseltern, in einer Einrichtung des Betreuten Wohnens oder bei Adoptiveltern.

Damit unterscheidet sich dieser Ansatz klar vom Ansatz der non-formalen Bildung. Während ersterer die Gesamtheit aller Kinder und Jugendlichen fokussiert, wird hier klar ein verletzliches, von sozialer Ausgrenzung bedrohtes oder in Notlage geratenes Klientel anvisiert. Die Problemlagen sind klar in einem Leistungskatalog beschrieben. Der Fokus auf Transitionen und Entwicklungsaufgaben ist weniger ausgeprägt als in der non-formalen Bildung, die akuten oder latenten Beeinträchtigungen und Gefahren in ihrer Vielfalt sind Arbeitsschwerpunkte.

Die Kinder- und Familienhilfe fokussiert damit eindeutiger und direkter den physischen und psychischen Gesundheitszustand ihrer Klienten: Erfolgreiche Arbeit mündet in einen besseren Gesundheitszustand respektive führt bei Wiederaufnahme in die Herkunftsfamilie zu verbessertem Wohlbefinden. Man könnte sagen, dass die non-formale Bildung vornehmlich das Fundament einer gelingenden Jugendphase bildet, bei Bedarf auch spezifische Unterstützung in Form von Information und Beratung anbietet und somit indirekt einwirkt (langfristige Stärkung). Die Kinder- und Familienhilfe hingegen bietet spezialisierte Angebote für Jugendliche in bereits schwierigen Situationen an.

Dienste des Roten Kreuzes aus dem Bereich der Kinder- und Familienhilfe, die Einfluss auf Gesundheit und Wohlbefinden von Jugendlichen nehmen:

Der Auftrag des Service Perspectives ist es, junge Erwachsene zwischen 18 und 27 Jahren in psychosozialer Not für eine bestimmte Zeit und in einem definierten Raum zu begleiten, um ihre eigenen Ressourcen und Fähigkeiten zu entwickeln, so dass sie zum autonomen Akteur ihres eigenen Lebensprojekts werden. Im Kontext des Betreuten Wohnens unterstützen die MitarbeiterInnen die Klienten, einen Plan für ihre Zukunft zu entwickeln und umzusetzen. Je nach Autonomiegrad ist die Unterstützung bedarfsgerecht angepasst. Die Kosten für die Leistungen werden über das Office National de l’Enfance (ONE) abgerechnet.

Psy-Jeunes bietet Kindern, Jugendlichen und jungen Erwachsenen von 0 bis 27 Jahren, eine ambulante psychologische und psychotherapeutische Unterstützung und Beratung, damit diese nachhaltig ein Leben in psychischer Gesundheit und Wohlbefinden führen können. Zielgruppe sind Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene, die einen Punkt in ihrem Leben erreicht haben, der ihnen und/oder ihren Mitmenschen (Eltern, Geschwister, Erzieher und Lehrer) als Sackgasse erscheint. Dieser Leidensdruck kann sich auf unterschiedlichste Weise zeigen: emotionale Auffälligkeiten, Ängste, Verlust von Selbstwertgefühl und Selbstvertrauen, Zurückgezogenheit, Aufmerksamkeits- und Konzentrationsprobleme, starke Unruhezustände, Tics, Zwänge, Essstörungen, Schlafstörungen, Alpträume, Dissoziationsphänomene und andere Belastungsreaktionen. Der Dienst arbeitet im Kontext von Beratung und Therapie mit vielfältigen, den individuellen Bedürfnissen angepassten Methoden.

Die Psychotherapeuten stellen für jeden Klienten einen Antrag beim ONE (Jugendamt). Bei Bewilligung dieses Antrages wird die Therapie durch das ONE finanziert. Eltern können zur Beteiligung an den Kosten herangezogen werden. Die Bewilligung der Therapie wird alle 6 Monate mit entsprechenden Berichten erneut angefragt.

Psy-Jeunes arbeitet eng mit den anderen Diensten der Kinder- und Familienhilfe des Roten Kreuzes zusammen. Die intraorganisationale Vernetzung führt deutlich zu positiven Effekten für die Klienten.

Das Centre d’Accueil Norbert Ensch ist eine dezentrale Heimstruktur für Kinder und Jugendliche zwischen 4 und 27 Jahren aus schwierigen Familienverhältnissen. Es gibt sieben unterschiedliche Gruppen mit unterschiedlichen Zielgruppen. So gibt es zum Beispiel eine Gruppe für minderjährige Mütter und schwangere Minderjährige, eine Kindergruppe, eine Jugendgruppe und gemischte Gruppen.

Allen Bewohnern wird ein stabiles Lebensumfeld mit Regeln zum respektvollen Umgang untereinander, aber auch ausreichend Freiraum zur Selbstentfaltung angeboten. Ziel ist die Reintegration in die Herkunftsfamilien und die Unterstützung der Autonomieentwicklung bis hin zur Begleitung in Schulfragen und der Suche nach einem geeigneten Ausbildungsplatz. Eine Einweisung erfolgt in der Regel über das Jugendgericht (Tribunal de la Jeunesse), welches in der Regel durch SozialarbeiterInnen oder Dritte über eine schwierige Familiensituation informiert wurde. Gründe für eine Herausnahme aus der Familie sind zum Beispiel Gewalt, Vernachlässigung oder Misshandlung. Auch freiwillige Einweisungen auf Anfrage sind möglich. Die Eltern werden so gut wie möglich ins tägliche Leben ihrer Kinder im Heim eingebunden, etwa bei Arztbesuchen oder Versammlungen in der Schule.

3.3 Soziale Arbeit

Im Perimeter der Sozialen Arbeit finden Notfallhilfe und Prävention statt. Zielgruppe sind Menschen, die von sozialer Ausgrenzung betroffen sind, darunter auch sehr viele Jugendliche, teils stellen sie sogar den größten Teil der Klienten dar, beispielsweise im Flüchtlings- und Migrantendienst. In der Regel werden Angebote, Aktivitäten und Maßnahmen über Fehlbedarfskonventionen mit dem Familienministerium finanziert, viele Angebote werden auch aus Spendenmitteln bestritten. In Abgrenzung zur Kinder- und Familienhilfe streben die sozialen Dienste des Roten Kreuzes an, soziale Probleme praktisch zu lösen, zu lindern oder zu verhindern. Es wird in der Regel ein sehr niederschwelliger Ansatz verfolgt, oft ohne direkt Bildungs- und Erziehungsziele oder Therapie- und Beratungsziele zu verfolgen. Hilfe in einer akuten Notlage steht im Vordergrund. Das Ziel ist stets die soziale Inklusion benachteiligter Menschen. Neben den Werten des Roten Kreuzes sind Menschenrechte, soziale Gerechtigkeit und Vielfalt grundlegende Werte dieser Arbeit. Auch hier wird über die direkte und pragmatische Hilfe eine Beziehung zu den Klienten aufgebaut. Diese Beziehung zwischen MitarbeiterIn und KlientIn ist Grundlage für weiterführende Information und Beratung.

Einige Dienste des Roten Kreuzes aus dem Bereich der Sozialen Arbeit, die Einfluss auf Gesundheit und Wohlbefinden von Jugendlichen nehmen:

Der Service Migrants et Réfugiés (Migranten- und Flüchtlingsdienst) informiert und unterstützt Migranten, insbesondere Antragsteller auf internationalen Schutz, während ihres Aufenthalts in Luxemburg. In 12 Unterkünften ist Platz für maximal rund 1500 Bewohner (zurzeit wohnen rund 1200 Menschen in den Unterkünften) unterschiedlicher Herkunft, Ethnie, Religion und unterschiedlichen Alters. Frauen und Männer, Familien, Mütter mit Kindern und unbegleitete Minderjährige werden in unterschiedlichen Settings unterstützt und begleitet. Circa 65 % aller Klienten des Dienstes sind unter 30 Jahre alt und 35 % aller Bewohner haben die Volljährigkeit noch nicht erlangt. Die MitarbeiterInnen stellen den Bewohnern Informationen über das Asylverfahren zur Verfügung, garantieren die Versorgung mit allem Lebensnotwendigen, betreuen und beraten die Bewohner in allen Angelegenheiten, insbesondere zum Gesundheitswesen, Schulsystem, Wohnungsmarkt und zu Ausbildungsmöglichkeiten für Jugendliche und Erwachsene in Luxemburg. Außerdem werden Freizeitangebote organisiert.

LISKO (Lëtzebuerger Integratiouns- a Sozialkohäsiounszenter) stellt einen Anschlussdienst des Migranten- und Flüchtlingsdiensts dar. Zielgruppe sind anerkannte Schutzbedürftige. Auch hier sind die meisten Klienten unter 30 Jahre alt. Mit der Anerkennung des Flüchtlingsstatus beginnt in der Regel die eigentliche Integrationsarbeit. Die anerkannten Flüchtlinge müssen in einem ihnen völlig fremden Land mit anderer Kultur und Sprache, anderen Institutionen, Regeln und Verhaltensweisen leben. Arbeitssuche und Spracherwerb sind Gelingensfaktoren für eine erfolgreiche Integration.

Lisko wurde im April 2016 auf Veranlassung des Familienministeriums gegründet, nachdem die Zahl der Flüchtlingsankünfte Ende 2015 zugenommen hatte. Eines der Ziele des Dienstes ist es, die Sozialämter bei ihrer Arbeit zu unterstützen und zu entlasten. Ziel der Arbeit ist soziale Integration und Hilfe bei der Wohnungssuche. Die Fachkräfte des Lisko sind hauptsächlich SozialarbeiterInnen, die sich mit Gesetzen und Verordnungen auskennen. Es findet aber auch psychologische Beratung statt.

Auch die Dienste DropIn (Unterstützung von SexarbeiterInnen) und Abricouer (Streetwork, Notunterkünfte) bieten vielen Jugendlichen Unterstützung an. DropIn bietet SexarbeiterInnen psychosoziale Unterstützung und gesundheitliche Betreuung in einer neutralen und sicheren Umgebung, auf diskrete und nicht verurteilende Weise, um ihre Lebensbedingungen und ihr Wohlbefinden zu verbessern, soziale Ausgrenzung und Stigmatisierung zu verhindern und Autonomie und Gesundheit zu fördern. Dabei kommen soziale, erzieherische und gesundheitliche Maßnahmen zur Anwendung. DropIn verfügt über ein eigenes Beratungszimmer, in dem regelmäßig ein Arzt zur Verfügung steht. Außerdem werden Kondome und Hygieneartikel gratis verteilt.

Abricoeur bietet durch Streetwork Menschen, die obdachlos sind oder in prekären Wohn- und Lebenssituationen leben, eine niedrigschwellige Hilfe an, um ihre materielle, soziale und gesundheitliche Lebenssituation mit dem Ziel einer nachhaltigen und menschenwürdigen Lebensqualität schrittweise zu verbessern.

Beide Dienste streben nicht in erster Linie einen Ausstieg aus dem jeweiligen Lebenszustand an, sondern bieten niederschwellige Hilfe, um in Würde und Gesundheit sein Leben zu verbringen.

3.4 Medizinische Unterstützung

Das luxemburgische Rote Kreuz ist mit vielen Diensten im medizinischen und im Pflegebereich tätig. Jugendliche sind nicht speziell als Zielgruppe formuliert, jedoch sind besonders bei der HIV Berodung auch sehr viele Jugendliche unter den KlientInnen.

Die Aufgabe der HIV Berodung besteht darin, Neuinfektionen von Hepatitis, sexuell übertragbaren Infektionen und HIV zu verhindern und ein den Bedürfnissen der Betroffenen entsprechendes Lebensumfeld zu fördern. Der Dienst wurde 1988 zur Unterstützung von an AIDS erkrankten Menschen gegründet und ist derzeit ein nationaler Akteur im Bereich des öffentlichen Gesundheitswesens für die Prävention vor HIV, Hepatitis C und anderen sexuell übertragbaren Infektionen und die psychosoziale Betreuung Erkrankter.

Die HIV Berodung bietet eine Telefon-Helpline sowie persönliche Gespräche für Personen, die Fragen zu Safer Sex, Safer Use oder einer konkreten Risikosituation in Bezug auf eine mögliche Infektion haben.

Auf Anfrage werden maßgeschneiderte Präventionssitzungen in Gymnasien, Jugendzentren oder für andere Zielgruppen organisiert, ebenso wie Trainingskurse für das Personal von sozialen, medizinischen und pädagogischen Organisationen. 2019 haben 135 Jugendliche an vier dieser Präventionsworkshops teilgenommen. Das Parcours Roundabout AIDS (ein mobiles, dynamisches und interaktives Präventionsprogramm) wird in Sekundarschulen angeboten. Informations- und Sensibilisierungskampagnen und Veranstaltungen sollen die gesamte Bevölkerung daran erinnern, dass diese Themen nach wie vor aktuell sind. Im Jahr 2019 wurden über 3000 Jugendliche so an Schulen sensibilisiert. Die Sensibilisierung von Jugendlichen ist besonders wichtig. Viele von ihnen glauben, alles zu wissen oder dass sie nicht betroffen sind.

In den Räumlichkeiten des Dienstes werden schnelle, kostenlose und anonyme HIV-, Hepatitis-C- und Syphilis-Screening-Sitzungen organisiert. 2019 wurden über 800 Schnelltests durchgeführt. Die Kenntnis des eigenen serologischen Status ermöglicht es einer Person, ihr zukünftiges Verhalten in Bezug auf die einzugehenden Risiken zu beurteilen. Die Bekanntgabe des HIV-Status ist oft ein Schock, und viele Menschen erleben Momente der Entmutigung. Fragen stellen sich auf der Ebene der Umgebung (wem soll man es sagen?), des Familienlebens (Schuldgefühle, Sexualleben, Kinderwunsch, was soll man den Kindern sagen?), wenn man eine neue Beziehung eingehen will oder auf der Ebene der Arbeit.

Die SozialarbeiterInnen des Dienstes begleiten Menschen mit HIV und/oder Hepatitis C, die sich in Behandlung befinden, und bieten Unterstützung in verschiedenen Schritten an, die in erster Linie auf den Zugang zur Versorgung abzielen. Andererseits geht es darum, eine stabile soziale Situation zu erhalten oder wiederherzustellen, um dem Klienten zu ermöglichen, sich unter den besten Bedingungen um seine Gesundheit zu kümmern: Einkommensanträge, Wohnungssuche oder Schuldenmanagement. Der Dienst stellt auch Informationen über Menschenrechte zur Verfügung und verweist den Kunden bei Bedarf an andere spezialisierte Dienste.

Die HIV Berodung verfügt außerdem über spezialisierte Unterkünfte für KlientInnen in psychischer, sozialer und gesundheitlicher Notlage im Zusammenhang mit ihrer HIV-Infektion. Es handelt sich um Übergangsheime, in denen Menschen, die nicht in der Lage sind, ihre Infektion selbstständig zu bewältigen, einen Weg zur Autonomie finden können.

Zwischen den Diensten und den jeweiligen Direktionen findet ein strukturierter und kontinuierlicher Austausch statt. Nutznießer und KlientInnen profitieren dadurch von der Möglichkeit, bei Bedarf schnell Unterstützung anderer Art erhalten zu können.

4 Herausforderungen und Entwicklungen

Das stetige Wachstum des sozialen Sektors in Luxemburg führt zu einem Mangel an Fachpersonal. Vor allem ErzieherInnen, aber auch SozialpädagogInnen sind auf dem Arbeitsmarkt begehrt. Aktuell bilden die Schule für ErzieherInnen (LTPES) und die Universität Luxemburg nicht ausreichend Fachkräfte aus. Diese Entwicklung vollzieht sich ähnlich wie die des Pflegesektors, der durch die Einführung der Pflegeversicherung am 1. Januar 1999 einen rasanten Ausbau erlebte.

Der Bedarf an erschwinglichem Wohnraum für Jugendliche in Luxemburg ist sehr groß, das Angebot hingegen sehr gering. Leider liegen für den Jugendbereich keine verlässlichen Zahlen vor. In der Praxis und von der Trägerseite her wird ein großer Bedarf festgestellt. Die Preise für kleine Wohnungen und Studios in Luxemburg sind höher, als viele Jugendliche in Bildung, Ausbildung oder zu Beginn ihres Berufslebens es sich leisten können. Es gibt viele Single-Haushalte und der Bedarf an Studio-Wohnungen ist entsprechend hoch. Darüber hinaus sind die administrativen und reglementarischen Hürden zur Gründung von Wohngemeinschaften hoch.

Der rasante Ausbau der Maisons Relais zwischen 2005 und 2015 ist von einer gesetzlich verankerten Qualitätsentwicklung und -sicherung abgelöst worden. Der Aspekt der Bildung rückt hier immer mehr in den Vordergrund. Eine Emanzipation aus der „Betreuungsecke“ hin ins Bildungssegment findet statt.

Die non-formale Bildung mit dem Ansatz der Unterstützung von Transitionen und Entwicklungsaufgaben gewinnt an gesellschaftlicher und politischer Bedeutung. Komplementär zur Wissensaneignung der formalen Bildung verschreibt sie sich der Kompetenzentwicklung in den Bereichen der persönlichen und sozialen Integration, der Partizipation, der Autonomie und Selbstständigkeit. Die Methoden und die Programme mögen dabei unterschiedlich sein, die zentralen Ziele der formalen und non-formalen Bildung sind letztlich sehr eng beieinander: Die Kinder stark machen, sodass sie die Herausforderungen der Zukunft eigenständig bewältigen können.

Das nationale Angebot an Jugendhäusern ist nahezu komplett. Dennoch sind in den letzten Jahren immer wieder Gemeinden zu der Erkenntnis gelangt, dass ein Jugendhaus die lokale Sozialraumentwicklung positiv beeinflussen kann. Das Rote Kreuz hat seit 2017 zwei neue Jugendhäuser eröffnet und betreibt im Frühjahr 2021 insgesamt 11 Jugendhäuser.

Die Dienste der Kinder- und Familienhilfe haben sich in den letzten Jahren seit der Umstellung von der Fehlbedarfsfinanzierung hin zur Leistungsfinanzierung über das ONE im Jahr 2008 erweitert und vergrößert. Es gibt im Prinzip keine Deckelung der Anzahl der Klienten. Wenn das ONE einen Handlungsbedarf bei einem Jugendlichen identifiziert und einen Auftrag erteilt, kann der Träger aktiv werden. Der rasante Ausbau der vergangenen Jahre hat sich im Budgetjahr 2020 stark verlangsamt, denn es wurden wenig zusätzliche Maßnahmen bewilligt.

Die Angebote des Jugendwohnens hingegen boomen im Gegensatz zum Betreuten Wohnen. Diese bei weitem weniger intensive (und damit kostengünstigere) Maßnahme kann tatsächlich eine gute Ergänzung sein. Jedoch ist genau zu beobachten, dass dort, wo Beratung und Begleitung notwendig sind, diese auch zur Anwendung kommen.

Die Dienste der Sozialen Arbeit haben sich seit Beginn der Flüchtlingskrise vervielfacht. Der Flüchtlings- und Migrantendienst ist von weniger als 10 MitarbeiterInnen auf über 70 MitarbeiterInnen angewachsen. Nach einer sehr fordernden Phase 2015 und 2016 ist der Dienst nun von organisatorischer Seite her in ruhigen Fahrgewässern. Jedoch kommen immer noch Monat für Monat viele Antragsteller auf internationalen Schutz nach Luxemburg. Die Situation in den Aufnahmezentren ist oft schwierig. Das Personal kommt häufig an seine Grenzen. Aktuell sind die Plätze/Betten oft belegt, rund 50 % der BewohnerInnen sind anerkannte Flüchtlinge, die keine Wohnung auf dem freien Markt finden.

Die dargestellten Dienste sind alle mehr oder weniger stark im Wachstum begriffen. Der Staat verfügte in den vergangenen Jahren über die notwendigen Ressourcen, sich den verändernden sozialen Bedarfen durch die Finanzierung angepasster Aktivitäten und Programme sowie deren Ausweitung zu stellen. Wie sich diese Entwicklung in der Nach-Corona-Zeit darstellen wird, bleibt abzuwarten. Anzunehmen ist eine gebremste Weiterführung der aktuellen Bildungs- und Sozialpolitik.

5 Fazit

In diesem Artikel wurden die vier zentralen Strategien und zahlreiche zugeordnete Dienste des luxemburgischen Roten Kreuzes dargestellt, bei denen Gesundheit und Wohlbefinden von Jugendlichen zu den zentralen Zielen zählen. Es wurde gezeigt, dass es viele unterschiedliche Situationen und Begründungen gibt, warum Jugendliche die typischen Transitionen und Entwicklungsaufgaben des Jugendalters nicht aus eigener Kraft durchlaufen können und wie spezialisierte Dienste mit unterschiedlichen Arbeitsansätzen sie bei diesen Herausforderungen unterstützen können. Das Rote Kreuz begleitet bedürftige Jugendliche ein Stück auf ihrem Weg zur Selbstständigkeit und trägt durch seine Aktivitäten zu deren Wohlbefinden und Gesundheit bei.

Deutlich wird die Vielfalt der Leistungen auf Trägerseite: Es gibt viele spezialisierte Dienste für unterschiedliche Angebote. Die Dienste werden je nach zuständigem Ministerium unterschiedlich finanziert und reguliert. Ein vernetzter Ansatz, bei dem der Jugendliche im Mittelpunkt steht, ist nicht einfach umzusetzen. Das Rote Kreuz kann aufgrund seiner Größe viele unterschiedliche Angebote aus einer Hand anbieten und in gewissem Maße von einer intraorganisationalen Zusammenarbeit profitieren.

Es ist eine gewisse Versäulung auf Basis von Problemlagen und Strukturen bei Trägern, den zuständigen Ministerien sowie Administrationen und in den Dachverbänden zu beobachten: Eine Abteilung organisiert die Jugendhilfe, eine andere die non-formale Bildung bis zum Grundschulalter, eine weitere die Jugendarbeit usw. Eine Abteilung unterliegt den Regeln des Erziehungsministeriums, eine andere denen des Familienministeriums und eine dritte denen des Gesundheitsministeriums. Sicherlich gibt es gute Gründe dafür, warum themenspezifischer Austausch und themenspezifische Organisation sinnvoll sind. Ergänzend dazu aber ist es wichtig, einen professionellen, problemlagenübergreifenden und organisationsübergreifenden Austausch zu unterstützen und zu entwickeln, bei dem der Jugendliche im Mittelpunkt steht.