Schlüsselwörter

1 Game of Thrones als gesellschaftlich-politisches und wissenschaftliches Phänomen

Ich habe die Ehre den Einleitungsvortrag für die heutige Tagung zu halten und mich dabei mit einer Frage zu beschäftigen, die mir als erstes kam, als meine Kollegin Anna Gamper den Vorschlag machte, eine interdisziplinäre Tagung zu Game of Thrones zu organisieren: Was hat die Wissenschaft mit Game of Thrones zu tun? Die (zumindest für mich überraschende) Antwort darf ich schon vorwegnehmen: Vieles – wenn man bereit ist, über den eigenen Tellerrand hinauszuschauen.

Doch der Reihe nach: Die heutige Tagung ist in vielerlei Hinsicht außergewöhnlich. Einerseits wegen der hohen Zahl an Fächern, die uns heute ihre Blickwinkel auf das Medienphänomen Game of Thrones bieten und die man wohl selten in einer solchen Zusammensetzung bei ein und derselben Tagung antrifft. Andererseits auch deswegen, weil die Beschäftigung mit einem popkulturellen Phänomen nicht zu den klassischen Untersuchungsgegenständen einiger der heute vertretenen Disziplinen gehört. Zumindest gilt das für mein Fach, der Rechtswissenschaft, bei der Derartiges gelinde gesagt eher unüblich ist. Doch gerade die Beschäftigung mit dem Unüblichen, dem Ungewohnten bietet die Möglichkeit, Neues über andere Fächer, aber auch über das eigene zu lernen: Game of Thrones eignet sich ganz hervorragend für unterschiedlichste wissenschaftliche Untersuchungen und darüber hinaus für die Präsentation der Wissenschaft in der Öffentlichkeit oder mit anderen Worten: für die Wissenschaftskommunikation.

Warum ist das so? Zusammengefasst: Game of Thrones ist „erwachsene“ Fantasy, die eine enorme Menge an Rohmaterial liefert, mit dem sich aus unterschiedlichen wissenschaftlichen Perspektiven arbeiten lässt.

Das liegt einmal an der Hintergründigkeit der von George R. R. Martin geschaffenen fiktiven Welt, die immer nur um ein paar Haaresbreiten neben unserer Realität und ihren Naturgesetzen liegt.Footnote 1

Es liegt aber auch am „Realismus“ der Geschichte und ihren ProtagonistInnen, also an den komplexen und wendungsreichen Handlungssträngen mit historischen Anleihen und an den exzessiven, gleichwohl für sich genommen realistischen „Romantik“- und Gewaltdarstellungen. Übrigens hat in diesem Zusammenhang eine Kaplan–Meier-Überlebensanalyse ergeben, dass 14 % der Charaktere in der Serie innerhalb einer Stunde nach ihrem ersten Auftreten sterben.Footnote 2 Das mag man auch aus anderen Geschichten kennen: Das geradezu Revolutionäre an Game of Thrones ist aber wohl, dass die in der üblichen Fantasy so deutlich gezeichneten Grenzen zwischen Gut und Böse wie auch in unserer Realität verschwimmen – zur weithin bekannten „Banalität des Bösen“ einer Hannah Arendt fehlt da nicht mehr viel.

Doch nicht nur das: Game of Thrones chiffriert bei näherem Hinsehen Zustände, Bedrohungen und Ängste aus unserer Welt, weist also – um den heute noch vortragenden Gerald Poscheschnik zu zitieren – „einen Handlungskern mit verblüffend aktuellen gesellschaftspolitischen Referenzen“ auf,Footnote 3 der sich simplen Interpretationen entzieht. Das trifft etwa auf die existentielle Bedrohung durch die untoten „Weißen Wanderer“ zu, die sich ebenso zäh wie unaufhaltsam den Königreichen Westeros nähern, während Letztere diese Gefahr zunächst ignorieren und sich lieber dem politischen Ränkespiel hingeben. Man kann dies ohne viel Aufhebens als eine Anspielung an den realen Klimawandel und die wankelmütige Politik zu dessen Bekämpfung deuten. Man könnte auch sagen: „the heat is coming“. Game of Thrones ist damit auch ein Spiegelbild unserer Gesellschaft, wenn man sich von der äußeren Form des „Fantasygewands“ nicht blenden lassen will. Im Vordergrund stehen im Ergebnis weniger Magie, Drachen oder Untote, sondern vielmehr menschliche Abgründe und die vielen Anklänge an unsere reale Welt und unsere Geschichte.

Ein weiterer wichtiger Grund für die wissenschaftliche Relevanz von Game of Thrones ist schließlich, dass es vom Literatur- bzw. Streamingerfolg zum gesellschaftlich-politischen Phänomen wurde. So mag es wenig verwundern, dass Game of Thrones bereits mehrfach politisch vereinnahmt wurde, etwa durch den ehemaligen amerikanischen Präsident Donald Trump, der sich – übrigens in urheberrechtlich bedenklicher Weise – bei der medialen Darstellung seiner Politik von Game of Thrones „inspirieren“ ließ – und das vermutlich ohne je eine einzige Folge gesehen zu haben.Footnote 4 Mehr überrascht es da schon, dass Game of Thrones Eingang in die europäische Rechtsprechung gefunden hat – zwar nicht als entscheidendes rechtsdogmatische Auslegungsargument, aber immerhin als Bonmot: Erst unlängst hat sich Generalanwalt Michal Bobek nämlich in einer finanzmarktrechtlichen Rechtssache zu einem Game of Thrones-Zitat hinreißen lassen, um eine juristische Grundfrage anzusprechen: Nämlich ob auch Nicht-Rechtsakte oder sog. „Soft Law-Akte“ gerichtlich für ungültig erklärt werden können. Einleitend führte er dazu den Leitspruch der Anhänger des Ertrunkenen Gottes an, nämlich: „Was tot ist, kann niemals sterben.“Footnote 5 Wer sich dafür interessiert, warum in der Welt der diesseitigen Juristerei etwas, was „niemals richtig lebendig war“, dennoch sterben kann, den möchte ich auf diese Schlussanträge verweisen.

Angesichts dieser „Assets“ von Game of Thrones, liegt es auf der Hand, dass dieses Werk wissenschaftliche Relevanz aufweist, ja Wissenschaft und Fiktion hier geradezu miteinander verwoben sind: Dies, weil die Nähe von Game of Thrones zu unserer Realität, ein effektives Stilmittel ist oder kurz: Ohne eine gewisse wissenschaftliche Glaubwürdigkeit keine effektive Dramatik! Eine vollkommen von unserer Welt abgekoppelte Erzählung hätte also wohl nicht denselben Erfolg gehabt, sie wäre aber auch für die Wissenschaft uninteressant, denn man kann auch umgekehrt sagen: Mit glaubwürdiger Dramatik lässt sich Wissenschaft eingängiger vermitteln! Und genau diese liegt bei Game of Thrones (abgesehen vom Serienfinale) vor.

2 „And now our watch begins…“

Sucht man nun nach wissenschaftlichen Veröffentlichungen zum Thema Game of Thrones, so bestätigt sich der Verdacht: Die Wissenschaft hat Game of Thrones schon lange für sich entdeckt. Die Quantität der Untersuchungen ist dabei ebenso imposant wie die Zahl der Fachrichtungen, die sich mal populärwissenschaftlich, mal mit ernstem wissenschaftlichen Bemühen mit Game of Thrones beschäftigen; am wenigsten rezipiert wird das Werk wohl in meiner Disziplin, der Rechtswissenschaft. Vielleicht liegt das daran, dass man bisher über die Feststellung von George R. R. Martins, in Westeros gäbe es kaum „rules“ und noch weniger eine „rule of law“, nicht viel herauskam – aber vielleicht können wir das heute etwas ändern.

Tatsächlich scheinen also noch in den dunkelsten Ecken Westeros wissenschaftliche Inspirationen zu lauern. Nur um einige Beispiele zu nennen: So liegen kultur- und literaturwissenschaftliche, philosophische oder politikwissenschaftliche Untersuchungen über Buch und Serie ebenso wie geschichtswissenschaftliche über deren historischen Anleihen auf der Hand.Footnote 6 Der mediale Erfolg von Game of Thrones hat aber auch neue (zumindest mir als Laien zuvor unbekannte) politikwissenschaftliche Konzepte wie jenes der „pop-cultural mobilization“ inspiriert,Footnote 7 die derartige Medienphänomene für politische Zwecke instrumentalisieren will (man erinnere sich an das Beispiel von Donald Trump zuvor). Ferner liegen auch naturwissenschaftliche Untersuchungen vor: Diese können auf den besagten Umstand abstellen, dass George R. R. Martins Welt abgesehen von Drachen und einer leichten Brise Magie den uns bekannten Naturgesetzen entspricht. So wurde etwa die durchaus interessante, aber freilich nicht wirklich weiterführende Frage gestellt, ob feuerspuckende Riesendrachen in unserer Realität möglich wären, wobei im lebenden Bombardierkäfer sowie im ausgestorbenen Flugsaurier Quetzalcoatlus northropi immerhin ein Vorbild gefunden werden konnte. Ferner wurde untersucht, ob die „große Mauer“ auch in unserer nichtmagischen Welt bestehen könnte und – schon weiterführender – welche Auswirkungen der „Inzest“ (Cersei und Jamie) auf die Gesundheit der gezeugten Kinder hatFootnote 8 (hier könnte dann die Juristin oder der Jurist weiterdenken und nach der Rechtfertigung für Inzestverbote fragen).Footnote 9 Nennenswert ist sodann die Anwendung und Erprobung mathematischer Theorien und Verfahren an Sachverhalten aus Game of Thrones: So hat ein Versuch im Rahmen der Netzwerkforschung die Frage beantwortet, wer im komplexen Sozialgeflecht der Geschichte der eigentliche Hauptcharakter ist.Footnote 10 Game of Thrones eignet sich also als Experimentierlabor für wissenschaftliche Theorien und Verfahren, die auch ernsthaftere Anwendungsfelder haben: So besteht eine der wichtigsten Anwendungen der Netzwerkforschung darin, nationale Sicherheitsbehörden beim Untersuchen und Zerschlagen globaler Terrornetzwerke zu unterstützen.

Systematisiert man nun all diese unterschiedlichen Untersuchungen, so ergeben sich zwei zentrale Kategorien, die mehr oder weniger auch die heutigen Vorträge prägen, nämlich:

  • die Wissenschaft über Game of Thrones und

  • die Wissenschaft anhand von Game of Thrones.

Zum ersten Punkt: Die Wissenschaft über Game of Thrones setzt sich mit dem Medienphänomen bzw. dem Werk an sich auseinander. Es geht hier um die Konzeption, Rezeption und Wirkung auf das reale Publikum, auf Politik, Wissenschaft und Gesellschaft im Allgemeinen. Oder anders formuliert: Was hat dieses monströse Werk von über 6000 Seiten oder acht TV-Staffeln zu einem erfolgreichen Kulturphänomen gemacht und wie weit reicht dieser Erfolg in die reale Gesellschaft und Politik? Ferner: Was kann die Wissenschaft zum Verständnis der Handlung in Game of Thrones beitragen? Besonders deutlich dürfte dies im heutigen Vortrag von Franz Eder über die gesellschaftliche Relevanz von Game of Thrones werden: Einerseits fragt er nämlich danach, was die Wissenschaft zu einem besseren Verständnis von Games of Thrones leisten kann (ähnlich auch Kraml und Kraml zur Rolle der Religion in GoT), andererseits aber umgekehrt danach, welchen Einfluss Game of Thrones auf die Disziplin der Internationalen Beziehungen hat. In diese Kategorie dürfte sodann zumindest teilweise der Vortrag von Helmut Staubmann über Game of Thrones und die Ästhetik der Macht fallen, der unter anderem der spannenden Frage nachgeht, auf welche Faktoren die Attraktivität (also die Wirkung) von Game of Thrones zurückzuführen ist.

Diese Kategorie wird aber auch dann bedient, wenn die Musikwissenschaftlerin Monika Fink die Konzeption des Werkes in den Blick nimmt, nämlich im Hinblick auf „Technik und Funktion der Filmmusik“ oder Tobias Unterhuber über den Widerspruch von Serialität und Finalität und Monika Kirner-Ludwig über „pseudo-mittelalterliche“ Sprache in Game of Thrones referieren. Natürlich darf ich auch nicht Christina Scharf vergessen, die über fehlende Sprachvarietäten in der Synchronfassung von Game of Thrones spricht – vielleicht finde ich auch darin eine Erklärung dafür, dass ich mir zumindest die Serie im Original „angetan“ habe.

Wenngleich nicht trennscharf, können wir von der Wissenschaft über Game of Thrones wie gesagt jene anhand von Game of Thrones unterscheiden: Damit ist gemeint, dass Game of Thrones als Inspirationsquelle oder Aufhänger in den Dienst der Erkenntnisfindung und Wissenschaftsvermittlung gestellt wird. Es geht also weniger um das Werk an sich, sondern vielmehr um die in unsere Realität hineinreichenden wissenschaftlichen Assoziationsketten, die dieses Werk auslöst. Das ist etwa dann der Fall, wenn Simon Laimer den Spruch „Ein Lannister begleicht immer seine Schulden“ oder Anna Gamper das Thema Tyrann(inn)enmord und Sezession aus unserer diesseitigen rechtswissenschaftlichen Sicht analysieren. Das ermöglicht wiederum Bezüge zu ganz aktuellen Entwicklungen (man denke etwa an die derzeit wieder aufflammenden Sezessionsbestrebungen in Schottland!).

In beiden Fällen, also sowohl bei der Wissenschaft über als auch bei der Wissenschaft anhand von Game of Thrones, geht es freilich nicht nur um das Erklären von Zusammenhängen, sondern auch um die wissenschaftliche Kritik: Wenn etwa Jörg Schwarz gleich im Anschluss über „Macht und Machtstrukturen in Game of Thrones und die [echte] mittelalterliche Geschichte“ oder Lukas Madersbacher über „Medievalismus ohne Mittelalter?“ spricht, schwingt auch eine „Kultur des Zweifelns“ mit. Tatsächlich lehnt sich Game of Thrones zumindest auf den ersten Blick eng an unser Mittelalter an – so an die englischen Rosenkriege, den Hundertjährigen Krieg oder die Kreuzzüge –, bildet aber nach näherem Hinsehen kein authentisches Mittelalterbild ab. Das ist aber auch durchaus gewollt: Der geschichtsbegeisterte George R. R. Martin hat in seinen eigenen Worten einen „mix-and-match approach” zur Geschichte gewählt, der keine Schlüsse über die Entwicklung des „Plots“ zulassen soll.Footnote 11 So ist das eindrucksvolle Gemetzel während der „Red Wedding“, der gleich zwei Hauptcharaktere (Robb und Catelyn Stark) zum Opfer fallen, ganz offensichtlich an das legendäre „Black Dinner“ im Schottland des 15. Jhdts (1440) angelehnt, über dessen dramatischen Fortgang, wie er von David Hume berichtet wurde,Footnote 12 Uneinigkeit in der Geschichtswissenschaft besteht.Footnote 13 George R.R. Martin haben diese Diskussionen freilich kaum berührt.

Steht das einer Wissenschaft anhand oder über Game of Thrones entgegen? Ich meine: ganz und gar nicht. Wir haben die Gelegenheit, Parallelen zu unserer Welt aufzuspüren, aber vor allem den Unterschieden zu unserer Realität und Geschichte nachzugehen und da wie dort stereotype Bilder aufzudecken und richtig zu stellen.Footnote 14

3 Die Wissenschaft in Game of Thrones

Dies möchte ich zum Anlass nehmen, um eine Unterkategorie der Wissenschaft anhand von Game of Thrones kurz in den Fokus zu rücken, nämlich die Wissenschaft in Game of Thrones – nicht zuletzt, weil es zu meinem Thema passt und soweit ersichtlich noch keine entsprechenden Überlegungen angestellt wurden.

Die Wissenschaft in Game of Thrones repräsentieren die sog „Maester“, im Regelfall alte, weiße Männer, die gleich Mönchen – der „Name der Rose“ lässt grüßen – den Herrschenden von Westeros dienen. Sie bilden die intellektuelle Elite, die ihr Zentrum in der sogenannten „Zitadelle“ findet. Diese ist wiederum eine Art Universität, allerdings eine mit Monopolcharakter, die nicht zu Unrecht an den „Elfenbeinturm“ erinnert, also an eine Metapher aus unserer Welt, die zunächst als Ideal von Kunst und Wissenschaft galt, heute aber eher polemisch mit Realitätsferne und Kommunikationsstörungen zwischen Wissenschaft und Gesellschaft in Zusammenhang gebracht wird. Doch diese Zitadelle ist mehr als das: Sie ist auch ein Symbol politischer Macht.

Diese Macht können die „Maester“ auf den Umstand zurückführen, dass sie den Informationsfluss in Westeros entscheidend bestimmen – Archmaester Ebrose beschreibt die Rolle der Maester treffend so: „We are this worlds memory. Without us, men would be little bit better than dogs.“Footnote 15 Sie sind also Westeros „Google“, das freilich nur für eine Elite zugänglich ist (es ist fraglich, ob die Maester eine Zoom-Veranstaltung wie die heutige unterstützen würden). Die „Maester“ bestimmen freilich auch, was geschehen ist und was nicht, und beeinflussen so die Zukunft: Eine Szene aus dem Serienende mag dies verdeutlichen: Tyrion Lannister, einer der zentralen Hauptcharaktere und Strippenzieher der Geschichte, wird das Werk eines Erzmaesters über die eben vergangenen Geschehnisse überreicht:Footnote 16 Auf die Frage, ob sein geschichtliches Erbe auch wohlgesonnen beschrieben wird, muss ihm der Überreicher Samwell Tarly antworten: „I don’t believe you’re mentioned“Footnote 17 – Tyrion, der große Zwerg, nicht einmal eine Fußnote wert (er ist übrigens der Hauptcharakter nach der eingangs beschriebenen Netzwerkforschung). Man könnte auch sagen: Nicht der Sieger, sondern der Geschichtsschreiber schreibt die Geschichte.

Die „Maester“ sind aber nicht nur Informationskontrolleure, sondern nehmen auch aktiv (wenn auch meist im Dunkeln) Einfluss auf das politische Ränkespiel, wie es etwa Lady Dustin in einem bemerkenswerten Satz auf den Punkt bringt: „[We] make them privy to all our shames and secrets, a part of every council. And before too long, the ruler has become the ruled.“Footnote 18

Zusammengefasst finden wir somit keine besonders schmeichelhafte Repräsentation der Wissenschaft in Game of Thrones. Das mag zwar der Geschichte zu mehr Spannung verhelfen und sich mit den rauen Umständen in Westeros erklären lassen, dennoch sei die Feststellung erlaubt, dass diese Darstellung jedenfalls nicht dem heutigen Verständnis von Wissenschaft entspricht, die auf Werten wie Objektivität, Zugänglichkeit und Transparenz aufbaut. Weder hat die heutige Wissenschaft ein Zugangs- und Informationsmonopol, das sie argwöhnisch hütet, noch darf sie darauf ausgerichtet sein, die politischen Geschicke zu bestimmen, gleichviel sog. „Verschwörungstheorien“ gerade in Zeiten der Pandemie Derartiges behaupten. Ihre Aufgabe ist es vielmehr, methodisch überprüfbare Deutungsangebote zu machen, Gewissheiten in Frage zu stellen und Reflexionen anzustoßen, ohne dabei – wie auch die heutige Tagung beweist – auf Tabus Rücksicht nehmen zu müssen. Freilich darf man aber auch nicht übersehen, dass die heutige Wissenschaft nicht perfekt ist und aus meiner Sicht vor allem in puncto Kommunikation mit der Öffentlichkeit deutlichen Verbesserungsbedarf aufweist. Insofern dürfen wir die Darstellung der Wissenschaft in Game of Thrones als kleine Warnung dahingehend verstehen, wie heutige Wissenschaft nicht sein sollte.

4 Beyond the Wall…

Ich hoffe daher, dass wir mit der heutigen Tagung zumindest einen kleinen Beitrag zur Wissenschaftskommunikation leisten können, und zwar sowohl intern als auch extern: Die heutige Tagung soll anhand einer fiktiven, aber gesellschafts- und wissenschaftsübergreifend verwertbaren Geschichte als „Kommunikationsgrundlage“ ein Gespräch anregen. Nämlich eines zwischen den Wissenschaften, aber auch zwischen diesen und der Öffentlichkeit. Und vielleicht bietet die Tagung den Vortragenden und Zuhörern auch die Gelegenheit „beyond the wall“ zu blicken – denn die heutige Wissenschaft will und soll keine „Zitadellen“ und vermeintlich unüberwindliche Mauern aufbauen, sondern derartige Hindernisse gerade beseitigen.

Freilich darf, zumindest was mich betrifft, ein weiteres Ziel unserer heutigen Tagung nicht unerwähnt bleiben: Nämlich gleichzeitig einem schönen Hobby und einer Berufung, nämlich der epischen Fantasy und der Wissenschaft, zu fröhnen.