Die vorliegende Arbeit analysierte den Internationalismus OKAY in schriftlicher Interaktion im Internet. Die Arbeit zielte darauf ab, die Bandbreite aktueller OKAY-Verwendungen um schriftliche OKAYs in internetbasierten Kommunikationsformen zu erweitern. Dabei stand die Analyse von interaktionsorientierten Wikipedia-Diskussionsbeiträgen in den empirischen Untersuchungen dieser Arbeit im Fokus.

Im konzeptionellen Rahmen, Teil I, konnte in Kapitel 2 zur Entstehungs- und Verbreitungsgeschichte von OKAY gezeigt werden, dass sein Ursprung als schriftlicher Sprachwitz im amerikanischen Englisch auf das Jahr 1839 zurückgeht. Von dort aus verbreitete sich OKAY, zunächst vorrangig in Adjektiv-Funktion, in weitere gesellschaftliche Bereiche, z. B. in politische Debatten rund um die Wiederwahlen von Martin Van Buren im Jahr 1840. Gemeinsam mit Neuerungen im Zuge des technischen Fortschritts dehnte sich OKAY von der Ostküste der USA ausgehend über das ganze Land aus. Dabei bildeten sich auch weitere grammatikalische Funktionen heraus; so wird OKAY, damals wie heute, als Nomen, Verb und Adverb gebraucht.

Im 20. Jahrhundert verbreitete sich OKAY in weitere Länder dieser Welt. Im Rahmen der vorliegenden Arbeit wurden OKAY-Verwendungen im Französischen und Deutschen fokussiert. Es konnte festgestellt werden, dass in beiden Sprachen – für das Französische ab den 1960er-Jahren, im Deutschen bereits ab den 1930er-Jahren – OKAY in belletristischen Texten insbesondere in der Figurenrede verwendet wurde. OKAY wurde somit deutlich als Merkmal mündlicher Sprache gekennzeichnet. Während im Französischen weniger syntaktisch integrierte Belege herausgestellt wurden und die Mehrzahl der Belege OKAY eher in Formen der Redewiedergabe widerspiegeln, konnte für das Deutsche gezeigt werden, dass sich OKAY aus der Figurenrede heraus in andere Teile der Sätze hineinschiebt.

Syntaktisch integrierte Formen sind am ausgeprägtesten für das Englische belegt, gefolgt vom Deutschen, das bis auf die Verb-Funktion alle anderen syntaktisch integrierten Formen aufweist, gefolgt vom Französischen, das OKAY vorrangig in weitaus weniger Belegen als prädikatives Adjektiv zulässt.

In digitalen Kommunikationsformen des 21. Jahrhunderts wird OKAY zahlreich und umfassend eingesetzt. Es ist in jeder grafischen Datenbank enthalten, sei es zu GIFs, Memes, Emojis oder Stickern. Diese grafischen Elemente zeichnen sich dadurch aus, dass sie entweder ein genuines OKAY, wie beispielsweise im Emoji zur OKAY-Geste, oder OKAY in semantischen Überschneidungen zu „ja“ und „genau“ darstellen.

Darüber hinaus bietet OKAY immer wieder Anlass, von der Präferenz in Bezug auf Formvarianten ausgehend Rückschlüsse auf Merkmale und Charaktereigenschaften der Schreiber:innen zu ziehen. Hieran wird die uneingeschränkte Popularität von OKAY ersichtlich. Gerade bei der Diskussion über Formvarianten ist es schwer vorstellbar, dass in Blogbeiträgen oder in Tweets in diesem Umfang, wie es für OKAY ersichtlich wird, über andere interaktive Einheiten oder Partikeln berichtet wird. Tweets zum Thema „vier arten von menschen ja jaa joah jep“ sorgen vermutlich für weniger Aufsehen und Reichwerte. So wird OKAY insbesondere in Medien wie Twitter auch zur eigenen Selbstdarstellung und zum Demonstrieren kulturellen Wissens eingesetzt. Auf diese Weise wird das Bewusstsein darüber, dass OKAY verbreitet und beliebt ist, angezeigt, was sich letztlich auch im höheren Grad an Engagement mit anderen Nutzer:innen widerspiegelt.

Die in Kapitel 3 dargestellten funktionalen Beschreibungen von OKAY, zunächst in Grammatiken und Wörterbüchern, dann in Forschungsarbeiten zu OKAY in mündlicher Kommunikation und in der Schrift, zeigen ein breites und ausdifferenziertes Funktionsspektrum zu OKAY, insbesondere in der Mündlichkeit. Die für diese Arbeit relevanten Vorstudien zu OKAY in schriftlicher internetbasierter Kommunikation haben gezeigt, dass es OKAY-Verwendungen gibt, die in größerer Zahl auftreten, aber noch nicht in bisherigen Forschungsarbeiten ausdifferenziert beschrieben wurden. Erläuterungen zu funktionalen OKAY-Beschreibungen wurden am Ende von Kapitel 3 in einer schematischen Darstellung zusammengefasst.

Kapitel 4 stellt Aufbau und Struktur der Online-Enzyklopädie Wikipedia vor sowie deren Verortung als Social-Web-Anwendung. Die Praktiken und Bedingungen interaktionsorientierten Schreibens in internetbasierter Kommunikation wurden präsentiert. Die Analyse interaktiver Einheiten wie OKAY unterstützt die Beschreibung und Identifikation internetbasierter Kommunikationsformen als ein Drittes neben Text und Gespräch, was auch anhand der Ermittlung der OKAY-Häufigkeitsklassen gezeigt wurde. Damit schließen die grundlegenden Erläuterungen Teil I der Arbeit ab.

In Teil II standen die empirischen korpusgestützten Untersuchungen zu OKAY in Wikipedia-Diskussionsbeiträgen der englischen, französischen und deutschen Sprachversionen im Fokus. Zunächst wurde in Kapitel 5 die Methode und Datengrundlage der empirischen Korpusstudien dargelegt. Es wurde beschrieben, wie die Wikipedia-Daten erhoben und bereinigt wurden. Kapitel 5 schließt mit Anmerkungen zur Berechnung des Übereinstimmungsmaßes nach Cohen sowie weiteren Anmerkungen zur Interrater-Reliabilität.

In Korpusstudie 1 wurden im Rahmen quantitativer Datenerhebungen Formvarianten von OKAY sprachvergleichend herausgestellt. Eine deutliche Präferenz für kurze OKAY-Formvarianten wie „ok“ konnte in WP-Beiträgen in allen drei untersuchten Sprachen festgestellt werden.

In Korpusstudie 2 wurde gezeigt, dass beitragseinleitende OKAYs am häufigsten verwendet werden, gefolgt von mittigen und finalen OKAYs in WP-Beiträgen. Alleinstehende OKAY-Verwendungen sind nicht häufig belegt. Diese Ergebnisse zeigen ein unterschiedliches Bild von OKAY im Schriftlichen im Vergleich zum Mündlichen, was auch in den analysierten gesprochensprachlichen OKAY-Daten der Stichproben FOLK-SA und FOLK-S21 zum Vorschein kam. Im Mündlichen tritt OKAY am häufigsten alleinstehend auf.

Die umfassenden Detailanalysen zu OKAY-Funktionen in allen drei Sprachen in Korpusstudie 3 unterstreichen die bereits herausgestellten Unterschiede zwischen OKAY-Verwendungen im Mündlichen und in der Schrift. OKAY hat sich seit seiner Entstehung vor über 180 Jahren semantisch und funktional weiterentwickelt und ausdifferenziert.

Im Mündlichen findet sich OKAY besonders häufig funktional an Schnittstellen eingesetzt, die bei der Organisation des Rederechts oder bei der generellen Turn-Abfolge von Relevanz sind. In schriftlichen WP-Beiträgen werden Beiträge zum Interaktionsmanagement in anderer Art und Weise ausgehandelt.

Sowohl im Deutschen als auch im Englischen und Französischen wird OKAY im Kontext von Kooperations- und Konsensbereitschaft verwendet. OKAY wird von Den Beitragenden zur Strukturierung ihrer Beiträge eingesetzt. Dabei kommt die Doppelrolle von OKAY zum Tragen: Zum einen wird entweder der gesamte Thread (= „Threadstrukturierung“) bzw. das gesamte Posting (= „Binnenstrukturierung“) strukturiert, zum anderen wird ein Beitrag zum Interaktionsmanagement geleistet, das unter dem übergeordneten Konzept von Kooperation und Konsens weiter ausdifferenziert werden kann: OKAY-Verwendungen in konzessiven Erweiterungen sowie in oppositiven Relationen.

OKAYs in Kooperations- und Konsenskontexten dienen dem Aufbau und der Erweiterung von Wikipedia. Solche OKAY-Belege, die durch Initiative-Ergreifen und das Zurückstellen der eigenen Bedürfnisse gekennzeichnet sind, finden sich am häufigsten im Englischen, gefolgt vom Deutschen. Für das Französische konnten sie nicht identifiziert werden.

Belegstellen mit langen Einräumungseinschüben, wie es in den Beispielen zu konzessiven OKAYs verdeutlicht wurde, zeigen umsichtiges Denken durch das Herausstellen der eigenen Fehlbarkeit. Gleichzeitig zeigen die Beitragenden geteiltes Wissen an, indem sie das Vorhandensein mehrerer Lösungsoptionen einräumen und damit anderen Beitragenden ihre Kooperationsbereitschaft verdeutlichen. Konzessive OKAY-Verwendungen finden sich in allen drei untersuchten Sprachen, am häufigsten im Englischen.

OKAY in oppositiver Relation zeigt die strategische Umsetzung der Herausstellung von Anerkennung und Lob in Zugewinn auf individueller Ebene. OKAY im Muster OKAY-Fremdposition + ABER-Eigenposition bzw. Fremdposition-OKAY + ABER-Eigenposition wird zum konfliktarmen Durchsetzen der eigenen Position angewandt. Solche OKAY-Muster finden sich ebenfalls in allen drei Sprachen, am häufigsten im Deutschen. In Bezug auf oppositive Relationsmuster weist OKAY, beispielsweise im Vergleich zur Partikel „ja“, eine größere Flexibilität auf. OKAY kann den Beschreibungen zur Fremdposition sowohl vorgeschaltet als auch nachgestellt werden. OKAY wird in der Schriftlichkeit somit, neben den Funktionsweisen, die es auch im Mündlichen aufweist, z. B. als Reaktiv oder als Rückversicherungssignal, in teilweise aufwendige Einschub- und Erweiterungsmuster eingebunden, die so für OKAY in den untersuchten mündlichen Daten nicht festgestellt werden konnten.

Neben diesen OKAY-Verwendungsweisen haben sich insbesondere für das Französische elliptische OKAY-Konstruktionen herausgebildet, die funktionell so relevant und für die Beitragenden als universell einsetzbar angesehen werden, dass sie in zahlreichen Diskussionsbeiträgen, gleich einer Redewendung, gebraucht werden. Elliptische OKAYs sind auch für das Deutsche und das Englische belegt, jedoch in einem deutlich geringeren Ausmaß. Dies spiegelt den unterschiedlichen Stand der Grammatikalisierungsprozesse in den einzelnen Sprachen wider. Während OKAY im Deutschen ähnlich zu anderen Anglizismen in der Schriftlichkeit Anwendung findet, wird für das Französische, zumindest in der Schrift, durch das konsequente Nicht-Einbinden in die Syntax die Kennzeichnung als fremdsprachliche, dem Französischen nicht-inhärente Einheit deutlich.

Die Ergebnisse der Interrater-Reliabilität zeigen, dass sowohl Position als auch Funktion von OKAY in WP-Beiträgen raterunabhängig identifiziert werden können, was im Rückschluss bedeutet, dass die zur Klassifikation der OKAY-Verwendungen genutzten Kategorien einen aussichtsreichen Ansatz zur Erweiterung des OKAY-Funktionsspektrums darstellen. Auch zeigen die Ergebnisse dieser Arbeit, dass OKAY eine einzigartige Stellung in WP-Diskussionsbeiträgen einnimmt, die so von anderen Einheiten nicht im selben Umfang realisiert werden kann. Die Rolle von OKAY im Interaktionsmanagement ist für die Beitragenden so essenziell, dass Einstufungen und Beschreibungen von OKAY in Grammatiken und Wörterbüchern als umgangssprachlich, und damit einhergehend die Verortung von OKAY insbesondere in der Mündlichkeit, keinen Einfluss auf die Verwendungsweise in Wikipedia haben.

Interaktive Einheiten wie OKAY verdeutlichen, dass sich Merkmale des interaktionsorientierten Schreibens und der Mündlichkeit überschneiden. Inwieweit die identifizierten Funktionen spezifisch für Wikipedia-Diskussionsbeiträge sind, kann lediglich im Vergleich zu anderen schriftlichen, interaktionsorientierten Kommunikationsformen herausgestellt werden, wie beispielsweise der Verwendung von OKAY in nicht-metasprachlichen Tweets, in Blogbeiträgen, in Instagram- oder Facebook-Postings oder in Kurznachrichten wie z. B. WhatsApp. Die Anwendungsszenarien für den Einsatz von OKAY sind nahezu endlos. Konzessive OKAYs könnten so beispielsweise in Tweets oder WhatsApp-Nachrichten eingesetzt werden, OKAY in oppositiven Relationen findet Anwendung in Kommentaren auf Webseiten und Blogs.

Weiterhin können die in der vorliegenden Arbeit herausgestellten Ergebnisse in qualitativen Anschlussarbeiten in Bezug auf Konfliktvermeidung bzw. Konfliktmanagement in WP-Diskussionsseiten ausgebaut werden. Gemeinschaftsprojekte wie Wikipedia sind abhängig von einer produktiven und neutral-positiven Grundeinstellung der Mitwirkenden. Konflikte sind somit wenig förderlich. Die Erkennung möglicher Konfliktherde ist essenziell, um das Projekt Wikipedia voranzubringen. Inwieweit konzessive OKAYs und OKAY in oppositiven Relationsmustern als präventive Maßnahme bzw. innerhalb konfliktbehafteter Diskussionsverläufe entschärfend eingesetzt werden können, stellt einen Anknüpfungspunkt für weitere Folgestudien dar.

Gleichzeitig ist in diesem Zuge auch die (semi-)automatische Auszeichnung von konzessiven OKAYs bzw. OKAYs in oppositiven Relationsmustern ein Desideratum, um ein tiefergehendes und umfassendes Verständnis der Diskussionskultur in Wikipedia zu erhalten.

In diesem Zusammenhang soll auch die Erweiterung der Ergebnisse auf weitere Sprachen genannt werden. Die Analyse sprachlicher Einheiten wie „¡Vale!“ im Spanischen oder „Bene!“ im Italienischen in Bezug darauf, wie sich OKAY im Spannungsfeld zu solchen Einheiten, die in den jeweiligen Sprachen zum Ausdruck von Akzeptanz und Zustimmung bereits etabliert sind, verhält, kann Bestandteil künftiger sprachvergleichender korpusgestützter Untersuchungen sein.

OKAY – „the world’s best-known word“ – stellt auch in Kommunikationsformen wie den schriftlichen interaktionsorientierten Wikipedia-Diskussionsbeiträgen das kürzeste und effizienteste Mittel dar, um die von anderen Beitragenden präferierte Akzeptanz und Zustimmung auszudrücken.