Dass es sich bei OKAY um ein funktionales Multitalent handelt, wurde in Kapitel 3 ausführlich dargestellt. Sowohl in den Einträgen zu OKAY in verschiedenen Grammatiken und Wörterbüchern als auch in zahlreichen Forschungsarbeiten konnte eine Vielfalt an OKAY-Funktionen herausgestellt werden. Der in Vorstudien (Herzberg/Storrer 2019; Storrer/Herzberg 2022) zur funktionalen Bestimmung von OKAY auf den Wikipedia-Diskussionsseiten verfolgte Ansatz der Unterteilung von OKAY als interaktive Einheit einerseits und OKAY als syntaktische Einheit andererseits wird, wie in Abschnitt 2.5 dargestellt, für die Stichprobenanalyse übernommen. Die Sammelkategorien „andere“ und „Strukturierung“, die in den Vorstudien funktional ähnliche OKAYs zusammengefasst darstellen, werden tiefergehend analysiert und in funktionale (Sub-)Kategorien unterteilt.

Korpusstudie 3 stellt die umfangreichste aller durchgeführten Untersuchungen dieser Arbeit dar. Dies ist zum einen auf die höhere Anzahl der Kategorien im Vergleich zu den Positionen zurückzuführen. Zum anderen zielt die Arbeit auf die Erweiterung und den Ausbau des Funktionsspektrums von OKAY in schriftlicher Interaktion ab.

Im Abschnitt 8.1 werden die der Korpusstudie zugrunde liegende Fragestellung sowie die dazugehörigen Hypothesen erläutert. Im darauffolgenden Abschnitt 8.2 werden Beispiele aus den deutschen, englischen und französischen WP-Ds angeführt und an den entsprechenden Stellen mit gesprochensprachlichen Beispielen, aus den FOLK-SA- und FOLK-S21-Stichproben, verglichen. Unterstützend dazu werden für alle drei Sprachen Kookkurrenzanalysen durchgeführt. In Abschnitt 8.3 werden die Ergebnisse zusammengetragen. Zum einen werden die Ergebnisse tabellarisch dargestellt, zum anderen wird das in Abschnitt 3.5 dargestellte Funktionsschema (vgl. Abb. 3.15) durch die in den Analysen herausgestellten (Sub-)Kategorien aufgeschlüsselt und erweitert. Abschließend werden auch hier die Berechnungen der Übereinstimmungsmaße in Bezug auf die Interrater-Reliabilität präsentiert.

1 Fragestellungen

Die Leitfrage der Korpusstudie zur Ermittlung von OKAY-Funktionen lautet folgendermaßen:

  • F3: Welche Funktionen erfüllt OKAY in deutschen, englischen und französischen Wikipedia-Diskussionen im Vergleich zu mündlichen Gesprächen?

Es sollen zunächst OKAY-Funktionen in den WP-Sprachversionen untereinander verglichen werden, bevor Parallelen und Unterschiede zu gesprochensprachlichen Daten herausgestellt werden. Somit werden Beispiele aus gesprochenen Interaktionen in die qualitativen Analysen einbezogen. Hier gilt die Prämisse, dass der Vergleich von schriftlichen zu mündlichen OKAY-Verwendungen dazu beiträgt, das Funktionsspektrum von OKAY aufseiten der Schriftlichkeit auszudifferenzieren. Die folgenden Hypothesen werden zur Beantwortung der Fragestellung überprüft.

  • H3-1: Der Anteil von OKAY als SE ist in den englischen und deutschen Wikipedia-Diskussionen höher als in den französischen Diskussionen.

H3-1 wäre falsifiziert, wenn der Anteil von OKAY als SE in den französischen Diskussionen höher als in den englischen oder deutschen Wikipedia-Diskussionen wäre.

  • H3-2: IE-OKAY als Reaktiv wird am häufigsten in mündlichen Gesprächen verwendet.

H3-2 wäre falsifiziert, wenn der Anteil der Reaktiv-OKAYs in den geschriebenen Wikipedia-Diskussionen in einer der Sprachen höher als in mündlichen Gesprächen wäre.

  • H3-3: Wenn OKAY als elliptische Konstruktion verwendet wird, dann in den französischen Wikipedia-Diskussionen.

H3-3 wäre falsifiziert, wenn die klassifizierten elliptischen OKAY-Verwendungen in den englischen oder deutschen Wikipedia-Diskussionen höher als in den französischen Diskussionen wären.

  • H3-4: Der Anteil von OKAY als IE in oppositiven Relationsmustern ist in geschriebenen Wikipedia-Diskussionen höher als in mündlichen Gesprächen.

H3-4 wäre falsifiziert, wenn der Anteil von klassifizierten IE-OKAY in oppositiven Relationsmustern in mündlichen Gesprächen höher als in geschriebenen Wikipedia-Diskussionen wäre.

2 Analyse und Klassifikation der Daten

Die Wikipedia-Stichproben der drei Sprachen mit jeweils 500 OKAY-Belegen wurden nach ihrer Funktion kategorisiert. Im Anschluss daran wurde OKAY in den FOLK-SA- und FOLK-S21-Samples klassifiziert. Insgesamt wurden 2.100 OKAY-Belege in Bezug auf ihre Funktion analysiertFootnote 1.

Im Folgenden werden die in Abbildung 3.15 im Abschnitt 3.5 dargestellten Kategorien anhand von Beispielen vorgestellt.

Die Kategorie syntaktische Einheit, SE, umfasst alle Belege von OKAY, in denen OKAY Teil der Syntax ist. OKAY ist in den Satz integriert und übernimmt eine tragende Rolle am Aufbau des Satzes.

Beispiele für nominale OKAY-Verwendungen sind

Beispiel F-1Footnote 2:

der Verfasser hat sein Ok gegeben

Beispiel F-2:

ich warte noch auf dein OK

OKAY in attributiven Konstellationen besteht aus Beispielen wie

Beispiel F-3::

dies ist eine okaye Ausarbeitung

Beispiel F-4::

ich finde es ist ein okayer Anfang

aber auch in Steigerungsformen wie

Beispiel F-5::

diese Überbegriffe wären denk ich am okayesten

In prädikativen OKAY-Verwendungsweisen ist OKAY selbst Teil des Prädikats. Beispiele hierfür sind vielfältig, u. a.

Beispiel F-6::

es ist ok, wie du dich dazu geäußert hast

Beispiel F-7::

das Bild ist okay

OKAY in adverbialer Funktion findet sich in Beispielen wie

Beispiel F-8::

ich finde den Artikel okay,

Beispiel F-9::

ich halte die Überarbeitung für OK

oder auch in Konstellation mit gehen, wie

Beispiel F-10::

quelle geht auch völlig okay

Interaktiv eingesetzte OKAYs, d. h. OKAYs der Kategorie interaktive Einheit, IE, sind nicht in die Satzsyntax integriert, sondern stehen meist am Anfang oder Ende eines Beitrags bzw. im Vor- oder Nachfeld. Sie können auch alleinstehend als satzwertige Einheit auftreten.

OKAY als Responsiv bezeichnet Verwendungsweisen von OKAY, in denen es als Frage auf eine Antwort verwendet wird, z. B.:

Beispiel F-11::

WP-B1: Kannst du die Überschrift aus dem Artikel löschen?

WP-B2::

Ok.

In Reaktiv-Gebrauchsweisen wird OKAY als Rückmeldung bzw. als Reaktion auf eine vorausgehende Äußerung, einen Wunsch, eine Bitte, eine Aufforderung etc. verstanden, z. B.

Beispiel F-12::

WP-B1: Ich werde nachher noch am Artikel arbeiten.

WP-B2::

Okay, gute Idee.

Als Rückversicherungssignal wird OKAY am Ende eines Beitrags, häufig durch ein Komma abgetrennt, gebraucht, um Bestätigung in Bezug auf eine Handlungsankündigung oder Aussage beim Gegenüber einzuholen. Beispielhaft wäre hier zu nennen

Beispiel F-13::

WP-B1:Ich füge das Bild im zweiten Abschnitt des Artikels ein, ok?

WP-B2::

Ja, das passt.

In den folgenden Erläuterungen werden nun Beispiele aus den analysierten Datensets vorgestellt, die den aus der Literatur übernommenen Verwendungsweisen entsprechen oder neue funktionale Betrachtungsweisen von OKAY veranschaulichen. Unterstützend dazu werden an einigen Stellen OKAY-Beispiele aus der digitalen Welt angeführt, um die im Abschnitt 2.3 beschriebenen OKAY-Verwendungen den WP-Daten funktional zuzuordnen.

Belegstelle 8.1

WP-DB mit Mehrfachverwendung von ok, Fokus: Prädikativ (WP D-FR 104)

Bonjour WP-B1Footnote 3, ok pour la rue Flandrin, j’y suis allé elle est a 2 voies sur 20 mêtres tu as raison (Je la vois depuis Jean Pain en rentrant du travail). Et je suis ok aussi pour la formualtion concernant la rocade et ke fait demettre les chiffres du referendum sur l’article periphérie de Grenoble, en gardant l’intitulé complet des questions pour que les gens se fassent seul un avis sur la formulation. WP-B2, est ce ok pour toi? –WP-B3 5 octobre 2007 à 10:47 (CEST)

Belegstelle 8.1Footnote 4 enthält einen Diskussionsbeitrag, der zunächst aufgrund der prädikativen Verwendung von OKAY analysiert wurde. Hier ist OKAY mittig in die prädikative Einheit „je suis ok“ eingebunden. Am Ende wird OKAY ebenfalls prädikativ gebraucht in der Frage „WP-B2, est ce ok pour toi?“, was beim Nachschlagen des Belegs auf der entsprechenden WP-D zum Vorschein kam. Dieser Beitrag ist aus mehreren Gesichtspunkten interessant. Zunächst wird deutlich, dass OKAY auch in syntaktisch integrierter Form im Französischen auftritt. Gleich zweimal wurde OKAY in dieser Funktion im Post verwendet.

Was ins Auge sticht, ist die Verwendung von OKAY mit pour in der Konstellation von ok pour. Diese Gebrauchsweisen von OKAY wurden bislang in der Sammelkategorie „andere“ behandelt (vgl. Herzberg/Storrer 2019; Storrer/Herzberg 2022). Innerhalb eines Beitrags gibt es verschiedene Verwendungsweisen von OKAY. Dies kann unterschiedliche Gründe haben, z. B. ist „ok pour“ zu Beginn des Beitrags, direkt nach der Begrüßung, kurz und prägnant genug, um Rückmeldung über den im Beitrag angesprochenen Straßennamen zu geben. Zum anderen sind die späteren OKAY-Verwendungsweisen in eigene Sichtweisen und Erläuterungen eingebunden, sodass es hier untypisch wäre, die elliptische „ok pour“-Form weiter zu verwenden. Auch ist es möglich, dass „ok pour“ als kurze formelhafte Rückmeldung an den/die erste/n im Post adressierte/n Beitragende/n gerichtet ist, weil sich der verbleibende Inhalt thematisch an den/die zweite/n im Post genannte/n Beitragende/n richtet, nämlich David38. Festzuhalten ist, dass ein und derselbe Diskussionsbeitrag mehrere OKAY-Gebrauchsweisen enthalten kann.

Eine weitere syntaktisch integrierte Funktion von OKAY, die in der Literatur beschrieben ist, ist der Gebrauch von OKAY als Verb. Diese Funktionsweise wurde ausschließlich in den englischen Daten vorgefunden. Im vorliegenden Beitrag (Belegstelle 8.2) ist das Verb OKAY treffend gewählt, da sich die Formulierung zu „to ok every change“ an die Vorgehensweise der Beitragenden auf den Wikipedia-Diskussionsseiten anlehnt. Dort ist es nämlich üblich, dass ein kurzes OKAY als Rückmeldung beispielsweise zu im Artikeltext geänderten Abschnitten oder einzelnen Formulierungsweisen gegeben wird. In dieser Verwendungsweise erinnert es funktional an den im Abschnitt 2.1 gezeigten Beispielsatz zu OKAY als Verb „Please O.K. and hurry return of my account“ (Read 1964a, S. 94).

Belegstelle 8.2

WP-DB mit ok in Verb-Funktion (WP-D-EN 266)

Your previous „this is [your] only objection“ was evidently not true. Now, you’re coming up with the arbitrary „to place quotes around these statements of fact, adds bias.“ No, it does not. We are making a direct quotation from the source, and doing so because this is to avoid any suggestion of bias during paraphrasing. The use of direct quote is something you did not object to.

You are sorely mistaken if you think we will sit around biting our fingernails waiting for you to ok every change.

I strongly recommend you reinstate the consensually established text, and discuss your changes before you try them again.

– WP-B4 (talk) 14:36, 31 December 2007 (UTC)

Belegstelle 8.3 zeigt eine weitere Gebrauchsweise von OKAY in den englischen Daten, und zwar als Reaktiv. Auf die von WP-B5 implizite Aufforderung, eine Formulierung durch eine entsprechende andere Formulierung zu ersetzen, reagiert WP-B6 mit einem kurzen „Ok“. WP-B6 zeigt damit an, dass keine weiteren Ausführungen benötigt werden und dass das Thema geschlossen werden kann. Mondada/Sorjonen (2021) halten für solche OKAY-Verwendungsweisen fest: „Okay does a double task here: it provides a preferred verbal response to the prior turn, and in so doing treats the sequence as closed“ (Mondada/Sorjonen 2021, S. 94).

Solche Fälle sind selten. Die wenigsten Beiträge sind mit einem einzelnen OKAY realisiert, was darauf schließen lässt, dass die Kommunikationsform des Diskutierens und Verhandelns von Inhalt der zugehörigen Artikelseiten schlichtweg mehrerer Worte bedarf. Selbst wenn in Posts anderen Beitragenden zugestimmt wird, findet sich OKAY im Umfeld anderer Interjektionen oder Partikeln wieder, wie „okay gut“, „okay ja“. Ein weiterer Grund könnte in der Kommunikationsform an sich liegen. Wenn schon auf einen Post reagiert wird, ist es mit Blick auf den Aufwand, der betrieben werden muss, um ein Posting zu erstellen, sinnvoll, nicht nur kurz und knapp auf einen Post zu antworten, sondern die Situation zu nutzen, um auf weitere Probleme hinzuweisen oder zusätzliche Aspekte anzusprechen.

Belegstelle 8.3

WP-DB mit Ok in Reaktiv-Funktion, Bsp. 1 (WP-D-DE 127)

Na prima, damit wäre der Fall ja prinzipiell geklärt. Vielleicht sollte man die For-mulierung „zu keinem Zeitpunkt“ durch „schon seit dem 10. November nicht mehr“ ersetzen. WP-B5 12:18, 14. Sep 2006 (CEST)

Ok – WP-B6 12:34, 14. Sep 2006 (CEST)

Zur Kategorie der Reaktive zählen auch OKAY-Belege, in denen OKAY direkt hinter einer Aufzählung verwendet wird, wie in Belegstelle 8.4 zu sehen ist.

Belegstelle 8.4
figure 1

WP-DB mit Ok in Reaktiv-Funktion, Bsp. 2 (WP-D-DE 481)

Wie gerade angesprochen, äußern sich die Beitragenden innerhalb ihres Beitrags oft auf mehrere andere Diskussionspunkte. Dann ist es nützlich, wenn die einzelnen Punkte, die bearbeitet werden, nummeriert werden. Oft wird die vorgegebene Nummerierung aus Vorgängerbeiträgen übernommen. Im Beispiel ist zu sehen, dass zwischen „Zu 2) Ok“, was sich auf Aufzählungspunkt 2 des vorhergehenden Beitrags bezieht, und dem Post hinter „2)“ noch mehrere Punkte abgehandelt werden. OKAY fungiert in diesem Beispiel also als Rückmeldung zum unter Punkt 2 aufgeführten Einwand.

Belegstelle 8.5
figure 2

WP-DB mit Ok in Reaktiv-Funktion, Bsp. 3 (WP-D-DE 318)

Es zählen auch Beispiele, wie in Belegstelle 8.5 zu sehen, zu der Kategorie der Reaktive. Sie greifen einen bestimmten Aspekt des Vorgängerbeitrags auf, in diesem Fall ist dieser Aspekt durch ein Zitat markiert. Dass neben einzelnen Wörtern auch längere Passagen vorausgehender Beiträge in WP-DBs zitiert werden, ist nicht unüblich. Beißwenger (2016) hält zur Praktik des Zitierens in IBK fest, dass „die Wiederholung von Bezugsbeiträgen eine ökonomische Praktik [ist], um den Lesern des eigenen Beitrags eine möglichst exakte Hilfestellung zu dessen Kontextualisierung zu liefern“ (vgl. Beißwenger 2016, S. 296). Darüber hinaus wird explizit gemacht, worauf sich ihre Zustimmung, die sie mit OKAY ausdrücken, bezieht. Auf den ersten Blick könnte man dafür argumentieren, dass es sich bei solchen Beispielen um eine elliptische OKAY-Verwendung handelt. Es gilt zu beachten, welcher Teil des Beitrags in Eigenproduktion entstanden ist und welcher von anderen Autor:innen übernommen wurde. In den Belegstellen 8.5 und 8.6 wurde aus vorgehenden Beiträgen bzw. aus dem Artikeltext selbst sprachliches Material übernommen und mit OKAY zustimmend auf dieses reagiert.

Belegstelle 8.6

WP-DB mit Ok in Reaktiv-Funktion, Bsp. 4 (WP-D-DE 94)

  • Raitberg (447,3 m), 1 km östlich von Murrhardt-Köchersberg: OK

Belegstelle 8.6 zeigt eine weitere Variante der Reaktiv-OKAY-Realisierung. Im vorliegenden Beispiel werden verschiedene Berge in einer Region im Artikel genannt. Jeder Berg, der nach Meinung des Verfassers im Artikel verbleiben sollte, wird aufgelistet und erhält nach Nennung des Berges sowie der Lage des Berges die Zustimmung durch OKAY.

Die Belegstellen 8.4 und 8.5 haben gezeigt, dass hinter dem initialen Rückmeldungs- bzw. Reaktiv-OKAY noch weitere Informationen nachgeschoben werden können.

Reaktive OKAY-Verwendungen zeichnen sich dadurch aus, dass die Hauptfunktion im Einverständnis liegt. Die Zustimmung des in Frage stehenden Aspekts sowie das Anzeigen des thematischen Abschlusses im Sinne von „Ich habe die von dir vorgebrachten Informationen gelesen, akzeptiere sie und schließe den Punkt damit für mich ab“ stellt das Charakterisierungsmerkmal der Kategorie Reaktive dar. Schegloff (2007) beschreibt dies für OKAY als sequence-closing-third. Für die vorliegende Arbeit ist die Überschneidung in der Funktionsbeschreibung relevant: „[the] information sought has been provided and the sequence can now be brought to a close“ (vgl. Schegloff 2007, S. 119). Couper-Kuhlen (2021a) fügt hinzu, dass OKAY in seiner Grundform von „[it is] deployed to receipt information“ „non-consequential“ ist, da es in dieser Funktion keine Auswirkung auf die Agenda bzw. die „claims or expressed beliefs“ des Rezipienten hat (Couper-Kuhlen 2021a, S. 49).

Bei der Kategorie Responsive geht es ebenfalls um Zustimmung. Responsive OKAYs sind in eine Antwort-Frage-Struktur eingebunden. Dass diese Struktur nicht immer auf den ersten Blick ersichtlich wird, zeigt die folgende Belegstelle 8.7:

Belegstelle 8.7

WP-DB mit eingeschobenem Beitrag; „Okay“ als Responsiv (WP-D-DE 32)

  • Bei den Mordversuchen könntest du eventuelle eine Spalte einfügen, wo er sichtlich ist ob der Präsident verletzt wurde oder nicht.

In der Einleitung stehen die zwei, die verletzt wurden. IMHO würde eine weitere Spalte die Tabelle aufblähen, da es sonst schon relativ wenig Platz hat. Hoffe, das geht für dich so in Ordnung? WP-B8 10:32, 4. Mai 2009 (CEST)[Beantworten]

– WP-B7 [1] [2] 08:48, 4. Mai 2009 (CEST)[Beantworten]

Okay, für mich passt jetzt, ergo: Pro :) Lg, – WP-B7 [1] [2] 10:54, 4. Mai 2009 (CEST)

Auf den ersten Blick scheint sich WP-B7 in Belegstelle 8.7 auf den eigenen Post zu beziehen und mit „Okay, für mich passt jetzt […]“ eventuell einen neuen Gedanken einzuleiten, eine weitere Handlung anzukündigen etc. Erst beim genauen Lesen fällt auf, dass der Beitrag von WP-B8 dazwischengeschoben ist. WP-B8 stellt die Frage „das geht für dich so in Ordnung?“, worauf sich WP-B7 Antwort „Okay, […]“ bezieht. Diese Frage-Antwort-Relation ist beim alleinigen Kategorisieren der Belege nach dem Export aus COSMAS IIweb nicht rekonstruierbar. Das genaue Nachlesen und Recherchieren eines OKAY-Belegs auf der WP-D ist essenziell für eine möglichst präzise Auswertung. Dass die formale Abgrenzung der Beiträge durch Einrückung, wie es für Wikipedia üblich ist, nicht als alleinstehendes Erkennungsmerkmal von Interaktionsbeziehungen interpretiert werden kann, stellen auch Lüngen und Herzberg (2019) heraus. Die Autor:innen zeigen anhand verschiedener IBK-Kommunikationsformen, welche (technischen) Möglichkeiten zum Auffinden und Aufschlüsseln von Interaktionsbeziehungen (reply relations) vorhanden sind und welchen Mehrwert die Auszeichnung von interpretativen Interaktionsbeziehungen (interpretative reply relations) mit sich bringt. Herzberg und Lüngen (i. V.) fokussieren interpretative Interaktionsbeziehungen in WP.

Bevor weitere Wikipedia-Belege analysiert werden, wird ein Blick auf die Verwendungsweisen von OKAY in FOLK-SA geworfen. Dieser Einschub soll die Beschreibung der noch abzuhandelnden Wikipedia-Beispiele erleichtern, indem aufgezeigt wird, wie sich OKAY-Verwendungen in mündlicher Kommunikation von OKAY-Verbindungen in schriftbasierten interaktionsorientierten Kommunikationsformen unterscheiden.

Belegstelle 8.8
figure 3

FOLK-SA mit okay als HörersignalFootnote

Hörersignal, verstanden nach Imo (2013) als Signale, „die eine kontinuierende Funktion im Sinne eines ich habe verstanden, mach weiter haben“ (Imo 2013, S. 66). Weiter heißt es: „Der Prototyp eines Hörersignals stellt dagegen gerade keinen eigenen Sprecherbeitrag dar, sondern wird parallel zu einem laufenden kommunikativen Projekt einer Person als stützendes Signal produziert“ (Imo 2013, S. 174 f.).

(FOLK-SA 389)

Belegstelle 8.8 zeigt die für mündliche OKAY-Verwendungen typische Kategorie des Hörersignals. Es handelt sich um ein Bewerbungsgespräch, in dem Sprecher:in DOFootnote 6 ausführlich vergangene Arbeitserfahrungen schildert. Sprecher:in TN fordert kein Rederecht ein, sondern äußert in Zeile 89 und in Zeile 92 jeweils ein Hörersignal-OKAY. Das Äußern von OKAY in solchen Gesprächssituationen ermutigt die Gesprächspartner:innen dazu, mit der Erzählung fortzufahren. Durch OKAY wird Rückmeldung gegeben im Sinne von „ich höre dir aktiv zu und lasse dich sprechen“. Diese Funktion wird in Gesprächen auch oft der Interaktion HM und/oder nonverbalen Gesten wie Kopfnicken zugeschrieben.

Eine weitere in der Literatur beschriebene Funktionsweise von OKAY in der Mündlichkeit, die auch im FOLK-Sample identifiziert wurde, ist OKAY in sogenannten pre-closing-Sequenzen. Belegstelle 8.9 zeigt ein Telefongespräch eines Paares. Beide Sprecher:innen verwenden OKAY, siehe Zeile 114 und Zeile 115, bevor sie mit „bis gleich“ das Telefonat beenden. Beim Anhören des Ausschnitts wird auch die fallende Intonation deutlich, die zusätzlich die Bereitschaft der Sprecher:innen zeigt, das Gespräch zu beenden. OKAY eröffnet somit die abschließende Sequenz des Telefongesprächs.

Belegstelle 8.9
figure 4

FOLK-SA mit kay in pre-closing-Funktion (FOLK-SA 207)

Die Ähnlichkeit von OKAY, gebraucht an Wendepunkten bzw. Schnittstellen im Gespräch, und strukturierenden OKAY-Gebrauchsweisen in WP-DBs sticht heraus. OKAY in pre-closing-Sequenzen wird hier verwendet nach Schegloff und Sacks (1973) und ist dadurch gekennzeichnet, dass OKAY, neben beispielsweise well, mit fallender Intonation den Gesprächsteilnehmenden die Möglichkeit eröffnet, dass Gespräch zu beenden. Die Autoren weisen darauf hin, dass dies nur eine mögliche Option von vielen ist: „providing the relevance of the initiation of a closing section is only one of the uses [speakers] have“ (Schegloff/Sacks 1973, S. 303). Gleichermaßen könnten sie auch ein neues Thema beginnen. Pre-closing-OKAYs zeichnet aus, dass kein weiteres Thema initiiert und das Gespräch beendet wird.

Belegstelle 8.10 zeigt eine Kombination aus Video- und Partituransicht, die zur besseren Darstellung von der Autorin untereinander in einer Belegstelle illustriert werden.

Belegstelle 8.10
figure 5

FOLK-SA mit okay als Startsignal (FOLK-SA 169)

Es handelt sich dabei um ein Interview im Zusammenhang mit den Schlichtungsgesprächen von „Stuttgart 21“. Zunächst wurde der Beleg in der Transkriptansicht in FOLK angeschaut. Bei der Analyse fiel auf, dass die Aufzeichnung des Interviews für die Interpretation nützlich sein könnte. Aus diesem Grund wurde der Beleg in ZuMultFootnote 7 nachgeschlagen. Mithilfe des Tools ZuVielFootnote 8 konnte die im Transkript dargestellte Analysestelle von OKAY im Video aufgefunden werden. Darüber hinaus sind im Video selbst Untertitel hinterlegt, die parallel zur angezeigten Partituransicht laufen.

Der in Belegstelle 8.10 abgebildete Ausschnitt zeigt die Szene, bevor der Interviewte mit seinen Ausführungen startet. In diesem Moment sieht man ihm an, dass er nachdenklich zuhört, der Blick ist gesenkt, auch nickt er zweifach, während der Interviewer seine Frage formuliert. Nachdem die Frage gestellt wurde, macht er ein Schmatzgeräusch, dann atmet er ein, äußert OKAY, um dann nach einem erneuten Schmatzgeräusch seine Ausführungen mit „wenn der Schlichter in diesem Fall der Heiner Geißler“ zu beginnen. Das OKAY ist in gleichbleibender Intonation (–Footnote 9) geäußert. Es signalisiert, dass der mentale Vorgang des Nachdenkens beendet ist und jetzt eine Antwort zu erwarten ist. OKAY projiziert diese AntwortFootnote 10. OKAY signalisiert auch, dass sich der Interviewte des Wechsels seiner Rolle vom Hörer zum Sprecher bewusst ist. Auch vermittelt er so gleichzeitig dem Interviewer, dass seine Frage akzeptiert wurde und dieser mit der Ausführung der präferierten HandlungFootnote 11, nämlich der Beantwortung seiner zuvor gestellten Frage, rechnen kann. DeSouza et al. (2021) klassifizieren solche OKAY-Verwendungen als „Okay projects a brief postponement of the answer (transitioning, forward-looking)“ (vgl. DeSouza et al. 2021, S. 47). Nicken und Schmatzgeräusch zeigen an, dass sich der Sprecher über die Rollenverteilung im Klaren ist und seine Antwort mental formuliert; durch das geäußerte OKAY wird die Antwort projiziert.

Im folgenden Wikipedia-Beispiel initiiert OKAY den Beitrag von WP-B9 und ist gleichermaßen an der Schnittstelle zwischen Threadtitel und Post an sich eingesetzt.

Belegstelle 8.11

WP-DB-DE mit OKAY als Einleitung eines Initialbeitrags)Footnote 12

Kernkraftwerke ohne Betriebsaufnahme

Okay, was ich noch gerne ansprechen würde wäre, dasss in der oberen Liste mit den Kernkraftwerken bei mit sehr oft bei der leistungsangabe, nach der Zahl das MW in die näöchste Zeile verrutscht. und was noch wäre, vielleicht könnte man die Listre mit den verworfenen Reaktoren mal Überarbeiten. Denn so weit ich weis, ist Ludwigshafen nichts anderes als der Block BASF-1. Wenn mich nicht alles täuscht, fehlen da sogar Reaktoren. Sollte man mal unter die Lupe nehmen. Grüße WP-B9 | / Cпpиx миx aн! 22:08, 14. Jan. 2009 (CET)

Der von WP-B9 kreierte Thread „Kernkraftwerke ohne Betriebsaufnahme“ in Belegstelle 8.11 wird mit „Okay“ eingeleitet. WP-B9 beginnt damit einen neuen Aspekt, dem es Aufmerksamkeit zu schenken gilt und der einer (Re-)Fokussierung aller Diskussionsteilnehmenden bedarf. OKAY tritt in diesem Beispiel polyfunktional auf. Zum einen verbindet es den Initialbeitrag des Threads mit der Thread-Überschrift, es wirkt vertikal navigierend, indem es das angekündigte Thema „Kernkraftwerke ohne Betriebsaufnahme“ mit den Post selbst einleitenden Worten „was ich noch gerne ansprechen würde wäre“ verbindet. Zum anderen wird erneut der sequenzielle Charakter deutlich: WP-B9 projiziert, was als Nächstes zu erwarten ist, nämlich längere Ausführungen zum angekündigten Thema. OKAY setzt diese Ausführung relevant.

In englischen WP-DBs finden sich OKAYs in gleicher Funktion, vgl. Belegstelle 8.12:

Belegstelle 8.12

OKAY als Einleitung eines Initialbeitrags (WP-D-EN 45)

Timomatic or Tim Omaji when referring to him as a judge

OK, so, just to clarify something that could be confusing in the future. On any talent show pages on Wikipedia that Mel B has featured on, she was known for a long time as simply ‘Mel B’ in any box describing her role. Recently, the format of these pages have changed so that, when she is referred to in these boxes, she is referred to as ‘Melanie Brown’.

Nach der Überschrift „Timomatic or Tim Omaji when referring to him as a judge“ wird auch hier der Initialbeitrag mit OKAY begonnen. Der dem Post zugrundeliegende Gedankenprozess wird neben „OK“ auch mit „so“ eingeleitet. Dies scheint im Beitrag gut gewählt, denn anstelle des in der Überschrift angekündeten Themas „Timomatic or Tim Omaji when referring to him as a judge“ folgen zunächst Ausführungen zu einem dem/der Beitragende/n bekannten Vergleichsfall. Da sich dieser schließlich als Grundlage der Argumentation herausstellt und im Bedarfsfall über Zustimmung oder Ablehnung bei anderen Diskussionsteilnehmenden entscheiden könnte, kann sich die mit „OK, so…“ ausführlicher ausgestaltete Herleitung als nützlich erweisen. Gleichzeitig präsentiert der/die Beitragende/n den eigenen Wissensstand als seinen/ihren „Status quo“, auf dem die ausgeführten Argumente aufbauen.

Dass mit OKAY Äußerungen eingeleitet werden bzw. an thematischen Schnittstellen übergeleitet wird, wurde bereits in den FOLK-Beispielen deutlich. In WP-DBs navigiert es ebenfalls zwischen Handlungsschritten, z. B. wenn es um die Aufgabenverteilung innerhalb der Artikelarbeit geht.

Belegstelle 8.13

WP-DB mit Okay als Thread-Strukturierung, Bsp. 1 (WP-D-DE 123)

Bei den Teams würden ich noch ein paar Angaben zu aussergewöhnlichen oder anderweitig markanten Fakten interessant finden, wie z. B.: ältestes Team; ältestes Team am gleichen Standort; Mannschaft, die bisher am häufigsten umgezogen ist; bestehende Rivalitäten zwischen einzelnen Mannschaften; erfolglosestes Team; Mannschaft(en) mit den häufigsten Playoff-Teilnahmen; und so weiter. Natürlich nur Dinge, die halbwegs objektiv erfassbar sind und aus brauchbaren Quellen stammen. – WP-B10 22:30, 16. Jan. 2007 (CET)

  • Ich denke das werde ich in den nächsten Tagen mal machen, vielleicht schaffen wir es ja sogar zu den exzellenten :-).–WP-B11 21:22, 20. Jan. 2007 (CET)

    • Ein Grundgerüst für einen Text habe ich, wie soll ich es denn nennen?– WP-B11 14:13, 7. Feb. 2007 (CET)

      • Am besten unter der Überschrift “Die Teams der NFL” einbauen, sozusagen als Einleitung für die Tabelle mit den Mannschaften. Alles in allem bin ich mit der Entwicklung des Artikels sehr zufrieden. Was noch ergänzt werden sollte, wären einige allgemeine Literaturangaben. Es gibt doch sicherlich ein paar informative Bücher zur NFL, erwähnte nicht mal jemand ein Lexikon? Wenn ich die Zeit finde, werde ich den Artikel in den nächsten Tagen nochmal sprachlich abklopfen. Ansonsten aber: gereift im Review wie ein Wein im dunklen Keller. – WP-B10 00:03, 9. Feb. 2007 (CET)

        Gesagt, Getan – WP-B11 14:04, 13. Feb. 2007 (CET)

Okay, ich denke mal der Artikel ist weit genug vorangeschritten, ich nehme ihn aus dem Review raus und in die KLA rein. – WP-B11 14:04, 13. Feb. 2007 (CET)

Im Beispiel (vgl. Belegstelle 8.13) tauschen sich die Beitragenden WP-B10 und WP-B11 über die Struktur eines Artikels aus.

Sie besprechen, welche Informationen noch nötig sind und wer welche Aufgaben in den nächsten Tagen übernimmt. WP-B11 sagt zu, dass in den nächsten Tagen die von WP-B10 vorgeschlagenen Änderungen durchgeführt werden. Vier Tage nach dem letzten Beitrag von WP-B10 antwortet WP-B11 „Gesagt, getan“ und deutet somit an, dass die Artikelarbeit von seiner Seite aus erledigt ist. Da keine Diskussionsbeiträge in den vier Tagen zwischen den beiden Posts geschrieben wurden, ist ein Blick in die Versionsgeschichte des Artikels hilfreich, um nachzuvollziehen, welche Artikelarbeit von WP-B11 durchgeführt wurde.

In der Versionsgeschichte vom 12. Februar 2007, ungefähr einen Tag bevor WP-B11 den Post „Gesagt, getan“ verfasste, wurden die Änderungen, die die beiden besprochen haben, in den Artikel eingefügt.

Schaut man sich genauer an, von wem die Änderungen eingefügt wurden, ist dies im ersten Moment nicht klar. Nutzer:in WP-B12 hat nicht an der Diskussion teilgenommen. Es ist möglich, dass stille Mitlesende Änderungen am Artikel durchführen, jedoch ungewöhnlich, gerade wenn diese aktiv auf der Diskussionsseite besprochen werden. Eine kurze Recherche nach WP-B12 zeigt, dass sich hinter WP-B11 und WP-B12 derselbe Account verbirgt. Der Account WP-B11 wurde wegen SULFootnote 13 aufgegeben.

Im letzten Post des Threads kündigt WP-B11 mit OKAY den nach der fertiggestellten Artikelarbeit für ihn schlüssigen Folgeschritt an, nämlich den Artikel als KLAFootnote 14 zu markieren. Das von ihm verwendete OKAY leitet diesen letzten Arbeitsschritt ein. Es markiert den Übergang von der Artikelarbeit, die für WP-B11 als abgeschlossen gilt, hin zum nächstmöglichen Folgeschritt, nämlich der Ausschreibung des Artikels als „Kandidat für lesenswerte Artikel“. Die Abfolge dieser Schritte wird auch formal unterstrichen. WP-B11 rückt den kompletten Beitrag nach links und setzt ihn somit an die für Initialbeiträge übliche „Ausgangsposition“. Dadurch zeigt sich eine neue Interaktionsbeziehung: Der Beitrag bezieht sich nicht nur auf den vorhergegangenen Post, sondern schließt den gesamten Thread ab.

Belegstelle 8.14

WP-DB mit Okay als Thread-Strukturierung, Bsp. 2 (WP-D-DE 80)

Edit-War

Ich habe den Artikel wegen Editwar gesperrt. Bitte tauscht euch hier inhaltlich aus, damit meine ich auch im speziellen Onkel Sam. Denn der Hinweis auf WP:ASV erscheint mir durchaus gerechtfertigt – ‘Vandalismus’ als alleiniges ‚Argument‘ ist bei angebotenem inhaltlichen Austausch nicht ausreichend!… – WP-B13 > ?! > + /- 19:24, 23. Apr. 2007 (CEST)

  • Warum sollte er jetzt auf einmal diskutieren? Kein Vorwurf an Dich, WP-B13, aber er hat ja jetzt die Version, die ihm gefällt... – WP-B14 19:26, 23. Apr. 2007 (CEST)

    • Ohne Argumente kann sich das auch wieder ändern, oder? Ich wollte nur die History nicht mit so ‘nem Kinderkram zumüllen lassen... – WP-B13> ?! > +/- 19:30, 23. Apr. 2007 (CEST)

      • Dass die Option besteht, ist mir auch klar, aber dann geht’s halt wieder von vorn los mit dem Hin- und Herrevertieren. Es wäre schöner, wenn er einmal einsichtig wäre. Aber mittlerweile bin ich überzeugt, dass jedes Appeasement hier fast schon sinnfrei ist. So what, it’s only WP... ;-) – WP-B14 19:33, 23. Apr. 2007 (CEST)

        • Ohne Argumente gibt es nun mal auf Dauer keine diesbezüglich gestützte Version und beim nächsten Mal sieht es dann anders aus... – WP-B13> ?! > +/- 19:38, 23. Apr. 2007 (CEST)

Okay, dann fange ich mal an. Das wahllose Zupflastern mit „Siehe auchs“ macht keinen Sinn. Das ist ja so, als würden wir in jedem Artikel über eine Partei quasi die komplette Palette des deutschen Parlamentarismus und der Parteiengeschichte auf diesem Weg abdecken. Dafür gibt es Kategorien, sogar eine Kategorie:Sprachkritik. Warum soll der Artikel also noch einmal separat verlinkt werden? Antwort: Natürlich, um wieder mal ein bisschen mehr auf das eigene Anliegen aufmerksam zu machen und das Thema „Sprachkritik“ in den Vordergrund zu stellen. Das ist Nabelschau, das ist POV, das ist überflüssig. Danke, das wäre erst einmal alles. – WP-B14 19:44, 23. Apr. 2007 (CEST)

Die Strategie des formalen Absetzens des eigenen Beitrags in dem Sinne, dass dieser nicht den bis dato verfassten Beiträgen folgt, ist für die Beitragenden in mehrerlei Hinsicht nützlich. Gerade bei festgefahrenen Diskussionen, die sich in keine Richtung zu bewegen scheinen, kann die Initiierung eines neuen Themas und die entsprechende Absetzung am linken Diskussionsseitenrand dafür sorgen, dass sich die Diskussionsteilnehmenden nicht nur thematisch, sondern auch lokal neu orientieren müssen.

In Belegstelle 8.14 informiert Nutzer:in WP-B13 die anderen Artikelbeitragenden über die Sperrung des Artikels. Weitere Änderungen am Artikel sind dementsprechend nicht mehr möglich. WP-B13 möchte damit initiieren, dass ein aktiver Austausch zwischen den streitenden Parteien auf der Diskussionsseite stattfindet. Nach Vorlage erster Argumente zwischen den Beitragenden WP-B13 und WP-B14 wird ersichtlich, dass es sich um ein/e dritte/n Beitragende/n handelt, über den/die WP-B13 und WP-B14 diskutieren. Auch hier initiiert der mit OKAY eingeleitete Post einen Themenwechsel; der in den vorhergehenden Beiträgen indirekt geäußerten Kritik vonseiten WP-B14 folgen nun durch Beispiele gestützte Argumente.

Die Kombination von OKAY mit „dann fange ich mal an“ bereitet die anderen Diskussionsteilnehmenden darauf vor, dass ein längerer Abschnitt zu erwarten ist. Dies wird auch im nächsten Beispiel deutlich (vgl. Belegstelle 8.15).

Belegstelle 8.15
figure 6

WP-DB mit Okay okay als Einleitung (WP-D-DE 329)

Nach kurzer thematischer Hinführung wird ein Abschnitt aus der zugehörigen Artikelseite zitiert und durch die Kursivschreibung vom Rest des Beitrags abgesetzt. Darüber hinaus ist der Post auch um eine Ebene eingerückt. Auch hier fungiert OKAY als StartsignalFootnote 15 und leitet die folgenden Ausführungen ein. Durch die doppelte Verwendung von OKAY wird der common groundFootnote 16 zwischen Beitragendem und den anderen Teilnehmenden hergestellt, im Sinne von „dies hier ist unser Status quo, mit dieser Ausgangslage arbeiten wir, ich möchte nun ausführen, was meiner Meinung nach verbessert werden sollte“. Es ist möglich, das vergangene Interaktionen mit anderen Beitragenden gezeigt haben, dass sich das Herstellen von common ground zu Beginn des eigenen Diskussionsbeitrags positiv auf den Diskussionsverlauf ausgewirkt und sich damit als vorteilhaft für die Zusammenarbeit herausgestellt hat.

Auffällig ist hier auch, dass OKAY doppelt verwendet wird. Das kann viele Gründe haben, beispielsweise bezieht sich das erste OKAY rückwirkend auf das ZitatFootnote 17. Es soll damit klargestellt werden, dass die Informationen im Zitat neutral anerkannt werden. Zum anderen kann das zweite OKAY den eigenen Beitrag einleiten. Dahinter kann aber auch eine Aufmerksamkeitsstrategie liegen. Die erneute Kombination von OKAY und „fangen wir mal an“, wie auch im vorherigen Beispiel (vgl. Belegstelle 8.14), scheint eine von verschiedenen Beitragenden eingesetzte Formulierungsstrategie zu sein.

Das doppelte OKAY wird vergleichsweise selten verwendet und sticht somit aus dem restlichen Umfeld heraus. Auf weitere Beispiele für doppelte OKAY-Verwendungen wird noch eingegangen.

Zunächst sollen weitere OKAY-Gebrauchsweisen an thematisch-strukturierenden Schnittstellen analysiert werden. In Belegstelle 8.16 geht es um das Hinzufügen des Themas „Anarchism“ in den Artikelabschnitt „Religion“.

Belegstelle 8.16

WP-DB mit Okay in Thread-Struktur, Bsp. 3 (WP-D-EN 12)

Anarchism in Religion

I know this has been discussed previously, but I really think the subject of Anarchism in religion deserves an entry. I think that some of us should get together and pound something out to include on the new template (which looks great so far, btw). Anyone interested? – WP-B16 08:19, 25 Dec 2004 (UTC)

  • While they arn’t really anarchist, the concensus based Quakers deserve mention. WP-B17 11:22, 25 Dec 2004 (UTC)

  • I don’t know, unless you can find religions that explicitly advocate anarchist ideas, trying to tie in a religion (of which it’s own members are either not aware of anarchism or self-describe themselves as anarchists)– WP-B18 18:24, 25 Dec 2004 (UTC)

  • I’ve constantly seen the analogy of Amish barn raisings as an example of anarchism in pratice (in some crimethInc. publications somewhere, probably) and maybe this should be mentioned in an Historical examples section. WP-B19 05:49, 18 Jan 2005 (UTC)

Okay, I’ve created a skeleton article at Anarchism and religion. It needs a lot of work, but it should give a basic idea of what all it would cover. – WP-B16 22:51, 27 Dec 2004 (UTC)

WP-B16 schlägt vor, gemeinsam einen Entwurf für das Thema zu verfassen. Im Anschluss daran tauschen sich die drei Beitragenden über den von WP-B16 getätigten Vorschlag aus. Im letzten Beitrag des Threads informiert WP-B16 die anderen, dass ein Artikelgerüst angelegt sei. Aus dem Post wird nicht deutlich, inwieweit die Einschränkungen und Argumente der anderen Diskussionsteilnehmenden berücksichtigt wurden. Auch hier wird der mit OKAY eingeleitete Beitrag wieder eine Ebene herausgerückt und an die Position eines Initialbeitrags innerhalb eines Threads gestelltFootnote 18, um über die durchgeführte Handlung des Artikelgerüst-Erstellens zu berichten.

Als letztes Beispiel dieser Art soll der folgende OKAY-Beleg des französischen Datensets angeführt werden (vgl. Belegstelle 8.17).

Belegstelle 8.17

WP-DB mit Okay in Thread-Struktur, Bsp. 4 (WP-D-FR 91)

Plan

Voilà un plan global que je propose; je vais commencer l’article en le suivant:

  • Méristèmes et développement

    1. La mise en place des méristèmes au cours du développement de la plante

    2. Croissance indéfinie

    3. histogenèse et organogenèse

    4. phyllotaxie

  • Les différents méristèmes

    1. Primaires

      • MAC, axillaires, etc.

      • MAR

    2. Secondaires

      • Cambium

      • Phellogène

  • Le tissu et ses cellules

    1. Descriptif des cellules méristématiques (par rapport aux autres cellules notamment)

    2. Structures et des méristèmes

      • En couches

      • En zones

  • OK j’y vais;) WP-B20 18 avr 2005 à 18:52 (CEST)

  • Bon, j’ai commencé, mais je n’ai vraiment travaillé que la partie „méristèmes secondaires“; et encore: ça reste incomplet. J’ai aussi légèrement modifié le plan. En outre, j’ai remarqué que le manque d’illustrations se fait cruellement sentir… Je vais peut-être en créer moi même (des schémas simples mais clairs et illustratifs seront suffisants). WP-B20 18 avr 2005 à 21:35 (CEST)

  • Voilà je reviens dessus après quelques semaines d’absence: je compte bien le continuer, même si je suis seul dessus. – WP-B20 19 jun 2005 à 16:01 (CEST)

WP-B20 schlägt auf der Diskussionsseite zur Artikelseite „Méristème“ eine ausführliche Gliederung des Artikels vor. Mit „OK j’y vais“ löst WP-B20 die versprochene Ankündigung, sich direkt an die Erstellung des Artikels zu setzen, ein. Erneut wird ein durchgeführter bzw. angekündigter Handlungsschritt mit OKAY eingeleitet.

Circa 2,5 Stunden nach Ankündigung der Artikelerstellung berichtet WP-B20 über die durchgeführten Schritte und informiert darüber, dass von der ursprünglichen Gliederungsstruktur minimal abgewichen wurde. Ebenfalls würden noch Grafiken und Belegstellen im Artikel fehlen. Erst nach zwei Monaten folgt, durch „Voilà je reviens“ eingeleitet, der nächste Diskussionsbeitrag von WP-B20. Weiter mit der Arbeit am Artikel beschäftigt, werden durch die Ausführung „même si je suis seul dessus“ andere Beitragende darauf hingewiesen, dass die fehlende Unterstützung anderer von WP-B20 wahrgenommen wird.

Dass das alleinige Arbeiten an einem Artikel häufiger vorkommt als zunächst angenommen, zeigen auch die nächsten beiden Beispiele.

Belegstelle 8.18
figure 7

WP-DB mit Okay in Binnenstruktur, Bsp. 1 (WP-D-EN 473)

In Belegstelle 8.18 wird die Reihenfolge der veröffentlichen Beiträge erneut mithilfe der Versionsgeschichte rekonstruierbar. Der erste und der zweite Beitrag wurden von derselben Person verfasst. Im Post, der um 12:40 Uhr gepostet wurde, werden verschiedene Punkte aufgeführt, die laut 221.135.206.99 noch detaillierter im Artikel beschrieben werden müssten. Sollten diese detaillierteren Ausführungen nicht inkludiert werden, so würde das Lemma des Artikels verändert werden.

Lediglich 18 Minuten nach Veröffentlichung des Beitrags wird von 221.135.206.99 der Zusatz „edit: okay, nvr mind…“ in den bisherigen Post eingeschoben. Die vorgeschlagenen Anmerkungen sind somit nicht mehr aktuell und für andere Diskussionsteilnehmende nicht mehr bedeutsam. Es wird von 221.135.206.99 nicht mehr erwartet, dass ein anderer Teilnehmender die erwünschte Antwort liefert. Die durch die Frage erwartbar gemachte Handlungsaufforderung erlischt durch den von 221.135.206.99 eingefügten Zusatz.

Belegstelle 8.19

WP-DB mit Ok in Initiative-ergreifender Kooperation (WP D DE 31)

Tender S.A.S

Was ist „S.A.S.“? – WP-B21 21:19, 29. Dez. 2009 (CET)

Ok, hab’s rausgefunden: Schiffsartillerieschule. – WP-B21 05:36, 31. Dez. 2009 (CET)

Die Tendenz, die Antwort auf gestellte Fragen nachzuliefern, sobald man sie gefunden hat, wird auch im Beispiel der Belegstelle 8.19 deutlich. WP-B21 stellt im Post „Was ist ‚S.A.S‘?“ eine Verständnisfrage an andere Beitragende. Auch hier wird die Frage von WP-B21selbst beantwortet. Mit „Ok, hab’s rausgefunden“ zeigt WP-B21 an, dass von den anderen Beitragenden keine Antwort mehr erwartet wird. Gleichzeitig scheint sich WP-B21an gängigen Formulierungsstrategien zu orientieren.

Würde WP-B21 lediglich „Schiffsartillerieschule“ ohne den Zusatz „Ok, hab’s rausgefunden“ schreiben, könnte dies von anderen Diskussionsteilnehmenden als unüblich wahrgenommen werden und WP-B21s kulturelles Wissen in Bezug auf die WP-Diskussionskultur kompromittieren. Durch den Zusatz von „Ok, hab’s rausgefunden“ werden etwaige Handlungsalternativen aufgelöst und der Kontext für Außenstehende eindeutig interpretierbar. Eventuell hat WP-B21 das Wort recherchiert und ist im Prozess der Recherche auf die Lösung gestoßen.

Dass die Beitragenden in solchen Fällen ihre Beiträge nicht löschen, sobald sie die Antwort selbst recherchiert haben, kann aus unterschiedlichen Gründen nützlich sein. Das Verbleiben des Beitrags auf der Diskussionsseite kann anderen Beitragenden helfen, die dasselbe Problem haben und auch nach einer Lösung suchen. Es zeigt auch an, dass im Artikel eventuell schwer verständliche Begriffe verbaut wurden, die einer Überarbeitung bedürfen. Letztlich spricht es auch für WP-B21s Kooperationsbereitschaft. WP-B21 zeigt Mitdiskutierenden an, dass auch selbst die Lösung für ein an die Gemeinschaft gerichtetes Problem gefunden und so der Workload aller reduziert werden kann.

Dass das Herausstellen des eigenen Workloads eine zentrale Rolle spielt und die Anerkennung der anderen Beitragenden ebenfalls wichtig erscheint, zeigt Belegstelle 8.20.

Belegstelle 8.20

WP-DB mit OK in Initiative-ergreifender Kooperation, Bsp. 2 (WP-D-EN 48)

A vague statement

Isn’t a little vague to have this article begin with the statement that the Bible has been translated into „many languagues“? Elsewhere in Wikipedia we can read that the complete Bible has been translated into 457 languages as of May 2011 (although of course, portions of the Bible have been translated into many more languages) – could we have the reference to the figure of 457 at the start of this article? WP-B22 (talk) 19:49, 19 September 2011 (UTC)

OK, so as no else did this, I have done it myself! WP-B22 (talk) 09:35, 22 September 2011 (UTC)

WP-B22 zeigt sich wenig begeistert, dass niemand auf die im ersten Beitrag vorgestellten Verbesserungsvorschläge eingeht. Insbesondere geht es hier um das Hinzufügen einer Quelle. Nachdem einige Zeit vergangen ist, berichtet WP-B22 darüber, dass das Eintragen der Referenz in den Artikel nicht mehr nötig sei, da WP-B22 es selbst durchgeführt habe. Das Nichtgefallen dieser Tatsache macht WP-B22 auch über die Beendigung des Beitrags mit „!“ deutlich.

Belegstelle 8.21

WP-DB mit Ok in Initiative-ergreifender Kooperation, Bsp. 2 – Fokus auf Folge-Thread (WP-D-DE 31)

Tender S.A.S. [Thread 1]

Was ist „S.A.S.“? – WP-B21 21:19, 29. Dez. 2009 (CET)

Ok, hab’s rausgefunden: Schiffsartillerieschule. – WP-B21 05:36, 31. Dez. 2009 (CET)

KBAW [Thread 2]

Und was ist K.B.A.W. ?? – WP-B21 (Diskussion) 14:55, 11. Jul. 2017 (CEST)

Über 7,5 Jahre, nachdem WP-B21 im Thread 1 nach der Bedeutung „S.A.S“ gefragt und auf die Frage selbst mit „Ok, hab’s rausgefunden: Schiffsartillerieschule“ geantwortet hat, verfasste WP-B21 Thread 2 mit der Frage zur Auflösung einer weiteren unbekannten Abkürzung, in diesem Fall „K.B.A.W“. Interessanterweise beginnt WP-B21 den Beitrag mit „Und …“ und stellt somit eine Verknüpfung zum vorgehenden Thread her, obwohl dieser einige Jahre zuvor verfasst wurde. Auch ist das doppelte Fragezeichen interessant. Es kann als auffordernd angesehen werden, eventuell auch frustrierend im Hinblick auf die Tatsache, dass die Abkürzungen, die im Artikel verwendet werden, auch sieben Jahre später nicht selbsterklärend sind.

Da auf der WP-D in der Zwischenzeit kein Austausch mehr stattfand, stehen beide Threads direkt untereinander. Der relevante Unterschied besteht im fehlenden OKAY in Thread 2. In Thread 2 wird die eigene Frage nicht beantwortet. Die Gründe dafür können vielfältig sein: So ist plausibel, dass in diesem Fall keine Lösung in Eigenleistung gefunden wurde. Es ist auch denkbar, dass im Gedankengang von „bis hierhin und nicht weiter“ schlichtweg keine Lösung gefunden werden konnte und die Rückmeldung anderer Beitragender eingefordert wird; schließlich ist es bei einem Gemeinschaftsprojekt üblich, dass nicht eine Person die Gesamtzahl der Aufgaben übernimmt. Das Einlösen der präferierten Handlung des Frage-Beantwortens wurde in diesem Fall nicht erfüllt.

Die Beispiele in den Belegstellen 8.178.21 zeigen, dass OKAY eine feste Rolle im Aufgabenmanagement auf WP-Ds spielt. In keinem der Beispiele kann OKAY durch eine andere interaktive Einheit, eine Partikel oder ein anderes Füllwort wie ja, gut oder genau ersetzt werden, ohne dass sich die Gesamtbedeutung verändern würde. Die durch OKAY verknüpfte Sprach- und Handlungsebene macht es zum wertvollen sprachlichen Mittel innerhalb der WP. An dieser Stelle erwähnenswert sind die von Grosz (1977) eingeführten Abstufungen in OKAY-Handlungssequenzen, die die Autorin folgendermaßen beschreibt (mit steigendem Grad der Verpflichtung): „I heard you“, „I heard you and I understand“, „I heard you, I understand, and I am doing (or will do) what you said“ sowie „I’m finished (O.K. what next?)“ (Grosz 1977, S. 30).

Kooperations- und Konsensbereitschaft sind von zentraler Bedeutung innerhalb der WP, die über das in den bisherigen Beispielen vorgestellte Engagement, Lösungen zu eigens gestellten Fragen zu finden, hinausgehen.

Das Zugestehen möglicher anderer Handlungsoptionen bzw. das Einräumen eigener Fehlbarkeit kreieren ein Kommunikationsumfeld, das einen fruchtbaren Austausch gewährleistet. Konzessive OKAYs werden in solchen Strukturen des Entgegenkommens verwendet, vgl. Belegstelle 8.22.

Belegstelle 8.22

WP-DB mit konzessivem ok, Bsp. 1 (WP-D-FR 68)

3. Fusionner, c’est le «moins pire» à faire; à moins de trouver plus de sources, il ne semble pas admissible (ok, il a réussi dans le commerce des boutons…). WP-B23 (d) 9 mars 2012 à 17:01 (CET)

Auf der Diskussionsseite zum Artikel „Louis Renault“ wird besprochen, ob zwei Artikel zu einem zusammengeführt werden sollten. Dies findet im dafür angelegten Bereich der Löschdiskussionen statt. Die Beitragenden können abstimmen, dass ein Artikel gelöscht wird, dass der Artikel bleibt oder dass er mit einem anderen zusammengeführt wird. Im dargestellten Beitrag ist Beitragender WP-B23 dafür, dass der Artikel „Louis Renault“ mit einem weiteren Artikel zusammengeführt wird, da er in der aktuellen Version nicht über ausreichende Quellen verfügen würde und somit einem Relevanzkriterium für Artikelseiten nicht gerecht werde. Durch den von WP-B23 getätigten Einwand, dass die im Artikel beschriebene Person Louis Renault immerhin im Handel mit Knöpfen erfolgreich gewesen sei, nimmt er durch einen ironisch-witzigen Moment seinem Vorschlag, den Artikel mit einem anderen zu fusionieren, die Schärfe. Das von ihm vorgeschlagene Votum wirkt durch das konzessive OKAY abschwächend und entwaffnend. Dies würdigt gleichzeitig die Arbeit anderer Beitragender, die die Artikelerstellung initiiert haben.

Die Herausstellung der Wertschätzung der von anderen Diskussionsteilnehmenden eingeführten bzw. vorgeschlagenen Änderungen im Artikel zeigt ebenfalls das nächste Beispiel.

Belegstelle 8.23

WP-DB mit konzessivem Ok, Bsp. 2 (WP-D-EN 336)

First of all, the short explanation you put is very nice: if you can explain, then that’s much better than a mere counterexample. Second, I’m still not sure about the vector-valued version. Isn’t that version essentially the same as the fundamental theorem of calculus, written in a compact form for multi-variables. This is not surprising since we’re assuming that a function is continuously differentiable. The point of the mean value theorem, as I understand, is that it applies to the case (i) when the function isn’t differentiable, and (ii) the derivative actually attains a value so that the equation is satisfied. This point is much more than technicality. The theorem is often used to prove that the continuos differentiability or differentiability in a tricky setting. If you can apply the FTC, the FTC is usually better since one can obtain a better estimate. (Ok, we should stress this point in the article.) – Taku (talk) 22:18, 20 April 2009 (UTC)

In Belegstelle 8.23 leitet WP-B24 mit positiver Note ein: „First of all, the short explanation you put is very nice“. In den Folgeausführungen weist WP-B24 auf die Schwierigkeit des zu bearbeitenden Themas durch Einräumungen wie „as I understand“ hin. Gleichzeitig wird Kooperationsbereitschaft bekundet, z. B. durch das Verwenden des Pronomens „we“. Auf die Lösung, wie ein bestimmter Abschnitt des Artikels am besten zu formulieren sei, kommt WP-B24 schließlich im Zuge der eigenen Ausführungen. Formal durch Klammern abgetrennt und mit OKAY eingeleitet, markiert WP-B24 die Wichtigkeit dieses Punktes und schlägt vor, eine solche Erläuterung auch im Artikel selbst zu betonen.

Letztlich findet sich in Belegstelle 8.24 ein weiteres konzessives OKAY, das erneut formal durch Klammerschreibweise vom Rest des Beitrags abgegrenzt ist:

Belegstelle 8.24

WP-DB mit konzessivem OK, Bsp. 3 (WP-D-EN 199)

Support; GM is a global corp. They sell cars on every continent (OK, not Antartica). When people around the world search for GM, the vast majority are looking for General Motors. WP-B25 18:16, 23 September 2007 (UTC)

Diskutiert wird, ob die Weiterleitung des Kürzels „GM“ nicht direkt zu „General Motors“ linken sollte anstelle von einer Disambiguierungsseite, die alle in Wikipedia verfügbaren Artikel hinter der Abkürzung auflistet. WP-B25 spricht sich für die neue, direkte Weiterleitung von „GM“ zu „General Motors“ aus und begründet dies mit der Tatsache, dass es sich bei „General Motors“ um ein internationales Unternehmen handele, das auf jedem Kontinent Autos verkaufe. Direkt im Anschluss räumt WP-B25 mit „OK, not Antartica“ ein, dass doch nicht jeder Kontinent gemeint sei.

Die Art und Weise, wie solche OKAY-Einräumungsstrukturen in WP verwendet werden, erinnert an Selbstreformulierungen aus Gesprächen, wie die folgenden zwei Beispiele zeigen. Deppermann/Helmer (2013) untersuchen also und dann im Kontext des Verstehens im Gespräch. Für die vorliegende Arbeit ist relevant, dass Selbstreformulierungen keine neuen Erkenntnisse enthalten (vgl. Deppermann/Helmer 2013, S. 22). Vielmehr wird eine neue Nuance der Äußerung zugefügt, auch kann sie relativiert oder neu konzeptualisiert werden (vgl. Deppermann/Helmer 2013, S. 9).

Belegstelle 8.25
figure 8

FOLK-SA mit okay in Einräumung/Reformulierung als Reparatur, Bsp. 1 (FOLK-SA 121)

In Belegstelle 8.25 ist ein Ausschnitt aus einem Planungsgespräch für einen Städtetrip dargestellt. Sprecher:in AM schlägt zunächst Straßburg vor. In Zeile 0859 fügt AM dieser ersten Überlegung hinzu, dass auch etwas in der Nähe möglich wäre. Schließlich schlägt AM vor, dass Weimar ein Besuchsziel sein könne. Dabei reformuliert AM die Aussage „weimar is hier auch nich s[AbbruchFootnote 19]“ zu „okay we[imar is schon weit weg]“. Durch diese Reformulierung bleibt Weimar als Reiseziel relevant, AM räumt jedoch ein, dass die Entfernung dorthin nicht zu unterschätzen wäre. AM zeigt den Gesprächsteilnehmenden somit zwei Optionen auf, aus denen es zu wählen gilt. Während AM die Aussage reformuliert, übernimmt LS das Rederecht und reagiert mit „[straßburg war ich m]it cla[usi]“. LP greift auch Straßburg auf, sodass AM in Zeile 0863 ebenfalls durch die Wiederholung „[straßburg]“ signalisiert, auf welche Stadt die Wahl gefallen ist.

Ähnlich verläuft das Gespräch in Belegstelle 8.26:

Belegstelle 8.26
figure 9

FOLK-SA mit okay in Einräumung/Reformulierung als Reparatur, Bsp. 2 (FOLK-SA 480)

Drei Sprecher:innen unterhalten sich über verschiedene Themen, u. a. über allen bekannte Personen. Im dargestellten Ausschnitt geht es darum, dass sich die Person, über die sich unterhalten wird, gerade erst ein Auto gekauft habe und für Reisen kein Geld mehr übrig sei, da das Studium und weitere Hobbys ebenfalls finanziert werden müssten. Auf den Einwand von SH, dass Studiengebühren in Rheinland-Pfalz nicht teuer wären, „sch koscht_s nur neununneunzig euro im semester“, erwidert MS, „ja neununneunzig euro im semester aber du verdienst ja auch ei[AbbruchFootnote 20]“. Während der Äußerung lenkt MS den Fokus von SHs finanzieller Situation zurück zu der Person, über die eigentlich geredet wurde, mit „okay sie verdient noch en bissel was nebenbei aber wenn sie weiterhin medizin studiert“. MS hält an der Eigenposition „studium kostet (halt/dann) auch gel[d]“ fest, relativiert diese Aussage aber mit dem Zugeständnis „okay sie verdient noch en bissel was nebenbei“, bevor MS mit der oppositiven Konstruktion „aber wenn sie weiterhin medizin studiert“ erneut ihre Eigenposition stützt.

Die Konstruktion „OKAY XY, aber Z“ findet sich auch in WP-DBs. Bei der Formulierung von Oppositionen stellen sich Muster wie z. B. Einräumen und Einlenken als fruchtbare Strategien heraus, wenn es darum geht, Nicht-Zustimmung auszudrückenFootnote 21. Im Einräumungsteil, mit OKAY eingeleitet, wird der Fremdposition Aufmerksamkeit und Wertschätzung entgegengestellt, bevor mit „aber“ das „Durchsetzen der eigenen Position gegen den Adressaten“ realisiert wird (Kallmeyer 1994, S. 56)Footnote 22.

Die folgenden Belegstellen zeigen Verwendungsweisen von OKAY, in denen es als Markierung von oppositiven Relationen in Kombination mit dem Konnektor „aber“ eingesetzt wird. König (1991) hält zu „aber“ im Französischen, Englischen und Deutschen fest: „frz. mais, dt. aber oder engl. but [gelten als] Indikator […], daß die durch diese Konjunktionen verbundenen Sätze in dem relevanten Kontext […] zu einander widersprechenden Schlüssen […] berechtigen, wobei das zweite Konjunkt und die daraufbasierende Folgerung größeres argumentatives Gewicht hat“ (König 1991, S. 634, Markierung in Fettdruck durch Autorin). Diese Gewichtung ist in WP-Posts, in denen Beitragende nach „aber“ andere von ihrer Eigenposition überzeugen möchten, besonders nützlich.

Belegstelle 8.27

WP-DB mit Okay in oppositiver Relation, Bsp. 1 (WP-D-EN 314)

Untitled

The article should have more than a picture…please add more information or remove it. – WP-B26 19:55, 23 January 2006 (UTC)

This article looks like an advert. Please add some notable references or I will take it to Wikipedia:Articles for Deletion.– WP-B27 16:21, 25 January 2006 (UTC)

  • Making threats is not constructive. Why don’t you add some references to the article or use the templates? – WP-B28 00:23, 16 February 2006 (UTC)

Why should I do that? Okay, this is a community project, but I don’t have the time to fix every single article/advert on Wikipedia. The emphasis should be on the original author[s] of the article. They should ensure that their contributions meet the necessary standards for inclusion. If nobody (not even the original author) is willing to do this then the article should be deleted. If you, WP-B28, feel so strongly about this article “Why don’t you add some references … or use templates”.– WP-B27 12:57, 16 February 2006 (UTC)

In Belegstelle 8.27 sind drei Beitragende an der Diskussion beteiligt. WP-B26 eröffnet den Thread damit, dass der Artikel mehr Informationen benötige. Der von WP-B26 initiierte Thread hat keine Überschrift. Die Überschrift „Untitled“ wird als Default automatisch von MediaWiki vorgegeben. Im Folgebeitrag äußert WP-B27, dass der Artikel einer Werbung gleiche und dass, wenn keine weiteren Quellen hinzugefügt würden, ein Löschantrag vonnöten sei. WP-B28 greift in die Diskussion ein und kritisiert WP-B27s schroffe Art. WP-B27 solle selbstständig Änderung einfügen und nicht mit der Löschung des Artikels drohen. WP-B27 weist jedwede Handlungsaufforderung von sich. Mit „Okay, this is a community project“ zeigt WP-B27 auf, dass das Konzept der gemeinschaftlichen Erstellung von Artikeln bekannt ist und Kooperationsbereitschaft zu Recht erwartet werden kann. Durch „but I don’t have time to for every single article […]“ setzt WP-B27 seine eigene Position bei den Diskussionsteilnehmenden durch. Der Diskussionsverlauf endet nach WP-B27s Beitrag, sodass nicht nachvollzogen werden kann, wie die Diskussion ausgeht. Auch die Versionsgeschichte der Artikelseite gibt keinen Aufschluss darüber, ob WP-B27 nach dieser Auseinandersetzung noch am Artikel gearbeitet hat.

Belegstelle 8.28

WP-DB mit ok in oppositiver Relation, Bsp. 4 (WP-D-EN 205)

Sorry, but you’re talking all the time about facts that belong to the past. We’re now living in 2013 and if some changes are confirmed, we have to respect them. Publications, articles, plaques – all connected with 1945 – ok, no one prejudice this but history of club didn’t start with 1945. As you always mention that Yu FA and club managment claimed that founding year is 1945, and it was unquestionably legally, than you have to admit today claim as legally. Related to UEFA official articles, please look at this [9]. In UEFA yearbook 2011 there was different founding year but today is another, and no one discuss anymore about it. If this isn’t enough for you, than also look these sites: [10], [11], [12] and so on… There are also many websites who confirm this fact and their number present us a sign that founding year 1911 isn’t doubtful anymore. ([13], [14],…) And one example for the end. The biggest club in Europe, Real Madrid CF, is founded in 1902 as Madrid Football Club. In 1920 new club management supported by King Alfonso XIII has changed club’s name, club’s emblem and after a certain time club’s stadium. [15] A very similar situation as well as GNK Dinamo. And today, which is the founding year of Real Madrid? Of course, 1902. The history of club can’t be broken and forgotten just like that. WP-B29 (talk) 20:26, 28 July 2013 (UTC)

Belegstelle 8.28 zeigt einen längeren Diskussionsbeitrag von WP-B29. Dieser Beitrag ist in einem vergleichsweise komplexen Thread auf der Diskussionsseite zum Artikel des Fußballvereins „GNK Dinamo Zagreb“ eingebunden. WP-B29 stimmt mit der von seinem Vorredner WP-B30 angeführten Meinung, dass der Fußballklub im Jahre 1945 gegründet worden sei, nicht überein. WP-B29 beginnt den Beitrag mit der Interjektion „sorry“Footnote 23. Die angeführten Quellen aus dem Jahr 2011 seien nicht mehr aktuell, man solle neue Quellen von 2013 berücksichtigen. Mit „-ok, no one prejudice this“ räumt WP-B29 ein, dass kein grundlegendes Problem mit den genannten Quellen vorliege. Er habe lediglich ein Problem mit der Aktualität dieser Quellen, denn neuere Quellen würden ein anderes Datum benennen. Diese Eigenposition leitet WP-B29 mit „but history of club didn’t start with 1945“ ein. Beide halten an ihren Meinungen fest. Bei einem erneuten Blick auf den Artikel heute, zeigt sich, dass die Gründung des Clubs auf das Jahr 1911 datiert ist und dieser aus einem anderen Club hervorging.

In ähnlicher Weise fungiert „OKAY, aber“ auch im folgenden französischen WP-DB.

Belegstelle 8.29

WP-DB mit ok in oppositiver Relation, Bsp. 6 (WP-D-FR 10)

Franchement, doit-on s’attarder sur la parution des EP dans la biographie ? N’est-ce pas hors de propos ? Ok ce EP est très bien, mais on lui fait jouer un rôle disproportionné, qui est une distorsion de la réalité (prouver que Ferré ne néglige pas son public des cabarets). Ne serait-il pas plus clair de dire que Ferré continue de se produire dans des cabarets (par exemple, en 1957: Chez Plumeau, où il rencontre Castanier), parallèlement à sa nouvelle tentative de conquérir un music-hall ? C’est l’idée-force de ce paragraphe me semble-t-il. Parler du EP est parasite (ce EP d’ailleurs est sorti juste avant son passage à Bobino, en vue de faire de la com’; ce qui est un usage courant, cf les EP de 1961 avant le passage à l’Alhambra en novembre).

In Belegstelle 8.29 erfragt WP-B31, ob man im zugehörigen Artikel wirklich alle vom Musiker erschienene EPsFootnote 24 in seiner Biografie aufzählen müsse. WP-B31 findet dies nicht relevant. Mit „Ok ce EP est très bien“ wird dargestellt, dass die EP gelungen sei, sie also womöglich einen Platz im Artikel verdient hätte, ihr aber dann eine unverhältnismäßig große Rolle zugewiesen werde (= „mais on lui fait jouer un rôle disproportionné“). In WP-B31s Augen stellt dies eine Verzerrung der Realität dar. Mit der Wortverbindung „ehrlich gesagt“ („franchement“) wird erneut die oppositive Relation ergänzt.

Dass OKAY nicht immer vorgeschaltet, d. h. im Muster OKAY + Fremdposition gebraucht wird, zeigt Belegstelle 8.30.

Belegstelle 8.30

WP-DB mit OK in oppositiver Relation, Bsp. 7 (WP-D-FR 20)

Bonjour, une “guerre de reverts” à propos du Vert-Galant, dont on dit qu’il déclenchait les guerres pour les beaux yeux de femmes, cela se tiendrait ! (LOL) Question naïve: c’est quoi un “refnec” ? Sur cette histoire de “reverts”, pour Charlotte comme pour les autres, je propose un principe dans la ligne de ce que vous avancez: sourcer systématiquement les personnes contestées, en indiquant la “catégorie” de source: liaison historique, liaison calomnieuse, liaison romancée, etc. Qui peut sourcer le roman pour Charlotte ? Je pense quand même que si on laisse Charlotte, qui fut désirée et poursuivie, OK, mais il ne faut quand même pas se laisser envahir par les pseudo maîtresses de Louis XVI, les amants de Louis XIII et Henri III (cf les diff d’il y a quelques mois) et autres calembredaines (du point de vue des historiens, et par rapport aux diff). Cordialement,– WP-B32 (d) 24 décembre 2010 à 10:39 (CET)

Der gesamte Beitrag von WP-B32 ist reichhaltig ausgeschmückt, so finden sich Akronyme wie LOL („laughing out loud“) sowie Wortspiele und Reime mit den französischen Wörtern „guerre der reverts“ und „Vert-Galant“Footnote 25, außerdem Begrüßungs- („Bonjour“) und Abschiedsformeln („Cordialement“). Dass WP-B32 die anderen Diskussionsteilnehmenden siezt, wird in diesem Fall nicht als Mittel der Distanzierung gewertet. Im Französischen ist es auch in der WP-Online-Kommunikation nicht untypisch, dass sich die Teilnehmenden siezen. Es gibt sogar Vorlagen dafür, die die eigene Präferenz aufzeigen:

Abb. 8.1
figure 1

Babel-Bausteine zur Präferenz der Anrede in französischer WP-SprachversionFootnote

Babel-Bausteine werden oftmals auf Benutzerdiskussionsseiten verwendet, um Auskunft über bestimmte Eigenschaften der Beitragenden zu geben. Häufig geben sie ihre eigenen Sprachkenntnisse an, es gibt aber auch Bausteine über andere Eigenschaften und Charakteristika, vgl. https://de.wikipedia.org/wiki/Wikipedia:Babel.

WP-B32 stellt im Beitrag fest, dass der Artikel „Liste des maîtresses des souverains de France“ mehrfach revertiert wurde, d. h., dass verschiedene Beitragende den Artikel auf einen bestimmten Zeitpunkt zurückgesetzt haben. Aus diesem Grund schlägt WP-B32 vor, wie man künftig vorgehen könne, um solche Zurücksetzungen zu vermeiden. Dabei zeigt sich WP-B32 kooperativ, indem die von WP-B33 vorgeschlagene Idee („je propose un principe dans la ligne de ce que vous avancez“) im eigenen Beitrag übernommen und ausgebaut wird. So solle man künftig angeben, aus welcher Quelle die Information über eine bestimmte Mätresse stamme. Nun folgt die Einräumung WP-B32, die nicht durch „OK“ eingeleitet wird, sondern die erst reformuliert wird, bevor das nachgeschaltete „OK“ die Akzeptanz zur gemachten Aussage ausdrückt.

Mit „mais il ne faut quand même pas se laisser envahir par les pseudo maîtresses […]“ verdeutlicht Marionfabert nach dem initialen Zugeständnis, dass dieses keineswegs bedeute, dass nun jede Person aufgelistet werden solle.

Belegstelle 8.31

WP-DB mit ok in oppositiver Relation, Bsp. 2 (WP-D-DE 470)

Link ?

Wieso verlinkt die vorgebliche englische Version dieser Seite auf eine englische Seite zum Thema “Magic Smoke” ? WP-B34

Weil man es im englischen Sprachraum für (technisch) witzig hält, dass man den Vorgang, dass ein elektrisches Bauteil in Rauch aufgeht (schnöde verbrennt), neckisch sprachlich dadurch umschreibt, dass man behauptet, man hätte nur “den blauen Rauch herausgelassen”. Das scheint dort eine so stehende Redewendung zu sein, dass es auch einen eigenen Artikel dazu gibt. Es lohnt sich offensichtlich nicht, den ins Deutsche zu übersetzen, weil wir zumindest an dieser Stelle nicht auf solche Ideen kommen. – Ach so, Ergänzung: Und derjenige, der den Interwiki-Link hier im deutschen Artikel eingetragen hat, hat in der englischen Ausgabe anscheinend keinen direkt entsprechenden Artikel gefunden (ich habe auch ein bisschen gesucht und nichts gefunden) und ist ersatzweise offensichtlich auf jenen verfallen. – WP-B35 23:59, 10. Mär. 2008 (CET)

Mein Vorschlag: Der Artikel enthält ja sowas wie den Sokal-Zwischenfall, der ja im Englischen als Sokal-HOAX diskutiert wird. Einen Artikel “Scientific Hoax” scheint es im Englischen nicht zu geben, dafür aber eine Liste der besten Hoaxes http://en.wikipedia.org/wiki/List_of_hoaxes in der Wiederum ein Teil der im deutschen zitierten WiWis enthält. Also, ich schlage vor, entweder auf die list of hoaxes oder auch Hoax direkt zu verlinken. den blauen Rauch wirklich in allen Ehren, aber dieser Vorschlag ist zwar kein direkter Treffer, jedoch näher als blauer Rauch. WP-B34

Hmm, wenn man sich jene Hoax-Liste mal anschaut, hat doch nur ein geringer Teil davon was mit “Wissenschaft” zu tun. Da finde ich es eher passender, wenn man einen Link auf mindestens ein wirklich (halbwegs) wissenschaftlich/technisches Thema herauspickt. In jener Liste findet man dazu vielleicht noch bessere Kandidaten als den blauen Rauch, ok, aber ich finde da auch nichts Gescheites. Und dann gibt es den en:Computational humor. – WP-B35 00:34, 12. Mär. 2008 (CET)

In Belegstelle 8.31 ist ein Threadausschnitt auf der WP-D zum Artikel „Wissenschaftlicher Witz“ abgebildet. Es sind zwei Beitragende an der Diskussion beteiligt, WP-B34 und WP-B35. WP-B34 kritisiert die InterWiki-Verlinkung vom deutschen Artikel „Wissenschaftlicher Witz“ zum englischsprachigen Artikel „Magic Smoke“. WP-B35 versucht daraufhin den Bezug zwischen beiden Artikeln herzustellen; er schiebt in einer längeren ExpansionFootnote 27 (markiert in kursiv) weitere Erklärungen ein. Diese überzeugen WP-B34 nicht. Der Artikel „Wissenschaftlicher Witz“ sollte lieber zum englischen Artikel „List of hoaxes“ verlinken. Dem kann WP-B35 nicht zustimmen.

Den letzten Beitrag leitet WP-B35 mit „Hmm“ ein. Aus schreibökonomischer Sicht ergeben Strategien des fingierten Zögerns, um Nachdenklichkeit bzw. Prädivergenz anzuzeigenFootnote 28, wenig Sinn. Auf sozial- und kommunikationsstruktureller Ebene kann es durchaus lohnend sein, die Ansichten des Gegenübers wertzuschätzen, bevor die eigene Position erläutert wird. Neben „Hmm“ finden sich ebenfalls Modal- und Abtönungspartikeln im Beitrag, auch vermeidet WP-B35 durch die Wortwahl „man“ eine direkte Anrede von WP-B34. Indirekter Sprachgebrauch zählt nach Brown/Levinson (1987) zu den off-record-Höflichkeitsstrategien; diese helfen bei der Vermeidung von FTAs, face-threatening acts (vgl. Brown/Levinson 1987, S. 211). Für die Beitragenden in WP sind die Anwendung von Höflichkeitsstrategien und das Wahren des Face anderer Diskussionsteilnehmender wertvolle Ressourcen im Umgang miteinander. In WP-B35 Einräumung ist OKAY erneut nachgeschaltet.

In der Folgeäußerung, eingeleitet durch „aber“, wird deutlich, dass es WP-B35s Meinung nach „aber ich finde da auch nichts Gescheites“ keine wirklich bessere Alternative als die jetzige Linkung zum englischen Artikel „Magic Smoke“ gibt. WP-B35 schließt seinen Beitrag mit der Verlinkung zum Artikel „Computational humor“Footnote 29. Drei Tage nach dem Austausch auf der Diskussionsseite, sichtbar in der Versionsgeschichte, wurde ein neuer InterWiki-Link eingefügt. Es scheint ein Kompromiss gefunden worden zu sein; der neue Link zur Seite „Hoaxes in Science“ wurde weder von WP-B34 noch von WP-B35 befürwortet. Die analysierten OKAY-Belegstellen zeigen, dass OKAY im Muster OKAY-Fremdposition + ABER-Eigenposition bzw. Fremdposition-OKAY + ABER-Eigenposition produktiv in WP-DBs von den Beitragenden in den drei untersuchten Sprachen eingesetzt wird.

Um zu überprüfen, inwieweit das Muster in Gesprächen Anwendung findet, wurde eine Stichprobe der in FOLK enthaltenen Schlichtungsgespräche des Verkehrs- und Städtebauprojekts „Stuttgart 21“ analysiert, da kontroverser Austausch von Pro- und Kontra-Argumenten sowie das Überwinden von Konflikten besonders frequent erwartbar und die Gesprächsart somit am ehesten auf die Diskussionen in WP übertragbar istFootnote 30.

Tragende Figur der Schlichtungsgespräche ist Schlichter Heiner Geißler (HG), der die Schlichtungsgespräche moderiert.

Belegstelle 8.32
figure 10

FOLK-S21 mit okay als Transitionsmarker, Bsp. 1 (FOLK-S21 63)

Belegstelle 8.32 zeigt eine der häufigsten Gebrauchsweisen von OKAY in den untersuchten FOLK-S21-Daten: HG verwendet OKAY an Übergangsstellen (transition relevant places), wenn er den Gesprächsbeitrag einer Person ab- und den der Folge-Person anmoderiert.

OKAY in Funktion eines Transitionsmarkers wird an Übergangstellen zu einem neuen Thema oder einer neuen Aktivität eingesetzt, vgl. Abschnitt 3.3. Beach (1993) führt dazu aus: „ ‚Okay‘ is employed […] in the midst of yet at precise moments of transition, by recipients and current speakers alike […] where what is ‚at stake‘ involves movements from prior to next-positioned matter(s))“ (Beach (1993), S. 326). Weiterhin führt er aus: „ ‚Okay‘ [can be understood] as a projection device for turn and, at times, speaker transition“ (Beach 1993, S. 329) und „[OKAY] is preparatory in movements to what is offered as relevant for ensuing talk“ (Beach 1993, S. 338). OKAY als „vorbereitende Maßnahme“ einzuleitender Folgeäußerungen kommt in den untersuchten S21-Gesprächen oft zum Einsatz.

In Zeile 0024 leitet HG dies mit OKAY ein, dann ruft er die entsprechende Person namentlich auf, wie in Zeile 0026. In Belegstelle 8.33 verwendet HG dieselbe Strategie.

Belegstelle 8.33
figure 11

FOLK-S21 mit okay als Transitionsmarker, Bsp. 2 (FOLK-S21 18)

In Zeile 0367 leitet HG erneut von einem zum nächsten Sprecher über. Neben diesen OKAY-Verwendungsweisen wird es in den untersuchten FOLK-S21-Daten auch in fremdinitiierten Rephrasierungen eingesetzt. In den FOLK-S21-Daten sind ebenfalls Belege von OKAY-Verwendungsweisen enthalten, in denen die von Heiner Geißler aufgerufenen Sprecher noch während seiner Äußerung bereits mehrfach OKAY sagen und somit anzeigen, dass sie bereit sind, die von Heiner Geißler zugeteilte Sprecherrolle zu übernehmen. DeSouza et al. (2021) weisen diese OKAY-Funktion aus als „Okay marks the speaker’s readiness to respond (acceptance, backward-looking)“ (DeSouza et al. 2021, S. 47).

In den folgenden zwei Beispielen greift Schlichter HG Äußerungsteile anderer Sprecher auf.

Belegstelle 8.34
figure 12

FOLK-S21 mit okay in Rephrasierung, Bsp. 1 (FOLK-S21 9)

In Belegstelle 8.34 in Zeile 0075 greift HG das von FL geäußerte [das is nich der fall] auf und akzeptiert es mit „okay“ in [das_s nich der fall okay]; in Belegstelle 8.35 wird in Zeile 0868 [biotop] von HG aufgegriffen, das von JB einige Gesprächsbeiträge zuvor geäußert wurde. HG setzt mit „okay“ in [biotop okay] das Thema relevant.

Mögliche weitere Funktionen der Rephrasierung [das_s nich der fall okay] in Zeile 0075 der Belegstelle 8.35 könnten zum einen in der Absicherung vonseiten HGs liegen, dass er das Gesagte korrekt verstanden hat. Zum anderen könnte er auch den Inhalt der Äußerung durch seine Rephrasierung bestätigen, bevor durch OKAY diese Bestätigung um die Ebene der Akzeptanz erweitert wird. HG zeigt an, dass FL und er nun den gleichen Wissenstand teilen und für HG der Punkt somit abgeschlossen werden kann.

Belegstelle 8.35
figure 13

FOLK-S21 mit okay in Rephrasierung, Bsp. 2 (FOLK-S21 33)

In Zeile 0868 der Belegstelle 8.35 liegt die Funktion der Rephrasierung „biotop okay“, die einen Äußerungsteil JBs aus Zeile 0857 [des alt neckar biotops] aufgreift, vorrangig in der thematischen Relevanzsetzung. HG betont für sich als auch die übrigen Teilnehmenden der Gesprächsrunde „Biotop“ als für den Gesprächsverlauf relevanten Schwerpunkt: das aktuell auszuhandelnde Thema. Nach Kotschi (2001) wäre hier auch die Funktion der „Ermunterung zur Fortführung des turns“ denkbar (Kotschi 2001, S. 1345). Darüber hinaus wurde während der S21-Schlichtungsgespräche auch vor Ort protokolliert. HG trägt in seiner Rolle als Moderator und Schlichter die Verantwortung, dass relevante Themenschwerpunkte im Protokoll festzuhalten sind. Belegstellen 8.34 und 8.35 zeigen formale Ähnlichkeiten zu den in den Wikipedia-Daten kategorisierten Reaktiv-OKAYs. Es wird jeweils ein Wort/eine Wortgruppe des Vorredners zitiert bzw. erneut aufgegriffen und im Anschluss mit OKAY akzeptiert bzw. thematisch in Relation zum eigenen Beitrag gesetzt.

Die nächsten OKAY-Belegstellen zeigen OKAY-DopplungenFootnote 31, die auch in FOLK-S21 vorgefunden wurden. OKAY-Dopplungen im Gespräch werden gebraucht, um beispielsweise durch Expansionen verlängerte Sequenzen abzuschließen oder um einen Übergang zu einem neuen Handlungsverlauf vorzuschlagen (vgl. Kuroshima et al. 2021).

Belegstelle 8.36
figure 14

FOLK-S21 mit okay in mehrfacher Wiederholung (FOLK-S21 30)

In Belegstelle 8.36 wird OKAY in Zeile 0260 von HG in dreifacher Ausführung „[okay okay o]kay“ realisiert. Die ersten zwei OKAY-Äußerungen überschneiden sich mit Vorgängeräußerungen, werden also von HG verbalisiert, als andere Sprecher ihrem Turn nachgehenFootnote 32. HG fällt sowohl BP als auch XM in das Wort. Kuroshima et al. (2021) sehen OKAY in solchen Äußerungen treffenderweise als Äquivalent zu Äußerungen wie z. B. „That’s more than sufficient“ (Kuroshima et al. 2021, S. 242). Auf die von HG in Zeile 0250 und 0252 gestellte Frage, wo die von BP berichteten Zahlen stehen würden, entgegnet BP, dass die Zahlen auf der Folie dargestellt wären, er aber selbst durch Fehlen einer Maus nicht mit dem Cursor die entsprechende Stelle auf der Folie markieren könne. Er bietet HG an, den gesamten Abschnitt vorzulesen, und beginnt sogleich nach angekündigter Handlung. HG markiert mit „[okay okay o]kay“, dass die Antwort BPs ausreichend ist: Entweder hat er die entsprechende Stelle auf der Folie selbst entdeckt oder es reicht ihm zu wissen, dass die Zahlen aus einem Bericht stammen, der BP vorliegt. Mit „[okay okay o]kay“ gibt HG zu verstehen, dass es von BP nicht weiter als notwendig erachtet wird, den Bericht vorzulesen, und BP seinen Vortrag fortführen soll.

Die Analyse dieses Beispiels schließt die Herausstellung von OKAY-Funktionen im untersuchten S21-Sample ab. Neben den präsentierten OKAY-Verwendungen findet sich auch, wie bereits in Belegstelle 8.8 gezeigt, OKAY in Funktion eines Hörersignals in der Stichprobe. Gleichermaßen wird OKAY als Reaktiv verwendet. OKAY im Muster OKAY-Fremdposition + ABER-Eigenposition bzw. Fremdposition-OKAY + ABER-Eigenposition, wie sie für WP-DBs herausgestellt wurden, konnte in dem untersuchten FOLK-S21-Sample nicht vorgefunden werden.

OKAY-Dopplungen treten in den untersuchten WP-Datensamples weniger häufig auf. So sind vier Belege in WP-D-DE, zwei Belege in WP-D-FR sowie ein Beleg in WP-D-EN mit OKAY-Verdopplungen ausgeschmücktFootnote 33. Die Funktionen, die durch den wiederholten Einsatz von OKAY zum Tragen kommen, sind vielfältig, wie in den folgenden Belegstellen 8.37, 8.38 und 8.39 dargestellt.

Belegstelle 8.37

WP-DB mit doppeltem OK, OK (WP-D-DE 71)

Wappen von Stadtteilen in Freudenberg (Baden) mit Mainzer Rad

Die Ortsteile Rauenberg und Wessental der Stadt Freudenberg tragen in ihren ehemaligen Wappen das Mainzer Rad (zu finden auf: [6]). Die Wappen sind nicht mehr amtlich, so dass die Verwendung keinen Beschränkungen unterliegt. Ich werde bei Gelegenheit die Wappen hier und im Artikel der Stadt ergänzen, wenn ich mich schlau gemacht habe, wie Bilder in Wikipedia eingestellt werden. Ansonsten: Könnte das eventuell jemand von euch machen, der sich schon damit auskennt, wie das funktioniert? Könnte dann schneller gehen;-) Gruß, WP-B36 19:30, 03. 05. 2007

  • Hallo WP-B36, vielen Dank für die Arbeiten und Recherchen die Du für den Artikel machst. Ich könnte es zwar machen und die Bilder hochladen, aber dann hätten wir ja keinen Lerneffekt ;-) Mach Du ruhig mal. Wie das geht, kann man nachlesen oder mich am nächsten Dienstag beim Stammtisch fragen. Viele Grüße – WP-B37 21:02, 3. Mai 2007 (CEST)

    • Hallo WP-B37, mit dem Stammtisch hat es bei mir leider wieder nicht geklappt :-( Die “Arbeit” am Artikel mache ich gerne, da mich diese Stadt schon seit meiner Kindheit begeistert.

    Was ich auf alle Fälle noch mittelfristig an diesem Artikel machen will:

  • die Wappen von Freudenberg einbinden

  • die “Bolander Räder” einbinden

Ansonsten mache ich mir Gedanken, wie die Auflistung der Gemeinden anders gestaltet werden könnte; man muss inzwischen ziemlich weit scrollen, bis man zu den Abbildungen kommt. Bei den Abbildungen der Wappen ist – so scheint es mir – noch nicht überall die Strukturierung nach Kreisen durchgezogen. Übrigens zur Info: Inzwischen habe ich alle Auflistungen von Wappen (nach Landkreisen) durchgeschaut; wir dürften also inzwischen einen Großteil der “Mainzer Räder” erwischt haben.

Was mir auch noch einfiel: Die Mainzer Bischöfe trugen fast alle auch das Rad im Wappen; Meine Idee wäre – falls es möglich ist, an entsprechende Bilder zu kommen – diese auch einzubinden (bspw. in einem neuen Artikel?). Was meiner Meinung nach aber in diesen Artikel hineingehört, ist das Wappen von Karl Lehmann [7]

OK, OK, viele Ideen, wenig Zeit ;-) ... aber Wikipedia hat ja Geduld. – WP-B36 7:52, 9. Mai 2007

In Belegstelle 8.37 tauschen sich WP-B36 und WP-B37 über den Ausbau des Artikels aus. Mainzer zeigt im ersten Beitrag die Bereitschaft, sich darüber zu informieren, wie Bilder in Artikel eingefügt werden. Darüber hinaus möchte WP-B36 noch weitere Informationen im Artikel ergänzen. Diese Initiative wird von WP-B37 positiv bewertet. Der letzte Beitrag von WP-B36 leitet ein, welche inhaltlichen und strukturellen Überarbeitungen geplant seien, und endet nach einem Absatz im „OKAY, aber“-Muster, eingeleitet mit „OK, OK, viele Ideen, wenig Zeit“. Damit zeigt er, dass er sich des Umfangs seines Überarbeitungsplans bewusst ist und eventuell aufkommende Kritik dahingehend direkt entkräftet. Zwischen dieser Einheit und der Opposition „aber Wikipedia hat ja Geduld“ stehen ein EmoticonFootnote 34 und Auslassungspunkte, die die beschwichtigende Stimmung von „OK, OK“ unterstützen. Durch die positive und lockere Atmosphäre, in der sich WP-B36 und WP-B37 austauschen, wirkt die Verwendung von „OK, OK“ in diesem Fall eher spielerisch als kommunikativ beschwichtigend.

Dies ist nicht immer der Fall, wie die folgenden zwei Belegstellen zeigen.

Belegstelle 8.38

WP-DB mit doppeltem Ok, ok (WP-D-EN 144)

And this is the final proof

Dear WP-B37, you can check also his official site. http://www.den-harrow.net/DENHARROW.htm You are so good in Italian language, aren’t you? Of course not. Read about the story of his name and stop saying fake things. Thank you – Preceding unsigned comment added by WP-B38 10:35, 17 October 2007 (UTC)

  • Ok, ok, Jesus, I’m convinced now that you can read and write Italian just calm down before you give yourself a heart attack. First of all, I don’t boast myself of knowing Italian and most definitely I’m not here to spread out wrongful information. Second of all, you could have very friendly and calmly included the links (that you are now getting personal about) at the time of replacing his name and perhaps also a brief explanation in the discussion would be nice about what’s being said about Den Harrow in Italy. The bottom line is that this project was very well done both composition wise and vocally and it’s a pity that they were bunch of phonies to their fans, and there is still a lot of false information about it up until today. This, I discussed with someone already (see discussions above) and have modified the article. So this is nothing personal, just a project the truth of which needed multiple verifications. –WP-B37 00:45, 18 October 2007 (UTC)

Die Diskussionsseite zum Artikel „Den Harrow“ ist geprägt durch hitzige Debatten rund um den echten Nachnamen des italienischen Sängers. WP-B38 unterstellt auf der WP-D in diesem und einem anderen Thread, dass WP-B37s Italienischkenntnisse nicht ausreichen würden, um Quellen richtig zu interpretieren und fordert WP-B37 auf, keine weitere Änderung des Namens vorzunehmen.

Die Überraschung WP-B37s scheint nicht ungerechtfertigt, denn die im Artikel durchgeführte Änderung, über die WP-B38 erbost ist, liegt vier Wochen zurück. In der Zwischenzeit wurde der Name immer wieder geändert, auch von anderen Beitragenden. WP-B37 ist an vielen Änderungen im Artikel beteiligt, was letztlich dazu geführt haben könnte, dass WP-B38 Unmut WP-B37 traf. Das einleitende „Ok, ok“ in Kombination mit der Interjektion „Jesus“ zeigt zum einen WP-B37 Überraschung über die emotionale Reaktion von WP-B38, zum anderen wirkt „Ok, ok“ im Sinne von „Let’s be calm“ beschwichtigend.

Belegstelle 8.39 zeigt das vorerst letzte doppelte OKAY-Beispiel an. Diese Belegstelle unterscheidet sich funktional von den beiden vorhergehenden Beispielen.

Belegstelle 8.39

WP-DB mit Okay? Okay-StrukturFootnote 35

side comment to 2nd opinion

  • Yes I did just mean that picture, sorry if that wasnt clear.

  • There are a number of citations required and i have offered to add citation tags to the article if needs be (this offer was mad at their talk pages as well). I dont intend to list the vast number of citation problems, im sure these experienced editors who often review articles themselves dont need that level of spoon feeding. WP-B39 (talk) 11:31, 3 April 2008 (UTC)

    • Good Article reviewing is a read-only process and does not extend to adding [citation needed] tags. These issues should be addressed in the review. And, no, we need neither spoon-feeding nor patronising nor insults. – WP-B40 (Talk) 13:56, 3 April 2008 (UTC)

Sure thanx for the heads ups. WP-B39 (talk) 14:01, 3 April 2008 (UTC)

  • What’s all this about??? I had no problem at all when Realist2 put “citation needed” on the articles he reviewed for me. It saved his time, and mine, by not him not writing, and me not reading reams of stuff. Whatever may have gone on in the past is complete bollards now, because WP-B39 and WP-B42 are two editors that I have a lot of respect for. These editors are working for free, don’t forget, and are doing some really good work. Okay? Okay.– WP-B41 (talk) 12:50, 4 April 2008 (UTC)

Im dargestellten Ausschnitt geht es um die Nachbearbeitung von fehlenden Quellen im Artikel. Der verknüpfte Artikel befindet sich im Status der Überprüfung. Dies ist ein gängiger Schritt der Qualitätssicherung in Wikipedia. Bevor die Artikel veröffentlicht werden, sind erfahrene Beitragende gefragt: Sie überprüfen die Artikel auf Unstimmigkeiten, fehlende Quellen etc. Drei Beitragende sind an der Diskussion beteiligt: WP-B39, WP-B40 und WP-B41. WP-B39s Vorgehensweise war bisher, dass fehlende Quellen direkt durch das Auszeichnungstag „citation needed“ an der entsprechenden Stelle im Artikel markiert wurden, anstelle sie auf der Diskussionsseite aufzulisten. WP-B39 begündet das Vorgehen damit, dass Beitragende wissen müssten, was die Auszeichnung „citation needed“ zu bedeuten habe und WP-B39 das Auflisten von fehlenden Quellen auf der WP-D als damit einhergehendes spoon feedingFootnote 36 für nicht nötig halte. WP-B40 korrigiert WP-B39 und sagt, dass eine gute Artikelüberprüfung ausschließlich im Lesen des Artikels bestehe und alle weiteren Auffälligkeiten auf der Diskussionsseite besprochen werden sollten. WP-B39 akzeptiert diese Information mit „Sure thanx for the heads ups“. WP-B41 schließt sich daraufhin der Diskussion an und widerspricht WP-B40, WP-B41würde das von WP-B39 durchgeführte Vorgehen als nützlich empfinden, und beendet die Erläuterungen dazu im Beitrag mit „Okay? Okay.“. Dem ersten „Okay?“, hier als rhetorische Frage formuliert, folgt sogleich die Antwort: „Okay“. WP-B41 zeigt damit auf, dass keine weiteren Stellungnahmen und Meinungsäußerungen zu dieser Thematik zu erwarten seien und möglicher Verhandlungsspielraum nie bestanden habeFootnote 37.

OKAY im Muster von „rhetorische Frage-Antwort“ finden sich auch multimodal in Form von GIFs und Stickern. Abbildung 8.2 zeigt einen Sticker mit der gleichen Struktur wie in der Belegstelle 8.40.

Abb. 8.2
figure 2

„Okay? Okay.“-Struktur als StickerFootnote

https://giphy.com/stickers/ok-okay-kamala-harris-XIaL3uXLrgpmrbh0h2.

Der Sticker in Abbildung 8.2 zeigt die Vizepräsidentin der Vereinigten Staaten, Kamala Harris, die in einem Gespräch ausdrucksstark die OKAY-Dopplung „Okay? Okay.“ verwendet. Man sieht an ihrer Mimik, dass kein Raum für Diskussion offen ist. Ihre Augenbrauen nach Stellen der Frage sind erhöht. Noch beim Aussprechen des zweiten „Okay“ wendet sie ihren Blick ab, dreht den Kopf zur Seite und spitzt nach vollständiger Abwendung des Blickes die Lippen zu einem Lächeln. Dies entspricht dem in Helmer et al. (2021) beschriebenen Einsatz von OKAY als Abschluss-Marker größerer Gesprächsaktivitäten mit Blickabwendung vom vorherigen Sprecher, vgl. Helmer et al. (2021), S. 381, Abschnitt zu „OKAY closing larging activities“).

Harris erwartet auf das von ihr gestellte rhetorische Frage-OKAY keine Bestätigung des Gegenübers, vielmehr markiert sie die Unbeeinflussbarkeit der von ihr eingenommenen Position.

Der letzte Abschnitt der Beispielanalysen widmet sich OKAY-Einzelbelegen sowie OKAY in elliptischen Konstruktionen.

Belegstelle 8.40

WP-DB mit ok ok je sors. Vergrößerung und Hervorhebung der GIFs durch AutorinFootnote 39

6. + Conserver Le sujet de cette liste est tout à fait admissible. Son état actuel n’est pas un motif de suppression ! Si on devait supprimer toutes les ébauches mal foutues et ne conserver que les AdQ et les BA, l’encyclopédie se viderait considérablement ! – WP-B43 le 12 février 2013 à 08:58 (CET)

ça cé bin vré ! après tout les listes de pokémons sont parfaitement admises (elles sont tout de même un peu mieux fichues) ok ok je sors -> aïe pas taper ! WP-B44 12 février 2013 à 09:10 (CET)

In Belegstelle 8.40 wird die Löschung eines Artikels diskutiert. WP-B43 ist für das Beibehalten und gegen die Löschung mit dem Hinweis, dass es völlig in Ordnung sei, wenn nicht alle Wikipedia-Artikel mit dem Bewertungsicon „Lesenswerter Artikel“ ausgezeichnet wären. WP-B44 stimmt WP-B43 zu und fügt die ironische Anmerkung hinzu, dass, wenn es Überblicksartikel gäbe, die über verschiedene Pokémon informierten, der vorliegende Artikel doch auch eine Berechtigung zum Erhalt habe. Den eigenen Witz kommentiert WP-B44 mit „ok ok je sors“, das von zwei GIFs eingeschlossen ist (nicht abgebildet). Die GIFs verdeutlichen WP-B44 Selbstzuschreibung eines „Haudrauf-Humors“Footnote 40, in dem WP-B44 „humorvoll die Keule schwing[t]“Footnote 41. Solch spielerische Momente und auflockernd-humorvolle Passagen helfen letztlich dem Gemeinschaftsprojekt und schaffen eine positive Atmosphäre.

Weitere Einzelbelege betreffen OKAY-Verwendungen in fingierter Mündlichkeit.

Belegstelle 8.41

WP-DB okay in fingierter Mündlichkeit, Bsp. 1 (WP-D-EN 42)

Avatar is not an anime, it is a cartoon produced by two Americans, in America, for Nickelodeon. Likewise, Van Von Hunter and Megatokyo are not manga, they are American comics done in a manga style, and published in digest format. Is Runaways manga simply because they publish it in digest format as well?

Even though „anime“ is literally „animation“ in JAPANESE, I don’t have a huge problem with it being taken to other countries. When they overexagerate the japanese style, such as in Shuriken School, or Kappa Mikey, that goes a little overboard. But Avatar is okay, because it sticks more to the somewhat orignal style, even if the style does vary. The question „is it okay for Americans to make anime?“ is basicaly the same as „Are dubs okay?“ I don’t like dubs, but I don’t have a problem with them. Same with American anime and such. – WP-B45

In Belegstelle 8.41 äußert WP-B45 OKAY als Teil zweier rhetorischer Fragen, die die im Beitrag kreierte Analogie von japanischen Anime-Serien in Relation zu Filmsynchronisationen des US-amerikanischen Markts stützen sollen. In beiden Sätzen wird OKAY prädikativ eingebunden. Die von WP-B45 kreierten Beispiele veranschaulichen die Thematik und helfen anderen Diskussionsteilnehmenden, die vorgestellte Position zum Thema besser nachzuvollziehen.

Im FOLK-SA-Sample wird OKAY als Einleitung einer fiktiven Überlegung verwendet. In diesem Beleg wirkt OKAY strukturierend im von HM geäußerten Beitrag. In Belegstelle 8.42 leitet in Zeile 0846 Sprecher:in HM mit OKAY den Einschub „okay, die die früher da sind, können ja schonmal gehen“ ein und präzisiert somit die vorgeschlagene Idee, die bei der späteren Besprechung vorgestellt werden soll.

Belegstelle 8.42
figure 15

FOLK-SA mit okay in fiktiver Überlegung (FOLK-SA 68)

Ein weiterer interessanter Einzelbeleg ist die Einbindung von OKAY in das Muster OK/KOFootnote 42, im Sinne von etwas ist „okay/nicht okayFootnote 43“, im Französischen.

Belegstelle 8.43

OK/KO in französischer WP-Sprachversion, Bsp. 1Footnote 44

Te rend tu compte que tu em… les contributeurs qui consacrent généreusement leur temps à l’encyclopédie alors qu’on t’a déjà rabâché 10 fois les principes de fonctionnement de Wikipedia qui interdisaient les anticipations de décisions officielles. ICI PERSONNE N A DE SYMPATHIE POUR LE REGIME DE KADHAFI OK/KO ? (est ce je dois l’écrire plus gros ?). WP-B46 (discuter) 27 février 2011 à 14:13 (CET)

  • Ok, ok, pas la peine de crier, continuez simplement de m’ignorer si je vous énerve. Je ne dis pas que vous avez de la sympathie pour le régime de Kadhafi. Je demandais juste un peu de souplesse dans l’interprétation des règles de Wikipédia qui est faite ici, compte tenu de l’enjeu.

    Je vous laisse donc travailler en paix. Discussion_utilisateur:Jgc est à votre disposition. – WP-B47 (d) 27 février 2011 à 15:03 (CET)

In Belegstelle 8.43 zeigt sich WP-B46 sichtlich aufgebracht über die im Artikel „Libyen“ eingefügten Informationen zu Politikern und Regierungsstrukturen sowie immer wieder auftretenden Anschuldigungen der Diskussionsteilnehmenden untereinander, mit bestimmten Regierungsvertretern zu sympathisieren. WP-B46s Unmut wird auch formal durch die Absetzung des letzten Satzes in Großbuchstaben deutlich. Danach schiebt WP-B46 in Klammern noch die Erweiterung „est ce je dois l’écrire plus gros“ (= „oder muss ich es noch größer schreiben?“) ein. WP-B47 leitet den Folgebeitrag mit einem beschwichtigenden „Ok, ok“ ein und entgegnet, dass wohl ein Missverständnis vorliege und es nicht um das Sympathisieren mit bestimmten Regierungsvertretern gehe, sondern um eine lockerere Auslegung der WP-Regeln. Letztlich macht WP-B47 auch noch WP-B46 darauf aufmerksam, dass die Diskussion auch auf WP-B47s Benutzer-Diskussionsseite fortgeführt werden kann bzw. dass diese WP-B46 zur Verfügung stehe.

Belegstelle 8.44

OK/KO in französischer WP-Sprachversion, Bsp. 2Footnote 45

Récits de l’ombre

La présentation de la „Série Dark – Peter Quayle“ et de sa réédition dans „Récits de l’ombre“ n’est pas cohérente.

Le recueil „Récits de l’ombre“ présente 7 titres (en tout cas dans l’édition de 1988):

* Duel dans l’ombre (Dark Duet) – ok

Footnote 46

* On ne s’embête pas (Never a Dull Moment) – cité dans la section Lemmy Caution sans mentionner cette réédition, KO

En revanche, les „Récits de l’ombre“ ne contiennent pas les deux titres suivants (en tout cas dans l’édition de 1988):

* La Dame en noir (Dark Wanton) – mentionné à tort, KO

* Ombres sur Bahama (Dark Bahama) – mentionné à tort, KO

Weitere OK/KO-Verwendungen, in diesem Fall nicht als Einheit, sondern in „OK“ und „KO“ aufgetrennt, stellt Belegstelle 8.44 dar. OKAY wird hier genutzt, um zu kennzeichnen, welche im Artikel aufgelisteten Werke dort verbleiben können oder gelöscht werden sollten. Interessanterweise wird den Werken, die aus dem Artikel gelöscht werden sollten, eine Begründung vorangesetzt, z. B. der Zusatz „mentionné à tort“ (= „fälschlicherweise erwähnt“)Footnote 47.

OK/KO wurde in dieser Form ausschließlich im französischen Datenset gefundenFootnote 48.

Der abschließende Teil dieses Kapitels widmet sich elliptischen OKAY-Konstruktionen.

Belegstelle 8.45

WP-DB mit Einleitung […]: okay (WP-D-DE 376)

Meine Notizen im Rahmen des SW (damit bezieht sich alles ausschließlich auf die SW-Version und berücksichtigt keinerlei danach erfolgten Änderungen): Einleitung, Aufbau, Gliederung, Quellenlage: okay. Pluspunkt: relativ gute Allgemeinverständlichkeit („Oma“). Größter Kritikpunkt war der Abschnitt Gehirngröße und Intelligenz. Der Inhalt des Abschnitts wurde zwar verstanden, jedoch bleibt ungeklärt, was damit gesagt werden soll. Sind damit Rückschlüsse auf die Intelligenz der Theropoda möglich evtl. im Vergleich mit heute lebenden Tieren oder gar dem Menschen? Oder wird dieser EQ nur zum Vergleich bei Sauriern angewendet? Kleinere Kritikpunkte: die Bedeutung der Greiffunktion der Hand könnte etwas ausführlicher dargestellt sein; die Unterüberschrift 1.2.1. ist überflüssig, solange es kein 1.2.2 gibt; sprachlich „holperts“ manchmal, insbesondere durch Einschiebungen (bspw. – im Gegensatz zu… – und häufige Klammersätze (allein in der Einleitung gibt es drei davon). Lesenswert: ja.

In Belegstelle 8.45 findet sich innerhalb eines Beitrags, stichpunktartig ausgeführt, Feedback zu einzelnen Artikelteilen. Die Stichpunktartigkeit wird durch die einleitenden Worte „meine Notizen“ unterstrichen. Mit „Einleitung, Aufbau, Gliederung, Quellenlage: okay“ wird auf sehr effiziente Weise Akzeptanz im Hinblick auf die genannten Artikelabschnitte ausgedrückt. In der IDS-Grammatik findet sich zu solchen elliptischen Strukturen folgende Eigenschaft: „Ferner kann durch einen Doppelpunkt eine Verbindung zwischen Ereignis- und Resultatswiedergabe hergestellt werden, so daß sich eine sehr komprimierte Darstellung ergibt“ (vgl. IDS-Grammatik 1997, S. 442). In diesem Beispiel sticht auch OKAYs semantische Grundbedeutung von „all correct“ hervor. Gleichermaßen rückt die diskursive Funktion der Ellipse in den Vordergrund.

Belegstelle 8.46

WP-DB mit ok für mich-Beleg (WP-D-DE 406)

Oberschulen

Die Oberschulen habe ich rausgenommen – das ist für die deutsche Wikipedia erst relevant, wenn die Schulen es auch zu Artikeln gebracht haben. WP-B48 00:57, 27. Nov. 2006 (CET)

Ok (für mich), en:Mercersburg Academy ist aber schon interessant, eher ein Internat. – WP-B49 01:11, 27. Nov. 2006 (CET)

Nicht ok für mich. WP-B50 01:23, 27. Nov. 2006 (CET)

Mercersburg Academy wurde gerade hinzugefügt. WP-B50 01:50, 27. Nov. 2006 (CET)

In Belegstelle 8.46 wird von WP-B WP-B49 nach der Bestätigung durch „Ok“ in Klammern der Zusatz „für mich“ geäußert. WP-B49 zeigt auf, dass die von WP-B48 durchgeführte Änderung für in Ordnung gehe, es aber sehr wahrscheinlich sei, dass andere Diskussionsteilnehmende dem nicht zustimmen würden. Dass WP-B49 mit dieser Vermutung richtig liegt, zeigt der Folgebeitrag von WP-B50. WP-B50 greift die sprachliche Konstruktion von WP-B49 in verneinter Form „nicht ok für mich“ wieder auf.

Bevor weitere elliptische OKAY-Verwendungen der beiden anderen Sprachen begutachtet werden, soll ein Exkurs auf die Wendung „ok mir mir“ erfolgen. Die semantische Nähe von „Ok mit mir“ zu anderen Wendungen im Deutschen, die Eins-zu-eins-Übersetzungen aus dem Englischen sind, fällt direkt auf. So erinnert es stark an „ich bin fein damit“, eine deutsche Übersetzung von „I’m fine with XY“, die in den letzten Jahren vermehrt aufkommtFootnote 49. Die ursprüngliche Bedeutung von „I’m fine“ im Sinne von „es geht mir gut“ als Antwort auf die gängige Frage „How are you?“ tritt dabei in den Hintergrund. „Ok mit mir“ und „ich bin fein damit“, die als Entsprechung von „das ist mir recht“ eingesetzt werden können, sind durch ihre direkte Übersetzung aus dem Englischen gut erkennbar.

Die Beliebtheit von OKAY in finalen Abschlussbeiträgen und -sequenzen wird ebenfalls in Memes, Stickern und GIFs deutlich, in denen OKAY häufig in idiomatischen Wortkombination mit „bye“ oder Variationen von „Ok, ich bin dann mal weg“, „Okay I’m out“ oder „Ok, je sors“ kreativ einen Abgang im wörtlichen Sinne nachbildet, wie Abbildung 8.3 und 8.4 zeigen.

Abb. 8.3
figure 3

Meme „Ok, je sors“Footnote

https://forum.asnl.net/filedata/fetch?id=131239&d=1548947425.

Das in Abbildung 8.3 gezeigte Meme basiert auf einem GIF, in welchem Comic-Figur Homer Simpson durch Rückwärtsbewegung in einer Hecke verschwindet. Mit „Ok je sors“, frei übersetzt als „Ok, ich bin raus/weg“, wird die angedeutete Bewegung versprachlicht. Die Verwendung des Memes ist in Kontexten denkbar, in denen sich der Verfasser, beispielsweise durch das Erzählen eines flachen Witzes, „selbst hinausgeleitet“ und somit offensichtlich macht, dass er sich der Komik des Moments bewusst ist. In dieser Hinsicht hätte es auch von WP-B44 (vgl. Belegstelle 8.40) im WP-DB eingefügt werden können. Es ist interessant, dass sowohl deutsche als auch französische Beitragende Versprachlichungsstrategien dieser Art in ihren Beiträgen anführen.

Abb. 8.4
figure 4

Variation des „k bye“ als GIFFootnote

Im Original abrufbar unter https://giphy.com/gifs/A1eSports-bye-ok-k-OPTr1SNFM5vfXZDN9S.

In GIFs bzw. Stickern wird „okay bye“ bzw. die Variation „k bye“ (Abb. 8.4) ebenfalls mit einer sich aus dem Bild verabschiedenden Bewegung unterlegt. Im linken GIF wird zusätzlich zur Bewegung der Zwei-Finger-Gruß als Form des Salutierens sowie ein Zwinkern dargestellt. Alle Beispiele aus Abbildung 8.3 und 8.4 vereint ein humoristischer Gesichtsausdruck der dargestellten Personen. Die spielerische Einbindung von OKAY in ironische oder sarkastische Äußerungen sowie in Kontexte der Ankündigung eines „letzten Abgangs“ zeigt OKAYs umfassendes Verwendungsspektrum. Gleichermaßen schafft die Implementierung von Wortspielen eine positive Atmosphäre, das wiederum das Gemeinschaftsgefühl in WP stärkt.

Folgend werden weitere elliptische OKAY-Verwendungen im Englischen und Französischen betrachtet.

Belegstelle 8.47

WP-DB mit ok for-Beleg (WP-D-EN 87)

ok for the Appeasement move. As far as the other thing, Hitler’s personality and fascist propaganda are well-documented causes of WWII. Just because you don’t agree doesn’t mean that some respected historians haven’t made these assertions. Obviously each of us will assign different weight to various causes. However that doesn’t mean we should fail to include minority opinions. WP-B51 23:49, 5 January 2007 (UTC)

In Belegstelle 8.47 findet sich erneut OKAY in Kombination mit der Präposition „for“ (vgl. Belegstelle 8.46 mit „ok für“). WP-B51 greift im ersten Satz des Beitrags auf eine elliptische OKAY-Konstruktion zurück; der Rest des Beitrags enthält keine weiteren Ellipsen. Wie im Beispiel zu KO/OK (vgl. Belegstelle 8.43) bedarf es bei OKAY als Zustimmung keiner weiteren Erläuterung. Der Nicht-Zustimmungsteil von WP-B51s Beitrag ist mit umfangreichen Bemerkungen ausgeschmückt.

Elliptische OKAY-Verwendungen, die in den vorliegenden Daten identifiziert werden konnten, werden mit „sonst ok“, „ok so“, „völlig ok“, „ok von meiner Seite“ oder „ok then“ verschriftlicht. Von den untersuchten Sprachen sind elliptische OKAYs insbesondere im Französischen zahlreich.

Abb. 8.5
figure 5

Belegsammlung zu „ok pour“ (alle Belege stammen aus WP-D-FR)

Abbildung 8.5 zeigt eine zusammengestellte Belegsammlung zu elliptischen „ok pour“-Konstruktionen in den französischen WP-Daten. In den wenigsten Fällen ist die „ok pour“-Konstruktion der einzige Bestandteil des Beitrags. Zumeist findet sich die Konstruktion in einleitender Position, d. h., sie wird weiteren Ausführungen vorangestellt. Gerade in dieser Position zeigt sich die diskursive Funktion solcher OKAY-Ellipsen – sie fungieren gleich der interaktiven Einheiten. Auch gibt es eine häufige Kombination mit „moi“, was deutlich macht, dass die Beitragenden lediglich ihre Einschätzung wiedergeben. „ok pour“ ist ein sehr gutes Beispiel für Schreibökonomie. Bei akzeptierenden Handlungen ist es nicht notwendig, diese länger als nötig zu gestalten – eine kurze Rückmeldung genügt. Die Konstruktion bietet den Beitragenden somit ein gleichermaßen kurzes wie auch semantisch präzises sprachliches Mittel, um Akzeptanz Ausdruck zu verleihen.

Von 500 untersuchten OKAY-Belegen im Französischen lassen sich 176 der Kategorie „elliptische Konstruktionen“ zuordnenFootnote 52. Von denen sind über 75 % in der Konstellation mit „pour“ (vgl. Abb. 8.6).

Abb. 8.6
figure 6

Aufteilung der Kategorie „elliptische Konstruktionen“ in WP-D-FR

Die häufige Verwendung von „ok pour“ zeigt, dass die WP-Beitragenden eine für sie semantisch und funktional wertvolle sprachliche Struktur entdeckt haben, die wiederholend von verschiedenen Beitragenden über eine Vielzahl von Diskussionsseiten hinweg verwendet wird.

Um die Beständigkeit dieser Verbindung zu überprüfen und zu testen, ob sie über das analysierte Sample hinausgeht, bietet sich an dieser Stelle die Durchführung einer Kookkurrenzanalyse an. Eine Kookkurrenz, im Sinne von Kookkurrenzrelation, „[hält] das rekurrente gemeinsame Vorkommen sprachlicher Einheiten in den Datenbeständen bewertend [fest]“ (Perkuhn et al. 2012, S. 113). Die Kookkurrenzanalyse beschreibt somit ein Verfahren, „das – gegeben die Häufigkeit einer sprachlichen Einheit in einer Bezugsmenge – bewertet, ob die Häufigkeit der sprachlichen Einheit in einer anderen Menge dem entspricht, was man erwarten darf, oder […], ob wir nicht doch überzufällig viele Ereignisse beobachten“ (Perkuhn et al. 2012, S. 110).

Mithilfe von Kookkurrenzanalysen zu OKAY auf den deutschen, englischen und französischen Diskussionsseiten sollen somit signifikante Regelmäßigkeiten von Wortkombinationen mit OKAY in den drei Sprachen aufgedeckt werden. Dafür wird das Kookkurrenzanalyse-Tool in COSMAS IIweb verwendet (vgl. Belica 1995). Die Einstellungen der durchgeführten Kookkurrenzanalysen können Abbildung 8.7 entnommen werden.

Abb. 8.7
figure 7

Einstellungsparameter der durchgeführten Kookkurrenzanalysen in COSMAS IIweb

Für die Analysen wurden die Grundeinstellungen, die in Abbildung 8.7 dargestellt sind, übernommen. Der Kontext, in dem die primären Partnerwörter von OKAY auftreten können, ist auf jeweils fünf Wörter links und rechts beschränkt. Durch die Einstellung eines Autofokus wird gewährleistet, dass bei einer Kontexteinstellung von fünf Wörtern rechts und links derjenige Kontext angezeigt wird, der statistisch gesehen am relevantesten ist. Die Satzgrenzen werden berücksichtigtFootnote 53. Funktionswörter wurden ignoriertFootnote 54. Die Rangfolge der Partnerwörter von OKAY wird absteigend nach dem Wert der log-likelihood-ratio (LLR) ausgegeben. Der LLR-Wert wird als Maßzahl für die Abweichung des normalen Verhaltens vom beobachteten Verhalten verwendet (vgl. Perkuhn/Belica 2004). Dies bedeutet, dass die „ermittelte Anzahl mit dem Wert [verglichen wird], der zu erwarten wäre (wenn das Wort zufälligerweise im Kontext des Bezugswortes wäre)“ (Perkuhn/Belica 2004).

Die folgenden Tabellen zeigen die zehn häufigsten Partnerwörter zu „OK“ sowie „okay“ in WP-D-DE, WP-D-EN und WP-D-FRFootnote 55.

Tabelle 8.1 Kookkurrenzanalyse zu „OK“ und „okay“ in WP-D-DE; zusammengefasst zur besseren Übersicht
Tabelle 8.2 Kookkurrenzanalyse zu „OK“ und „okay“ in WP-D-EN; zusammengefasst zur besseren Übersicht
Tabelle 8.3 Kookkurrenzanalyse zu „OK“ und „okay“ in WP-D-FR; zusammengefasst zur besseren Übersicht

Zunächst werden die Angaben in den Spalten erläutert, im Anschluss werden die Tabellen einzeln betrachtet, bevor danach die Partnerwörter miteinander verglichen werden.

Die erste Spalte zeigt die Nummerierung der Partnerwörter, deren Reihenfolge anhand des LLR-Werts (Spalte 2) bestimmt wird. In Spalte 3 sind die primären Partnerwörter dargestellt, dahinter die syntaktischen Muster, zuerst für die Form sowie Formvarianten von „OK“ und daneben für „OKAY“. Diese syntagmatischen Muster enthalten Textpassagen, auch Textcluster, in denen „die über den primären Partner hinausgehenden Beziehungen zu weiteren Wörtern [dargestellt sind]“ (Perkuhn et al. 2012, S. 121). Die syntagmatischen Muster stellen die an den KohäsionsrelationenFootnote 56 beteiligten Wörter dar. Der prozentuale Wert bezieht sich auf die Häufigkeit der angegebenen Reihenfolge. Lücken zwischen den Wörtern, „[…]“, illustrieren, dass kein Wort diese Lücke besonders häufig ausfüllt. Die Abstufungen des Grautons verweisen ebenfalls auf die Häufigkeit: je dunkler, je häufigerFootnote 57. Dies soll anhand des Beispiels 39 % Ok […] dann … ich zum ersten primären Partnerwort „dann“ aus Tabelle 8.1 verdeutlicht werden: In 39 % der Fälle steht „dann“ zwei Positionen nach „OK“, wobei spezifiziert wird, dass ein anderes Wort zwischen beiden Wörtern stehen kann, aber nicht muss. Auf Basis des blassen Grautons der Lücke „[…]“ kann erschlossen werden, dass ein Wort zwischen „OK“ und „dann“ auftreten kann, aber dies nicht sehr häufig der Fall ist. Im Anschluss ist wieder eine Lücke „…“ verzeichnet, in der ein weiterer Füller stehen könnte, bevor „ich“ in einem dunkleren Grauton anzeigt, dass es häufiger genau an dieser Stelle auftritt (vgl. Perkuhn et al. 2012, S. 122).

Vor diesem Hintergrund können die Tabellen mit den sprachspezifischen Kookkurrenzen interpretiert werden. Tabelle 8.1 zeigt die zehn primären Partnerwörter von OKAY im Deutschen. Die Liste führt „dann“ an, gefolgt von „ist“, „habe“, „jetzt“, „mal“, „hab“, „Ist“, „…“, „;-)“ und „habs“. Durch die Analyse von „okay“ kommen zu dieser Liste noch „finde“ und „hoffe“ dazu.

Die syntagmatischen Muster verdeutlichen, dass OKAY in Berichte über Prozesse bevorstehender bzw. bereits durchgeführter Handlungen eingebunden ist. Das zeigt sich an den Vorkommnissen der Adverbien „dann“ und „jetzt“ sowie der Wortgruppe „habs geändert“. Dass Die Beitragenden Interpretationshilfen zur Verfügung stellen, um die Bedeutung des von ihnen gebrauchten OKAYs deutlich zu machen, zeigen die Verbindungen von OKAY mit Auslassungspunkten und Emoticons, z. B. „;-)“. Durch die Kookkurrenzanalyse wird auch deutlich, dass syntaktisch integrierte OKAYs überdurchschnittlich häufig im Deutschen verwendet werden. Erkennbar wird dies an den primären Partnerwörtern „ist“ und „Ist“Footnote 58 und den syntagmatischen Mustern „Ist/ist okay“. Neben diesen prädikativen Verwendungsweisen sticht auch die adverbiale Verwendung in syntagmatischen Mustern wie „finde ich okay“ heraus. Die in der Kookkurrenzanalyse angezeigten Partnerwörter bzw. die Art und Weise, wie OKAY in den dargestellten syntagmatischen Mustern vorkommt, spiegelt sich auch im untersuchten deutschen Daten-Sample wider.

Die Liste der primären Partnerwörter im Englischen besteht aus „Ive“, „Ill“, „thats“, „lets“, „but“, „with“, „me“, „thanks“, „its“ und „now“ (vgl. Tabelle 8.2). Durch die Analyse von „okay“ kommen zu dieser Liste noch „it“ „be“ und „is“ dazu. Hier zeigt sich im Vergleich zum Deutschen eine sehr ähnliche Berechnung primärer Partnerwörter. Auch im Englischen wird OKAY interaktiv und syntaktisch eingebunden verwendet. Die Häufigkeit prädikativer OKAY-Verwendungen wird durch syntagmatische Muster wie „that’s okay“ und „it’s okay“ deutlich. Die angesprochenen elliptischen Verwendungsweisen „ok to me“ und „ok for me“ sind ebenfalls vertreten.

Das syntagmatische Muster „Ok, I’ll bite“Footnote 59 sticht aus der Liste heraus. „Ok, I’ll bite“ hat 0 Treffer im untersuchten Sample, was die Stelle von „bite“ als Erstposition im syntagmatischen Muster von „Okay I’ll“ nicht weniger interessant macht. Die Berechnung solcher Muster ist maßgeblich abhängig von den Berechnungen der statistischen Auffälligkeit. Perkuhn et al. (2012) halten fest, dass „im Fall fester, etwa idiomatischer Prägungen die längeren Partnerwortfolgen fast alle kürzeren [Partnerwortfolgen] dominieren“ (Perkuhn et al. 2012, S. 123). So ist dies ebenfalls bei „Okay I’ll“ der Fall: Die idiomatische Wendung „Ok, I’ll bite“ tritt in dieser festen Form so häufig auf, dass „bite“ alle anderen Verben verdrängt, wie beispielsweise „edit“, „delete“, „change“, die man im Zusammenhang mit den Bearbeitungsvorgängen in Wikipedia erwarten würde. Die übrigen primären Partnerwörter bzw. syntagmatischen Muster konnten auch im analysierten englischen Daten-Sample identifiziert werden.

Die Liste der primären Partnerwörter im Französischen besteht aus „pour“, „cest“, „jai“, „mais“, „merci“, „moi“, „ca“, „larticle“, „pas“ und „vais“, vgl. Tabelle 8.3. Durch die Analyse von „okay“ kommen zu dieser Liste noch „javais“ „jaurais“ und „Bon“ dazu.

Im Vergleich zum Deutschen und Englischen fällt auf, dass die Verwendung von OKAY als syntaktische Einheit im Französischen auch aus statistischer Sicht nicht signifikant erscheint. In nur einem syntagmatischen Muster, und innerhalb dessen in lediglich 11 % der Textcluster, findet sich bei der Verbindung zum primären Partnerwort „c’est“ das Muster „c’est ok“, was „ok“ als Teil des Prädikats in die Syntax eingebunden darstellt. Weiterhin ist auffällig, dass im Französischen die Negationspartikel „pas“ vorkommt. Die Variante „OK/pas OK“ erinnert dabei direkt an die noch kürzere Form „OK/KO“. Am syntagmatischen Muster 33 % pas […] OK – Sources wird aufgrund der Einfärbung von „Sources“ deutlich, dass „Sources“ in 40–69 % auf „pas OK“ folgend in einer Art Auflistung, sicherlich mit weiteren Artikelteilen, die als „pas OK“ klassifiziert werden, auftritt.

Wie erwartet führt „pour“ die Liste der primären Partnerwörter im Französischen an. „[…]“ zeigt an, dass ein Füller zwischen „OK“ und „pour“ auftreten kann, aber nicht muss. In der untersuchten Stichprobe gab es wenige Belege, bei denen ein Wort zwischen „OK“ und „pour“ verschriftlicht wurde; meist handelt es sich um „merci“, z. B. in Sätzen wie „ok merci pour …“. Die hellgraue Einfärbung der Klammer (vgl. Tabelle 8.3) bestätigt dies: So kann zwar ein Wort in der Lücke zwischen „OK“ und „pour“ vorkommen, dies ist jedoch nicht sehr häufig der Fall.

In Verbindung mit „ok pour“ wird „moi“ überdurchschnittlich häufig der Konstruktion angeschlossen. Die Häufigkeit dieses Musters spiegelt sich deutlich in den untersuchten Daten wider. Um nachzuprüfen, inwieweit OKAY als primäres Partnerwort von „pour“ auftritt und ob es eventuell noch weitere syntagmatische Muster gibt, wurde eine weitere Kookkurrenzanalyse durchgeführt.

148

14967

1198914

149

−1

−1

OK

93 % OK […] pour

Aus dem kleinen Ausschnitt der Kookkurrenzliste lässt sich ablesen, dass OK den Rang 148 der primären Partnerwörter von „pour“ belegt. Im syntagmatischen Muster kommt es in der Verbindung „OK […] pour“ am häufigsten vor.

Auf Rang 1 der Kookkurrenzliste von „pour“ ist das Nomen „exception“ aufgeführt. Bei genauerer Recherche fällt auf, dass es sich um Textbausteine einer Vorlage handelt, die immer – in diesem Fall in Löschdiskussionen – eingefügt wird, sobald die Löschung eines Artikels diskutiert wird. Teil dieser Vorlage ist der Textbaustein „Bewertungen, die bei Abstimmung nicht zählen“Footnote 60, in denen sich auch die Formulierung mit „pour“ und „exception“ findetFootnote 61.

Die Kookkurrenzanalysen haben gezeigt, dass OKAY im Deutschen und Englischen im Kontext semantisch ähnlicher Wörter auftritt. Im Französischen wird es lockerer den Beiträgen voran- bzw. nachgestellt. Die Einbindung in die syntagmatischen Muster zeigt ein ähnliches Bild, was z. B. an der stichpunktartigen „pas ok-Sources“-Auflistung deutlich wurde. In Bezug auf elliptische Konstruktionen lässt sich festhalten, dass sie in Kombination mit OKAY von Diskussionsteilnehmenden in allen drei Sprachen verwendet werden, insbesondere dann, wenn lediglich die Akzeptanz bzw. Zustimmung in Bezug auf einen genannten Aspekt dargestellt werden soll. So können elliptische Konstruktionen zu Beginn eines Beitrags verwendet werden, um die präferierte Handlung der Zustimmung schnell und effizient auszudrücken.

Was die Häufigkeit der elliptischen Konstruktionen betrifft, so sind sie besonders im Französischen zahlreich belegt. Dort tritt in erster Linie die Kombination von OKAY mit „pour“ signifikant häufig auf.

Die Analyse der OKAY-Verwendungsweisen zeigt ein vielschichtiges und funktional ausgeprägtes Bild von OKAY. Wie sich das final auf die kategoriale schematische Übersicht aus Abbildung 3.15 übertragen lassen kann, wird im nächsten Kapitel beschrieben.

In Bezug auf die Zusammenhänge zwischen Form und Funktion einerseits und Position und Funktion andererseits kann festgehalten werden, dass es beide in den untersuchten Daten-Samples nicht gibt. Die analysierten und kategorisierten Datensets zeigen keine Eindeutigkeit in Bezug auf Form-Funktions- bzw. Position-Funktions-Zusammenhänge. Wenn die Position auf die Funktion deuten würde, gäbe es bei der funktionalen Verteilung von OKAY zwischen den Sprachen viele Überschneidungen. Dies lässt sich in den kategorisierten Funktionen nicht wiederfinden, vgl. Tabelle 8.5. Es gibt durchaus Positionen, z. B. mittiges OKAY, bei denen sich vermuten lässt, dass OKAY in diesen Fällen häufiger syntaktisch als interaktiv verwendet wird. Auch können final verwendete OKAYs ein Indiz dafür sein, dass es sich um OKAY in der Funktion eines Rückversicherungssignals handelt. Dennoch sind solche Zusammenhänge nicht aussagekräftig und lassen keine Generalisierung zu.

Selbiges gilt für Form und Funktion. Die vorgestellten Beispiele zeigen, dass OKAY vielfältig und kreativ in verschiedensten Formvarianten verwendet wird. Hier einen Zusammenhang zwischen Form und Funktion herzustellen ist gleichermaßen willkürlich wie bei Position und Funktion. Bei einem erneuten Blick auf die Beschreibung von OKAY im Englischen im Eintrag des Oxford-Wörterbuchs zeigt sich, dass für jede Funktion die Schreibweise „OK“ verwendet wurde, auch in der Beschreibung von OKAY als Verb (vgl. Oxford 2015, S. 1071). Vermutungen, dass beispielsweise die Schreibweisen „OK“ auf nominale und „okay“ eher auf prädikative OKAYs hindeuten, sind spekulativ und von den in dieser Arbeit durchgeführten Analysen nicht gestütztFootnote 62.

3 Ergebnisse der Untersuchung zu Funktion

Die im vorhergehenden Kapitel beschriebenen OKAY-Verwendungsweisen zeigen, dass die in Abbildung 3.15 präsentierte schematische Darstellung der OKAY-Kategorien erweitert werden muss. Im folgenden Abschnitt 8.3.1 wird diese Erweiterung präsentiert. Zusätzlich zeigen tabellarische Übersichten, wie sich die analysierten Belege auf die Kategorien verteilen. Im Anschluss daran werden in Abschnitt 8.3.2 die Berechnungen zur Interrater-Reliabilität vorgestellt.

3.1 Ergebniszusammenfassung

Tabelle 8.4 zeigt die absoluten und relativen Häufigkeiten von OKAY in allen Korpora, aus denen eine Stichprobe gezogen wurde.

Tabelle 8.4 Absolute und relative Häufigkeiten von OKAY in WP und FOLK-Daten
Abb. 8.8
figure 8

Relative Häufigkeiten in pMW von OKAY in den untersuchten WP-Sprachversionen

Abbildung 8.8 verbildlicht die in Tabelle 8.4 aufgeführten relativen Häufigkeiten zur durchgeführten Suchabfrage „ok oder okay oder o.k. oder okeh oder oki oder okey oder o. / + w0 k. oder oki / + w0 doki“Footnote 69. OKAY kommt am häufigsten in den englischen Wikipedia-Diskussionen vor, gefolgt von den deutschen und den französischen Wikipedia-Diskussionsseiten. Die relativen Häufigkeiten zu OKAY in den gesprochensprachlichen Daten finden sich in Tabelle 8.4. Die Größe der Grundgesamtheiten der gesprochensprachlichen Korpora weicht so stark von der Größe der schriftlichen Wikipedia-Korpora ab, dass eine Gegenüberstellung in einem Diagramm nicht sinnvoll wäre. Die Verteilung der einzelnen Kategorien innerhalb der analysierten Stichproben kann schon eher verglichen werden. In Tabelle 8.5 sind die analysierten OKAY-Beispiele den einzelnen Kategorien zusammenfassend zugeordnet.

Tabelle 8.5 Verteilung der funktionalen Kategorien über analysierte Stichproben

Tabelle 8.5 zeigt die Verteilung der funktionalen Kategorien über die analysierten Stichproben. Zunächst werden für WP-D-DE, WP-D-EN, WP-D-FR und FOLK-SA syntaktisch integrierte OKAY-Vorkommnisse dargestellt. Im unteren Teil der Tabelle sind die verschiedenen Kategorien von OKAY als IE präsentiert. Auch finden sich die Häufigkeitsangaben von OKAY in elliptischen Konstruktionen.

Tabelle 8.5 fasst die funktionalen OKAY-Verwendungen zusammen.

Im Folgenden werden einzelne Werte aus der Tabelle herausgegriffen und anhand von Diagrammen veranschaulicht.

Abb. 8.9
figure 9

Gegenüberstellung von OKAY als IE und SE in den untersuchten Stichproben

In Abbildung 8.9 ist die Verteilung von OKAY als SE einerseits und OKAY als IE andererseits über die vier analysierten Stichproben dargestellt. Die Kategorie der elliptischen Konstruktion wurde hier den interaktiven Einheiten zugeordnetFootnote 72. Dadurch ergibt sich ein spannendes Bild. Die deutschen und englischen OKAY-Belege stehen in einer Opposition mit den französischen und gesprochensprachlichen, deutschen OKAY-Belegen. Dies würde bedeuten, dass die französischen OKAY-Belege den gesprochensprachlichen Belegen, was ihre funktionale Bestimmung betrifft, ähnlicher zu sein scheinen als den anderen schriftlichen OKAY-Belegen.

Abb. 8.10
figure 10

Verteilung von OKAY über die Kategorien IE, SE und elliptische Konstruktionen

Wird in der Abbildung 8.10 die Kategorie der elliptischen Konstruktionen hinzugefügt, so wird deutlich, dass französische OKAYs funktional anders eingesetzt werden als die deutschen und englischen OKAYs sowie die gesprochensprachlichen OKAYs. Die vorhandene Überschneidung zwischen gesprochensprachlichen OKAYs und französischen OKAYs ist der Tatsache geschuldet, dass OKAY auch im Französischen weniger häufig in die syntaktische Struktur integriert wird und somit die Nutzung interaktiv verwendeter OKAYs den Vorrang erhält.

Dies spiegelt auch der dunkelgraue Anteil, OKAY als SE, im Diagramm (Abb. 8.10) wider. Am ausgeprägtesten wird OKAY in den englischen Daten syntaktisch integriert, gefolgt von den deutschen Daten. Im Deutschen und Englischen sind die wenigsten elliptischen OKAY-Konstruktionen verzeichnet.

In FOLK-SA sowie FOLK-S21 wird OKAY in vielen Gesprächskontexten ähnlich, hauptsächlich als IE, verwendet: bei gemeinschaftlichen Spieleabenden, beim Vorlesen von Protokollen und Texten, beim Planen von Reisen, in Prüfungssituationen, bei Maptask-Aufgaben, in Bewerbungsgesprächen und Fragebogen-Interviews. In all diesen Gesprächssettings navigieren die Sprecher:innen mit OKAY zwischen einzelnen Themen bzw. leiten Themen, Sequenzen, Gedanken ein und zu ihnen über. Sie nutzen OKAY, um ihrem Gegenüber zu signalisieren, dass dieser mit seinen Ausführungen fortfahren kann. Die in Abbildung 8.11 dargestellten Gesprächs-OKAYs zeigen sowohl Parallelen als auch Unterschiede zu den analysierten WP-OKAYs.

Diese Unterschiede werden auch in Abbildung 8.11 deutlich.

Abb. 8.11
figure 11

Gegenüberstellung der Kategorien „Prädikativ“ und „Reaktiv“ in den untersuchten Stichproben

Abbildung 8.11 zeigt eine Gegenüberstellung der häufigsten Kategorie von IE-OKAY mit der häufigsten Kategorie der SE-OKAY. Die Vermutung, dass OKAY im Französischen weniger syntaktisch integriert wird, spiegelt sich auch in dieser Abbildung wider. Prädikative OKAYs finden sich am häufigsten in Englisch, gefolgt von Deutsch, Französisch und den gesprochensprachlichen Daten. Bei reaktiven OKAYs wiederum zeigt sich fast das genau entgegengesetzte Bild: Sie kommen am häufigsten in gesprochensprachlichen Daten vor, gefolgt von den deutschen, französischen und englischen Wikipedia-Daten.

Die Differenz zwischen prädikativen OKAYs und OKAY als Reaktiv stellt sich besonders deutlich in den gesprochensprachlichen Daten und den französischen Wikipedia-Daten heraus. Im Englischen findet sich hingegen eine ausgeglichenere Verteilung zwischen diesen beiden Kategorien. Bei einem Vergleich der drei Sprachversionen von Wikipedia zeigt sich eine funktionale Nähe der deutschen und englischen OKAY-Verwendungsweisen. OKAY wird in diesen beiden Sprachversionen ähnlich funktional von den Beitragenden eingesetzt.

Das Französische wiederum scheint dem gegenüberzustehen. Ein Grund hierfür könnte die Einstellung gegenüber Anglizismen in den Sprachkulturen der einzelnen Länder sein. Anglizismen werden in die deutsche Syntax recht unproblematisch integriert. Sie werden nach deutschen Regeln flektiert und bieten dementsprechend den Sprecher:innen ein hohes funktionales Einsatzpotenzial.

Institutionen wie L’Académie françaiseFootnote 73 oder Projekte, die spezielle monolinguale Terminologiedatenbanken aufbauen, wie FranceTermeFootnote 74, beeinflussen die Integration von englischen Wörtern in die französische Syntax dahingehend, dass sie vermieden werden sollte.

Abb. 8.12
figure 12

Überblick über die Kategorie „(Re-)Fokussierung/Strukturierung“ in den untersuchten Stichproben

Bevor die in den qualitativen Analysen herausgestellten Kategorien definitorisch erläutert werden, soll die Verteilung der Kategorie „(Re-)Fokussierung/Strukturierung“ über die drei Sprachen vorgestellt werden (vgl. Abb. 8.12). In allen drei Sprachen lassen sich OKAY-Gebrauchsweisen herausstellen, die sich von der Art und Weise, wie sie in den WP-DBs vorkommen, von „klassischen“ OKAYs als SE bzw. als IE, die in den Abschnitten 2.12.3 beschrieben sind, unterscheiden, und dementsprechend den in Abb. 8.12 dargestellten Kategorien zugeordnet wurden.

Die im Diagramm als „Kooperation & Konsens“ benannten Belege bezeichnen OKAYs, in denen Die Beitragenden federführend und in Eigeninitiative (fehlende) Informationen vervollständigen im Sinne von „ich füge die besprochenen Artikelbausteine jetzt zusammen“ bzw. „ich recherchiere Antworten für uns alle“. Damit zeigen sie anderen Beitragenden, dass ein Vorleisten von Handlungen für sie nicht ungewöhnlich ist, wenn es das Gemeinschaftsziel unterstützt.

Auch können hier Verallgemeinerungen im Sinne von Bemerkungen wie „Thema/Konzept XY ist komplex“, in der Bedeutung von „es ist unmöglich, alles über Thema/Konzept XY zu wissen“, und die Verwendung von Personalpronomen in der 1. Person Plural eine „wir“- vs. „das Problem“- anstelle einer „ich“- vs. „du“-Mentalität intensivieren. Den Belegen in dieser Kategorie ist gemein, dass sie nicht durch spezifische Muster ausgedrückt werden, sondern dass sie in vielfältiger Form von den Beitragenden verwendet werden, um das Fortschreiten des Gemeinschaftsprojekts Wikipedia zu fördern.

In dieser Verwendung tritt es im Deutschen und Englischen, nicht aber im Französischen auf, vgl. Abb. 8.12.

Französische OKAY-Belege sind dementsprechend entweder konzessive OKAY-Belege oder OKAY-Belege in oppositiven Relationsmustern.

Konzessive OKAYs sind ebenfalls unter dem Dach der Kooperationsbereitschaft einzuordnen. Sie fokussieren den Aspekt, dass den Beitragenden sehr wohl bekannt ist, dass bei der Bearbeitung eines Problems mehrere Lösungsoptionen vorliegen können. Die Beitragenden sind sich möglicher Einschränkungen ihrer Aussagen bewusst und stellen dies explizit im konzessiven Teil durch Relativierung ihrer zuvor beschriebenen Anmerkung heraus. Konzessive OKAYs kommen am häufigsten in den englischen Daten vor, gefolgt von Französisch und Deutsch.

Bei OKAY in oppositiven Relationen handelt es sich um OKAYs in „Zustimmung (= „OKAY“)-Nicht-Zustimmung(= „aber“)-Mustern, die darauf basieren, den eigenen Standpunkt durchsetzen zu wollen. OKAY in dieser Verwendung kommt am häufigsten im Deutschen vor, gefolgt von den englischen und französischen DatenFootnote 75.

Zusammenfassend lassen sich die dargestellten OKAY-Belegstellen aus dem vorhergehenden Abschnitt 8.2 folgendermaßen funktional einordnen (vgl. Tabelle 8.6):

Tabelle 8.6 Zuordnung der analysierten OKAY-Belegstellen in die funktionalen OKAY-KategorienFootnote

Alle in der Tabelle genannten Unterkategorien konnten in den drei WP-Stichproben identifiziert werden (von sprachspezifischen Einzelfällen wie „to okay“ im Englischen abgesehen). Leere Zeilen in der Spalte „Belegstellen-#“ bedeuten, dass die im Fließtext vorgestellten OKAY-Beispielbelege nicht der jeweiligen Kategeorie zugeordnet werden können. In den Gesamt-WP-Stichproben sind sie vertreten, vgl. Tabelle 8.5.  

Tabelle 8.6 listet OKAY-Belegstellen auf und zeigt, welchen einzelnen funktionalen Kategorien sie zugewiesen wurden. In Folgeausführungen wird auf einzelne Belegstellen beispielhaft zurückverwiesen. Tabellenfelder ohne Einträge sind funktional gleichrangig. Die fehlende Zuordnung von Belegstellen heißt nicht, dass die jeweilige Funktion weniger relevant ist, sondern sie decken sich in erster Linie mit den zu Beginn von Abschnitt 8.2 vorgestellten Beispiel-OKAYs.

Aus Tabelle 8.5 ergibt sich eine Erweiterung des in Abschnitt 3.5, Abb. 3.15, dargestellten Schaubilds, vgl. Abb. 8.13.

Abb. 8.13
figure 13

Schematische Darstellung der in dieser Arbeit postulierten OKAY-Funktionskategorien in WP und FOLK

Abbildung 8.13 zeigt diese schematische Darstellung der in dieser Arbeit analysierten OKAY-Funktionskategorien.

Die Übersicht besteht aus drei funktionalen Feldern. Auf der linken Seite stehen Funktionsweisen von OKAY im Funktionsfeld als syntaktische Einheit (SE). Dazu gehören OKAY als Kopf einer Nopf einer Nominalphrase sowie als prädikatives, adverbiales und attributives Adjektiv-OKAY.

Auf der rechten Seite stehen Funktionsweisen von OKAY im Funktionsfeld als interaktive Einheit (IE). Interaktiv wird OKAY eingesetzt als Reaktiv, als Responsiv, als Rückversicherungssignal, als Hörersignal inklusive weiterer gesprächsspezifischer Verwendungsweisen sowie als Strukturgeber an (Re-)Fokussierungsschnittstellen. In letzter Funktion ist OKAY gleichermaßen strukturgebend im Hinblick auf die gesamte Thread-Struktur einer WP-D (durch „Threadstrukturierung“ gekennzeichnet) als auch innerhalb eines einzelnen WP-Beitrags (durch „Binnenstrukturierung“ gekennzeichnet). In strukturgebenden Funktionsweisen lässt sich der Gebrauch von OKAY im Kontexten rekonstruieren, in denen das übergreifende Ziel der Gemeinschaftsarbeit in Wikipedia – nämlich deren Erweiterung durch den Ausbau der Artikelseiten – explizit im Fokus steht. Innerhalb dieser Kontexte kann OKAY in Muster oppositiver Relationen bzw. in Konzessivstrukturen eingebunden auftreten.

Das dargestellte dritte Feld beschreibt Sprachspezifika. Dieses Feld enthält OKAY-Funktionen, die auf sprachspezifischer Ebene betrachtet und somit im Vergleich der Sprachen zueinander untersucht werden. Dort enthaltene OKAY-Verwendungsweisen sind in den einzelnen Sprachen unterschiedlich stark gewichtet und damit häufiger bzw. weniger häufig vertreten.

Solche sprachspezifischen OKAY-Funktionen können interaktiv verwendet werden als auch syntaktisch integriert sein; deswegen überschneidet sich das Feld mit beiden anderen Funktionsfeldern. Im Schema ist dies auf der linken Seite beispielsweise durch to OKAY dargestellt, eingefügt in den Überschneidungsbereich von SE und Sprachspezifika, da es sich um eine englische OKAY-Form in der SE-Funktion „Verb“ handelt. Auf der rechten Seite steht KO/OK, eingefügt in den Überschneidungsbereich von IE und Sprachspezifika, da es sich um eine französische OKAY-Form in IE-Funktion, z. B. als Reaktiv oder Rückversicherungssignal gebraucht, handelt.

Außerdem lässt sich eine größere Gruppe von OKAY-Verwendungsweisen zur Kategorie „elliptische Konstruktionen“, dargestellt am Kopf des Feldes Sprachspezifika, zusammenfassen. Hierunter fallen alle OKAY-Beispiele, in denen OKAY in eine elliptische Struktur eingebaut wirdFootnote 78.

Das Feld der Sprachspezifika dient dazu, den sprachspezifischen OKAY-Gebrauchsweisen sowie der in Einzelfallbeispielen sichtbaren Kreativität der WP-Beitragenden Rechnung zu tragen.

Im Folgenden wird die Kategorie

  • (Re-)Fokussierung/Strukturierung mit der Unterkategorie

  • Kooperation & Konsens und deren Ausprägungen

    • Konzessiv-OKAY

    • oppositive Relation

sowie

  • elliptische Konstruktion

auf Basis der untersuchten Datensets beschrieben.

In der Kategorie „(Re-)Fokussierung/Strukturierung“Footnote 79 kommt die Doppelrolle von OKAY zum Tragen: Zum einen wird mit OKAY entweder der gesamte Thread (= „Threadstrukturierung“) bzw. das gesamte Posting (= „Binnenstrukturierung“) strukturiert, zum anderen wird aktiv ein Beitrag zum Interaktionsmanagement geleistet, der unter dem übergeordneten Konzept von Kooperation & Konsens in zwei Arten geteilt werden kann: OKAY in konzessiven Erweiterungen sowie in oppositiven Relationen.

Zunächst folgen einige Anmerkungen, die für beide Kategorien relevant sind. Nachbarschaftspaare (aus dem engl. adjaceny pairs) werden als grundlegende Einheit der Gesprächsstrukturierung definiert als „Sequenzen von zwei Äußerungen, die nebeneinanderstehen, von verschiedenen Sprechern produziert werden, als erster Teil und zweiter Teil geordnet sind, so typisiert sind, daß ein bestimmter erster Teil einen bestimmten zweiten Teil verlangt […]“ (Levinson 1990, S. 302). Prototyp für Nachbarschaftspaare sind Frage-Antwort-Sequenzen.

Weiterhin unterscheidet Levinson (1990) zwischen bevorzugten, also präferierten, und nicht-bevorzugten, also dispräferierten zweiten Teilen der PaareFootnote 80. So ist die Annahme (zweiter Teil des Nachbarschaftspaares) einer Bitte (erster Teil des Nachbarschaftspaares) präferiert. Die erwartete Antwort (zweiter Teil des Nachbarschaftspaares) auf eine Frage (erster Teil des Nachbarschaftspaares) wird bevorzugt (vgl. Levinson 1990, S. 334). Sacks (1987) spricht von einer Präferenz für Zustimmung und Kontinuität in Frage-Antwort-Nachbarschaftspaaren (vgl. Sacks 1987, S. 58). Präferierte zweite Redebeiträge sind unmarkiert, während dispräferierte zweite Redebeiträge markiert sind, d. h. mit weiteren Anmerkungen versehen werden, z. B. verzögernden, erklärenden oder wertschätzenden Komponenten (vgl. Levinson 1990, S. 331).

Die Relationen der zur Kategorie „(Re-)Fokussierung/Strukturierung“ geordneten OKAY-Belege zueinander zeigt Abbildung 8.14.

Abb. 8.14
figure 14

Schematische Darstellung der Kategorie „(Re-)Fokussierung/‌Strukturierung“ sowie Relationen der Subkategorien

OKAY in KooperationskontextenFootnote 81 bringt den für Gruppenprojekte essenziellen Faktor auf einen Punkt (vgl. Abb. 8.14): die Bereitschaft, ein gemeinsames Ziel zu verfolgen, hier: der Aufbau und die Erweiterung der Enzyklopädie Wikipedia.

Das Erreichen dieses Ziels geht über das unmittelbare Durchsetzen eigener Bedürfnisse hinaus. In Belegstellen, die Initiativeergreifen eines Beitragenden aufzeigen, vgl. Belegstellen 8.19 und 8.20, wird die individuelle Präferenz für Kontinuität in Frage-Antwort-Strukturen, indem das Einlösen des second-pair-Teils selbst ausgeführt wird; dies kommt allen Beteiligten zugute. Ein wechselseitiges Geben und Nehmen symbolisiert den Kern freiwilliger Beteiligung in unentgeltlichen Gemeinschaftsprojekten. Diese OKAY-Verwendungsweisen konnten für deutsche und englische Belege identifiziert werden.

Belegstellen mit langen Einräumungs- und Einlenkungseinschüben, wie es in den Beispielen zu konzessiven OKAYs, vgl. Belegstellen 8.228.24, verdeutlicht wurde, zeigen umsichtiges Denken der Beitragenden durch das Herausstellen eigener Fehlbarkeit. Gleichzeitig zeigen die Beitragenden geteiltes Wissen an, indem sie das Vorhandensein mehrerer Lösungsoptionen einräumen und damit anderen Beitragenden ihre Kooperationsbereitschaft verdeutlichen. Mit doppelten OKAY-Verwendungen in solchen Kontexten wird die Bedeutung um eine zusätzliche semantische Ebene im Sinne von „beruhigen wir uns, ich möchte keinen Streit“ erweitert. Konzessive OKAY-Verwendungen finden sich in allen drei untersuchten Sprachen.

Dass das Herausstellen von Anerkennung und Lob auch strategisch eingesetzt werden kann, um andere Diskussionsteilnehmende von der eigenen Position zu überzeugen, zeigt OKAY in oppositiver Relation: Verwendungen von OKAY im Muster OKAY-Fremdposition + ABERFootnote 82-Eigenposition bzw. Fremdposition-OKAY + ABER-Eigenposition (vgl. Abb. 8.15, p = Fremdposition, durch OKAY eingeleitet, dann folgt „aber“ und q = Eigenposition) können eingesetzt werden, um die eigene Position konfliktarm anderen Beitragenden zu verdeutlichen.

Couper-Kuhlen (2014) hat in ihrer Untersuchung zu Antwortsequenzen auf Vorschläge, Bitten und Aufforderungen in englischen Gesprächen herausgefunden, dass sich die Art und Weise, wie die Sprecher:innen beispielsweise auf Vorschläge reagieren, in den Anfangszügen ihrer Antwortsequenz überschneiden. Sie hält fest: „Formal overlaps are of course also open to exploitation and thus allow for strategic manipulation“ (Couper-Kuhlen 2014, S. 645). Dies bietet Spielraum, um andere von der eigenen Position zu überzeugen und erst im weiteren Verlauf deutlich zu machen, welches kommunikative Ziel eigentlich verfolgt wird.

Passend zu dieser Praktik wird in der GDS (1997) beschrieben: „Der Konjunktor aber dient der Fokusumlenkung. […] Durch die Fokusumlenkung auf das im zweiten Konjunkt Gesagte erhält dieses ein besonderes Gewicht; es ist das, was der Sprecher primär und nachdrücklich assertieren will“ (GDS 1997, S. 2403).

Abb. 8.15
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(Quelle: GDS 1997, S. 2404/2406)

Veranschaulichung der oppositiven OKAY-ABER-Muster anhand der Beschreibungen zum Konjunktor „aber“ in der GDS.

Das bei der Übermittlung einer Meinungsdifferenz unvermeidbare Auslösen einer dispräferierten Handlung wird durch die zusätzliche Markierung, hier im Aufgreifen der Position des Gegenübers im OKAY-Fremdposition-Teil, abgeschwächt, bevor im oppositiven ABER-Eigenposition-Teil eine Fokusumlenkung stattfindet und die eigene Meinung kundgetan wird. Auch dieses Muster ist in allen drei Sprachen belegt.

Dass die Kategorien auf verwandter handlungssituativer Ebene liegen, zeigt auch die Zuordnung in das Spannungsfeld der Höflichkeitsstrategien von Brown und Levinson (1987). Ganz allgemein können die gerade beschriebenen OKAY-Verwendungsweisen der positive-politeness-Strategie zugeordnet werden, genauer den Unterstrategien „claim common ground“ – „claim in-group membership“ bzw. „convey that S and H are cooperators“ – „claim reciprocity“ (Brown/Levinson 1987, S. 102).

Insbesondere in Letzterer, „claim reciprocity“, wird gezeigt, dass ein Beitrag im Sinne von „ich füge die besprochenen Artikelbausteine jetzt zusammen“ bzw. „ich recherchiere Antworten für uns alle“ anderen Beitragenden zeigt, dass ein Vorleisten von Handlungen nichts Ungewöhnliches istFootnote 83. Auch können hier Verallgemeinerungen im Sinne von Bemerkungen wie „Thema/Konzept XY ist komplex“, in Bedeutung von „es ist unmöglich, alles über Thema/Konzept XY zu wissen“ und die Verwendung von Personalpronomen in der 1. Person Plural eine „wir“ gegen „das Problem“ anstelle von „du“ gegen „ich“-Mentalität intensivieren, vgl. Belegstellen 8.11, 8.13 und 8.18.

OKAY in konzessiven Gebrauchsweisen kann der Unterstrategie „claim common ground“ – „claim common knowledge“ zugeordnet werden (vgl. Brown/Levinson 1987, S. 102). Durch konzessives OKAY zeigen Die Beitragenden an, dass es bei der Bearbeitung eines Problems mehr als eine Lösungsstrategie geben kann. Sie sind sich möglicher Einschränkungen ihrer Aussagen bewusst, stellen dies explizit im konzessiven Teil durch Relativierung ihrer zuvor beschriebenen Anmerkung heraus und zeigen damit dem Gegenüber auf, dass es mehr Gemeinsamkeiten als Unterschiede gibt. Konzessive OKAYs finden sich mittig in WP-Beiträgen aller untersuchten Sprachen integriert. Wenn sie als längere Einschübe konzeptualisiert werden, setzen einige WP-Beitragende diese auch formal vom Rest des Beitrags ab, z. B. durch Schreibung in Klammern „(ok…)“ oder zwischen Gedankenstrichen, „– ok… –“.

OKAY in oppositiver Relation kann ebenfalls Brown und Levinsons Strategie der positive politeness zugeordnet werden, da die Beitragenden zusätzliche Anstrengungen unternehmen, das positive faceFootnote 84 der anderen Beitragenden zu wahren, indem deren geleistete Arbeit wertgeschätzt und die Gemeinsamkeit von Auffassungen hervorgehoben wird. „Positive politeness is redress directed to the addressee’s positive face. Positive face includes the desire to be ratified, understood, approved of, liked or admired“ (Brown/Levinson 1987, S. 62/102). OKAY in oppositiver Relation löst nach Brown und Levinson (1987) zwangsläufig einen FTA aus, da die eigene Position gegen die des Gegenübers durchgesetzt werden soll. Wenn der FTA somit nicht vermeidbar ist, sollte er durch eine Höflichkeitsstrategie abgeschwächt werden.

Das Muster OKAY-Fremdposition + ABER-Eigenposition bzw. Fremdposition-OKAY + ABER-Eigenposition kann den Unterstrategien „claim common ground– „claim common attitudes and opinions“ zugeordnet werden (vgl. Brown/Levinson 1987, S. 102). Dies kommt im OKAY-Fremdposition-Teil dadurch zum Tragen, dass Meinungen und Anmerkungen des Gegenübers aufgegriffen und neutral (bis positiv) bewertet werden, bevor die dispräferierte Handlung der Nicht-Zustimmung in dem durch „aber“ eingeleiteten Eigenposition-Teil realisiert wird.

OKAY in Verwendungsweisen der konzessiven und oppositiven Relationsmuster konnte in den untersuchten gesprochensprachlichen Stichproben nicht identifiziert werdenFootnote 85.

Abschließend soll die Kategorie der elliptischen Konstruktion beschrieben werden. Unter Ellipse wird in dieser Arbeit eine „selbstständige Einheit, in der das Prädikat, Teile des Prädikats oder einzelne vom Vollverb geforderte Satzglieder nicht vorhanden sind“, verstanden. Die fehlenden Elemente können aus „Kontext, der Situation oder dem Weltwissen ergänzt werden“Footnote 86.

In der IDS-Grammatik zählt die Ellipse zu den kommunikativen Minimaleinheiten. Diese Gruppe macht gemeinsam mit den interaktiven Einheiten die Kategorie der selbstständigen Einheiten aus (vgl. IDS-Grammatik 1997, S. 92). Darüber hinaus werden in der IDS-Grammatik vier Ellipsen-Typen unterschieden: die situative Ellipse, die empraktische Ellipse, die phatische Ellipse und die Struktur-Ellipse (vgl. IDS-Grammatik 1997, S. 409). Für die vorliegende Arbeit sind Beschreibungen der Struktur-Ellipse am ehesten auf die Datensets übertragbar. Bei dieser entfallen „grammatische Konstruktionselemente“, d. h. „Elemente der Strukturwortarten, wie z. B. Determinativ, Hilfsverb oder Kopulaverb“ (IDS-Grammatik 1997, S. 434 f.)Footnote 87. Die „äußerst resistenten – Präposition[en]“ entfallen in Struktur-Ellipsen nur sehr selten (IDS-Grammatik 1997, S. 437). Als Beispiele finden sich in der IDS-Grammatik „Präsident nicht gescheitert“, „Mit Blei gezahlt“ oder „Umzugsprämie für Beamte“.

Beispiele dieser Kategorie könnten so z. B. mit dem Kopulaverb sein oder Vollverben ausgebaut werden zu:

„ok avec l’introduction“ → „je suis ok avec l’introduction“

„sources pas ok“ → „les sources ne sont pas ok“

„sprachlich absolut ok“ → „das ist/klingt sprachlich absolut ok“

„Einleitung, Aufbau, Gliederung, Quellenlage: okay“ → „Einleitung, Aufbau, Gliederung und Quellenlage sind okay“

„ok to me“ → „that is/sounds ok to me“

Der Fokus bei der Kategorisierung der vorliegenden Datenbeispiele als (Struktur-)Ellipse liegt in der gemeinsamen Eigenschaft, dass sie ohne Strukturwörter auskommen und durch ihren unmittelbaren Kontext erschließbar sind. Sie werden in der vorliegenden Arbeit nicht als unvollständig oder fehlerhaft charakterisiert.

Die Reduzierung solcher Konstruktionen auf „sekundäre Verbalisierung[en] auf der Basis eines schon vorformulierten oder vorkonzipierten Textes“ (IDS-Grammatik 1997, S. 433) wird ebenfalls nicht vorgenommen. Grosz (1977) macht den wichtigen Zusatz, dass „although such a unit [i. e. an elliptical sentence fragment] is ill-formed by itself (in the traditional competence grammar sense), if the context in which it appears supplies the elided items, it is well-formed“ (Grosz 1977, S. 124). Eine vorrangig diskursive Funktion elliptischer OKAY-Verwendungsweisen ermöglicht gleichermaßen die Betrachtung als interaktive Einheit, z. B. in Belegstelle 8.45. In der vorliegenden Arbeit werden die elliptischen Konstruktionen als Einzelkategorie dargestellt – ein Anschluss an das Feld der interaktiven Einheiten sollte in Betracht gezogen und in Folgeuntersuchungen im Detail beleuchtet werden.

In Bezug auf die zu überprüfenden Hypothesen lässt sich zusammenschließend Folgendes festhalten. Der Anteil von OKAY als SE ist in den englischen und deutschen Wikipedia-Diskussionen höher als in den französischen Diskussionen. H3-1 wurde nicht falsifiziert, da die französischen IE-OKAYs im Vergleich der Sprachen zueinander in der Tat am wenigsten häufig belegt sind. H3-2, IE-OKAY als Reaktiv wird am häufigsten in mündlichen Gesprächen verwendet, wurde ebenfalls nicht falsifiziert. Die Kategorie der Reaktive ist in gesprochensprachlichen Daten eine zentrale OKAY-Funktion und dementsprechend häufig belegt. In H3-3 wurde überprüft, ob der Anteil von OKAY in der Kategorie „elliptische Konstruktionen“ in den französischen Wikipedia-Diskussionen höher als in den englischen und deutschen Wikipedia-Diskussionen ist. H3-3 wurde nicht falsifiziert. In Bezug auf H3-4, die Überprüfung des Anteils von OKAY als IE in oppositiven Relationsmustern in geschriebenen Wikipedia-Diskussionen einerseits und in mündlichen Gesprächen andererseits, kann festgehalten werden, dass in den vorliegenden Daten OKAY in oppositiven Relationsmustern häufiger in geschriebenen Wikipedia-Diskussionen als in mündlichen Gesprächen auftritt. H3-4 wurde somit ebenfalls nicht falsifiziert.

3.2 Ergebnisse der Interrater-Reliabilität zu Funktion

Das Übereinstimmungsmaß, dargestellt als Cohens Kappa (κ), das zwischen Rater A, Rater B und Rater C in Bezug auf die Kategorisierung der zehn Funktionskategorien in den deutschen, englischen und französischen WP-Daten berechnet wurde, lässt sich folgendermaßen festhalten, vgl. Tabelle 8.7:

Tabelle 8.7 Ermittelte Cohens κ-Werte für WP-D-DE, WP-D-EN und WP-D-FR (OKAY-Funktionen)Footnote

Die errechneten Werte der einzelnen Kategorien sind in Anhang A im elektronischen Zusatzmaterial in Tabellen abgebildet.

Da die Interrater-Reliabilität auf Basis der Wikipedia-Daten errechnet wird, sind keine gesprochensprachlichen Kategorien involviert. Auch wurde die Kategorie der „(Re)Fokussierung/Strukturierung“ und nicht deren Subkategorien bei der Berechnung von Cohens κ verwendet. Die Ermittlung des Übereinstimmungsmaßes nach Cohen ist am aussagekräftigsten, wenn die Kategorien gleichgewichtet sind; aus diesem Grund sind keine Subkategorien zulässig. Dies stellt für die vorliegende Arbeit keine Einschränkung dar, da die Ergebnisse eindeutig zeigen, dass die Kategorien raterunabhängig identifizierbar sind. Die zehn Kategorien schlüsseln sich folgendermaßen auf (vgl. auch Abb. A4–A6 im Anhang A im elektronischen Zusatzmaterial): A = prädikativ, B = attributiv, C = nominal, D = adverbial, E = verbial, F = Responsiv, G = Reaktiv, H = (Re)Fokussierung/Strukturierung, I = Rückversicherungssignal und J = elliptische Konstruktion.

Die in Abschnitt 5.5 beschriebene Interpretation erfolgt nach der Skala von Landis und Koch (1977), vgl. Abb. 5.12.

Tabelle 8.8 Ermittelte Cohens κ-Werte für WP-D-DE, WP-D-EN und WP-D-FR mit Angabe der Stärke der Übereinstimmung (OKAY-Funktionen)

Die Ergebnisse der Errechnung des Übereinstimmungsmaßes mithilfe von Cohens Kappa zeigen (vgl. Tabelle 8.8), dass sich die Funktionskategorien von OKAY in WP-Beiträgen unabhängig von den Ratern identifizieren lassen. Die Auswertungsobjektivität in Bezug auf die zugrundeliegenden Kategorien ist dementsprechend hoch. Ähnlich zu den errechneten Übereinstimmungsmaßen der OKAY-Positionen ist bei den OKAY-Funktionen die höchste Übereinstimmung zwischen den Ratern der englischen OKAY-Belege, gefolgt von den Ratern der deutschen und französischen OKAY-Belege erkennbar. Die Ratings machen deutlich, dass die vorliegenden Kategorien unabhängig identifiziert werden können. Die einzelnen OKAY-Funktionen können dementsprechend voneinander abgegrenzt werden. Im Annotationsprozess würden sich, wenn die hier annotierten Daten beispielsweise in eine Korpus-Infrastruktur überführt werden sollten, folgende Schritte anschließen: Die Kappa-Werte zeigen an, in welcher Sprache bzw. bei welchen kategorialen Paarungen im Annotationsprozess auf Herausforderungen gestoßen wurde. Diese Paarungen werden mit allen Ratern besprochen. Unter Einbezug der Meinungen aller entscheidet der Master-Rater, welche Kategorie zugeordnet wird oder ob eine grundlegende Anpassung der ausgezeichneten Kategorisierungen in Betracht gezogen werden sollte. Diese Schritte sind essenziell auf dem Weg zu einer Goldstandard-Annotation (im Englischen wird dieser Prozess als adjudication, das „finale Entscheiden“, bezeichnet, vgl. Pustejovsky/Stubbs 2014, S. 134 f.). Für die vorliegende Arbeit ist das erzielte Übereinstimmungsmaß für die französischen Daten zufriedenstellend. Für Anschlussarbeiten zu den Ergebnissen dieser Arbeit kann anhand eines größeren WP-Datensatzes und/oder eines Datensatzes anderer internetbasierter Kommunikationsformen die Neu-/Umbestimmung von Positionskategorien für französische OKAYs eine denkbare Fortführung darstellen.